Hamburg-Horn,
Textchronik
Im
Herbst 1998 erstellt und ständig ergänzt, letztmalig am 12. Dezember 2024.
Nordelbien wurde gestaltet, als die Gletscher der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit)
auf der Linie Rahlstedt–Stemwarde–Grande zum Stehen kamen und
ihre mitgeführten Gesteins- und Sandmassen in Form bewegter Höhenzüge
ablagerten. Beim Abschmelzen vor 11.500 Jahren entstanden dann riesige
Sandflächen, die uns heute als Geest bekannt sind. Auch in Horn braucht man nur
einen Meter tief zu graben, um auf feinsten weißen Sand zu stoßen, wie er an
den Stränden der Ostsee zu finden ist. Beim Abwasserkanalbau im Jahre 2008 fand
man in 18 Metern Tiefe unter dem Sandkamp sogar Bernsteine, die aber wohl aus
der Saale-Eiszeit stammten, 300.000 bis 130.000 Jahre vor unserer Zeit.
Beerensammler und Jäger
könnten bereits zur mittleren Steinzeit unsere Landschaft durchstreift haben,
doch in Horn fand man bislang nicht einmal irgendetwas aus der frühen
nachchristlichen Zeit. Auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens und im
südlichen Schleswig-Holstein lebten jahrhundertelang Sachsen, ein
westgermanischer Volksstamm. Die Menschen im Raum um Alster und Bille wurden
Stormare genannt.
Nachdem dieses Gebiet anno 810 ins Fränkische Reich Karls des
Großen (747-0402–814-0128) eingegliedert worden war, entstand zur
Sicherung des eroberten Territoriums die Hammaburg. Mit der
Errichtung einer kleinen Holzkirche, im Jahre 831 zum
Bischofsitz unter Ansgar (801-0908–865-0203)
erhoben, begann die Christianisierung der noch dünn besiedelten heidnischen
Gebiete nördlich der Elbe. Hamburg sollte jedoch noch lange ein unbedeutender
Siedlungsort bleiben. Noch um 1100 lebten hier höchstens eintausend Menschen,
um 1300 auch nur etwa fünftausend.
Erst im
Jahre 1111, als Graf Adolph I. von Schauenburg (*vor 1280, †13.11.1130)
Holstein und Stormarn vom Sachsenherzog Lothar III. von Supplinburg (1075–1137)
als Lehen erhalten hatte, wurde eine wirtschaftliche Entwicklung spürbar, denn
die Schauenburger (ab etwa 1480 "Schaumburger" geschrieben) statteten
ihr Territorium bald systematisch mit Städten aus. Es waren schwere Zeiten, denn nach außen mussten Dänen und Slawen abgewehrt, nach
innen aber sollte eine echte Landesherrschaft aufgebaut werden. Schon Graf
Adolf II. (1128‒6.7.1164)
konnte die Schauenburger Herrschaft* in Holstein und Wagrien sicherstellen, gründete im Jahre 1143 Lübeck, Nachfolger Adolf
III. (1160‒3.1.1225) anno 1188 die Hamburger Neustadt.
*In der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts spalteten sich die Schauenburger in
verschiedene Linien auf, genannt nach den neugegründeten Städten. Es gab nun
die "Kieler", die "Itzehoer", die "Plöner", die
"Rendsburger" und die "Pinneberger" Linie. Begründer der
Kieler Linie war Johann I. (1229–20.4.1263),
dessen Söhne Adolf V. (1252–1308) und Johann II. (1253–1321) wurden seine
Nachfolger. Anfangs besaßen diese beiden Grafen-Brüder gemeinsam ein
zusammenhängendes Gebiet, das von der Elbe in der Kremper Marsch bis an die
Ostsee bei Lübeck und Kiel reichte und zahlreiche holsteinische, stormarnische
und wagrische Kirchspiele umfasste. Später kam noch der südöstliche Teil
Stormarns an der Bille hinzu. Nach einigen Jahren gemeinsamer Herrschaft
teilten sie anno 1273 jedoch das Gebiet. Hamm
und Horn gehörten nun zum Herrschaftsbereich Adolf V.
1247
In Zusammenhang mit Hamburg wurde erstmalig der Begriff
"Hospital zum Heiligen Geist" urkundlich erwähnt. Hierbei kümmerten
sich Klosterfrauen um Arme und Kranke. Das Gebäude befand sich vor der ältesten
westlichen Stadtmauer am Ende des Großen Burstah. Das Hospital sollte in den
folgenden Jahrhunderten auch in Horn von Bedeutung sein, allerdings nur im
Rahmen von Grundeigentum und Verpachtung.
1248
Seit diesem Jahr weist ein
"Stadterbebuch" Hamburger Grundbesitzer aus. Erster namentlich bekannter
Stadtnotar in der Zeit von 1236‒1269 war Jordan von
Boizenburg. Die Örtlichkeit Horn betreffend wurde aber bis 1527 nichts
vermerkt.
1255
Am 18.
März vereinbarten Hamburg und Lübeck
die Herausgabe einer gemeinsamen Währung und regelten deren Silbergehalt. Die
aufgrund dieser Münzkonvention entstandene lübisch-hamburgische Mark wurde in kurzer Zeit
zur gebräuchlichsten Währung im Einflussbereich der Hanse. Jede Mark gemünzten
Silbers war 192 Pfennige wert. Der Begriff "Mark" kennzeichnete
übrigens eine Gewichtseinheit für Edelmetalle.
Erstmalige Erwähnung der heutigen Hamburger Hauptkirche St.
Jacobi, anfangs nur eine kleine Kapelle, Anlaufstelle für Pilger auf ihrem Weg
zum Grab des Heiligen Jacobus im spanischen Santiago de Compostela. Erst mit
der Erweiterung der Stadtmauer 1260 wurde sie zu einer Hamburger Kirche, bis
zum Jahre 1629 zuständig auch für Hamm und Horn.
1258
Vom Deichtor bis Billwärder wurde
der gesamte Hammerbrook eingedeicht, um das Gebiet vor dem Hochwasser von Elbe
und Bille zu schützen und somit auch nutzbar zu machen. Dem
horn-artigen Ausläufer des einstigen Hammer
Waldes könnte der heutige Stadtteil Horn seinen Namen verdanken, anfänglich zum
Dorfe Hamm gehörend.
Schon im 13. Jahrhundert
begann die Geschichte Horns mit einem Haus am Weg zwischen Hamburg und Bergedorf,
das Höhe der heutigen Straße "Bauerberg", vermutlich am oberen Rande des Geesthangs
stand.
Erster bekannter
Grundeigentümer dieses Areals (auch "curia" genannt) war der
Hamburger Domherr Siegfried von Herslo (†7.10.1303), bereits in den Jahren 1287
und 1289 als "canonicus" (Chorherr/Stiftsherr) erschienen. Nach ihm
wurde Ritter Heinrich von Wedel (der Ältere) neuer Eigentümer. Das
Rittergeschlecht des altsächsischen Bauernadels "von Wedel" hatte in
Lehnsabhängigkeit von den Schaumburger Grafen großen Grundbesitz in Stormarn
erworben. Heinrich starb am 23. Mai 1346.
1270
Im
Necrologium Hamburgense (Kirchenbuch mit Totenverzeichnis) ist unter dem 21. Mai folgende Eintragung zu finden: Anno Domini obiit Bruno
prepositus Lubicensis et scolasticus Hammenburgensis, qui dedit ecclesie duo
frusta in palude circa Horne, de quibus dabitur sua memoria. Frei übersetzt: Im Jahre des Herrn starb
Bruno, Lübecker Probst und Hamburger Schulmeister. Seiner gedenk vermachte er
der Kirche zwei Landstücke im Marschland bei Horn.
Anmerkung: Probst
Bruno von Tralow aus Lübeck war bereits 1239 in Zusammenhang mit der Steinbeker
Kirche erwähnt worden. 1242 wurde er Hamburger Domherr und seit dem 16. August
1265 Hamburger Schulmeister.
1306
In Hamburg
lebten etwa 5.000 Einwohner.
Erstmalige urkundliche Erwähnung
Horns, als Graf Adolf V. der Pommerer (1252‒1308) dem Hamburger "Hospital zum Heiligen Geist"
das Eigentum an einer "curia in Horne" und die Gerichtsbarkeit
darüber bestätigte (Curia = Hof) Dieser Adolf war bereits von 1263‒1273 Graf von Holstein und Kiel.
1319
Graf Adolf VI. (1256–13.5.1315)
von Holstein und Schauenburg verkaufte das hohe und niedere Gericht über Horn
für 200 Mark an den Rathsherren Heinrich Blomenberch und dessen Schwiegersohn
Heinrich von Nesse. Später wurden beide Dörfer jedoch wieder eingelöst.
1340
Nachdem die St. Jacobikirche an der
Steinstraße eingeweiht worden war, wurden hier auch die Bewohner von Hamm und
Horn eingepfarrt. Die seinerzeit noch wenigen Menschen in Horn sollen vorher
nach St. Petri oder auch Rahlstedt gegangen sein, doch dokumentier ist das
nicht. Im "Register zum Erbebuch von St. Jacobi" wurde Horn
bis 1454 nicht erwähnt, wohl aber die Orte Hamme, Hammerbroke, Osterbroke und
Steenbeke. Dabei war unser Heimatgebiet seinerzeit noch so dünn besiedelt, dass
schon drei Katen für eine Erwähnung als Ort ausgereicht hätten.
1346
In Urkunden vom 24. Juni und 29. August bestätigte Graf Johannes III. von Holstein und Stormarn (*um 1297–27.9.1359) dem Hamburger Bürger Hellingbern von Hetfelt seine Besitzung in Horn: „Prout siti sunt in Horne in loco dicto to dem Echolte inter Scipbeke et Hammerbroke a tellure usque ad Billam.”
1347
29.
Juni: Graf Johann III. bestätigte dem
Hamburger Bürger Daniel vom Berge u.a. den Zehnten zweier Hufen
(Höfe) in Horn und die Gerichtsbarkeit darüber.
Anfang Dezember löschten
zwölf genuesische Handelsschiffe, von der Schwarzmeerküste kommend, ihre Ladung
im Hafen von Messina (Sizilien), Wenig später grassierte in ganz Unteritalien
eine furchtbare Krankheit. Die Menschen bekamen Beulen in der Leistengegend und
unter den Achseln, Unter extremen Schmerzen begannen sie Blut zu spucken, und
ihre Haut bedeckte sich als Folge innerer Blutungen mit dunklen Flecken. Wenige
Tage später starben sie am "Schwarzen Tod", wie man die Beulenpest
und ihre besonders tückische Variante (Lungenpest) seinerzeit nannte. Im Jahre
1349 erreichte die Seuche Hamburg. Von 21 Rathsherren starben 16, doch
Bürgermeister Nicolaus Fransoyser blieb
verschont. Die bis ins Jahr 1352 anhaltende Krankheit forderte in Europa etwa
25 Millionen Tote, ein Drittel der Gesamtbevölkerung! Anschließend
dauerte es ca. 200 Jahre, bis diese Bevölkerungsverluste wieder
ausgeglichen waren.
1350
Auch bei
vielen einfachen Leuten wurden jetzt Familiennamen üblich, anfänglich meist als
Anhängsel zum ausgeübten Beruf.
1362
16. Januar:
Die Sturmflut "Grote Mandrenke" soll
im Elbbereich einhunderttausend Tote gefordert haben, doch das gefährdete
Hammerbrook zwischen Hamburg und Schiffbeck war seinerzeit noch nicht
besiedelt.
1383
18. Oktober:
Erstmalige Erwähnung Horns als
Dorf. In einer Urkunde hatte der
holsteinische Graf Adolf VII. (*um 1327‒26.1.1390)
unter anderem geschrieben, dass er dem Rath der Stadt Hamburg und ihren
Nachkommen "den ganzen Hammerbrok mit dem dorpe, dat geheten is
Horne" für 650 Mark Pfennige verkauft, sich aber das Wiederkaufsrecht
vorbehält.
1387
Der Sommer
dieses Jahres wurde auch "der heiße Sommer" genannt.
1407/140811.
November
11. November: "Der
große Winter" begann, endete am 27. Januar. Alle Flüsse waren stark
vereist und vielfach sogar zugefroren. Anschließendes Tauwetter verursachte
starke Überschwemmungen.
1410
Der Rath der Stadt Hamburg fasste seine Erwerbungen in Hamm und
Horn sowie die Deichgenossenschaft des Hammerbrooks unter einheitlicher
Verwaltung zusammen, der Landherrenschaft von Hamm
und Horn. Sie betraf ein weit größeres
Gebiet als die beiden heutigen Stadtteile. Zu ihr gehörten der Borgesch und das
Neue Werk (heute St. Georg), das Borgfeld, der Hammerbrook vom Deichtor bis zum
Ausschläger Weg, die Kuhmühle, Papenwerder (heute Uhlenhorst) sowie Fuhlsbüttel,
umgeben von klösterlichem Gebiet.
Die
Bürgerschaft beklagte sich im März 1595, dass alle Bürgermeister die Ämter
jährlich nicht nach Alter und Wahlzeit an die Rathsherren verteilten, sondern
nach Gunst und Freundschaft. Wenn Rathsherren den Bürgermeistern widersprächen
gab man ihnen die geringsten und schlechtesten Ämter; die aber mit ihnen
hielten, die besten und bequemsten. Darum sollten die Ämter nach Wahlzeit und
Dienstalter der Rathsherren auf Lebenszeit vergeben werden. Verstürbe einer im
Amte, sollte der nächste im Amte folgen. Nun fand sich, dass das Dienstalter
der Landherren von Hamm und Horn und der Mühlenherren in Fuhlsbüttel das
gleiche war.
Anmerkung: Der
Jurist Kurt Koepke (†25.12.2008) meinte einst dazu, dass die Bezeichnung
"Landherrenschaft von Hamm und Horn" eigentlich eine Anmaßung war,
denn die sieben Höfe des Domkapitels unterstanden den Landherren in keiner
Weise. Aus dem Nebeneinander zweier Grundherren in einem Dorfe ergaben sich
aber immer wieder Probleme. Deshalb verkaufte das Domkapitel seinen Besitz im
Jahre 1566 an den Hamburger Rath, ...weil die zertheilte Jurisdiction auf Dauer nitt hat können exercireth
werden.
1412
21./22. November: Große Sturmflut am Cäcilientag mit geschätzten 36.000
Toten im Unterelbegebiet. Der noch unbesiedelte Hammerbrook war jedoch nicht
betroffen.
1459
4. Dezember: Im Alter von 58 Jahren starb
in Kiel der letzte Schaumburger Graf holsteinisch-rendsburgischer Linie, der
kinderlos gebliebene Adolf VIII. Um Schleswig und Holstein zusammenzuhalten,
wählten die Stände beider Länder (Adel, Städte und einige kirchliche
Einrichtungen) am 5. März 1460 seinen
Neffen, König Christian I. von Dänemark,
zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein. Die Ansprüche des eigentlich
erbberechtigten Schaumburgers Otto II. der Linie Holstein-Pinneberg wurden
übergangen. Die Grafschaft Holstein blieb Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher
Nation und wurde am 14. Februar 1474 vom habsburgischen Kaiser Friedrich III. in Rothenburg ob der Tauber als reichsunmittelbares Lehen zum Herzogtum Holstein erhoben. Der dänische König
Christian I. wurde dadurch als Herzog von Holstein zum Lehnsmann des Kaisers,
nachdem er in Ripen
die Rechte des Adels in den Herzogtümern Holstein und Schleswig bestätigt
hatte. Seit dem 5. März 1460 begann bei den heutigen Straßen Horner Brückenweg
und Legienstraße also das dänische Herzogtums Holstein, über 400 Jahre lang
eine für Hamburg nicht gerade konfliktfreie Zeit.
1464
Das "Hospital zum Heiligen Geist" verkaufte seinen Hof
in Horn an die Familie Soltow (Soltau),
Vermutlich lag der schon seinerzeit rechts des späteren Bauerbergs am oberen
Rande des Geesthangs.
Hamburg wurde wieder einmal von der Pest heimgesucht. Von den
etwa 10.000 Einwohnern starb rund ein Zehntel.
1465
Der
mecklenburgische Adlige Albert Brämbse soll acht Häuser und vier Scheunen Horns
niedergebrannt und sich damit am Leiter des Hamburger Domkapitels Dekan Hinrich
Pommert gerächt haben, der über ihn den Kirchenbann ausgesprochen hatte.
1529
Hamburg und damit auch die
Landherrenschaft von Hamm und Horn schlossen sich der Reformation Martin
Luthers an. Horns zuständiges Kirchspiel St. Jacobi wurde evangelisch und
selbstständig (siehe auch 1255).
1534
Seit diesem Jahr gab es ein "Landbuch", in dem fortan
alle Eigentumswechsel vermerkt wurden. Der erste Protokollant (Actuar) trug
alles seit 1527 nach. Dieses Landbuch wurde
auch "Verlassungsbuch" oder "Landerbebuch" genannt und war
ein Vorläufer unseres heutigen Grundbuchs.
1540
Hamm und Horns "Landbuch" enthielt erstmals einen die Hohle Rönne betreffenden Eintrag: „Veer
morgen landes so da belegen sin bi der holen Rönne twischen Herrn Peter van
Spreckelsen und des rades lande von dem Heerwege beth an den Bilstrom.”
Anmerkung: Peter
van Spreckelsen war Hamburger Bürgermeister in den Jahren 1538–1553,
lebte von 1494 bis zum 17.6.1553.
1557
10.
Februar: Die Frau des Horner Hufners
Arends wurde bei der Hohlen Rönne von einem Wolf zerfleischt, der urplötzlich
aus dem dortigen Gehölz sprang. Sie starb drei Tage später an ihren schweren
Verletzungen. Auf Anordnung des Landherrn jagte man den Wolf, spürte ihn auf
dem Gehöft von Jasper Buchwald in Horn auf, tötete das Tier und hängte es an
eine Eiche am Heerweg (Horner Landstraße).
Anmerkung:
Hamburger Landherren nahmen die Rechte der Stadt wahr und wurden hierbei von
Land- und Bauernvögten unterstützt, die wiederum mit hoheitlichen Befugnissen
ausgestattet waren. Die Landherren waren Mitglieder des Hamburger Raths, also
Rathsherren, seit 1861 als Senatoren bezeichnet.
