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Gerd Rasquin - Oktober 2006, zuletzt bearbeitet im September
2017.
An der Westecke
Pagenfelderstraße/Horner Landstraße lag einst der "Kleine Pachthof",
auf dessem Arealrand von 1868‒1927 dieses schmucke Spritzenhaus stand.
Die Einwohner der
Ortsgemeinschaften waren jahrhundertelang auch Rettungs- und
Hilfsgemeinschaften. Alle beteiligten sich an den Lösch- und Rettungsarbeiten,
doch einst waren nur Feuerpatschen, Ledereimer, Leitern und große Feuerhaken
zum Einreißen von Wänden und Dächern vorhanden. Bei Ausbruch eines Feuers wurde
laut geschrien und somit Knechte, Mägde sowie Nachbarn alarmiert.
Feste
Spritzenmannschaften, ähnlich wie sie heute in den Freiwilligen Feuerwehren
bestehen, wurden in Hamburg erst 1728 gebildet. Hier gab es ab 1750 erstmals in
Deutschland auch ständig besetzte Feuerwachen. Die bezahlten Mannschaften waren
mit festen weißen Leinenkitteln uniformiert und wurden daher von den Hamburgern
"Wittkittel" genannt. Jeder dieser Feuerwehrmänner war verpflichtet,
eine Lampe, eine fünf Meter lange Leiter, eine Patsche (Besen mit einem Sack
überdeckt), einen Feuerhaken und zwei lederne Wassereimer bereit zu halten.
Außerdem wurden Hämmer, Bundäxte, Sägen und Brechstangen eingesetzt. Doch auch
die "Wittkittel" konnte nicht verhindern, dass im Mai 1842 zwei
Drittel des Hamburger Stadtkerns niederbrannten.
Für die Landherrenschaften war diese Katastrophe Anlass genug, sich über
einen geeigneten Brandschutz Gedanken zu machen. Am 20. Juni 1846 wurde die
"Verordnung in Ansehung der von den Dorfbewohnern bei Feuersbrünsten im
Geestgebiet zu leistenden Hülfe" bekannt gemacht. Diese regelte auch das
Strafmaß bei Nichterscheinen oder Verspätung. Verantwortlich für alles war stets
der Dorfvogt.
Mit Gesetzerlass vom 2. März 1868 wurde der neuen Behörde
"Deputation für das Feuerlöschwesen" auch die Oberaufsicht über die
Landgebiete übertragen. Noch im Sommer
errichtete man für Horn ein Spritzenhaus, dessen Handdruckspritze seit 1838 am
Bauerberg Nr. 75 untergebracht war, was die Lebenserinnerungen der
Hornerin Martha Decke beweisen, die dort geboren wurde und ihre Kindheit
verbrachte. Ihr Großvater Jacob Hermann Decke (30.3.1817–20.8.1894) soll seine
Pferde 56 Jahre lang für die Spritze gestellt haben und war oft selbst zu den
Brandorten gefahren.
In den folgenden
Jahrzehnten entwickelten sich zwar Technik und Leistungsfähigkeit, gegen
Großbrände nach Blitzeinschlag oder vorsätzliche Feuerlegung war man aber immer
noch machtlos. So auch in der Nacht vom 24. auf den 25. August 1909, als das
große Hofgebäude der Bauernfamilie Krogmann an der Horner Landstraße Nr. 110
niederbrannte. Das Reetdach dieses damals ältesten Horner Bauernhauses aus dem
Jahre 1663 stand beim Eintreffen der "Wittkittels" schon derart in
Flammen, dass nur die Tiere und benachbarte Baulichkeiten gerettet werden
konnten.
Nachdem das Horner Spritzenhaus für die später motorgetriebenen
Feuerwehrwagen zu klein war, ließ die Stadt Hamburg es vom 1. Mai 1922 bis zum
30. September 1927 vermieten. In einer öffentlichen Auktion am 29. April 1922
im Saal der Ausschreibungsabteilung am Großen Burstah Nr. 31 (Obergeschoss,
Zimmer 2) hatte Wilhelm Wiencken den Zuschlag erhalten, der hier eine
Autoreparatur und Fahrradwerkstatt nebst Schweißerei betrieb. Gleich nach
Ablauf des Mietvertrags ließ die Stadt das Haus abbrechen, um den ehemaligen
"Kleinen Pachthof" mit Großwohnhäusern neu gestalten zu können.
Gut erhaltenes Museumsstück einer Handdruckspritze
und die Feuerwehr des Rauhen Hauses im Jahre 1885.