Copyright:
Gerd Rasquin - Oktober 2005, aktualisiert im Oktober 2016
Gegenüber der Einmündung des Bauerbergs in die Horner Landstraße stand
bis zum Frühjahr 1930 dieser beliebte Gasthof. Bereits auf der Flurkarte von
1751 ist hier ein Gebäude eingezeichnet, bei dem es sich mit großer
Wahrscheinlichkeit um dasselbe handeln dürfte. Es besaß die sogenannte
Kruggerechtigkeit, eine vom Landherrn erteilte Konzession.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte das Grundstück
Peter van Spreckelsen, dem Hamburger Bürgermeister von 1538‒†1553. Nach
der Heirat seiner Tochter Elisabeth wurde es anno 1561 ihrem Ehemann Hinrich
van Tzeven zugeschrieben. Weitere Eigentümer folgten. Ende des 18. Jahrhunderts
erwarben die Oberalten Rudolph Amsinck und Claes Bartels das 2.500 qm große
Flurstück Nr. 157 für das Hospital zum Heiligen Geist, das es aber schon 1801
an Johann Nietz veräußerte. Grundeigentümer zwischen 1818 und 1839 war dann
Johann Ehlen, erster uns bekannter Wirt, der hier eine "Krügerei"
eröffnete. Erstmals 1837 vermerkte das Hamburger Adressbuch: "Ehlen, Joh. Gastwirthschaft, Horn,
Marschseite". Im Jahre 1839 übernahm Johann Hinrich Brandenburg
(†1847) die Wirtschaft und nannte sie "Zur alten Schenke". Im
Adressbuch stand anfangs: "Brandenburg,
Joh. Hinr. Wirthschaft, hinten in Horn", seit 1841 dann "Brandenburg, Joh. Hinr. Wirthschaft,
in Horn, dem Bauerberg gegenüber" und ab 1846 erstmals "an der Landstr. no 67". Bevor
er Wirt in Horn wurde, hatte er in Hamburg einen Fettwarenladen besessen.
Nachdem die Witwe noch ein Jahr hinter der Theke stand, übernahm 1848 Wilhelm
Michael Nieswandt das Lokal. Immer noch hieß es "Zur alten Schenke". Im
Jahre 1853 gab er es auf und zog nach Nr. 50, wo er fortan mit Holländerwaren
handelte. Neuer Wirt wurde Johann Heinrich Witt, der 1855 aber nach Nr. 34 zog
und lieber Spielkarten fabrizierte. Ihm folgten bis 1858 C.H. Stahmer (vorher
Wirt in Hamm an der Landstraße Nr. 72), bis 1873 J.F. Schüssler, bis 1875 C.A.
Cords und bis 1883 dann H.F.C. Hähnsen.
Erst von August Wrede wissen wir, dass er seine Gastwirtschaft
"Zur Felsenburg" nannte, anspielend auf das hier ausgeschenkte Bier
der Marke "Felsen-Bräu", seit 1872 hergestellt in der
"Berg-Brauerei Steinbek". Kein Wunder also, dass auch der
"Männergesangverein Felsenburg von 1890" im Clubraum gegründet wurde.
Zu den Übungsstunden traf man sich fortan jeden Montag im Saal, der etwa
hundert Personen Platz bot. Im Jahre 1898 kam mit August Günther ein neuer
Wirt, doch starb er bereits im Jahr darauf. Die Witwe blieb noch bis 1901, ihr
Nachfolger war dann Johannes H.C. Steffen.
Eine längere Ära begann im Frühjahr 1904 mit Paul Kottwitz. Er
führte die Felsenburg als "Club- und Gesellschaftshaus" weiter, war
auch Mitglied im "Horner Bürgerverein von 1877", der hier oft tagte.
Kottwitz war nicht neu im Geschäft, hatte schon seit 1894 eine Gastwirtschaft
an der Schellingstraße Nr. 66 betrieben. Der Grund seines Todes im Jahre 1914
ist bislang nicht bekannt, doch könnte er gleich Anfang des Krieges gefallen
sein. Die Ehefrau führte das beliebte Lokal weiter, musste aber am 29.3.1919
auch den Tod ihres am 24.10.1893 geboren ersten Sohns Paul beklagen, der an den
Folgen einer schweren Kriegsverletzung starb. Er war jahrelang Mitglied im
H.H.T. Im Jahre 1924 übergab Witwe Kottwitz ihr Lokal an Hans A. Roesler
(1880–1934) und zog an die Sievekingsallee Nr. 20, wo sie 1926 verstarb.
Als Roesler vom früher oder späterem Abbruch des Gebäudes wegen
Straßenverbreiterung erfuhr, gab er das Lokal im Frühling 1926 auf und übernahm
eins an der Straße Vorsetzen Nr. 17/18, wie sein 1911 geborenes einziges Kind
Margarethe im Jahre 2002 zu berichten wusste. Sein Nachfolger wurde Gustav
Fründ, der vorher einen Kolonialwarenladen an der Gotenstraße Nr. 45 besessen
hatte. Im Garten gab es schon seit vielen Jahren ein Holzgebäude mit zwei
Spellmann-Kegelbahnen, neben dem eine angeblich tausendjährige Eibe* stand. Nachdem sie in der zweiten
Märzwoche 1931 gefällt werden musste stellte sich jedoch heraus, dass sie wohl
doch nur 700 Jahre alt war. Fründ betrieb die Gastwirtschaft noch bis zum
Hausabbruch im Februar 1931 und eröffnete im September ein neues
"Gesellschaftshaus Felsenburg" an der Westecke Hertogestraße.
Hier an der Horner Landstraße Nr. 125 stand seit 1901 die Villa
des Kaufmanns Wilhelm Wiede, der am 8. Februar 1905 auch Gründungsmitglied des
"Hamburg-Horner Turnvereins" war und am 31. März zum 1. Vorsitzenden
gewählt wurde. Seit 1913 war die Villa dann von der Familie des Konsuls H.C.
Eduard Meyer bewohnt. Im Jahre 1929 kam die Immobilie in Staatsbesitz. Mit zwei
flachen Anbauten versehen, entstand 1931 das neue "Gesellschaftshaus
Felsenburg". In seinem Außenbereich endete im September 1935 der
Jubiläumsumzug des Turnvereins, dessen 30. Geburtstag man bis in die Nacht
feierte.
Am 28. Juli 1943 wurde das Gebäude bei einem Bombenangriff
zerstört, doch Fundamente und Ringmauern sowie die Kesselheizung blieben erhalten.
Das Erdgeschoss konnte bald darauf teilweise ausgebaut und im Frühjahr 1944
wieder bezogen werden. Anfang 1949 wollte C.H. Rohde die Ruine zu acht
Wohnungen nebst Arztpraxis ausbauen, doch sein Wiederaufbauvorschlag an die
Stadtplanungsabteilung wurde nicht verwirklicht. Im Gegenteil: Mit Verfügung
vom 21. Januar 1952 erklärte man die seinerzeit von Gustav Petersen genutzten
Kellerräume für unbewohnbar. Trotzdem lebten bis zum Abbruch noch zwei Mieter
in der Ruine. Im Januar 1961 beseitigte die Firma Röhrs alle Reste des einst
beliebten Gesellschaftshauses.