6. April: Jürgen Plate, Rathsherr seit 1518 und Hamburger Bürgermeister
seit 1546 starb. In seinem Testament vermachte er auch einen Hof in Horn, doch
leider ist nicht dokumentiert, wo der sich befand.
1567
Die ersten protestantischen Flüchtlinge
aus den Niederlanden kamen nach Norddeutschland, gründeten 1581 in Altona die
"Niederländische Armen-Casse" als Hilfseinrichtung für arme oder
kranke Landsleute, die sich auf der Durchreise befanden. 1585 kam eine
gleichnamige Einrichtung in Hamburg hinzu. Da ihnen die ortsansässigen
kirchlichen Organisationen keine Hilfe gewährten, bauten sie eine eigene
Hilfsorganisation auf, die die finanzielle Situation der unterstützten Personen
streng kontrollierte. Eine derartige Prüfung war in anderen Einrichtungen der
Hamburger Armenpflege erst deutlich später zu finden.
1568
Nach dem Hofbesitzer Hermann Soltow verstorben war, wurden
mehrere Morgen Landes an die Erben verteilt (weiter unter 1615).
1582
Nach dem bisher geltenden Julianischen Kalender folgte der bis heute geltende Gregorianische,
eingeführt von Papst Gregor XIII. Auf Donnerstag, den 4. Oktober folgte Freitag,
der 15. Oktober. Hamburg und die
protestantischen Gebiete des heutigen Deutschlands übernahmen diesen Kalender
allerdings erst 1700. Der letzte Tag dieses Jahres wurde vom 24. auf den 31.
Dezember verschoben, benannt nach dem Todestag von Silvester I. im Jahre 335
(geboren 285, Papst seit 314).
1599
Das Weihnachtslied "Es ist ein
Ros’ entsprungen" erschien erstmals im Speyerer Gesangbuch und
verbreitete sich später auch im gesamten deutschen Sprachraum.
1600
Hamburg hatte
etwa 40.000 Einwohner. Eine Landkarte, die auch umliegende Dörfer zeigt, weist
in Horn fünfzehn Gebäude aus. Südlich des Heerwegs, zwischen heutiger
Hertogestraße und Nedderndorfer Weg, erkennt man sechs Objekte, gegenüber an
der Ecke Bauerberg noch einmal vier. Die restlichen Häuser stehen am Bauerberg,
der seinerzeit jedoch nur bis Höhe heutiger O’Swaldstraße bebaut war. Rechnet
man für jedes Haus fünf bis acht Bewohner, lebten damals wohl etwa einhundert
Menschen im Dorf. Eine 1588
entstandene Ansicht des Hamburger Umlands im Altonaer Museum lässt allerdings
Zweifel aufkommen, ob die schlichte Karte von 1600 überhaupt zeitnah entstanden
und damit aussagekräftig ist.
Anfang des 17.
Jahrhunderts verlor Horn mehr und mehr seinen rein dörflichen Charakter. Aus
dem engbebauten Hamburg mit seinen schmalen, verschmutzten Straßen und dem
ständigen Gestank der Abwässer und Fäkalien, die noch ungeklärt in Gossen und
Fleete entsorgt wurden, zog es wohlhabende Bürger immer mehr ins Grüne. Sie
ließen sich Gartenhäuser, ja sogar richtige kleine Paläste errichten. Hier genoss der unruhige Kaufmann mit seiner
Familie die Früchte des Reichtums im Schoße einer von ihm selbst erschaffenen,
geerbten oder erkauften Natur. Im Frühling und Sommer waren diese Gärten bewohnt,
doch nicht alle die ganze Woche durch.
1611
Brinksitzer durften nur eine Kuh besitzen,
diese jedoch nicht auf die Gemeindeweide treiben, die allgemein ohnehin auch
für Pferde, Schafe und Ziegen ausgeschlossen war.
Anmerkung: "Brink"
war ein dörflicher Außenbereich. Brinksitzer, oft die zweiten und dritten Söhne
von Hufnern, besaßen meist nur ein Haus auf kleinem Grundstück. Die Schicht der
Brinksitzer oder auch Brinkbesitzer entstand im frühen 16. Jahrhundert. Ihre
Rechte im Dorf waren gering. Immer wieder gab es Streitigkeiten mit den
mächtigeren Hofbesitzern, wenn sie ihre Kuh auf die Gemeinweide trieben.
Eintragungen im Landbuch dokumentieren diese Vorfälle noch in den Jahren 1661,
1689, 1703 und 1711.
1614
10.
Mai: Albert van Eitzen (Hamburger Bürgermeister
von 1623–1653) erwarb den östlichen Teil des heutigen Blohm’s Park
von seinem Vater Dirick (seinerzeitiger Name für
Dietrich). Auch er war Hamburger Bürgermeister in den Jahren 1589–1598. Dieses
Areal wird erstmals im Grundbuch wie folgt erwähnt: 4 Morgen Marschlandes bei Hinrich Schröder mit 1 Kate, den Geestkamp, 2
Blöcke, dem Gehege und allerlei pertin (Zubehör).
1615
Hieronymus Vogeler (Hamburger Bürgermeister von 1609–1642) erwarb
im Namen der Stadt das gesamte Horner Grundeigentum der Witwe Marie Soltow
(geborene von Hulda), die mit Johann Soltow verheiRathet war. Es bestand aus
zwei Höfen, die beide "Hufnergerechtsame" besaßen, nebst zugehörigem
Marschland (weiter unter 1622).
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/pachthof.htm
1617
Für 4.600 Mark erwarb der Hamburger Kaufmann Jacob Steffens vier
Morgen Marschland mit Haus, Hof und Teich.
Das alljährliche Rothlandgericht fand in diesem Jahr in Horn
statt und zwar im Hause des Bauernvogts Diedrich Kröger.
31. Oktober: 100-jähriges Reformationsjubiläum.
1618
23. Mai: Mit dem Prager Fenstersturz begann der Dreißigjährige
Krieg.
1619
2. März: Der Rath
der Stadt gründete die "Hamburger Bank." Sie bestand bis zum 31.
Dezember 1875.
Am 13. April erwarb der Landmann
Behn ein großes Grundstück auf der Westseite des Bauerbergs, nördlich der
heutigen Straße "Beim Rauhen Hause."
1622
Mit dem Vertrag vom 30. August zwischen den Oberalten des Heilig-Geist-Hospitals und den
Verordneten der Kämmerei, kam der Austausch des Heiligen-Geist-Feldes gegen
Landbesitz in Horn zustande, da die Stadt das Gelände vor dem Millertor für
Befestigungszwecke benötigte. Dafür erhielt das Hospital die beiden ehemaligen
Horner Höfe der Familie Soltau, für die es eine jährliche Rente von 1.500 Mark
Courant zahlen musste. Zudem forderte die Stadt jährlich 24 Wispel Roggen. Weil
zu einem Hof jedoch mehr Land gehörte, wurden sie fortan als "Großer- bzw.
Kleiner Pachthof" bezeichnet. Den Begriff "Pachthof" gibt es für
Horn also erst seit dieser Zeit!
1625
26.
Februar: "Fastelabend-Flut",
auch Eisflut genannt. Am Ostrand des Dorfes war eine Holzbrücke über die Bille
entstanden, sodass man jetzt zu Fuß nach Billwärder gelangen konnte. Die
Bevölkerung sprach folglich auch vom "Weg nach Billwärder". Er
verlief vom Heerweg (Horner Landstraße) am Ostrand des Hammerbrooks bis zur
Brücke. Nachdem diese im letzten Quartal des 18. Jahrhunderts einen blauen
Farbanstrich erhalten hatte, entstand im Volksmund auch die Bezeichnung
"Weg nach der blauen Brücke", 1889 erstmals auch vom Hamburger
Adressbuch übernommen. Das galt auch für die "Grüne Brücke" und "Rote
Brücke", beide auch von 1625.
1629
Die Bewohner Horns, bisher an der Hamburger Hauptkirche Sankt Jacobi
eingepfarrt, gehörten nun zur Siechenkirche der Vorstadt Sankt Jürgen
(Namensvariante von Georg). Weil aber viele Horner an ihrer alten Kirche hingen
und die wohlhabenden Kaufleute dort auch wertvolles Gestühl besaßen, wurde der
weitere Gottesdienstbesuch noch lange Zeit stillschweigend geduldet. Als die
GeneRathion der "Jacobianer" fast ausgestorben war, sprach der
Landherr ein Machtwort (siehe 1654).
1630
Am 14. Januar erwarb Hans de Hertoghe ein bis dato Albert van
Eitzen (Hamburger Bürgermeister von 1623–1653) gehörendes Areal, vom Grundbuch
wie folgt beschrieben: 4 Morgen
Marschlandes bei Hinrich Schröder mit 1 Kate, den Geestkamp, 2 Blöcke, dem
Gehege und allerlei pertin (Zubehör).
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
1633
24.
Januar: Von diesem Tag berichtet
eine Sage, dass ein Horner Bauer mit einem kranken Finger täglich nach Hamburg
gehen musste. Wegen starker Schmerzen ruhte er sich am Borgfelder Geesthang
aus. Plötzlich sah er neben sich Wasser aus der Wiese hervorsprudeln. Er
tauchte den Finger ein, und gleich darauf ließen die Schmerzen nach. Die Quelle
wurde als "Gesundbrunnen" bekannt.
1634
Durch eine große Sturmflut verloren die reichen niederländischen
Kaufleute Rudolf und Arnold Amsinck ein Vermögen von 700.000 Mark, ohne
allerdings bankrottzugehen. Die drei reichsten Kaufleute waren seinerzeit Hans
de Hertoghe, Jan de Greve und Jürgen Schröttering, der bei seinem Tod angeblich
eine Millionen Mark hinterließ.
Die Steinbecker Kirchenchronik vermerkte die Einwohnerzahlen der
östlichen drei Nachbardörfer: Steinbeck 175, Schiffbeck 96 und Öjendorf 88. Da
es in Horn und Hamm noch keine Kirchen gab, wurde vermutlich auch nie gezählt.
Ausgehend von 631 Einwohnern im Jahre 1810, dürften in Horn seinerzeit etwa 150
Menschen gelebt haben, ausschließlich entlang des Heerwegs und am südlichen
Bauerberg.
1641
In Hamburg
wurden die ersten hölzernen Postbriefkästen nach Bestimmungsort aufgestellt.
Damit gab es die ersten Briefkästen, wo nach Richtung sortiert wurde.
1645
Einem
strengen Winter folgte ein schöner warmer Sommer (gemäß Helgoländer Chronik).
1648
In der Dorfschaft Horn gab es
sechs Höfe, zehn im westlichen Nachbardorf Ham (seinerzeit noch mit einem "m" geschrieben).
24. Oktober: Mit dem
Westfälischen Frieden endet der Dreißigjährige Krieg. Dank
seiner Befestigungsanlagen blieb Hamburg von den Grausamkeiten dieser Epoche
verschont und war aus ihr als die wohlhabendste und bevölkerungsreichste Stadt
des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" hervorgegangen.
1654
Der Landherr befahl, dass die Horner und Hammer Bevölkerung „sich zu keiner anderen als der Kirche St.
Jürgen begeben, noch anderswo als dort begraben werden darf.” Da
"Jürgen" aber eine deutsche Sprachvariante des Namens Georg ist,
setzte sich später diese Bezeichnung und auch die Benennung des Stadtteils
durch, St. Georg also.
1656
Auf westlicher Seite des Bauerbergs (Höhe heutiger O’Swaldstraße)
ließ Jacob Behn ein Hofgebäude im niedersächsischen Landhausstil errichten, das
erstmals auf der Flurkarte von 1751 zu sehen ist. Jacob war Sohn des
Grunderwerbers (siehe 1619). Die Behns besaßen das Hofareal bis zum 8. Mai
1754.
1659
Horn
erhielt sein erstes Schulhaus. Das Bauholz kam aus der Horner
Waldung, heute Galopp-Rennbahn. Auf der obersten Haustürschwelle stand: "Anfangs
scheint es bunt und kraus, Kommt doch endlich schön heraus, Fällt der Segen in
das Haus." Auf einer Tafel in der Schulstube soll 1659 J.A. (Jacob Ahlers, dritter
Schulhalter) gestanden haben. Vorher hatten zwei sogenannte Hausinformatoren in
einer Schulstube des neuen Hofes von Jacob Behn Unterricht erteilt. Alexander
Plinck, seit dem 15. Mai 1767 Hammer Landvogt (†8.6.1804), berichtete später: „Die Horner Schule aber existiere
auf eine besondere Art. Sie ist 34 Jahre eher als die Hammer Kirche erbauet.
Damalige Gartenbesitzer und vorzüglich die Oberalten
haben ein freywilliges Geschenk hergegeben, ...und ist Mark Courant 384 und 8
Schillinge collectieret worden.”
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm
1663
Am Heerweg, später Horner Landstraße 110, ließ Hinrich Schröder
ein Hofgebäude im niedersächsischen Landhausstil errichten, was die
Balkeninschrift bewies. Es brannte am 25. August 1909 ab (siehe auch 1909).
Möglicher Hofgründer könnte Jacob Schröder gewesen sein, Eigentümer seit dem
30.11.1598. Sein Sohn Hinrich übernahm den Hof dann am 20.4.1631, dessen Sohn
Jacob am 14.5.1667, dessen Sohn Clas wiederum am 14.5.1709 und schließlich Hans
Jacob Schröder (ab 16.5.1738), letztere auch zu Bauernvögten vom Landherrn
Conrad Widow ernannt.
1665
In diesem Jahr könnten der Hirtenkaten am nördlichen Bauerberg und auch der Strohdachkaten am Bauerberg (heute gegenüber vom Altersheim) errichtet worden sein. Beide wurden im März 1929 abgebrochen.
Siehe
auch https://hornertv.tripod.com/katen.htm
1669
Erstmalige
Erwähnung einer Mühle. Im Kirchenbuch des Kirchspiels Steinbeck findet man
unter dem 25.10.1669 folgenden Eintrag: "Michael Jerren aus Herzhorn,
wohnhaft in Horn vor Hamburg, Arbeiter an der Schnürmacher
Mühle, heiRathet Anna Magen, Tochter des Schnürmachers Clauß Magen aus
Herzhorn." Weil der Besitzer aber ursprünglich
kein Müller war, sprach man im Dorf seinerzeit leicht spöttisch von der
"Schnürmacher Mühle." Clauß Magen war wohl um 1645 nach Horn gezogen
und hatte auf dem Geesthang entweder eine bereits bestehende Bockwindmühle
übernommen oder eine neue errichten lassen. Sie lag auf dem Geestrücken, 230
Meter östlich des Wegs nach Billwärder. Weiter unter 1770.
1673
Hamburg
erhielt erstmals eine öffentliche Straßenbeleuchtung, bestehend aus 400
Tranlampen.
1674
Vom 17.
Januar bis zum 14. März herrschte eisige Kälte, wie schon seit Menschengedenken
nicht mehr (gemäß Helgoländer Chronik).
1685
19. März: Vor dem
Hause seines Schwiegervaters Asmus Wetken, in der Nähe des Bauerbergs, sollte
der bekannte Hamburger Kaufmann Hieronymus Snitger (*11.9.1648, enthauptet am
4.10.1686) vom kaiserliche Residenten entführt werden, was aber misslang. Seit 1929
erinnern in Horn die kleinen Straßen "Snitgerreihe" und seit 1931 auch der "Snitgerstieg" an ihn.
1686
Der
dänische König Christian V. erschien vor Hamburg. Vom 21. bis 26. Juni griff er
die Stadt an. Am 22. Oktober kam es aber zu einem Vergleich, der die Belagerung
beendete. Um vor zukünftigen Gefahren dieser Art besser gewappnet zu sein, ließ
Hamburg im Jahr darauf an seinen Grenzen Wachthäuschen errichten. Ein solches
entstand auch an der Grenze zu Schiffbeck, wo Holstein begann, seit 1474 ein
dänisches Herzogtum. Zur Finanzierung der dort stationierten Soldaten wurde
Wegegeld erhoben, weshalb man den Ort später wohl als Letzter
Heller bezeichnete. Eine Karte vom 17. März
1745 weist diese Wache erstmals aus.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/heller.htm
1689
Brinksitzer erhielten das Recht, ihre Kuh fortan auf die
Gemeindeweide treiben zu dürfen, allerdings nur so lange es die Hufner
gestatten.
1692
Am 7. und 8. Juli fand im Garten des Hamburger Bürgermeisters Ludwig Becceler (12.11.1644–30.6.1722) ein gesellschaftliches Fest statt, auf dem auch viele Gartenlieder gesungen wurden.
1693
29.
August: Einweihung der Ham und Hörner Kirche zur heiligen Dreyfaltigkeit
(Grundsteinlegung durch den Landherrn und Senator Matthias Bartels
am 28. Juli 1692), die etwa 100 Fuß hoch war und
zwei Glocken sowie eine Turmuhr besaß. Auch ein "Gottesacker" für die
Toten der Dörfer Hamm und Horn war angelegt worden. Vorher bestattete man auf
dem Friedhof in St. Georg (siehe 1654). Die Gesamtbaukosten von 30.145 Mark hatten
Rathsherren, Oberalte und Gartenbesitzer aufgebracht. Zum ersten
Pastor hatte der Landherr am 13. Juni Franz Hartkopf (22.12.1659–22.12.1707)
berufen. In einem Verzeichnis Hamburger Persönlichkeiten von 1719 findet man
den Eintrag: "Andreas Elers, Hamburger
Pastor in Hamm und Horn/Voc: 1698, den 3. Mai."
1700
Hamburg
hatte etwa 70.000 Einwohner und übernahm den Gregorianischen Kalender. Auf den
18. Februar (Donnerstag) folgte der 1. März (Montag). Das galt auch für die
Landherrenschaften.
Der letzte
Tag dieses Jahres wurde folglich vom 24. auf den 31. Dezember verschoben.
Dieser letzte Tag des Jahres wurde nach dem Todestag von Silvester I. (Papst
von 314 bis 335).
1701
14.
April: Ein "Reglement zum
Waldwesen" wird erforderlich, weil die Rodung von Bäumen solchen Umfang
angenommen hat, dass man kaum noch von einem Holzbestand reden kann.
