Copyright: Gerd Rasquin - Erstellt im Juni 2006, überarbeitet im
November 2013, ergänzt im November 2020.
Auf der Flurkarte von 1751
ist ein etwas straßenabseits gelegenes Landhaus eingezeichnet, das dem
"Spökenkiekerhaus" gegenüber mit der Nr. 172 entsprach. Anno 1826
gehörte es Johann Jacob Cord Bostelmann und vermutlich befand sich hier schon
seit Menschengedenken eine kleines Lokal, dem 1846 die
Hausnummer 14 erteilt worden war. Uns bekannter erster Wirt war von mindestens
1836–†1851 Johann Christian Michael Kiehn, doch der Name seines Lokals ist
nicht überliefert und auch nicht, was nach ihm geschah. Erst dem Adressbuch von
1860 entnehmen wir wieder einen Wirt, nämlich Johann Christian Nikolaus Kiehn,
der den Gasthof "Zur Rennbahn" nannte, vier Jahre nach den ersten
Pferderennen in Horn. 1863 war Theodor Frick neuer Gastwirt geworden, der auch
eine Wirtschaft am Messberg Nr. 38 besaß. Warum er 1864 beide Gastwirtschaften
aufgab ist nicht bekannt (er zog dann nach Nr. 22, wo er 1867 verstarb).
Noch im selben Jahr wurde
Johann William Hoops neuer Betreiber. 1869 setzte er den Zimmermann J.H.M. Keding aus Nr. 50
als Wirt ein, doch was geschah dann? Im Adressbuch von 1871 sind weder Keding,
noch Hoops, noch die Nr. 14 vermerkt. Vermutlich gab es auf Hoops Grundstück
bauliche Aktivitäten, denn das Adressbuch von 1872 vermerkt: "Hoops, J.W.,
Dintefabrik, Große Reichenstraße 4, Wohnung und Fabrik: Horn, Landstraße
14". Die Dintefabrik (Tintenfabrik) betrieb er hier bis ins Jahr 1875,
dann ließ er J.P.H. Matthies als Wirt arbeiten. Nachdem Hoops die Fabrik an der
Großen Reichenstraße an H. Battmer übergeben hatte, stand er seit 1876 wieder
in seinem Horner Gasthof "Zur Rennbahn" hinter der Theke. Seit 1877
vermietete Hoops auch Wohnräume, so an den Krämer Carl Friedrich Theodor
Schütt, die Witwe Wagner und von 1880–1882 an den Schutzmann Heinrich Krohn von
der Polizeiwache Nr. 27 nebenan.
Hoops gehörten auch die
Grundstücke samt Häusern auf östlicher Seite des Bauerberg
bis zum Ärar "Großer Pachthof". Als 1885 eines seiner Wohnhäuser
abbrannte, das direkt an den Gasthof grenzte, wurde auch der in Mitleidenschaft
gezogen. Wie groß die Schäden waren ist nicht überliefert, doch die
Versicherung muss wohl gut gezahlt haben, denn noch im selben Jahr ließ Hoops
die Areale neu bebauen und auch den Gasthof umgestalten. Der verandaähnliche
flache Vorbau stammt aus jener Zeit. Seitdem sieht alles so aus, wie von
Postkarten bekannt.
Nachdem der Kaiser
erstmals am 21. Juni 1903 zum Deutschen Galoppderby nach Horn gekommen war,
nannte der Wirt seinen 1885 errichteten großen Festsaal "Kaisersaal".
Selbstverständlich war Wilhelm II. hier aber nie zu Gast. Der kam immer schon
sehr früh um 8 Uhr mit dem Zug aus Berlin, stieg am Bahnhof Dammtor aus und
dinierte später an der Alten Rabenstraße Nr. 30 beim preußischen Gesandten. Um
15 Uhr fuhr er dann mit einer von vier Schimmeln gezogenen Kutsche über
Wandsbek zur Horner Rennbahn und verließ Hamburg noch am selben Abend auf seiner Yacht
"Hohenzollern".
Nachdem der alte Hoops
1904 verstorben war, gab Sohn William seine erst 1903 übernommene
Gastwirtschaft an der Eppendorfer Landstraße Nr. 6 auf und zog zurück nach
Horn. Nebst Saalbauarbeiten ließ er auch das Äußere so schön herrichten, dass
der "Gartenbau-Verein von Hamburg, Altona und Umgegend" die
Blumendekoration der Veranda im Sommer 1905 mit einem Ehrenpreis auszeichnete!
Im Clubraum des Gasthofs
hatten am Abend des 8. Februars 1905 zehn Herren den Hamburg-Horner Turnverein gegründet. Mehrere
Sitzungen fanden hier statt und zahlreiche Veranstaltungen im
"Kaisersaal". Die niedrige Bühne erlaubte beim Schauturnen am Reck allerdings
nur Riesenfelgen mit angewinkelten Beinen :-)
Am 24. April 1912 wurde bei Hoops auch der "Tennis-Verein von Horn und
Hamm" gegründet und Heinrich Johannes Emil zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Die Vereinsfarben sollten Blau-Gelb-Blau sein. Seit 1923 war Hoops das
Vereinslokal für den im selben Jahr gegründeten "Hamburg-Horner
Sport-Verein".
Im nördlichen Festsaal von Hoops
eröffneten am 2. Dezember 1932 die Derby-Lichtspiele, Horns erstes Kino! Es bot 420 Besuchern
Platz. Die Bühne war mit ihren acht Quadratmetern leider aber etwas zu klein
für einige der seinerzeit beliebten artistischen Darbietungen im Vorprogramm.
Eröffnet wurde an jenem Freitag mit dem im selben Jahr gedrehten
deutsch-österreichische Spielfilm "Sehnsucht 202". Kinobesitzer war
Fritz Rose. Leider aber wurden Kino und Gasthof Ende Juli 1943 durch Bomben
zerstört. Letzter Wirt war Oskar Hoops, der den Gasthof 1941 übernommen hatte.
Nach Beseitigung aller Trümmer ließ Hans Mauer, Bruder von Johannes
("Eisen-Mauer"), ein dreistöckiges Wohnhaus errichten, das im Herbst
1954 bezogen werden konnte. An der Ecke Bauerberg eröffnete er sein
Möbelgeschäft "Hans Mauer & Co.", in der Bevölkerung kurz
"Möbel-Mauer" genannt, und den Geschäftraum rechts daneben bezog
Oskar Hoops mit einem Lokal.
Postkarte mit Fotos vom
Sommer 1905