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Rasquin - Mai 2006, aktualisiert im Januar 2020.
Im Mai 1908 geht der Blick in westliche Richtung und zur Brücke der Güterumgehungsbahn,
wo der Stadtteil Hamm beginnt. Vor dem Bau der Brücke, also noch bis Anfang des
20. Jahrhunderts, gehörte links der Straßenmitte noch alles zu Hamm.
Beim Brücken- und Dammbau für die zukünftige Güterumgehungsbahn fand
man im Oktober 1900, fünf Meter unter der Erdoberfläche, mächtige Eichenstämme
des ehemaligen Waldes "Hamme". Einer hatte den stattlichen
Durchmesser von 1,2 Metern.
Die durch den Bahndamm abgeschnittene Ausmündung des Rückerswegs in die
Horner Landstraße musste seinerzeit um rund zwanzig Meter nach Westen verlegt
werden. Gleiches geschah mit dem "Weg Nr. 282", der sogenannten
"Hohlen Rönne", die man um etwa zwanzig Meter nach Osten verschob. Im
Rahmen dieser Baumaßnahmen musste nördlich der Landstraße auch eine Eiche von
4,5 Metern Umfang gefällt werden, doch glücklicherweise stellte sich später
heraus, dass der etwa 250 Jahre alte Baum schon hohl war und nur noch wenige
Wurzeln besaß.
Gleich rechts hinter der Milchkutsche führt die Rudolphstraße (vor dem
1. Oktober 1899 noch "Hohlerweg" genannt, seit 1929 "Beim Rauhen
Hause") den Geesthang hinauf bis zur Morahtstraße.
Die Straßenbahnen nach Horn wurden seit dem 13. April 1896 elektrisch
betrieben. Linie 22 fuhr hier allerdings nur vom 1. April 1908 bis zu 13.
Dezember 1910. Die zwischen dem Marktplatz Bahrenfeld und Horn verkehrende
Straßenbahn besaß einen blauen Stern in einem runden hellgrauen Feld, hellgraue
Schilder mit blauer Schrift und mattweiße Signallaternen.
Mit Gas aus Rothenburgsort versorgte Straßenlaternen gab es in Horn
seit 1864, doch das Foto zeigt bereits die 1900 aufgestellte zweite
Laternengeneration, "Hamburger Pfosten" genannt. Erst Ende der 1950er
Jahre verschwanden diese Modelle vollständig aus dem Stadtbild.
Aus dem Stadtteil Hamm kommend, sah man seit Ende 1889 dieses kleine
Eckgebäude mit der Hausnummer 9. Es besaß eine asymmetrische Grundfläche, war
links 15 Meter lang, vorn an der Horner Landstraße 13 Meter und an der Ostwand
10,5 Meter. Carl Wilhelm August Amelung (†1917), ein seit 1885 am
Bauerberg Nr. 30 wohnender Färber, hatte das Grundstück am 21. März 1889
erworben und das 9,5 Meter hohe Haus für 12.760 Mark errichten lassen. Im Juni
begannen die Erdarbeiten, am 12. Juli standen alle Kellermauern, am 9. August
war die erste Etage entstanden und am 1. Oktober das Dach. Dann wurden die
Mauern verputzt, im November begannen die Tischlerarbeiten und am 3. Dezember
war alles vollbracht. Gleich darauf konnte Amelung seine Gastwirtschaft
eröffnen, doch erst am 4. September 1891 war eine Hausnummer erteilt worden. Im
Jahre 1907 übernahm August Koopmann die Gastwirtschaft und nannte sie "Restaurant
zur Hornergrenze". Nachdem er 1912 verstorben war, wurde Bertha
Döscher neue Wirtin (†1942). Ihr Bruder Ernst konnte das Restaurant dann leider
nur noch kurze Zeit führen, denn am 28. Juli 1943 wurde alle Gebäude auf dem
Foto von Fliegerbomben getroffen und brannten aus.
Im ausgebauten Erdgeschoss gab es seit 1948 die Fischhandlung der Witwe
Henni Kröger, die aber Ende 1957 mit ihrem Geschäft an die Hammer Landstraße
Nr. 240 zog, weil Hinrich Wesselhöft, Grundeigentümer seit 1919, seine
Immobilie an den Hamburger Staat verkaufen wollte. Bald darauf wurden die
Ruinenreste beseitigt, das Areal jedoch nie mehr bebaut. Heute besteht es aus
einer Wiese, auf der mittig ein seinerzeit gepflanzter Laubbaum steht.