1707
22. Dezember: Magister Franz Hartkopf, erster Prediger der Kirche zu
Hamm und Horn stirbt im Alter von 47 Jahren.
1709
14. Mai: In einem
Horner Grundbuchauszug wird die Lage eines Flurstücks wie folgt beschrieben: „Mit
draufstehendem Hause bei der holen Rönne, am Felde beim Schlagbaum
belegen. Ein Landbucheintrag vom selben Tag
dokumentiert erstmalig die Bezeichnung "Heerstraße", vermutlich aufgrund
einer kürzlich abgeschlossenen Verbreiterung und Befestigung zwischen Steintor
und dem Letzten Heller.
Anmerkung: Da der
Wasserlauf der "Hohlen Rönne" seinerzeit nahe der Grenze zu Wandsbeck
begann, wird der erwähnte Schlagbaum wohl am heute nicht mehr vorhandenen Weg
dorthin gestanden haben (Wandsbeck gehörte seinerzeit zum dänischen Herzogtum
Holstein).
1712
Dänische Truppen besetzten Horn, Hamm, Billwärder und Barmbek.
Mit dieser Aktion versuchte der dänische König Friedrich IV die Hansestadt
Hamburg zu erpressen. Sie sollte ihm den Feldzug gegen den schwedischen König
finanzieren. Es war die Zeit des Großen Nordischen Krieges (1700–1721).
Am 30. September brach in Hamburg die
Beulenpest aus. Bis zu ihrem Erlöschen im März 1714 waren zehntausend Menschen
gestorben. Horn und östliche Gebiete blieben aber verschont.
1717
31. Oktober: 200-jähriges Reformationsjubiläum.
1721
Am 29. April erschien in Hamburg
erstmals eine Tageszeitung. Anfänglich hieß sie noch "Holsteinischer
Correspondent", doch schon drei Jahre später "Hamburgischer
Correspondent." Verleger war Hermann Heinrich Holle aus Schiffbeck (siehe
1712).
1722
Aus diesem Jahr ist der "Eid der Bauernvögte in Ham und Horn"
dokumentiert: „Ich lobe und schwöre zu
Gott dem Allmächtigen, daß ich Einem Hochedlen und Hochweisen Rath der Stadt
Hamburg, nebst dem auf Zeit verordneten Landherrn, treu, hold und gehorsam
seyn, ihr Bestes suchen und Schaden abwenden, auch auf deren Hölzungen,
Grenzen, Scheidungen, Wegen und Stegen fleißig Acht haben und alles ferner thun
will, was einem getreuen und rechtschaffenen Bauernvogt zukommt und gebühret.
So wahr mir Gott helfe und sein heilig Wort.”
1729
Matthias Mutzenbecher (1653–1735) wurde bis 1735 erster Landherr zu Hamm und Horn.
1731
Seit diesem Jahr gab es u.a.
für Hamm und Horn eine "Feuercasse, genannt die Verbesserte."
Hauseigentümer sollten zwei lederne Eimer, einen Feuerstülper und eine
Handspritze besitzen. Im Brandfall wurden die Sprühen im Landgebiet selbst und
die nächstgelegenen Stadtspritzen herbeigeholt.
1738
4. Juni: Auf Befehl Eines Hochedlen Raths wurde die
Wache beym letzten Heller informiert, "keine Fracht- noch Last-Wagen
durch den Billwerder zu lassen, sondern dieselbe angewiesen, daß sie den sonst
gewohnten Weg über Schiffbeck nehmen."
Anmerkung: Dieser
Befehl dokumentiert erstmals, dass nicht die Wache "Letzter Heller"
genannt wurde, sondern sie "beym letzten Heller" lag, einem Lokal auf
der anderen Straßenseite mit dem Namen "Letzter Heller", das
vermutlich schon seit Ende des 17. Jahrhunderts so genannt wurde.
1740
Am 9. Januar setzte eisige Kälte ein, die mit geringen Unterbrechungen bis
zum 23. April andauerte. Bei Wittenberge war die Eisschicht der Elbe 1,30 Meter
dick. Am 3. Mai kehrten Frost und Schnee sogar noch einmal zurück.
1741
Der bisherige Bauernvogt Claus Schröder überließ das Amt seinem
Sohn Hans Jacob (bis 1753). Über die Aufgaben des Vogts gab ein Schriftstück
(Pro Memoria genannt) Auskunft: "Es
ist in Horn immer üblich gewesen, daß die Landleute alle Vierteljahr auf einem
Sonntag zusammenkommen, der Kuhhirte bläst mit seinem Horn und alsdann
versammeln sich Hufner und Käthner - aber keine Brinksitzer - bei einem Tisch
und Bank unter freiem Himmel, welche Gegend der Bauerberg genannt wird. Der Bauernvogt hält seine Anrede und stellt
ihnen die Angelegenheiten des Dorfes vor, und alsdann wird beratschlaget."
1742
Neuer
Landherr für Hamm und Horn wurde Barthold Heinrich Brockes
(22.9.1680–16.1.1747).
Gründung
der Horner Brüderschaft "Die getreue Freundschaft in Not und Tod."
Sie existierte bis 1860.
1745
Am 21. März entstand eine Karte, die Horn erstmals genauer zeigte. Zwar
waren sämtliche Baulichkeiten nur als kleine Rechtecke und Quadrate
eingezeichnet, doch ihre Lage stimmte mit späteren Karten in etwa überein. Im
Gegensatz zur späteren Flurkarte von 1751 war auf dem "Kleinen
Pachthof" noch kein Bauernhaus zu sehen, nicht einmal eine Arealgrenze.
Auch die von Fotos bekannten Strohdachkaten im niedersächsischen Landhausstil
auf dem "Großen Pachthof" fehlten, nur die Häuser Nr. 12 und 42 am
Bauerberg sowie das Hirtenhaus (Hirtenkaten) sind dokumentiert. Ein Rätsel
hierbei bleibt die alte Scheune mit Wohnteil am Bauerberg 18. Sollte sie
wirklich erst zwischen 1745 und 1751 errichtet worden sein?
Im Sommer beschrieb ein Zeitzeuge das Hertoghische Anwesen (heute
das östliche Drittel des Blohm’s Parks): Die Pracht der Anlage übertrifft
alle Gärten Hamburgs. Die Zugbrücke zum Palais führt über einen Karpfenteich.
Im von sechs Öfen beheizten Orangeriehaus werden Südfrüchte gezüchtet, und in
einem anderen Teil des Parks gibt es Hirsche, Rehe und Hasen sowie ein
Vogelhaus mit exotischen Tieren.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
1748
Neuer Horner Schulhalter wurde Thomas Boehler (29). Bis zum 6. Juni 1790 hatte er den Kindern Unterricht erteilt.
1751
Erste Flurkarte von Horn, im
Auftrag des "Hospitals zum Heiligen Geist", angefertigt von Johann
Jacob Ramborger im Maßstab von ca. 1:7000. Er bezeichnete sie als "Apris
von der Dorfschaft Horn und die daran grentzenden Gegenden. Diese
Feld-Gemarckte bestehet eigentlich in 6 Hoff- und 16 Kath-Städen."
Sämtliche
Baulichkeiten hatte er recht detailliert gezeichnet, Straßen- und Wegenamen gab
es noch nicht. Ramborger (1715‒1789)
war nicht nur Kartograph und Zimmermeister, sondern von 1752–1771 vom Oberaltenkollegium für ein Jahresgehalt von 600 Mark bei freier Wohnung, als Baumeister und Aufseher über alle Gebäude des Hospitals zum
Heiligen Geist angestellt worden. Am 14. Mai 1750 hatte er in seinem Haus am
Neuer Weg in der Hamburger Altstadt Maria Margaretha Wacker geheiratet, die im
Mai 1780 im Alter von 53 Jahren verstarb. Aus der Ehe waren acht Söhne und zwei
Töchter hervorgegangen.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/1751.htm
1752
Die erste Flurkarte von Horn wurde von einem unbekannten Künstler
farbig abgemalt. Sie entsprach weitgehend dem Original von Johan Jacob
Ramborger. Wie stets zu jener Zeit ließ man wichtige Dokumente zumindest einmal
kopieren, um sie vor Brand und Diebstahl abseits des Originals aufzubewahren.
1753
Der Horner Bauernvogt Hans Jacob Schröder wurde vom Landvogt
wegen seines unordentlichen Lebenswandels abgesetzt. Sein Nachfolger war bis
1776 Jacob Bostelmann.
1754
8. Mai:
Der Landmann Richters erwarb das Hofareal am
westlichen Bauerberg gegenüber dem Pachthofgelände.
1758
In diesem Jahr versuchte man der Bettlerplage zu begegnen, indem
man zwei Aufseher anstellte, sogenannte "Wegeschauer." Sie hatten die
tägliche Aufgabe, zu stets wechselnder Zeit, auf dem Wege zwischen Tor Nr. 1
(heute "Berliner Tor") und dem Letzten Heller auf die Bettler zu
achten. Während der eine stadtwärts ging, machte der andere den Weg nach Horn
hinaus. Jeder erhielt dafür wöchentlich fünf Mark Courant. Das Geld brachten
die Einwohner in einer freiwilligen Sammlung auf.
1760
29. Mai: Erstmalige Erwähnung der Vogelstange, im
norddeutschen Raum oft Papagoyenboom genannt,
als sich Bauernvogt Jacob Bostelmann und Konsorten zum Landherren begaben,
um die Erlaubnis zum Vogelschießen einzuholen. Wegen Schadhaftigkeit der Stange
war seit 1751 nicht mehr geschossen worden. Auf einer Karte von 1700 ist
die Vogelstange bereits eingezeichnet. Einen örtlichen Schützenverein gab es
aber nie. Die "Wandsbecker
Schützengilde" beispielsweise wurde 1637 gegründet (seinerzeit aber zu
Dänemark gehörend) und die Harburger Schützen blicken sogar auf das Jahr 1528
zurück, als sie zum Herzogtum Braunschweig gehörten. Mit dem Schießen durfte
erst am Sonntag nach Trinitatis und nach Beendigung des nachmittäglichen
Gottesdienstes begonnen werden, anno 1760 also am 8. Juni. Vogel und Schilde
verwahrte die Witwe de Hertoghe in ihrem Haus bis sie 1763 verstarb. Über
das Vogelschießen heißt es in einem Bericht: „Man
errichtete eine hohe Stange, an der Tritte angebracht waren, um hinaufsteigen
zu können. An einem mächtigen Haken war oben ein großer hölzerner Papagei
befestigt, über dem sich ein viereckiger leinener Schirm befand, um die
Geschosse aufzufangen. Mit einer großen Armbrust, die an einem Gerüst vor der
Stange befestigt und höher oder niedriger zu schrauben war, schoss man nach dem
Ziel. Die Spannung geschah mit einem klauenartigen Haken, der durch eine am
Gerüst befindliche Winde angezogen wurde. Die Geschosse bestanden aus Bolzen
von Holz und Blei und flogen mit großer Kraft gegen den Vogel”. Die heutigen Straßennamen Am Gojenboom, Bei den Zelten und
Sebastiangasse (Patron der Schützen) erinnern an dieses einst so beliebte
Volksvergnügen. Wann es zuletzt stattfand konnte nicht festgestellt werden.
1763
Der
Hertoghische Besitz am Geesthang wechselte nach 133 Jahren den Eigentümer. Das
große Landhaus bezog nun die Familie des "Etatraths" (Staatsraths)
Carl Friedrich Richardi.
1765
An der
Horner Landstraße entstand ein einstöckiges Fachwerkhaus, in dem das erste
Lokal "Schinkenkrug" eröffnete, nachdem der Landherr dem Wirt Neumann
die Schenkfreiheit bewilligt hatte (siehe auch 1769). Als das Haus im November
1929 einer Straßenverbreiterung im Wege stand und deshalb abgebrochen werden
musste, besaß es die Hausnummer 98.
1769
Unter 19. August ließ der Landherr folgendes protokollieren: Ist der
Wirt Neumann in Horn, weil er an einem Sonntagabend in seinem Hause Komödie hat
wollen spielen lassen, welches ich ihm aber noch vorher verbieten lassen, von
mir in 5 Reichstaler Strafe genommen und ihm bei 50 Reichstaler Strafe
untersagt worden, in Zukunft kein liederliches Gesindel bei sich zu
beherbergen. Den Komödianten aber habe ich bei Strafe der Arretierung anbefohlen,
sich sofort aus meiner Jurisdiktion wegzubegeben, welches auch von ihnen
ungesäumt geschehen. (Siehe auch 1765).
1770
Eine Landkarte von Schiffbeck zeigt auch den östlichen Teil des
Heerwegs (Horner Landstraße) zwischen Letzter Heller und Schiffbeck, auf deren
nördlicher Seite vor kurzem eine neue Windmühle errichtet worden war. Ob es
sich bei der zuvor abgebrochenen um die "Schnürmacher Mühle" von etwa
1645 gehandelt hatte, ist nicht bekannt.
1771
Durch ein
feuchtes Vorjahr, einen sehr nassen Winter und ein regenreiches Frühjahr war
die Elbe stark angeschwollen. Trotz umfangreicher Vorkehrungen brachen seit dem
8. Juli viele Deiche, und am 13. Juli wurden schließlich auch die Horner Marsch sowie der
gesamte Hammerbrook überflutet. Auf dem
Heerweg (Horner Landstraße) konnte man jetzt mit Ewern und Kähnen fahren! Ihren
Höhepunkt erreichte die Flut am 21. Juli mit 7,21 Metern über Null. Nachdem
alles Wasser abgeflossen war, glich das Gebiet einer einzigen Sumpffläche. Ein
Denkmal in Hamm erinnerte später an dieses Ereignis mit der Inschrift: „Die Elbe, von den Regengüssen eines trüben
Sommers angeschwollen, drang über unsere Fluren ein und stieg bis an die unten
bezeichnete Linie. Den 21. Juli 1771.ˮ
1773
In diesem Jahr konnten die langjährigen Grenzstreitigkeiten zwischen Horn
und der zu Dänemark gehörenden Dorfschaft Schiffbeck durch einen Grenzvergleich
beseitigt werden.
1775
Landwirt
Peter Behrmann ließ am nördlichen Bauerberg 14 (ab 1891 Hausnummer 53) ein
großes Hofgebäude mit Wohnteil und Scheune errichten, das auf zahlreichen Fotos
dokumentiert ist. Wegen Baufälligkeit musste es im Juni 1939 abgebrochen
werden.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/behrmann.htm
1776
Peter Bostelmann löste seinen Vater Jacob
als Horner Bauernvogt ab.
1779
Im Protokoll der Landherrenschaft von Hamm und Horn ist zu lesen:
Am 11. März wurden zwei Horner Einwohner, Bäcker Heide und
Gärtner Johann Oft bestraft, weil sie sich eigenmächtig auf dem von ihnen
bewohnten Gemeindegrund 3 bis 4 Scheffel Einsaat hatten umpflügen lassen und
ohne Zustimmung der übrigen Eigner und ohne gehörige Besichtigung in Besitz
bringen wollten. Beide zeigten an, dass sie bei ihren Gehöften gar kein Land
besäßen, ungeachtet sie auch ein Recht auf Gemeindegrund hätten. Ihre Nachbarn
aber, die ohnedem reichlich mit Ländereien versehen, hätten sich seit ein paar
Jahren in eigenmächtiger Weise zehnmal soviel Land ausgepflügt als sie neulich
hatten nehmen wollen. Dieses wurde bei der Besichtigung bestätigt und Capitain
Nicolaus Hinrich Olbers (27.11.1708‒21.11.1794) beauftragt, eine richtige
und spezifische Ausmessung dieser eigenmächtig aufgenommenen Ländereien
vorzunehmen.
Das erste Schulhaus musste wegen Baufälligkeit abgebrochen
werden, weil die Dorfschaft immer nur widerwillig für das Allernotwendigste
gesorgt hatte. Der Landherr stand soviel Gleichgültigkeit ratlos gegenüber,
denn wer baute nun das neue Schulhaus? Die Dorfschaft lehnte ab. Die Hammer
Kirche bedauerte ebenfalls, kein Geld dafür zu haben. Da wandte man sich in
einer Bittschrift an die Freigebigkeit
der geliebten Mitbürger und vorzüglich derjenigen, welche ihre Gärten in Hamm
und Horn haben. In kurzer Zeit war die nötige Summe beisammen. Der
Ertrag wurde der Hammer Kirche zum Neubau zur Verfügung gestellt. Für 2.589
Mark entstand genau auf dem Platz des abgebrochenen alten Schulhauses das
neue. Leider gibt es von Horns erstem Schulhaus keine Zeichnung.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm
1780
Eine Flurkarte Horns wies erstmalig einen Straßennamen aus, den
schon im Grundbuch von 1540 erwähnten Heerweg, heute die Horner
Landstraße.
23.
März: Verlosung
von dorfeigenen Flurstücken im St. Marien-Magdalenen-Kloster. Auf Antrag
der Hufner hatte der Landherr am 2. Oktober 1779 diese Auslosung unter allen
Berechtigten genehmigt, zu denen auch Kätner gehörten, die allerdings mit
geringerem Losanteil. Während das heute aus der Galopp-Rennbahn bestehende
Areal weiterhin dorfeigene Gemeindeweide bleiben sollte, war das westlich angrenzende
in 12 Koppeln und das östliche in 17 Koppeln aufgeteilt worden. Fortan sprach
man von den "Hammer Koppeln" bzw. "Jüthorner Koppeln."
21. September: Einweihung des zweiten Horner
Schulhauses, 12 Meter breit, 7 Meter hoch. Beide Landherren, der Hammer Pastor,
die beiden Kirchendeputierten und drei Kirchenjuathen wurden von zahlreichen
Horner Einwohnern, allen Schulkindern und von Schulhalter Thomas Boehler (61)
empfangen, der das Amt seit 1748 ausübte. Im Giebel über dem Eingang stand auf
einer Sandsteinplatte: "Ao 1780 ist dieses Schulhaus durch milde Gaben
erbauet." Neben der Schulstube gab es im Haus auch eine Lehrerwohnung
und auf dem Grundstück selbstverständlich den "Kohlhof", wie man die
kleinen Gemüsegärten seinerzeit nannte.
