Copyright: Gerd Rasquin - Juni
2006 - Letztmalig umfangreich ergänzt im November 2016.
Im niedersächsischen
Landhausstil errichtetes Bauernhaus, dessen Wohnbereiche im rückseitigen Teil
lagen. "Von Peter Behrmann erbaut Anno 1775" war als
Balkeninschrift über dem Scheunentor, auch "Grootdör" oder
"Schündör" genannt, zu lesen. Sie führte auf die Diele mit den rechts
und links liegenden Viehkammern.
Auf dem Foto vom März 1928 steht vorn an der Straße eine der
zahlreichen öffentlichen Wasserentnahmestellen. Die Gaslaterne des Typs
"Hamburger Pfosten" wurde erst ab 1900 aufgestellt. Seit 1864 gab es
mit Gas aus Rothenburgsort versorgte etwas kleinere Exemplare, die aber
lichtschwächer waren.
Ein Aquarell von Hermann Haase aus dem
Jahre 1928 ist das einzige Bilddokument vom
Inneren des Hofgebäudes. Es zeigt den
Übergang von der Diele zum Wohnbereich.
Um 1912 geht der Blick, Höhe ehemaliger
Dorfschule, zum Bauerberg.
Winterbilder aus den 1930er Jahren.
Der schon 1762 im Zusammenhang mit dem
Hirtenkaten erwähnte Peter Behrmann war Vollhufner und bewirtschaftete den Hof
über Jahrzehnte, später zusammen mit Sohn Peter Heinrich, der 1826 als
Grundeigentümer ausgewiesen ist. Nach Peter Hinrich Behrmann übernahm sein Sohn
Heinrich Jacob (*1.5.1836) den Hof. Er stand noch 1878 im Adressbuch, doch der
Hof gehörte schon seit etwa 1870 Heinrich Paridom Behrmann (†1878), dann Bernhard
Heinrich Behrmann (†1904).
Immer wieder mussten das Strohdach ausgebessert
und Windlöcher repariert werden. Mehrere diesbezügliche Bauanzeigen aus den
1880er Jahren liegen heute im Horner Stadtteilhaus. In der Zeit vom 20. April
bis zum 4. Juni 1881 hatte die Wandsbeker Firma "Meier & Co."
einen massiven Viehstall für zwölf Kühe nebst Dampfkesselanlage zum
Futterkochen errichtet. Im Frühjahr 1888 wurde der Scheunenbereich des
Hofhauses zu einem Stall für zwölf weitere Pferde umgebaut; neun standen ja
bereits in der kleinen Scheune von 1826.
Für 1891 war die neue Hausnummer 53 erteilt
worden. Unweit des Hofgebäudes lag rückseitig ein kleiner Teich, vermutlich
beim Bau der ersten Schule 1658/59 als Wasservorrat für Brandfälle angelegt.
Hier konnten die Kinder im Winter auch herrlich rutschen und im Sommer
Kaulquappen und Wasserflöhe jagen. Bis Ende 1896 war er allen Kindern als
"Schulteich" ein Begriff. Nachdem aber die neue Warteschule am
Bauerberg Nr. 38 bezogen werden konnte, und das alte Schulhaus seit neun Jahren
eh nicht mehr als Schule gedient hatte, setzte sich immer mehr der Begriff
"Behrmann’s Teich" durch.
Nach dem Tod von Bernhard Heinrich
Behrmann im Jahre 1904 war seine Ehefrau Emma nun Hofeigentümerin (†1923). Am
14. Juli 1909 hatte sie bei der Baupolizei Sielanschlüsse für Nr. 53, 55 und 57
beantragt, im Herbst vom Baumeister Johannes Schwartau ausgeführt. Nach dem
Ersten Weltkrieg war es mit Landwirtschaft und Fuhrhaltung bergab gegangen.
