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Gerd Rasquin -
Oktober 2009, letztmalig
bearbeitet im Juli 2021.
Seminargebäude
der Deutschen Baptisten
Mit dem "Prediger-Seminar der Deutschen Baptisten" an
der Rennbahnstraße Nr. 115 verschwand mit der letzten Mauer am 26. September
2000 wieder ein Stück altes Horn. Doch schauen wir einmal zurück, sehr weit
zurück...
Die Straße hatte ihren Vorläufer in einem
wohl schon im 17. Jahrhundert angelegten Feldweg, der Mitte zweier
Entwässerungskanäle verlief. Im Dorf nannte man ihn "Weg nach
Wandsbeck", doch an Bedeutung gewann er erst seit 1855, nachdem die
"Horner Renncoppel" entstanden war. Erst 1865 Noch bis Mitte 1874 gab
es an der Rennbahnstraße noch kein einziges Haus.
Im Jahre 1887 erwarben die Baptisten ein
Horner Grundstück, das direkt an der Wandsbeker Grenze lag. Der amerikanische
Unternehmer John Rockefeller hatte ihnen hierfür 5.000 Dollar geschenkt. Auch
er war Baptist und galt seinerzeit als reichster Mensch der Welt. Schon am 6.
Juli 1887 war Grundsteinlegungsfeier, und am 6. September des folgenden Jahres
konnte das erste eigene Seminargebäude eingeweiht werden. Die Baukosten
betrugen 108.565 Mark und wurden halb durch die Bundes-Gemeinden, halb durch
Beihilfen aus Amerika gedeckt. Bis 1888 wurde in der Hamburger Baptistenkirche
an der Böhmkenstraße unterrichtet. Anfangs hieß die Einrichtung noch
"Missions- und Predigerschule". Erst ab 1898 bezeichnete man das
Gebäude in Horn als "Prediger-Seminar".
Schon Anfang des 20. Jahrhunderts
reichten die Räume nicht mehr aus und man entschloss sich, ein weiteres großes
Gebäude zu errichten. Markante Fassadenteile des 1915 fertiggestellten Hauses
waren eine Dachbodenfenster-Rosette mit zwei Putten und einem Eulenpärchen
sowie die goldbemalten Lettern.
Als man das Gebäude für die Trasse der
neuen Autobahn nach Lübeck abbrechen musste, wurde am 5. März 1936 die
Bleikassette der Grundsteinlegungsfeier vom 6. Juli 1887 freigelegt und
geöffnet. Die in ihr enthaltenen zwölf Dokumente wurden durch neue ergänzt.
Ersatz für das alte Seminargebäude
schafften drei rückseitig des zweiten Seminars errichtete große Häuser u.a. ein
Internat, bei dessen Schlusssteinfeier am 12. März 1936 man die Kassette links
des Eingangs in die Mauer einfügte. Alle Häuser konnten dann schon am 3.
September ihrer Bestimmung übergeben werden. Seminarleiter war seinerzeit
Studiendirektor Neuschäfer.
Im Krieg wurden alle Baulichkeiten schwer beschädigt. Zwar
brannte das Hauptgebäude an der Rennbahnstraße in den äußeren Bauteilen ab, die
Stahlbetondecken im mittleren Teil und sämtliche Kellerräume waren aber
erhalten geblieben. Nach viel Selbsthilfe erhielt man 1947 eine komplette
Dachkonstruktion und zugehörige Pfannen als Schenkung aus dem Rheinland. Schon
ein Jahr später wurde das Seminar wieder bezogen und bis zum Oktober 1997
genutzt.
Nach Abbruch aller Gebäude bebaute die Lebensmittelkette
"LIDL" das Grundstück dann mit einer Filiale.
Anfang September 2000 entstanden diese
letzten Aufnahmen.
25. September 2000, der Tag bevor auch
diese Gebäudereste fielen.