1781
Franz
Nikolaus Rolffsen senior (1719–1802) schuf
in diesem Jahr Kupferstiche von vier Denkmälern, die im Park des EtatRaths Carl
Friedrich Richardi standen, den bis 1763 die Familie de Hertoghe besessen
hatte. Dazu gehörte ein monumentales Grabdenkmal im altrömischen Stil für den
Komponisten Georg Philipp Telemann (1681–1767), eins
für den Dichter Friedrich von Hagedorn (1708–1754) und
ein weiteres für den berühmten Portraitmaler Balthasar Denner (1685–1749). Das vierte Monument für Ernst Georg Sonnin (1713–1794) muss allerdings von anderer Bedeutung gewesen sein, denn
der Erbauer der Hamburger Michaeliskirche lebte derzeit ja noch.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
1783
In einer unterhaltsamen Schrift "Hamburgs Annehmlichkeiten,
von einem Ausländer beschrieben"
berichtete der Jurist und Historiker Johann Peter Willebrand
(1719–1786): Über den Schiffbecker Berg nach Hamburg wandernd, erreicht man
beim Schlagbaum am Letzten Heller eine schöne gepflasterte Landstraße, die man auch als ’Via consularis’
bezeichnen könnte.
1783/84
Im Dezember begann einer der kältesten und
schneereichsten Winter seit Menschengedenken. Im
Januar betrug die Durchschnittstemperatur 8,9° minus. Erst im letzten
Februardrittel setzte eine plötzliche Eisschmelze ein.
1787
Hamburg
hatte 100.000 Einwohner.
In diesem Jahr wurde einem Italiener erlaubt seine
bei sich habenden Affen und Hunde im Neuen Werke, Hamm und Horn auf acht Tage
sehen zu lassen, an Feiertagen allerdings erst nach beendetem
Nachmittags-Gottesdienst.
Im
Oktober erhielt Hans Joachim Kiesewetter die
landherrliche Genehmigung, im Haus von Peter Bostelmanns in Horn sein
Marionettentheater von Montag bis Freitag zeigen zu dürfen, jedoch, dass alles friedsam und ordentlich zugehe. Wer
ohne Erlaubnis des Landherrn nur den Versuch wagte, etwas zu veranstalten,
wurde in Strafe genommen (siehe auch 1769).
1788
18. Februar: Auf
Beschluss des Hamburger Raths sollen alle Straßen und Häuser der Stadt
nummeriert werden.
Am 11. Juni erließ der
Hamburger Rath ein "Mandat wider das Bestehlen der Blitzableiter und
sonstigen Bleyes und Kupfers auf den Dächern und Rinnen der Gebäude."
Harte Strafen erwarteten "bösartig und diebisch gesinnte Gemüter",
während Zeugen dieser frevelhaften Taten großzügig belohnt wurden.
1790
6. Juni:
Schulhalter Thomas Boehler (71) ging in den
verdienten Ruhestand. Bereits seit 1748 hatte er die Dorfkinder unterrichtet,
war zuletzt aber schon leicht verwirrt und
es bedurfte angemessener Worte, um diesen stets geschätzten Pädagogen den
freiwilligen Schritt zu erleichtern.
An der Heerstraße ließ sich der reiche Kaufmann und Reeder
Friedrich Duncker ein stattliches Landhaus errichten. Bis zur Zerstörung im
Krieg besaß es später die Hausnummer 246.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/park.htm
1791
Die "Hohle Rönne" wurde entwässert.
1792
22. Oktober: Der Lehrer Westphalen, vorher in Eppendorf
tätig, wurde neuer Schulhalter. Er blieb Horn viele Jahre treu und konnte am 18.
Juni 1826 sogar sein 50-jähriges Schulamtsjubiläum feiern.
1794
11.
Oktober: Jacques de Chapeaurouge
erwarb für 6.000 Mark Courant das Areal des heutigen Rauhen Hauses. Der
westliche Teil gehörte vorher dem Landmann Jacob Schröder, den östlichen besaß seit
1780 Bauernvogt Bostelmann. Für die bereits am Südostrand existierende Kate,
seit Menschengedenken von der Bevölkerung "Rauhes Haus" genannt,
bezahlte Chapeaurouge noch einmal 9.600 Mark Courant. Der jetzt wohlhabende
Kaufmann war im September 1764 von Genf nach Hamburg gezogen und wie er gern
erzählte, nur mit einem Louisdor in
der Tasche. Im Jahre 1773 hatte er den
"Hammer Hof" gegründet.
1796
Hamburg hat 130.000 Einwohner.
28. April: Die Oberalten verkauften im Marien-Magdalenen-Kloster 80 Stück
Eichbäume an den Meistbietenden. Die Bäume sollten aber noch bis Ende Juli
auf ihrem in Horn gelegenen Großen
Pachthof stehen bleiben. Der derzeitige Pächter hieß Barckhan.
1799
20. August: Am
Jungfernstieg wurde der erste Alsterpavillon eröffnet, den der Franzose
Augustin Lancelot de Quatre Barbes errichten ließ. Er war 100 m² groß, doch nur Gutbetuchte konnten sich einen Besuch in diesem
Kaffeehaus und ersten Eiscafé Deutschlands leisten. Am 10. April 1799 hatte der
Franzose die Bauerlaubnis erhalten, allerdings unter der Bedingung, dass
Karten- und Würfelspiel sowie Tabakrauch nicht erlaubt sind. Außerdem hatte er
sich verpflichtet, den staubigen Jungfernstieg täglich zu bewässern.
1800
Am "Hohlerweg", der heutigen Schule des Rauhen Hauses
gegenüber, ließ die Kaufmannsfamilie de Chapeaurouge ein großes Landhaus
errichten, das später die Hausnummer 42 erhielt.
1804
Einrichtung einer Sonntagsschule für alle Kinder, die wochentags
in Fabriken oder sonstwie arbeiten müssen.
1805
6.
Januar: Waldvogt Brinckmann zählte
und taxierte die auf dem Heiligen-Geist-Hof in Horn stehenden Bäume. Acht im
Garten (205 Mark) sowie fünf Buchen und 96 Eichen auf der Koppel (zusammen 561
Mark).
1806
500 Jahre Horn, doch
gefeiert wurde seinerzeit nicht. Vermutlich war es den Dörflern auch gar nicht
bewusst.
9. Juni:
Die Oberalten verkauften auf ihrem in Horn
gelegenen Heiligen-Geist-Hof 55 Stück Eichbäume an den Meistbietenden. Dabei
wurden 357 Mark und 8 Schillinge erzielt.
19.
November: Aus Bergedorf kommend,
marschierten 2.600 Soldaten Napoleons die heutige
Horner Landstraße entlang, um noch am selben Tag
Hamburg zu besetzen. Sie standen unter Befehl des französischen Marschalls
Edouard Mortier. An den Hamburger Rath (heute Senat) schrieb er: „Meine Herren, ich nehme Ihre Stadt im Namen
seiner Majestät des Kaisers, meines Herren, in Besitz. Teilen Sie Ihren
Mitbürgern mit, sie mögen sich nicht beunruhigen. Die Truppen, die ich
befehlige, werden äußerste Disziplin bewahren.” ‒ Die seinerzeit sechsjährige Jette Duncker, auf der Fensterbank
ihres Elternhauses sitzend, erinnerte sich später an den Vorbeizug der Soldaten
mit Musik und fliegende Fahnen. Mehr als sieben schwere Jahre brachen nun auch
für Horn an, denn die Soldaten quartierten sich in den Häusern und Scheunen
ein.
https://hornertv.tripod.com/franzosenzeit.htm
1808
21.
April: Johann Hinrich Wichern in
Hamburg geboren. Seine Eltern waren Caroline Marie Elisabeth Wittstock (23) und
Johann Hinrich Wichern (32). Weiter unter 1833.
5. September:
Veröffentlichung einer Karte von 1806 mit
Nachtragungen der Eigentumsverhältnisse südlich der Heerstraße (Horner
Landstraße).
1810
In der Dorfschaft Horn lebten
631 Menschen, in der Hansestadt Hamburg etwa 130.000.
1811
Hamburg wird der französischen Republik
einverleibt.
In seinem Haus beim Schulteich (später als "Behrmann’s
Teich" bekannt) gründete Hans Barthold Hellmers eine Stellmacherei, mit
der er später an die Horner Landstraße 178/180 zog. 1882
entwickelte sie sich zur Wagen-, Pferdegeschirr- und Sattelfabrik. Kurz vor der
Jahrhundertwende spezialisierte sich Hermann Adolph Hellmers auf
Kommunalfahrzeuge wie Schneepflüge, Sprengwagen und Kehrmaschinen. "Wagenbau-Anstalt und Maschinen-Fabrik
Hermann Hellmers" nannte sich
das Unternehmen im 20. Jahrhundert.
Nach der Zerstörung im Krieg zog es 1953 an den Billbrookdeich 60, wo es heute
noch existiert.
1813
20. Mai, ein
Donnerstag: Von der Veddel schießen Napoleons Soldaten mit ihren Kanonen,
wollen die Stadt zurückerobern. Kurz darauf kapituliert Hamburg.
Heinrich Johann Rosenau (erstmals 1843 im AB vermerkt) übernahm
den Großen Pachthof. Landwirt H.F. Behn bewirtschaftet fortan den Kleinen
Pachthof.
Ab dem 7. Dezember brannten die napoleonischen Besatzer die Dorfschaft Hamm nieder.
Die dicken Mauern der Kirche hatten sie für Schießlöcher durchschlagen.
1814
15.
Januar: In Kirchsteinbeck tauchten
die ersten Kosaken der mit Österreich und Preußen gegen Napoleon verbündeten
russischen Armee auf. Tags darauf wird Horn besetzt, am 26. Hamm. Die
"Hamburgischen Addreß-Comptoir-Nachrichten" berichteten am 13. März
1815, warum Horn als einzige Dorfschaft in Hamburgs östlicher Umgebung von
Verwüstungen verschont blieb: Für freies Schussfeld hatten die Franzosen
Hamm mittlerweile fast vollständig niedergebrannt. Da wurde der dort mehrfach
vertriebene Maler Andreas Schröder in seinem Versteck ganz zufällig Zeuge eines
Gesprächs zweier französischer Offiziere, wonach auch Horn zerstört und
abgebrannt werden sollte. Unter Lebensgefahr begab er sich am Abend des 25.
Januars nach Schiffbeck zum russischen General Gogel und zeichnete vor den
Stabsoffizieren die Wege nach Hamm mit Kreide auf einen Tisch. Damit rettete
Schröder die Dorfschaft Horn, denn bevor Soldaten des Marschalls Louis-Nicolas d’Avoût es
niederbrennen konnten, wurden sie tags
darauf von 4.000 Russen angegriffen. Diese überwanden schnell das Verhau
zwischen Horn und Hamm und befreiten bis Ende Januar auch ganz Hamburg.
Die "Hamburgische Patriotische Gesellschaft" ehrte
Andreas Schröder später mit der großen Goldenen Medaille!
25. April: Unter dem Pseudonym "Eduard Kruse"
schloss sich die in Bremen geborene Anna Lühring (3.8.1796–25.8.1866) dem Lützowschen Freikorps an, um weiter gegen die
Franzosen kämpfen zu können. Als Schneiderin in einem Hamburger Konfektionshaus
verdiente sich Anna Lühring später ihren Lebensunterhalt und heiratete 1821 den
Kellner und Lohndiener Wilhelm Lucks aus Altona. Ihr einziges Kind starb früh,
und auch ihr Ehemann verstarb bereits 1832. Zuletzt wohnte Anna Lucks an der
Horner Landstraße 176. Ihr zu Ehren gibt es in Horn den
"Anna-Lühring-Weg" sowie seit 1910 einen Gedenkstein neben der Hammer
Kirche, den der "Hamburger Krieger-Verband" setzen ließ. Im Jahre
1934 erschien der Roman "Schwarzer Jäger Johanna" von Georg von der
Vring, in Anlehnung an das Leben von Anna Lühring geschrieben, im selben Jahr
sogar verfilmt. Die Darsteller waren Marianne Hoppe, Paul Hartmann, Gustav
Gründgens und Fita Benkhoff.
29. April: Hamburg verkündete die Absetzung Napoleons und schon mittags
wehte vom Michaelisturm die weiße Fahne.
1815
10.
Juni: Auf dem Wiener
Kongress gründeten 39 Staaten Europas den Deutschen Bund. Geeinigt hatten sich hierauf die souveränen Fürsten und freien
Städte Deutschlands mit Einschluss des Kaisers von Österreich und der Könige
von Preußen, von Dänemark (hinsichtlich Holsteins) und der Niederlande
(hinsichtlich Luxemburgs).
Ausbesserung des noch unbenannten Feldwegs von Horn nach
Wandsbeck, heute die Rennbahnstraße.
1816
Das Jahr ohne Sommer. Nachdem am
11. April 1815 der Vulkan Tambora östlich von Java explodiert war, hatte
sich eine Aschewolke über den gesamten Erdball verbreitet und das Klima
verändert. Für die Menschheit waren die Folgen katastrophal.
Johannes Daniel Falk
(1768–1826) veröffentlichte in Weimar erstmals "Oh du fröhliche",
später auch im gesamten deutschsprachigen Raum eines der beliebtesten
Weihnachtslieder.
1817
Der spätere
Hamburger Senator Heinrich Johann Merck (27.2.1770–23.10.1853) erwarb das mittlere Drittel des heute als
"Blohm’s Park" bekannten Geländes mit altem Landhaus. Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
31. Oktober: 300-jähriges Reformationsjubiläum.
1824
In
Deutschland wurden öffentliche Postkästen/Briefkästen eingeführt. Zu Weihnachten erklang erstmals das Lied "O Tannenbaum",
kurz zuvor veröffentlicht im
"Musikalischen Schulgesangbuch" von Ernst Anschütz.
1825
3./4. Februar: Die bis
dato höchste Sturmflut an der deutschen Nordseeküste und im Elbegebiet, deren
Welle einen Scheitelwasserstand von 5,24 Metern über Normalnull am Pegel von
St. Pauli erreichte. Nach zahlreichen Deichbrüchen u.a. auch im Bereich des
Hammerbrooks kam es zu teils großen Schäden. Die Höhe der
Hochwasserschutzanlagen wurde danach auf 5,70 Meter über Normalnull festgelegt.
1826
Auf
dem Geesthang am Hohlerweg legte Gärtner Johann Friedrich Jannack (1760–1827)
einen "Wintergarten" an, der sich in einem nördlichen Anbau seiner
strohgedeckten Bauernkate befand, die man in Horn seit Menschengendenken als
"Rauhes Haus" bezeichnete. Vermutlich lebte er hier schon seit 1795
als Gärtner des Grundeigentümers Jacob de Chapeaurouge, zusammen mit Frau und
drei Töchtern. Das Hamburger Adressbuch vermerkte ihn erstmals 1805 mit der
Berufsbezeichnung "Handelsgärtner und Wild", im Jahr darauf
zusätzlich auch noch als "Wirth." Seit 1810 wurde Jannack jedoch
nicht mehr in den Adressbüchern erwähnt. Der Grund ist nicht bekannt. Erst 1825
ist unter "Jannack" wieder zu lesen: "Bäume-, Pflanzen- und
Blumenhandlung in Horn, auch eine Niederlage an der Paulsstraße, vom Speersort
links im zweyten Hause." Seit 1827 vermerken die Sonderseiten: Jannack’s Wintergarten besteht aus
einem auf einer Anhöhe geschmackvoll angelegten schönen Garten, sowie einem 60
Fuß* (17,19 m) langen Salon, der auf jeder Seite ein Gewächshaus von 50 Fuß
(14,32 m) Länge hat. Hier findet man einen beachtlichen Vorrat schöner seltener
Stauden und Blumen. Im Salon selbst sind Orange- und Citronen-Bäume von nicht
gewöhnlicher Größe aufgestellt. Der Eindruck, den diese reiche, üppig prangende
Vegetation in den Wintermonaten gewährt, ist überraschend, und verschafft dem
freundlichen Locale, in welchem man sich überdies einer guten Bewirthung
erfreuet, viele Besuche seitens der besseren Gesellschaft Hamburgs.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rauheshaus.htm
Im September und Oktober entstand unter der Leitung des
Stadt-Ingenieurs Paridom Gottlob Heinrich eine farbige "Charte des Dorfes Horn mit
den dazugehörigen Geest-Ländereyen". Aus demselben Jahr existiert auch
noch eine maßstabsgetreuere Grundrisskarte, allerdings nicht farbig. Am
westlichen Dorfrand sieht man erstmals den Gasthof Neuer Schinkenkrug, der zwischen 1830 und 1850 für seine sogenannten Blutegel-Börsen weithin bekannt wurde. Die von der Medizin seinerzeit sehr
geschätzten Tierchen wurden von "Ihlenfängern" erst aus dem Osten
Deutschlands, später sogar aus Russland geholt.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/krug.htm
1828
Die
"Landherrenschaft von Hamm und Horn" war derzeit 1.036,164
Quadratruten groß und umfasste einen Teil der Vorstadt St. Georg, den
Stadtdeich, Grüner Deich, Hammerdeich, Hammerbrook, Hammer Baum und
Schlachterhof sowie das Burgfeld, die Lohmühle, Kuhmühle, Mundsburg, Schürbeck
und Uhlenhorst (auf dem Papenwärder). Hinzu kamen die Dorfschaften von Hamm und
Horn. Getrennt von allem lag das älteste, schon 1283 an Hamburg verkaufte Dorf
Fuhlsbüttel. Landherren waren der zweite und dritte Senator, doch in der Regel
verwaltet der ältere alles allein. Beiden untergeben waren ein vor Hamm
wohnender Landvogt und ein Sandvogt.
In Horn gab
es zu jener Zeit eine durch Dampf betriebene Baumwollspinnerei.
1829
Dem Hamburger Adressbuch dieses Jahres konnte man im
Personenverzeichnis eine erste Horner Hausnummer
entnehmen. Es war die "36" für die Farbenfabrik von Friedrich Eduard
Behrens an der Heerstraße, heutiger Horner Landstraße.