Schließlich musste der gesamte Bestand versteigert werden. Im Mai 1933 befand
sich im rückseitigen Bereich des alten Strohdachhauses nur noch eine Wohnung
mit altdeutscher Herdnische. Im Juni war auf der Diele eine Küperwerkstelle
eingerichtet worden, die sich vorher in der kleinen Scheune rechts befand. Das
Haus wurde nicht mehr gepflegt und verfiel langsam. Als dann noch ein Sturm das
Strohdach zerstörte, ließ man es im Juni 1939 für 150 Mark abbrechen.
Nachdem Emma Behrmann verstorben war, kam der
Hof in den Besitz von Dr. med. Paul Robert Schwarze. Im Jahre 1927 ließ
er links vor dem alten Hofhaus für 1.300 Mark eine Autogarage errichten, die am
24. Oktober fertig wurde. Es war Horns erste Autogarage! Mit den Innenarbeiten
sollte es aber noch bis zum 5. März 1928 dauern, denn nach der
Schlussbesichtigung durch zwei Vertreter der Baupolizeibehörde am 26. Oktober
1927 fehlten noch Feuerlöscher, Behälter für ölige Putzlappen, ein Schutzgitter
an der Heizungswand, ein Hinweisschild für Rauchverbot sowie eine wirksame
Belüftung, Der "Kraftwagenraum" war 6,50 x 4 m groß, 2,60 m hoch und ruhte
auf 60 cm hohen Sockeln. Dr. Schwarze hatte sich schon im Frühjahr 1925 bei der
Baupolizei nach den Bestimmungen zum Unterstellen eines Elektromobils
erkundigt, doch letztlich für eine Opel-Limousine entschieden.
Was sonst noch vom Hofareal zu berichten wäre:
Vor 1808 war ein Wohnhaus errichtet worden,
dessen Hausnummer 15 erstmals die Dorfkarte von 1868 auswies, doch das
Hamburger Adressbuch erst 1874, nachdem die verwitwete Eigentümerin Johanna
Behrmann das Haus im Jahr zuvor an den Arbeiter F.A. Mangels vermietet hatte.
Der wohnte hier bis zum Hausabbruch im Sommer 1876. Zehn Meter weiter südlich
am Straßenrand errichtete die Baufirma Riebe ein neues Haus, das am 28.
November bezogen werden konnte. Es bestand aus einem Erdgeschoss nebst
Bodenkammern im Spitzdach und erhielt die Nr. 14a. Hauseigentümerin
Johanna Behrmann wohnte hier noch bis †1898. Nach ihr kam der Fuhrmann Theodor
Behrmann ins Haus und 1905 zogen auch noch die Fuhrleute Emil und H.F. Behrmann
ein. Im Frühjahr 1911 ließ Theodor eine Beschlagschmiede mit zehn Meter hohem
Schornstein errichten, die aber schon 1923 wegen Baufälligkeit abgebrochen
werden musste, wie Kupferschmied Burring aus Oststeinbek der Baupolizeibehörde
am 28. November meldete. Seit 1913 war der Fuhrmann Emil Behrmann Grundeigentümer.
Er nahm sich am 31.8.1923 das Leben, weil seine meisten Kunden zu spät zahlten.
In der Zeit der galoppierenden Inflation war das ruinös. Neuer Hausbewohner
wurde der Fuhrunternehmer Friedrich Rolfs.
Seit 1931 besaß das Haus die Adresse "Alter
Bauerberg 22" und war von Friedrich Finnern und rückseitig von Otto
Griem bewohnt. Bei einem der vielen Luftangriffe warf die Royal Air Force im
Sommer 1941 auch Bomben auf Horn. Eine beschädigte das Haus so sehr, dass es
anschließend unbewohnbar war. Zwar wäre Geflügelhändler Adolf Renken hier gern
eingezogen, doch Eigentümer Dr. Schwarze hatte schon Anerkennung auf
Totalschaden beantragt. Im Juni 1942 wurde das Haus dann abgebrochen.
Zum Hofareal gehörte auch noch ein Haus, das die
Horner "Weiße Villa" nannten. Dazu gibt's hier eine Geschichte unter https://hornertv.tripod.com/villa.htm