Mit seinem neu komponierten Lied "Ihr Kinderlein
kommet" überraschte Friedrich Heinrich Eickhoff am Weihnachtsmorgen Kinder und Erwachsene in der Apostelkirche
von Gütersloh. Es verbreitete sich bald auch im ganzen deutschen Sprachraum. Noch nie war in Deutschland ein kälterer Dezember mit einem
Thermometer festgestellt worden.
1830
Die seit Dezember des Vorjahres außergewöhnlich strenge Kälte
dauerte noch bis zum 20. Februar. Die Alster war zugefroren und schon damals
ein beliebter Ort, Freizeit zu verbringen.
Horn und Hamm gehören fortan zur "Landherrenschaft der Geestlande". Jetzt ging man verstärkt gegen eine Bettlerplage vor, die auch
für viele andere Gebiete in und um Hamburg zum Problem geworden war. Die Horner
Bettlerherberge im "Hirtenkaten" wurde fortan streng beaufsichtigt.
Bereits seit dem letzten Jahr regulierte und pflasterte man die
Heerstraße (Horner Landstraße). Davon soll eine Akte Nr. 1255 über die Arbeiten
vor Gottfried Schrader’s Garten existieren.
27.
September: Hermann Mumssen
(18.9.1804–25.4.1859) wurde Pastor für Hamm und Horn. Er war sehr beliebt,
predigte volkstümlich und humorvoll.
1831
Nachdem die Heerstraße durch Hamm
und Horn umfangreich renoviert worden war, standen am Hammer Baum und Letzten
Heller sogenannte "Weggeldhäuser", in denen seit dem 1. Januar 1831 für Pferdefuhrwerke
"Chausseegeld" erhoben wurde. Gleichzeitig hatte man die Heerstraße
ab Letztem Heller bis nach Schiffbeck als "Pflasterbahn" fortgeführt
und im Rahmen dieser Baumaßnahmen bedeutend abgeflacht.
1832
Das
Schulhaus erhielt im Juni einen zusätzlichen Klassenraum in Form eines in
Fachwerk erstellten rechten Anbaus von 667 Fuß.
8.
Dezember: Hochzeit von Hans-Ernst
Saalfeld und Catharina Richters.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blutbuche.htm
1833
In diesem Jahr kritisierten die Privilegierten wöchentlichen
Gemeinnützigen Nachrichten von und für Hamburg: Die bisherige Art der Nummerierung der
Häuser bietet ein Chaos, aus welchem man sich selbst mit Hilfe des Adressbuches
kaum herauszufinden vermag.
Im selben
und darauffolgenden Jahr wurden Hamburgs Gebäude nach den Straßen nummeriert,
in denen sie sich befanden und zwar fortlaufend auf der linken, stadtzentrumnäheren
Seite und auf der anderen wieder zurück. Die Nummerierung nach geraden und
ungeraden Zahlen erfolgte erst viel später, in Horn 1881. Mit der rasanten
Vergrößerung der Stadt durch die Industrialisierung gegen Ende des 19.
Jahrhunderts und den damit verbundenen Eingemeindungen von früheren Dörfern
nach Hamburg, trat zunehmend das Problem von doppelten Straßennamen auf.
Nachdem 1894 eine ganze Reihe von Vororten Hamburger Stadtteile geworden waren,
tauchten manche Straßennamen nun sogar drei- und viermal auf. 1899 wurden daher
130 Straßen umbenannt und zum Teil zusammengezogen. Altona erlebte 1928 eine
ähnlich große Umbenennungsaktion, als eine Reihe von Landgemeinden, darunter
die meisten Elbvororte, mit der Stadt vereinigt wurden. Auch in Harburg und
Wandsbeck wechselten aus diesem Grund einige Namen. In der "Weimarer
Republik" ersetzte man viele Straßenschilder aus dem Bereich der
Hohenzollern-Monarchie durch Namen verdienter Demokraten, die 1933 wiederum
NS-Größen Platz machen mussten. 1938 wurden auch alle verdienten Juden von
Hamburgs Straßenschildern verbannt. In den Jahren 1947‒1952 erfolgte dann die größte Umbenennungsaktion, die
Hamburg bis dato gesehen hatte. 1.613 Straßen bekamen neue Namen.
27. April: Syndikus Dr. Karl Sieveking bot Johann Hinrich Wichern das alte
"Rauhe Haus" an. Weiter unter 12. September.
18. Juni: Der Landherr Christian
Daniel Benecke (7.5.1768‒5.3.1851) gab zur Löschung der Feuersbrünste in Hamm und Horn genaue
Anweisungen bekannt. Feueraufseher für Horn waren derzeit Jacob Krogmann und
Hinrich Stelter. Ihr Amt endete erst mit dem Tode.
12.
September: Gründung der Stiftung Das Rauhe Haus von
Johann Hinrich Wichern (21.4.1808–7.4.1881).
Auf dem Grundbesitz der Familie Sieveking, die dem jungen Theologen ein sechs
Morgen großes Areal mit alter Wohnkate überlassen hatte, sollte diese "Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste
Kinder" in den folgenden Jahren weit über Hamburgs Grenzen
hinaus Bedeutung erlangen. In seinem ersten Jahresbericht, erstattet in einer
öffentlichen Versammlung im April 1835, schilderte Wichern: Nachdem ich am 31. Oktober 1833 das von
Alters her sogenannte "Rauhe Haus" mit meiner Mutter und Schwester
bezogen hatte, betraten am 8. November die ersten drei Knaben ins Rettungshaus.
Ganz allmählich sammelten sich bis zum 31. December zwölf Knaben im Alter von 5
bis 18 Jahren, zu denen später noch zwei hinzukamen. Bis auf Einen waren sie
sämtlich in gänzlicher Verwahrlosung und Verwilderung aufgewachsen. Acht von
diesen vierzehn waren außer der Ehe geboren, die ehelichen aber, bis auf zwei,
unter dem Einfluss verbrecherischer oder frevelhafter und trunkfälliger Eltern
oder sonst in einem unehrbaren Hauswesen groß geworden. Durch Bettelei und
andere Anleitung hatten mehrere es bis zur Gewohnheit des hartnäckigsten Lügens
und im Stehlen bis zu dem Grade gebracht, dass einer derselben sich in seinem
12ten Jahre schon zu 92 Diebstählen vor der Polizei bekannte. Mit sieben von
diesen Knaben hatten Eltern, Armenpfleger und Schullehrer oder selbst die
Obrigkeit vergebens versucht, sie zu bändigen und zum Gehorsam zu bringen. Die
roheste, übermüthigste Kraft, gepaart mit dem entschiedensten Willen, frei zu
sein, und geübt in den kühnsten Versuchen, sich diese Freiheit zu verschaffen,
kamen dadurch in unmittelbare Berührung mit von allem Bösen völlig abhängigen
Naturen. Einer dieser Burschen hatte bereits in einer Kette gelegen und sich
von ihr zu befreien gewusst, während ein anderer, der mit sieben anderen
zusammen gestohlen hatte, durch stumme Sünden bereits halb blödsinnig geworden,
hier ankam.
Anmerkung: Dies ist
nur der erste Abschnitt des Berichts.
1834
Neunummerierung
aller Hamburger Straßen. Auch Horner Bewohner findet man erstmalig im
Adressbuch, allerdings nur ein paar bekannte Personen ohne Hausnummernangabe,
wie beispielsweise "Jahns jun. Joh. Aug. in Horn" (Wirt des
Gasthofs "Schinkenkrug"). Doch immer noch steht seit 1829 die
Farbenfabrik von Friedrich Eduard Behrens mit der Hausnummer 36 im
Personenverzeichnis, auch derzeit ohne Straßennennung.
12. April: Eröffnung der Hammer
und Horner Sparcasse, eingerichtet unter dem
Schutze und der so gütigen als thätigen Fürsorge des Herrn Bürgermeisters
Benecke, gleichzeitig Landherr. Die Hamburger Nachrichten schrieben
dazu: „Zweck dieser Sparcasse ist,
Ersparnisse zum Besten der Einleger unentgeltlich zu verwalten. In jeder
Sitzung nimmt die Sparcasse Einlagen von 4 bis zu 50 Schillingen in jeder in
Hamburg geltenden Münzsorte an und zwar an jedem Sonnabend. Ausbezahlt wird am
ersten Sonnabend eines jeden Monats und zwar eine Stunde vor der Annahme, doch
muß derselben eine Aufkündigung von wenigstens 14 Tagen vorhergehen. Jeder
Einleger, welcher ein Guthaben von 5 Schillingen und darüber hat, erhält Zinsen
davon. Die jährlichen Zinsen betragen einen Schilling von einem Thaler. Die Sparcasse ist ganz nach dem Muster der
hamburgischen eingerichtet, wird von 2 Directoren, 12 Verwaltern und 2
Revisoren administrirt, hat es sich aber zum Gesetze gemacht, bis zu 4
Schillinge herunter anzunehmen. Das Annahme-Bureau ist in Hamm beim Vogt, Herrn
Burmester.
Im Dorf gab
es etwa 140 schulpflichtige Knaben und Mädchen. Lehrplan und Einteilung der
Unterrichtsstunden blieben dem Lehrer überlassen, doch musste er den Lehrplan
vom Prediger in der Nachbardorfschaft Hamm genehmigen lassen. Der Unterricht
umfasste Religionslehre, Bibelerklärung, Lesen, Schreiben, Rechnen, deutsche
Sprache, Verstands- und Gedächtnisübungen sowie Singen der Kirchenmelodien.
Erlaubte es die Zeit, durfte der Lehrer den Kindern auch Naturlehre,
Weltgeschichte und allgemeine Geographie vermitteln. Sein jährliches Gehalt
betrug 800 Schillinge. Schulpflichtig waren alle Kinder von 6 bis 14 Jahren.
Eltern, die ihre Kinder vom Schulbesuch abhielten, wurden mit Geld oder
Gefängnisstrafe belegt. Unterrichtet war täglich von 8 bis 11 Uhr und von 13
bis 16 Uhr. Als Schulsteuer bezahlten die Vollhufner per Hufe 12 Schillinge
jährlich, die übrigen Eigentümer 6 ß, Mietsleute und sonstige Einwohner 4 ß.
Über den Schulbesuch und das sittliche Verhalten der Kinder führte der Lehrer
ein Protokoll, das dem Landherrn vierteljährig vorgelegt werden musste. Die
Schulbehörde bestand aus dem ältesten Landherrn der Geestlande, dem Prediger
und zwei Schulvorstehern.
Weil die
Schülerzahl ständig stieg, musste 1855 ein zweiter Lehrer für nunmehr 180
Kinder eingestellt werden.
20. Juli: Das "Schweizerhaus" wurde eingeweiht (Grundsteinlegung
am 11. März). Es war das erste neue Gebäude auf dem Areal "Rauhes
Haus".
Der Sommer dieses Jahres war der wärmste des bisherigen 19.
Jahrhunderts.
1835
18. und 20. Juli:
Auf
den Feldern östlich des Wandsbecker Gehölzes, wo heute die Douaumont-Kaserne
liegt, fanden die ersten Pferderennen im nordelbischen Raum statt. Die Bahn war
vier Kilometer lang. Diese bis zum Revolutionsjahr 1848 jährlich ausgetragenen
Veranstaltungen mit Volksfestcharakter dürfen als Vorläufer des Derbys auf der
Horner Rennbahn bezeichnet werden (siehe 1855).
27. Juli: Erste öffentliche
Personenbeförderung zwischen Horn und der Stadt. Für vier Schillinge fuhr man
mit der "Journalière von Hamm und
Horn", einem bequemen bedeckten Wagen, gezogen von vier Pferden, der
zweimal täglich verkehrte. Die erste Fahrt begann um 8 Uhr beim Schinkenkrug,
dessen Eigentümer Gastwirt Johann August Jahns jun. (41) war. Das beliebte
Ausflugslokal, bekannt auch durch seine alljährlichen
"Blutegelbörsen", war nun noch attraktiver geworden, denn
selbstverständlich besaß es jetzt auch eine eigene Haltestelle. Die Journalière
besorgte auch pünktlich jede Art von Aufträgen und Bestellungen. Mittags fuhr
sie wieder von der St. Petri Kirche zurück nach Horn. Seit dem 20. Oktober 1840
konnte man auch zweimal ab Schiffbeck und sonntags sogar vom Letzten Heller
weiter bis Billwärderhude und St. Annenhof (Billwärder) fahren. Die Linie
betrieb Jahns bis zum 31. Juli 1844, verkaufte sie dann an die Firma
"Basson & Co." und beschränkte sich nur noch auf Fracht- und
Postbeförderung zwischen Hamburg und Horn, sowie auf seine jetzt täglich
verkehrende Anschluss-Omnibus-Linie vom Letzten Heller nach Billwärder. Johann
August Jahns starb am 18. Januar 1849.
Parallel
zur Journalière betrieb die Firma "Basson & Co." seit dem 28.
Juni 1840 eine Pferde-Omnibuslinie nach Horn, die von der
Straße "Ness" über die Große Reichenstraße bis zum Steintor und
dann weiter über die Hammer Landstraße bis zum Letzten Heller führte. Jeweils
zwölf Personen konnten transportiert werden, und für Raucher waren vier Sitze
auf dem Dach gleich hinterm Kutscher vorgesehen. Erst ab 1851 gab es ein
spezielles Raucherabteil. Vier Schillinge kostete die Fahrt vom Altonaer
Schauspielhaus über St. Petri bis nach Horn zum "Letzter Heller", dem
beliebten Ausflugslokal an der Ostgrenze des Dorfes. Von hier bis nach Hamburg
fuhren die Wagen im Sommer von morgens um 7 ½ Uhr bis abends 8 ½ Uhr alle ½
Stunde, im Winter von morgens 8 Uhr bis abends 8 Uhr alle Stunde. Wer nach
Altona weiterfahren wollte, konnte das ganzjährig alle Viertelstunde bis abends
um 9 ½ Uhr. Abonnements-Karten nach Hamm und Horn kosteten pro Dutzend 2 Mark und
10 Schillinge. Mit den Pferde-Omnibussen konnten nun auch die einfachen Bürger
dem penetranten Gestank des engbebauten Hamburgs kurzzeitig entfliehen.
29. Oktober: Auf dem Areal des Rauhen Hauses wird das "Mutterhaus"
eingeweiht. Architekt war der bekannte Alexis de Chateauneuf (1799–1853). Nachdem Wichern zwei Jahre in der uralten Kate
"Rauhes Haus" gewohnt hatte, zieht er nun hier ein. Das ab 1852 nur
noch "Grüne Tanne" genannte Mutterhaus brannte zwar am 24. März 1936
aus, doch weil das Fachwerk erhalten geblieben war, konnte es anschließend
wiederhergestellt werden.
1836
Auf dem im Oktober eingeweihten "Mutterhaus" auf dem
Areal des Rauhen Hauses brütete ein Storchenpaar. Jahrzehnte noch sollten
Storchengenerationen diesen bevorzugten Ort aufsuchen.
https://hornertv.tripod.com/stoerche.htm
1. Juli: Johann Theobald Riefesell wurde geboren. Dem späteren
Bleistiftmaler verdankt auch Horn Zeichnungen vom Schinkenkrug 1881 und von der
alten Schmiede an der Ecke Horner Landstraße/Bauerberg aus dem Jahre 1888.
Riefesell starb am 19. Januar 1895.
1837
Im Personenverzeichnis des Hamburger Adressbuchs tauchten für Horn fortan zahlreiche Hausnummern auf, so beispielsweise: "Krogmann, Jacob, Horn no. 84" oder "Behrens, Friedrich Eduard, C.G. Hertel Nachfolger, Farbenfabrikant und Materialist, Horn no. 59". Gemeint war immer die Landstraße, denn alle anderen Wege waren noch unbedeutend. Auch die meisten Häuser an der Landstraße schienen noch keine Nummer zu besitzen, denn hinter den Bewohnern stand lediglich "Marschseite" oder "Geestseite."
1838
Im neuen Bauernhaus des Landwirts Jacob
Martin Decke, oben am Bauerberg, stand eine Handdruckspritze der Gemeinde zur
Brandbekämpfung. Decke stellte dafür 56 Jahre lang seine Pferde.
1839
9. April: Gründung des Vereins für Hamburgische Geschichte.
7. Oktober: Einweihung des Betsaals im Rauhen Hause. Kurze
Zeit später erlebte hier der Adventskranz seine
"Geburtsstunde". Es war ein an der Decke hängendes Wagenrad mit
vielen roten und vier weißen Kerzen, jedoch noch ohne Tannengrün.
1840
Zu dieser Zeit bestand Horn aus einem Areal von 1.021 (Scheffeln
(1 Scheffel = 4.204,7 qm) und 171 Quadratruten (1 QR = 21,846 qm). Es gab 160
Häuser, in denen insgesamt 950 Menschen lebten, darunter je ein Maurer, Müller,
Weber, Schlosser, Glaser, Krüger, Riemer, Hutmacher, Nagelschmied, Uhrmacher,
Zimmermann, Färber und Brauer. Ferner je zwei Bäcker, Brenner, Schmiede,
Rademacher, Maler, Klempner und Seiler sowie je vier Schneider, Schlachter und
Schuster nebst fünf Krämern und Tischlern. Auch gab es mehrere Fuhrleute, viele
Tagelöhner sowie als Beamte ein Vogt mit zwei Assistenten und einem
Polizei-Officianten. Mit lediglich fünf Landstellen war Ackerbau und Viehzucht
recht unbedeutend. Im Dorf lebten viele vom Milchhandel, Gemüseanbau und von
der Gärtnerei. Es gab aber auch eine Nagelfabrik und eine Tabakfabrik.
Handwerker und Gewerbetreibende waren: Jeweils ein Manufacturhändler,
Bierbrauer, Schlosser, Uhrmacher, Weber, Glaser, Küper, Riemer, Maurer und
Hutmacher. Ferner jeweils zwei Bäcker, Schmiede, Stellmacher, Maler und
Klempner, drei Krämer und Branntweinbrenner sowie vier Schlachter, Schneider
und Schuster. Horns erste Schule von 1659 existierte immer noch am selben Ort,
allerdings in einem 1780 errichteten Neubau. 1840 wurden 140 Knaben von zwei Lehrern unterrichtet, und eine Lehrerin war für
Mädchen und kleine Knaben zuständig. Ferner existierte an der Landstraße,
schräg östlich gegenüber dem Bauerberg, ein Privatinstitut für Geisteskranke.
1841
Horn hatte 950 Einwohner.
30. Mai: Bei schönsten Wetter und 20 Grad Réaumur (25° Celsius) wurde an diesem Pfingstsonntag in der Dorfschaft Horn ein
"Zoologischer oder Thiergarten" eröffnet.
https://hornertv.tripod.com/heller.htm
1842
11. Februar: Gründung der Druckerei und
Buchbinderei im Rauhen Hause.
Im Frühjahr entstand beim heutigen Klostertor ein Bahnhof für die erste
Eisenbahn. Nach dem Zielort wurde er "Bergedorfer Bahnhof" genannt und
sollte eigentlich am 17. Mai eingeweiht werden. Nachdem aber am 5.
Mai um 1 Uhr morgens (Donnerstag) ein Feuer in der Altstadt
ausgebrochenen war (Großer
Hamburger Brand), mussten die obdachlos gewordenen Menschen ja eine Bleibe
finden. So brachte man sie u.a. mit der schon fertiggestellten Eisenbahnlinie
nach Bergedorf und in benachbarte Stadtteile. Auch das Rauhe Haus stellte
Räumlichkeiten zur Verfügung, beherbergte und verköstigte mehrere Wochen lang
etwa dreißig Personen. Nach der Brandkatastrophe, die am 8. Mai endete,
entstand das erste Foto von Hamburg. Vom Dach der Börse machte Carl Ferdinand
Stelzer eine sogenannte Daguerreotypie, die Binnenalster und zerstörte Gebäude
dokumentierte. Seit dem 8. Mai verkehrte der Pferde-Omnibus
von "Basson & Co." stündlich zwischen Hamburg und Horn (Letzter
Heller). Die Kosten betrugen für eine Fahrt 4, nach der Torsperre 6
Schillinge.
1843
Hamburgs Straßen waren bis zum Großen
Hamburger Brand nur mit
Öllampen beleuchtet worden, betrieben mit Wal-Tran, Rüböl, Leinöl und im Winter
mit Hanföl. Auch damals mussten die
Bürger für die Kosten der Beleuchtung aufkommen. Abhängig vom Vermögen der
Hausbewohner zwischen 4 Schillinge und 3 Mark.
20. Februar: Senat und Bürgerschaft legten vertraglich fest, dass die neuen Gaslaternen
einen Abstand von 90 Hamburger Fuß (entspricht 25,74 m) voneinander haben
sollen und der Helligkeit von zwölf Wachskerzen bester Qualität entsprechen
müssen.
1844
Am bis dato noch unbebauten Weg nach Hamm (heute Horner Weg) war
erstmals ein Bauernhaus errichtet werden. Es sollte einmal als Horner Meierei bekannt
werden.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/meierei.htm
1845
1846
27. September: Der Anfang des Jahres entstandene
Verein für innere Mission trug nun den Namen Christlicher Verein von Ham
und Horn. In ihm waren jetzt sowohl der "Verein gegen das
Branntweintrinken" (auch "Mäßigkeitsverein von Ham, Horn und
Umgebung" genannt, der bis 1847 existierte), als auch alle anderen Vereine
zusammengeschlossen. Präses war Pastor Hermann Mumssen (1804–1859).
15. Dezember: Jungfernfahrt der ersten
Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Hamburg. Bereits am 8. November 1841 war
dieses Projekt zwischen beiden Städten per Staatsvertrag beschlossen worden. Am
6. Mai 1844 begann die am 27. Juli 1843 in Ludwigslust gegründete
"Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft" mit dem Bau der Strecke von
dort nach Berlin. Am 15. Oktober 1846 konnte die vorerst 222 km lange Strecke
von Berlin bis Boizenburg in Betrieb genommen werden. Mit Fertigstellung des
Restabschnitts von 45 Kilometern bis Bergedorf am 15. Dezember 1846 waren die
Bauarbeiten abgeschlossen. Zusammen mit der bereits am 16. Mai 1842 eröffneten
Strecke der "Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn" war die Gesamtstrecke
Berlin–Hamburg nun vollendet. Die ersten Züge nach Hamburg fuhren noch aus
einem Schuppen heraus, doch schon 1847 konnte der in spätklassizistischem Stil
errichtete "Hamburger Bahnhof" an der Berliner Invalidenstraße
feierlich eröffnet werden. Entsprechend nannte man die Endstation in Hamburg
fortan "Berliner Bahnhof", der zuvor (seit Mai 1842) noch
"Bergedorfer Bahnhof" hieß. Die Schienen für den Bahnbau und auch
zwölf Lokomotiven waren aus England bezogen worden. Weitere 24 Loks fertigte
dann die Firma Borsig in Berlin. Auch Personen- sowie Güterwagen waren in
Deutschland hergestellt worden. Die Fahrtzeit auf der 286 km langen Strecke
betrug anfangs 9 Stunden und 15 Minuten, was sich für heutige Verhältnisse viel
anhören mag, damals aber einen Riesenfortschritt gegenüber der Postkutsche
bedeutete, die zwei Tage benötigte. Zunächst verkehrte in jeder Richtung ein
Personenzug pro Tag, doch schon der Fahrplan vom Mai 1847 sah zwei Personenzüge
und einen Güterzug pro Richtung vor. Dabei muss man bedenken, dass zwischen den
durchquerten Ländern Grenzen existierten, an denen Zölle erhoben wurden. Erst
der Anschluss Mecklenburgs und Schleswig-Holsteins an den Zollverein im Jahr
1868 sollte der Bahn einen ungestörten Betrieb bis an die Hamburger Stadtgrenze
erlauben.
1848
9. März: In Frankfurt erklärte der Bundestag Schwarz-Rot-Gold mit
anteilig gleichhohen Querstreifen zur Nationalfahne.
Heinrich
Johann Rosenau starb, die Witwe zog an die Hammerlandstraße 31. Rosenau hatte
den Großen Pachthof seit 1813 bewirtschaftet, drei Jahre vor seinem Tod aber
schon sein Sohn C.H.J. Nachfolgepächter wurde
Heinrich Christopher Boje.
https://hornertv.tripod.com/pachthof.htm
1849
18. September: In einer Verordnung ist zu lesen, dass die Jagd in der
Dorfschaft Horn vom Landherrn H. Schmidt an die Eingesessenen Jacob Hinsch,
Martin Langhein und Friedrich Lübbers verpachtet worden war, und sich alle
anderen Dorfbewohner des eigenmächtigen Jagens und Schießens auf den Feldmarken
bei gesetzlicher Strafe zu enthalten hätten.
1851
Auf dem Gelände des Rauhen Hauses bezog die Familie Wichern mit
ihren acht eigenen Kindern eine neuerrichtete Villa, später "Weiße
Haus" genannt.
1852
In Hamburg lebten 160.000 Menschen.
23.
Februar: Der Hamburg-Lokstedter Renn-Club
wurde gegründet. Er hatte sich bereits am 29. November 1851 konstituiert. Bis
1854 gestalteten sich die Pferderennen noch recht dürftig, zumal auch die
Rennbahn zu klein war. Deshalb entschloss man sich, nach Horn umzuziehen (siehe
1855).
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rennclub.htm
1853
14. Oktober: Nach dem Tod seines Vaters war Carl Hermann Merck
Eigentümer eines Teils des heute als "Blohm’s Park" bekannten
Geländes. Im Jahr darauf verkaufte er die Immobilie mit dem erst 18 Jahre alten
Landhaus, von dem eine schöne Lithografie aus dem Sommer 1854 der Nachwelt
erhalten blieb. Angefertigt hatte sie Christian Ludwig Wilhelm Heuer (6.11.1813–15.4.1890), dem seinerzeit
angesehensten Maler und Zeichner Norddeutschlands. Leider beschrieb er die
Lithografie als "Landhaus Graf Solm", was Heimatforschende später
verwirrte. Erst im Dezember 2022 klärte sich, dass er "zu Solms" hieß.
"Graf Solms Landhaus in Horn im Jahre 1854" hieß diese
kolorierte Lithografie mit ornamentaler Bordüre. Es war also Karl Graf zu
Solms-Wildenfels.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
1855
Horn hatte 1.024
Einwohner.
Am Bauerberg standen 34 Häuser, an der Heerstraße (Horner
Landstraße) 123, Oben im Ort 13, am Oberen Weg (Horner Weg) 17, am Mühlenberg 5
(heute "Horner Mühlenberg"), an der Hohlen Rönne 2, beim Letzten
Heller 34 und am Bullerdeich 2 Häuser. Im Vergleich dazu die Einwohnerzahl der
östlichen Nachbardörfer: Schiffbeck 594, Kirchsteinbeck 562, Öjendorf 333.
Nachdem die
nicht mehr genutzte Horner Gemeindeweide am 25. April vom
"Hamburg-Lokstedter Renn-Club" erworben worden war, ließ man sie noch
im Frühling zu einer Galopp-Rennbahn ausbauen. Diese besaß einen Umfang von
dreitausend Ellen (1 Elle = 62,6 cm) und erhielt eine 150 Fuß (49,97 m) breite
Bahn.
25. April: In den Hippologischen Blättern steht: „Es gereicht dem
unterzeichneten Comité zur besonderen Befriedigung, den Herren Sportsmen die
Anzeige machen zu können, dass eine neue Bahn bei dem hamburgischen Dorfe Horn
gewonnen worden ist, wie sie nicht besser gewünscht werden kann.“
27. Juli: Eigentlich sollte an diesem Freitag die Horner
Renncoppel eingeweiht werden, doch wegen eines Unwetters fiel alles
Geplante buchstäblich ins Wasser, sodass der Renntag erst am Sonnabend ab 16
Uhr stattfinden konnte. Die Zeit seit dem Areal-Erwerb war aber einfach zu
kurz, um noch rechtzeitig eine repräsentative Tribüne errichten zu können.
Erfolgreichster Hengst der Rennen war "Koh-i-noor" (Berg des Lichts)
aus dem Stall des Barons Biel. Er erhielt einen Preis von 100 Louisdor,
ausgesetzt vom Herzog von Schleswig-Holstein-Augustenburg.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rennbahn.htm
"Bei der Renncoppel" nannte man nun den "Weg Nr.
52" zwischen Horn und Wandsbeck. Später wurde er zur Rennbahnstraße. Der "Weg Nr. 111" hieß in den Adressbüchern jetzt
zwar "Hinter der Renncoppel", doch in Horn sprach man seit langem nur
vom "Hermannsthal". Dieser Straßenname setzte sich durch, wurde ab
7.10.1892 sogar offiziell.
Der Hirtenkaten am Bauerberg war zu jener Zeit auch eine
polizeilich beaufsichtigte Bettlerherberge: Angelockt durch die zahlreichen wohlhabenden Gartenbesitzer,
trieb sich in der Gegend nämlich viel unsauberes Gelichter herum, gegen das
bereits mehrere Verordnungen erlassen worden sind. Manche Bewohner machtem
sogar regelrecht Jagd auf das herrenlose Gesindel (Bericht eines Zeitzeugen).
1856
Beim kleinen Rinnsal "Hohle Rönne" wurde ein Weg selben
Namens angelegt. Er verband den Horner Weg mit der "Heerstraße nach dem
Letztenheller" (Horner Landstraße). Der gesamte Weg lag allerdings schon
auf Hammer Gebiet.
Auf der Horner Rennbahn entstand eine Tribüne, die 1.200
Zuschauern Platz bot. Der Pferdesportclub nahm "Lokstedt" aus seinem
Namen, hieß fortan "Hamburger Renn-Club."
1858
8. Oktober: Grundstück und Haus der Familie Merck
(heute der mittlere Teil von "Blohm’s Park") gehörten fortan dem
Kaufmann Friedrich Julius Leser (30.10.1815–6.8.1874).
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
1859
27. Januar: In Berlin wurde Kaiser
Wilhelm II. geboren, der am 4. Juni 1941 sterben sollte.
11. Mai: Nach Umbau
des ehemaligen Gasthofs "Letzter Heller" eröffnete Johann Heinrich
Kleindieks (36) ein "auf's
eleganteste eingerichtete Etablissement", das er
"Conversations-Haus" nannte, zu dem aber auch ein "Hôtel Garni" gehörte. Inserate in den
"Hamburger Nachrichten" warben nicht nur für ein allsonntägliches
"Thable d'hôte" (Mittagsmenü) um 17 Uhr, sondern auch für
"Déjeuners, Diners und Soupers" zu jeder Tageszeit. Außerdem sollten
zukünftig mittwochs und sonntags Konzerte renommierter Kapellen unter den
Musikdirektoren Sachse und Neumann stattfinden. Für sein Hotel bot Kleindieks
die Vermietung mehrerer möblierter Zimmer an. Im Jahre 1861 gab er jedoch
Etablissement und Hotel auf und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahre 1869 nur
noch als Haus- und Versicherungsmakler.
Nach dem
Tode von Hermann Mumssen wurde Ernst Adolph Moraht (27.10.1833–26.10.1879)
Pastor für Hamm und Horn. Seine volkstümlichen Predigten machten ihn in ganz
Hamburg bekannt.
1860
Im Bet-Saal des Rauhen Hauses wurde der Adventskranz erstmals mit
grünen Zweigen umwunden. Die Zahl der Kerzen richtete sich nach der Anzahl der
Wochentage, die zwischen dem 1. Advent und Heiligabend lagen.
1861
Erstmalig erwähnte das Hamburger Adressbuch auch die Straßen in
der Dorfschaft Horn. Am 1. Januar wurde die Hamburger
Torsperre aufgehoben. Seit Jahren schon war die mittelalterliche Schließung der
Stadttore während der Dunkelheit von der Bevölkerung als reine Willkür
empfunden worden. Gegen Gebühr waren die Tore allerdings seit dem 10. Juni 1836
auch noch bis Mitternacht passierbar. Hier wurde auf alles was ein Bürger und
Untertan der Stadt "um und in den Leib gebrauchet" Akzise (Steuer)
erhoben. Ab 1861 wurde die Akzisegrenze an die Landesgrenze verlegt, wo man
Steuerposten errichtete. Mit dem Anschluss Hamburgs an das deutsche Zollgebiet
im Jahre 1888 wurde die Akzise aufgehoben.
Das alte Schulhaus erhielt rechts einen letzten Anbau mit einem weiteren Klassenzimmer. Die Straße "Am Bauerberg" wurde erstmalig gepflastert.
Einzelheiten zu
Straßen sind hier zu finden!
1862
Kältester Winter seit langem. Die
Temperatur fiel teilweise auf 28 Grad unter Null.
29. Juni: Einweihung
des neuen Hammer Friedhofs in Eilbek, auf dem auch die Toten Horns beerdigt werden. Die letzte Beisetzung fand 1928 statt und
1954 wurde der Friedhof entwidmet.
1863
17. Mai: Eröffnung des Zoologischen Gartens
Hamburg. Direktor war Alfred Brehm. 1930 wurde der Zoo geschlossen und in einen
Volks-, Vogel- und Vergnügungspark umgestaltet. Seit der Niederdeutschen
Gartenschau 1935 nannten die Hamburger das Gelände "Planten un
Blomen."
1864
16.
Januar: Beginn des deutsch-dänischen
Krieges um den Besitz der Herzogtümer Holstein, Lauenburg und Schleswig, die
dem dänischen König unterstanden. Österreich hatte sich durch eine geschickte
Taktik des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarcks zu einer gemeinsamen
Sonderaktion gegen Dänemark verleiten lassen, das vergeblich auf englische
Hilfe gehofft hatte. Schon bald erlag es der großen Übermacht. Im Wiener
Friedensvertrag vom 30. Oktober musste Dänemark seine drei Herzogtümer
abtreten. Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und
Verwaltung gemeinsam, doch im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 erhielt
Preußen die Herzogtümer Lauenburg und Schleswig, Österreich das dazwischen
liegende Holstein.
24. September:
Erstmals erschien das "Hamburger Fremdenblatt", eine bis ins 20.
Jahrhundert hinein beliebte Tageszeitung.
1865
Die volksmundliche Bezeichnung "Am Bauerberg" wurde
amtlicher Straßenname für einen jahrhundertealten Weg, um den sich das Dorf
Horn entwickelte.
Der an der Hammer Kirche beginnende "Hornerweg" hieß
jetzt auch in Horn offiziell so. Die Einwohner sprachen früher vom Oberen Weg
oder Weg nach Hamm.
Die Landstraße wurde umfangreich reguliert, auf sieben Meter
verbreitert und neu gepflastert. In den Hamburger Adressbüchern bis 1879 stand
aber immer noch "an der Landstraße."
1866
Im April
wurde die Firma "Basson & Co." in "Basson’sche Omnibus
Actien-Gesellschaft" (B.O.A.G.) umgewandelt.
Nach gegenseitigen Vertragsbruchvorwürfen brach der
preußisch-österreichische Krieg aus. Am 9. Juni marschierten preußische Truppen
in Holstein ein. Nach seiner Niederlage bei Königgrätz am 3. Juli musste
Österreich der Annexion von Schleswig und Holstein durch Preußen zustimmen. Zwischen
dem 14. August 1865 und dem 3. Juli 1866 war Holstein (und damit auch
Schiffbek) also österreichisch. Wer hätte das gewusst?
16. Juli: Eröffnung des ersten Hamburger Dammtor-Bahnhofs (sie auch
1903).
1867
Horn hatte 1.658 Einwohner.
Der
historische Gasthof "Letzter Heller" soll in diesem Jahr abgebrannt
sein. Vermutlich geschah das im Sommer, denn auf einem Grundrissplan vom 21.
März ist er noch eingezeichnet.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/heller.htm
1868
Die neue Dorfkarte wies erstmals zahlreiche Hausnummern aus
(siehe auch anno 1837). Straßenanfang war immer das stadtnächste linke Gebäude
mit der Hausnummer 1. Fortlaufend endeten die Nummern beim Letzten Heller, um
dort auf der anderen Straßenseite wieder zurück zum Straßenanfang zu führen.
Jetzt
konnten sich die Horner Hauseigentümer endlich gegen Feuerschäden versichern.
Die seit 1676 existierende "Hamburger Feuerkasse" übernahm fortan
auch alle Schäden außerhalb der Stadt.
Der Kaufmann Georg Heinrich Kaemmerer erwarb von Daniel Gottfried
Oehrens südlich der Horner Landstraße ein Gelände mit großem Landhaus und altem
Baumbestand, das er zu einem Park mit Teich und Insel ausbauen ließ. Das
Grundstück lag auf dem westlichen Teil des heutigen "Horner Park."
Siehe auch 1909 und 1915 sowie https://hornertv.tripod.com/park.htm
Im Sommer entstand am Ostrand des Kleinen Pachthofs das erste Spritzenhaus. Bei Brandeinsätzen wurde die Feuerspritze von zwei Pferden des
Landwirts Decke gezogen.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/spritze.htm
17. August: Der Norddeutsche Bund setzte "Maß
und Gewichtsordnung" in Zoll und Fuß fest.
1869
Horn hatte 1.800
Einwohner.
18. Januar: Oben am
Bauerberg 71 war gegen 8:30 Uhr ein Feuer ausgebrochen, das Wohnhaus, Scheune
und Stall sowie zwei von vier Familien bewohnte Nachbarhäuser vernichtete. Bei
starkem Wind griff das Feuer mit einer solchen Geschwindigkeit um sich, dass
vier Kühe und vier Schweine umkamen, und auch vom gesamten Mobiliar fast nichst
gerettet werden konnte. Die genaue Brandursache war nicht zu ermitteln, doch
war der Blitz wahrscheinlich in den Schornstein eingeschlagen. Zwar wurde alles
wieder aufgebaut, doch am 17. August 1893 um 15 Uhr schlug ins neue
Strohdachhaus wieder ein Blitz ein und zerstörte es. An gleicher Stelle ließ
Grundeigentümer H.H.F. Langhein dann schließlich ein einstöckiges großes Haus
ohne Strohdach errichten, das zusätzlich zwei Wohnungen im Dachbereich besaß.
Grundeigentümer C.A.H. Fischer ließ am Ostrand der Bullenkoppel
seine private Fischerstraße anlegen. Am 1. Oktober 1899 wurde sie in
"Morahtstraße" umbenannt.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/moraht.htm
Bei strahlend blauem Himmel fand am 11. Juli das 1. Norddeutsche Derby statt. Mit schönen
Karossen, in Kremsern und eleganten Equipagen fuhr die gutbetuchte Gesellschaft
nach Horn. Sieger des Rennens über 1.875Meter wurde Investment, geritten vom
englischen Jockey W. Little. Im kleinen Feld von fünf Pferden belegte Rabulist
den zweiten und Hamlet den dritten Platz.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/derby.htm
1870
In Horn gab
es acht Straßen: Am Bauerberg, Bei der Rennkoppel, Beim letzten Heller,
Hornerweg, Großer Kamp, Mühlenberg, Horner Landstraße und deren Verlängerung
Schiffbeckerberg.
Für die Galopprennen im Sommer ließ Eduard Moll,
Gründungsmitglied des Hamburger Renn-Clubs, eine Bretterbude aufstellen, die
eher wie ein stilles Örtchen aussah. In ihr war jedoch eine Maschine zur
mathematischen Errechnung der Chancen eines Rennens untergebracht: Deutschlands erster Totalisator! Allerdings
gab’s den schon erstmals 1865 in Paris und hatte sich dort schnell bei all
denen durchgesetzt, die nicht nur Pferde, sondern auch erhoffte Gewinne bei
Wetten liebten.
19. Juli: Frankreichs König Napoleon III. erklärte Preußen den Krieg, doch
schon am 10. Mai
1971 wurde im Frankfurter Gasthof "Zum Schwan" ein
Friedensprotokoll unterzeichnet, nachdem das besiegte Frankreich einen Großteil vom Elsass und einen Teil Lothringens
abtreten musste.
1.
Oktober: Hamburg übernahm die
Kirchenschule am nördlichen Bauerberg als öffentliche Volksschule. Erster
Lehrer im Alten Schulhaus von 1780 war Johannes Gustav Beyle.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm
1871
Horn hatte 1.902 Einwohner, gehörte nun nicht mehr zur Landherrenschaft
der Geestlande. Es gab
114 Grundstücke, davon 106 bewohnt, 297 Wohnhäuser und 407 Wohnungen.
1872
1. Januar: Meter und Zentimeter ersetzen
fortan Fuß und Zoll. Somit übernahm das Deutsche Kaiserreich die "Maß und
Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund" vom 17. August 1868.
1873
Die Tribüne auf der Horner Rennkoppel erhielt rechts und links je einen baugleichen Flügel. Zudem entfernte man das alte Gebäude auf dem Sattelplatz, ersetzte es durch ein neues aus Holz. Das 5. Norddeutsche Derby fand am 28. Mai statt.
Vom 10. bis 17. Dezember wurden Wählerlisten für die Reichstagswahl beim Vogt Krogmann an der Horner Landstraße ausgelegt. Horn war der Wahlbezirk 97.
1874
Die Dorfschaften Hamm und Horn wurden zu Vororten Hamburgs. In Horn gab es 148 Grundstücke und
446 Wohnungen. Bauernvogt Jacob Martin Decke bekleidete nun folglich das
Amt eines Ortsvorstehers. Die hamburgisch-preußische Grenze verlief jetzt bei
Schiffbeck, am Ende der Horner Landstraße. Hier wurde am 18.
Juli ein Zollhaus fertiggestellt, wo
fortan "Accise" (Warensteuer) zu entrichten war. Ein baugleiches
Gebäude entstand auch an der Straße "Bei der Rennkoppel" (heute Rennbahnstraße), wo das preußische Wandsbeck begann.
Siehe auch
https://hornertv.tripod.com/akzise.htm
Auf einem
erstmals farbigen Stadtplan war Horner Landstraße zu lesen.
Man plante eine Neunummerierung aller Straßen, denn Stadtannäherung bedeutete
Bevölkerungszuwachs und folglich auch viele neue Großwohnhäuser. Die Nummern
sollten zukünftig nicht mehr hintereinander verlaufen, sondern links mit
ungeraden und rechts mit geraden Zahlen stadtnah beginnen, wie schon seit 1869
an der Hammerlandstraße. Seinerzeit wurde auch eine spätere Bebauung des
Hanggeländes um den heutigen "Blohm’s Park" mit eingeplant, denn an
Grünanlagen für die Öffentlichkeit dachte in den unsozialen Zeiten des 19.
Jahrhunderts noch niemand. Am 1. Januar 1881 galten dann vorerst nur für die
Hornerlandstraße neue Hausnummern, der Bauerberg folgte erst 1891, der
Hornerweg 1892.
Der kleine
Teich zwischen Bauerberg und Pagenfelderstraße wurde zugeschüttet, nachdem die
städtische Wasserleitung bis zum Haus 193/195 verlegt worden war.
8. April: Das Reichsimpfgesetz trat in Kraft.
Für
das sechste Derby am 28. Juni errichtete man auf der Horner
Rennkoppel einen hölzernen Pavillon, in dem eine Damen-Garderobe, ein
"Bufet" sowie ein "Closet" untergebracht waren. Auch am 20. und 21.
September fanden Pferderennen statt.
Mit dem Paulinum gründete Johann Hinrich Wichern die erste Schule im Rauhen Haus,
heute eine der ältesten Hamburgs. Die Einweihung fand am 1. Oktober statt. Die neuerrichtete St.
Nikolaikirche war nun
mit 147,3 Metern das höchste Gebäude der Welt, allerdings nur drei Jahre lang.
1875
Der Kaufmann Ludwig
Friedrich Blohm erwarb einen großen Teil des später nach ihm benannten Parks. Im
Hamburger Adressbuch von 1876 steht unter Horner Landstraße 10: "Sommerwohnung
des Kaufmanns Ludwig Friedrich Blohm." Die von Fotos bekannte Villa
ließ er allerdings nicht errichten. Sie ist bereits auf der Dorfkarte von 1868
dokumentiert. Seit dem 8. Oktober 1855 hatte die Immobilie Friedrich Julius Leser (30.10.1815–6.8.1874)
gehört.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm
Nahe Ostecke heutiger Manshardtstraße wurde im April das erste Haus an der Straße "Hermannsthal"
bezogen.
An der Rennbahnstraße 101 ließ
der "Hamburger Renn-Club" eine Trainier-Anstalt erbauen. Das aus
Erd- und Dachgeschoss bestehende Stallgebäude war 31,43 x 10,25 Meter groß und
sieben Meter hoch. Im Erdgeschoss gab es 16
Pferdeboxen, im Dachgeschoss deponierte man Hafer und Stroh. Gleichzeitig
entstand ein 10,43 x 8,43 Meter großes und 10,50 Meter hohes Wohnhaus, in dem
anfangs Carl Graehn lebte.
27. Juni: An diesem
Derby-Sonntag begann im neuen Hammer-Palais der Familie Ohlendorff die
Tradition des sogenannten "Rennfrühstück", zu dem ausgewählte Gäste
eingeladen wurden. Der durch Guano-Handel reich gewordene Kaufmann war dem
Derby sehr verbunden, zwischen 1878 und 1919 sogar Vorstands- und Ehrenmitglied
im "Hamburger Renn‑Club."
1876
24.
und 25. September: Herbst-Renntage in Horn.
16.
Oktober:
An der Fischerstraße wurde ein
Gebäude mit sogenannten "Gotteswohnungen" eingeweiht, ein Begriff,
den es in Hamburg bereits seit 1582 gab. Das Hamm-Horner
Armenkollegium hatte diese Wohnungen auf
Initiative des Horner Pastors Ernst Adolf Moraht errichten lassen. Ein Jahr
nach dem Tod des Pastors erhielt das Gebäude 1880 den Namen Morahtstift.
1877
21.
März: Engagierte
Männer gründeten den Horner Bürger-Verein.
Grundbesitzer J.H.B. Reinecke ließ gegenüber der Rennbahntribüne
eine Straße anlegen, die zu seinem 170 Meter entfernten Landhaus führte. Mit 44
neu angepflanzten Bäumen sah sie wie eine kleine Allee aus, und hieß im
Volksmund fortan Reineckestraße. Auf Karten ist aber auch "Weg 376" zu lesen, weil der
Straßenbereich aus dem Flurstück 376 bestand. Nachdem sein Sohn G.E.L. Reinecke
den Grundbesitz an die "Neue Baugenossenschaft von 1900" verkauft
hatte, wurde auch die Straße umbenannt, hieß seit dem 25. Dezember 1901
"Tribünenweg."
Im September wurde Horns
erste Turnhalle fertiggestellt. Sie befand
sich auf dem Gelände des "Rauhen Hauses" direkt am Hornerweg.
Baumeister war J. Carl Pingel.
1878
2. bis 6. Juli: Ulysses Simpson Grant, von 1869‒1877 der 18. Präsident der USA, besuchte auf seiner
zweieinhalb Jahre dauernden Weltreise auch Hamburg, nachdem er in Berlin mit
Reichskanzler Bismarck und dem Kronprinzen Gespräche geführt hatte. Am 5. Juli waren er und seine Ehefrau Julia Gäste beim reichen Kaufmann Heinrich
Jacob Bernhard von Ohlendorff, in dessem Palais im Vorort Hamm. Nach einer Rede
Grants genossen Konsul John Moulder Wilson sowie weitere in der
Hansestadt lebende Amerikaner und Ehrengäste das "Rennfrühstück" bei
Ohlendorffs. Am Nachmittag besuchten alle die Horner Galopprennbahn, doch wegen
starken Regens ließen sich die Grants bereits nach dem ersten Rennen zurück in
ihr Hamburger Hotel fahren. Bis zum Derbysonntag am 7. Juli konnten sie eh
nicht bleiben, da sie schon tags zuvor in Kopenhagen erwartet wurden. Leider
hat Grants Ehefrau Julia das "Rennfrühstück" und auch Ohlendorff in
ihrer Reisechronologie gar nicht erwähnt und Ohlendorffs Ehefrau Elisabeth
begann erst 1890 Tagebuch zu führen...
12. November: Der Hülfsverein für Borgfelde,
Hamm und Horn wurde gegründet. Sein Anliegen war
die Armenpflege. Der Verein bestand bis 1929.
1879
26. März: Der Halbhufer Peter Friedrich Conrad Behrmann bietet sein Grundstück beim
Niedergericht zum Verkauf an.
12. September: Auf ausdrückliche Weisung des
Stormarnschen Landraths akzeptierte die Stadt Wandsbeck den Verlust des c im Namen, musste nun offiziell immer Wandsbek
geschrieben werden. Im privaten Bereich setzte sich diese Schreibweise aber
noch viele Jahre nicht durch.
26.
Oktober: Pastor Ernst Adolph Moraht
starb an einer Infektion, die er sich am Krankenbett einer seiner
Konfirmandinnen geholt hatte.
1880
Horn hatte 2.664
Einwohner und war 611,62
Hektar groß. Davon gehörten 117,3 Hektar dem "Hospital zum Heiligen
Geist."
Vom 14. bis 18.
April gab es auf der Moorweide eine internationale
Gartenbauausstellung, komplett mit elektrischem Licht ausgestattet.
Der
ehemalige "Weg Nr. 52" nach Wandsbek hieß fortan Rennbahnstraße. Sie
wurde im Sommer erstmalig mit sechs einstöckigen Wohnhäusern bebaut. Die Häuser
des Eigentümers Anton Heinrich Stege konnten am 12. November bezogen werden und
erhielten die Nummern 73, 75, 77, 79, 81 und 83. Jedes Grundstück besaß einen
5,63 x 4,38 Meter großen Stall und für alle Bewohner waren außerdem zwei
Waschhäuser (je 8,76 x 4,38 Meter groß)
entstanden.
Für dreihunderttausend Mark verkaufte das "Hospital zum
Heiligen Geist" den Kleinen und den Großen Pachthof an Hamburg.
8. Juni:
Der Gemeindevorstand der Dreifaltigkeitskirche wählte Otto Palmer
(16.7.1840–28.2.1905) zum neuen Pastor für Hamm und Horn.
2. November: Nachdem erstmals
Schienen verlegt worden waren, wurde der einstige Pferde-Omnibus zur
"Pferdebahn." Die Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) eröffnete ihre
neue Linie vom Letzten Heller über die Horner- und Hammer Landstraße,
Anckelmannstraße, Spaldingstraße, Meßberg bis zur Endstation Dornbusch bei der
St. Petri Kirche.
1881
Die Horner Landstraße besaß seit dem 1. Januar neue Hausnummern,
die von 9–485 (um 1900 sogar bis 491) reichten. Nördlich verliefen alle
ungeraden, südlich die geraden Nummern. Als man Ende der 1820er Jahre erstmals
einigen Häusern Nummern erteilt hatte, begannen sie nordwestlich der Straße und
verliefen ab Letzter Heller südlich weiter zurück gen Westen. Somit lagen sich
die erste und letzte Hausnummer seinerzeit gegenüber.
Im Frühjahr
begannen in der Horner Landstraße die Bauarbeiten für einen ersten öffentlichen
Abwasserkanal, der vorerst bis zum Letzten
Heller reichen sollte. Zwischen 1890 und 1900 verlängerte man dieses Siel nach
und nach bis zum Ende der Straße.
Am 16. April ging die
Hamburger Fernsprechanstalt in Betrieb, zwei Monate nach Berlin. Anfangs gab es
206 Teilnehmer.
Auf dem Gelände des 1867
abgebrannten historischen Gasthofs "Zum Letzten Heller" eröffneten
die geschäftstüchtigen Brüder E. & L. Stockmeyer zur Sommersaison den Horner
Park, das größte Vergnügungs-Etablissement Hamburgs. Hier gab es
Volks-, Tanz- und Kinderfeste sowie sonntags und mittwochs Vorstellungen im
Theatersaal. Im parkähnlichen Außenbereich fand sonntags, mittwochs und
freitags ein Konzert statt und allsonntäglich ein "Großer Ball" in
der Festhalle. Stockmeyer warben mit 26 Fremden- und mehreren Clubzimmern, zwei
guten Kegelbahnen, Stallungen für dreißig Pferde und zwölf Boxen für
Rennpferde. Warum schon im Jahr darauf Wilhelm Sträter neuer Betreiber wurde
ist nicht überliefert. Möglicherweise war es doch recht schwierig, einen solch
großen Betrieb rentabel zu führen, zumal alle Veranstaltungen im Außenbereich
wetterabhängig waren. Diese Vermutung wird verstärkt, wenn man sieht, wie
schnell die Gastwirte wechselten. Schon 1884 gab Wilhelm Sträter auf und
betrieb fortan eine Gastwirtschaft am Valentinskamp 31. Ihm folgte Bernhard
Wahlen, doch schon im Jahr darauf gab es mit H.H.F. Singelmann wieder einen
neuen Betreiber. Mitte der 1890er Jahre bis 1902 war dann Albert Krohn
Gastwirt, anschließend Georg Schaardt und seit 1909 Carl Alex.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/heller.htm
1882
Ende Februar erhielt das Alte Schulhaus einen neuen Klassenraum.
Am 14. und 16. Juli trat der Schnell- und Dauerläufer Adolf Dibbels im Horner Park
auf. In den "Hamburger Nachrichten" erschien am 17. Juli (Montag) ein
Artikel über seinen Auftritt: Der Horner Park, welcher bekanntlich vor
einiger Zeit in den Besitz des Herrn Wilhelm Sträter übergegangen ist, übt
jetzt noch in erhöhtem Maße seine Anziehungskraft auf das vergnügungslustige
Publikum aus. In dem prächtigen Saal des Etablissements wurde trotz 26 Grad
Réaumur fleißig das Tanzbein geschwungen. Im Garten concertirte eine
vortreffliche Militair-Capelle. Die Restauration des Herrn Sträter wurde stark
in Anspruch genommen; dieselbe darf als durchaus zufriedenstellend bezeichnet
werden.
Anmerkung:
26 Grad Réaumur entsprach 32,5 Grad Celsius.
1883
Am 1. Oktober wurde Carl Johannes Christian Hermann Schetelig (27.11.1849–20.3.1920) zuständiger Pastor für Horn. Seit 1876 war
er bereits Pastor in Haselau bei Uetersen.
Am 22. April gab es Frühjahrs-Rennen auf der Rennkoppel. Am 27. Juli begannen die Sommer-Rennen.
12.
September: Feierlichkeiten zur Gründung
der Stiftung Das Rauhe Haus vor 50 Jahren.
1885
Horn hatte 3.363
Einwohner.
Auf der staatseigenen Pachthofweide
wurde im März der Grundstein für eine zwölfklassige Schule nebst freistehender
Turnhalle gelegt, die am 1. Oktober 1887 (Sonnabend) festlich eingeweiht werden
konnte. Hamburg hatte einen Betrag von 149.000 Mark bewilligt. Unterricht
erteilten jetzt zwei Lehrerinnen und sechs Lehrer. Die Bevölkerung sprach bald
nur noch von der Bauerbergschule. Im
Juli 1943 wurde sie bei einem Fliegerangriff zerstört.
Nach Gebäudereparaturen fanden am 26. Mai die Frühjahrs-Rennen und dann am 24., 26. und 27.
Juni die Sommer-Rennen statt.
"Horner Rennbahn" hatte sich zwar langsam als Begriff durchgesetzt,
doch einige sprachen auch immer noch von der "Renncoppel."
Der von der Horner Landstraße am Letzten Heller den Geesthang
hinauf zur Windmühle führende Fußsteig, im Volksmund Mühlenberg genannt, wurde für 3.181
Mark reguliert, teilweise gestuft und mit Mosaiksteinen gepflastert. Eigentlich
war er nur ein kurzer Abschnitt des Wegs
153 (im Volksmund "Mühlenweg" genannt), der oben auf dem
Geestrücken 12 Fuß (3,44 m) breit bis nach Schiffbek führte und dort 1897
zusätzlich einen ein Meter breiten Gehweg erhielt.
Nach Abriss
zweier ebenerdiger Wohnhäuser auf der Ostseite des Bauerbergs (eines war abgebrannt,
das andere uralt und baufällig) und gleichzeitigem Abbruch des Hauses Nr. 1/2
gegenüber, bekam der südliche Bauerberg schon bald ein völlig neues Gesicht.
Das einst steile Straßengefälle verringerte man von 1:13 auf 1:21, verbreiterte
alles von 10 auf 14,3 Meter und stützte vorspringendes Gartenterrain auf
westlicher Seite durch eine Felsmauer.
1.
November: "Erster Spatenstich"
für die Martinskapelle. Anhaltender starker Frost verhinderte vorläufig jedoch weitere
Bautätigkeiten.
1886
Horn hatte 3.600 Einwohner.
Am 25. und 26. April (Ostern) fanden die Frühjahrsrennen statt.
10. März: Gründung der ersten "Horner Warteschule" durch einen eigens dafür eingerichteten
Verein.
11. April: Grundsteinlegung für die Martinskapelle,
Horns erstes Gotteshaus durch den Landmann Jacob Hermann Decke (30.3.1817–20.8.1994).
4. Mai:
Eröffnung der Horner Warteschule, eingerichtet in einem 6,70 x 2,80 Meter großen Holzschauer an der Nordseite
des Schulhauses.
Weiteres
unter https://hornertv.tripod.com/warteschule.htm
13. Juli: Nach knapp einem Monat Bauzeit war
auf der Horner Rennbahn für 3.000 Mark eine unbedachte Tribüne aus "Holz-
und Bretterwerk" entstanden. Sie stand auf massiven Unterpfeilern, 8,30
Meter südlich der alten Tribüne, war 32,50 Meter lang und besaß 554 Sitz- sowie
56 Stehplätze. Später nannten die Besucher sie auch
"Fußgänger-Tribüne", doch sie sollte nur wenige Jahre existieren.
11. November: Einweihung der Martinskapelle. Das nach einem Entwurf des bekannten Kirchenarchitekten Johannes
Vollmer (1845–1920) vom Zimmermeister Ernst Möller in
Backstein ausgeführte Gebäude wurde nach den herrschenden städtebaulichen
Vorstellungen als freistehender Bau konzipiert. Die für 35.000 Mark errichtete
Martinskapelle gehörte somit zu den frühen Beispielen des Kirchenbaus, die im
Zuge der rasanten Stadtentwicklung Hamburgs in den neuen Siedlungsgebieten entstanden.
Im Baustil stand sie in der Tradition der neugotischen "Hannoverschen
Schule", die den Backsteinbau Norddeutschlands in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts beeinflusst hatte Die Kapelle besaß 400 Sitzplätze, doch
anfangs gab es weder Orgel noch Glockenturm.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/kirche.htm
1887
Nach Beschluss, die Horner Landstraße auf zwanzig Meter zu
verbreitern, erwarb der Staat jetzt vor allem südliches Terrain.
Da die Unterstellmöglichkeiten
im Betriebshof Horn nicht ausreichten, hatte man an der Straßenbahn-Endstation
einen provisorischen Wagenschuppen einfacher Bauweise aufgestellt. Auf seinen
beiden Gleisen fanden zehn Wagen Platz. Anlässlich der Erweiterung des Betriebshofes
wurde der Schuppen 1890 abgebrochen.
Die
diesjährigen Galopprennen fanden am 25./26.
April und am 24., 26./27. Juni statt.
21. Juni: An der Ritterstraße 31, Haus 12 in Eilbeck wurde
der spätere Heimatforscher Johannes Wilhelm Adolf Diersen geboren.
Er starb am
21.10.1966.
6. Juli: Um 16:30 Uhr war Grundsteinlegung für
die Predigerschule der Baptisten
an der Rennbahnstraße (siehe
auch 6. September 1888).
19.
August: Totale
Sonnenfinsternis über Hamburg.
1.
Oktober: Einweihung der zwölfklassigen Bauerbergschule mit
Turnhalle und Lehrerwohnung. Sie besaß eine Feuerluftheizung der Gebrüder
Körting aus Hannover, die im Jahre 1902 für 17.500 Mark in eine
Niederdruck-Dampfheizung umgewandelt wurde. An der neuen Schule unterrichteten
nun zwei Lehrerinnen und sechs Lehrer. Im alten Schulhaus von 1780 war es
zuletzt so eng geworden, dass für acht Klassen nur vier Räume zur Verfügung
standen. Als die Oberschulbehörde dieses fortan nicht mehr genutzte Gebäude im
Oktober an die Kirche zurückgab, konnte die "Horner Warteschule" hier
einziehen. Weitere Räume wurden bis zum 5. November zu drei Wohnungen umgebaut,
für die jeweils 300 Mark Jahresmiete zu zahlen waren. Das ehemalige Schulhaus
hatte nun eine Zeitlang die Adresse "Alte Schulstraße 1–4."
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm
1888
Am 9. März verstarb Kaiser Wilhelm I.
Die diesjährigen Galopprennen fanden am 22. und 23.
April sowie am 29.
Juni und 1./2. Juli statt.
Der Tierhändler Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck (10.6.1844–14.4.1913)
erwarb an der Horner Landstraße 170/172 ein 142.000 Quadratfuß (13.192 qm)
großes Grundstück mit altem Landhaus. Er wollte hier später einmal einen
Wildpark mit großen Gehegen und schönen Tierhäusern an1egen lassen. Sein
Geschäft am Neuen Pferdemarkt, wo er mit Wildtieren handelte, war für weitere
Expansionen einfach zu klein geworden. Leider wollte Hamburg Teile seines in
Horn ans Grundstück von Hagenbeck angrenzenden Staatsterrains nicht veräußern.
So nutzte dieser sein Areal bis 1910 lediglich als Tierdepot. Nachdem er im
preußischen Stellingen ein großes Grundstück erworben hatte, konnte er am 7. Mai 1907 endlich seinen Traum erfüllen, fortan allen als
"Hagenbeck's Tierpark" bekannt.
15.
Juni: Wilhelm II. wurde Deutscher
Kaiser und König von Preußen.
6. September: An der Horn-Hammer-Grenze (dort, wo heute die Autobahn verläuft)
weihten die Baptisten ihr erstes eigenes Seminargebäude ein, anfangs noch Missions- und Predigerschule genannt.
Die Baukosten betrugen 108.565 Mark und wurden halb durch die Bundes-Gemeinden,
halb durch Beihilfen aus Amerika gedeckt. Dank einer Schenkung des
us-amerikanischen Unternehmers John Rockefeller hatten die Baptisten das
Grundstück im Jahr zuvor erwerben können. Auch er war ja Baptist und galt
seinerzeit als der reichste Mensch der Welt. Den Namen
"Prediger-Seminar" erhielt das Gebäude in Horn übrigens erst im Jahre
1898. Bis 1888 fand der Unterricht übrigens in der Hamburger Baptistenkirche an
der Böhmkenstraße in Wandsbek statt.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/seminar.htm
15.
Oktober: Hamburg wurde zum Zollinland. Die
zwei Akzisen an der Horner Landstraße 485 und der Rennbahnstraße 120 dienten fortan nur noch zu Wohnzwecken.
1889
10. Januar: Der Grundeigentümerverein für Horn und Umgebung wurde gegründet.
An der Ecke Horner Landstraße/Hohlerweg entstand das von alten Postkarten bekannte Haus mit Gastwirtschaft von Carl Wilhelm August Amelung.
Die Sommer-Rennen in Horn wurden am 21., 23. und 24. Juni durchgeführt. Am 23. Juni fand auf der Rennkoppel zum 21. Mal ein Derby statt, das fortan
nur noch "Deutsches Derby" hieß. Nach knapp vier Monaten Bauzeit war für 42.000 Mark
rechtzeitig ein neues "Directions-Gebäude" mit Aussichtsplattform und
Musik-Pavillon entstanden. Neben dem Directions-Raum gab es noch jeweils einen
für Jockeys, Trainer, Gentlemen, Waage, Casse, Presse, Post- und Telegraphen
sowie das Schiedsgericht. Für 20.000 Mark hatte man zudem ein neues Totalisator-Gebäude
sowie ein Sattel- und Stallgebäude errichten lassen. Letztlich war auch noch
ein provisorisches hölzernes Restaurationsgebäude fertiggestellt worden. Ein als
Totalisator benutzter Bretterbau wurde im Spätsommer abgebrochen.
Nach dem Tod von Peter Wilhelm Krogmann wurde Jacob Martin Decke letzter Horner Bauernvogt.
1890
Horn hatte 4.201 Einwohner.
Im Gasthof
"Zur Felsenburg" an der Horner Landstraße 164 gründeten 88 Männer den
Gesangverein Felsenburg. Auf der Vereinsfahne stand: Rein
und klar, Treu und wahr, Dem Herzen entsprungen, Zum Herzen gesungen, Sei unser
Lied. Zum Präses wählte man Theodor Glabbatz und zum 1. Vorsitzenden
Wilhelm Hille. Gesanglehrer war Heinrich Köhler. Montags von 21 bis 23 Uhr traf
man sich.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/felsenburg.htm
Jacob Emil Hinsch verkaufte seine Holländerwindmühle, ließ sie in Einzelteile zerlegen und ins niedersächsische Sandbostel bringen, wo sie wieder aufgebaut und noch bis 1964 genutzt wurde, zuletzt als Sägemühle. Noch heute steht sie dort als "Windmühle Sabine", wird aber nur noch bewohnt.
27. April: Auf der Horner Galopprennbahn fanden wieder die traditionellen Frühjahrs-Rennen statt, am 20., 22. und 23. Juni dann die Sommer-Rennen und am 12. Oktober schließlich die Herbst-Rennen.
Im November erreichte die Russische Grippe
auch Deutschland.
2. Dezember: Eine Bleistiftzeichnung beweist, dass Horn an diesem Tag mit Schnee bedeckt war.
1891
1. Januar: Hamburg begann mit regelmäßigen Wetteraufzeichnungen. Die
tiefste Temperatur an diesem Tag betrug minus 13,2° minus, die höchste minus
7°. Ein strenger Frost, der den ganzen Monat lang anhielt, ließ sogar Alster,
Rhein und Weser zufrieren.
Änderung der Hausnummern am Bauerberg. Die bislang fortlaufende, links beginnende Nummerierung, wurde
der seit 1881 an der Horner Landstraße üblichen angepasst. Im nördlichen Teil
verbreiterte man das Straßenpflaster.
26.
April: "Frühjahrs-Rennen" auf
der Horner Rennbahn.
Im Mai musste der historische Gasthof "Schinkenkrug"
dem Bau eines Großwohnhauses weichen.
4. Mai: Nach drei Monaten Bauzeit war das
provisorische hölzerne Restaurationsgebäude auf der Horner Rennbahn durch ein
neues aus Eisenteilen ersetzt und mit 55.200 Mark von der Feuercasse taxirt
worden.
19.
Juni: "Sommer-Rennen" auf der Horner
Rennbahn.
1892
Am 22. Januar registrierte man mit 15,1°
minus die tiefste Temperatur des Winters. Die Alster war mittlerweile
zugefroren.
In diesem Jahr und auch in den Jahren 1894/95 wurde das Pflaster
des Horner Wegs bis zum Bauerberg verbreitert. Außerdem erhielt die Straße
Fußwege mit Kantsteinen.
Johann Heinrich Diedrich von Drateln
(1862–1915) übernahm
den "Großen Pachthof" am Bauerberg.
24.
April: "Frühjahrs-Rennen" auf
der Horner Rennbahn.
Nachdem das Wettverbot in Deutschland aufgehoben worden war
(Wetten galten lange Zeit als unmoralisch), entstand im Frühjahr für 25.840
Mark ein neues Totalisator-Gebäude aus Eisenteilen. Es wurde direkt neben dem
alten erbaut und am 10. Juni fertig. Außerdem errichtete man für 9.000 Mark
"Auszahlungscassen" aus Eisenfachwerk. Am 24. Juni begannen
die Sommer-Rennen. Erstmalig wurde der "Große Hansa-Preis"
ausgetragen. Es siegte das Pferd Nickel unter Jockey H. Barker.
27.
August bis 29. Oktober: Wegen der
Cholera-Seuche in Hamburg blieben die Schulen geschlossen. Insgesamt starben 8.605
Menschen. Obwohl diese Krankheit den Stadtteil Horn im Verhältnis zu anderen
weitgehend verschonte, erkrankten doch etwa 60 Menschen, 30 sollen gestorben
sein.
7. Oktober:
Der Senat beschloss, den südöstlich der
Rennbahn verlaufenden "Weg Nr. 111" in Hermannsthal umzubenennen. In den Hamburger Adressbüchern stand vorher stets
"Hinter der Rennkoppel", doch die Bevölkerung hatte diesen Feldweg
schon lange als Hermannsthal bezeichnet, nachdem Jacob Hermann Decke (30.3.1817–20.8.1894) dort Grundbesitzer
geworden war.
30. Dezember: Für Horn und andere Vororte auf dem rechten Elbufer gab es einen
Bebauungsplan, den die zuständige
Senats- und Bürgerschaftskommission in den
folgenden Jahren weiter ausarbeitete, so auch einen vom 12. Juli 1895.
1893
Horn hatte 4.235
Einwohner.
Rechts vom Bauerberg abzweigend, am Südrand des großen
Pachthofgebäudes verlaufend, legte man den "Kirchenstieg" an (aber
später nur im Volksmund so bezeichnet). Der kopfsteingepflasterte ehemalige
Hofweg führte nun nicht mehr allein zur Scheune, den Fischteichen und auf die
Weide, sondern auch weiter zur Martinskapelle, die im Jahr darauf zur
Martinskirche wurde.
Nachdem das zum
Landhaus am Hohlerweg 42 gehörende Gärtnerhaus nebst Stallgebäude im September
abgebrochen worden war, konnte die Horner Baufirma Konrad Claus Feck bis April
1894 für 24.000 Mark ein Wohngebäude errichten, das die Hausnummern 46, 48, 50
und 52 erhielt.
Johann William
Hoops vom Gasthof "Zur Rennbahn" ließ sich einen der ersten
Telefonanschlüsse in Horn legen. Noch sprach man seinerzeit nicht vom Telefon,
sondern vom Fernsprecher.
1894
Im erstmals für Hamburg erschienen Telefonbuch
(Verzeichnis
der Teilnehmer an der Stadtfernsprecheinrichtung), sind auch Anschlüsse für
Horn enthalten.
28.
Februar: Nach Ausbau und Pflasterung hieß
der "Weg Nr. 134" jetzt Pagenfelderstraße. Gleichzeitig wurde der vom späteren
Pagenfelderplatz zur Rennbahnstraße verlaufende "Weg Nr.
102" zur Pagenfelderstraße hinzugezogen. Den Namen erhielt die Straße nach
einer ehemalig "Pagenfeld" genannten Koppel, denn "Pagen"
war das niederdeutsche Wort für Pferde.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/pagenfeld.htm
29.
März: Erstmals wurden auf einer Strecke von 35 Kilometern elektrisch
betriebene Straßenbahnen in Betrieb genommen, für die 42 Motorwagen zur
Verfügung standen. Seit dem 13. April 1896 fuhr auch eine Straßenbahn zum
Letzten Heller nach Horn.
16.
Mai: Zimmermeister Konrad Claus Feck
& Söhne begannen mit dem Bau des Kirchturms. Er sollte 125 Fuß hoch werden
und 9.000 Mark kosten, die Turmuhr 1.600 Mark.
Wie sich Martha Decke zu erinnern meinte, stand vor dem Hof ihres Vaters, dem letzten Bauernvogt, bis Ende Juni ein Kasten mit Bekanntmachungen. Der Hof lag am Bauerberg 75.
30.
September: Horn wurde ein Stadtteil
Hamburgs, hatte mittlerweile 4.235 Einwohner. Turmweihe
der Martins-Kirche.
16.
Oktober: Das für 28.000 Mark
errichtete Pastorats konnte bezogen werden. Sein Bau war bereits am 5. Juni
1893 vom Hamm-Horner Kirchenvorstand beschlossen und nach einem Entwurf des
Architekten Groothof von der Firma Konrad Claus Feck & Söhnen ausgeführt worden.
In diesem Jahr fuhr das erste Auto auf Hamburgs Straßen. Es war
ein Patent-Motorwagen der Firma Benz, Typ "Vis-a-Vis", der dem
Gründer des Panoptikums Friedrich Hermann Faerber gehörte.
1895
Der "Hamburger Renn-Club" ließ die Tribüne umbauen. Sie
wurde auch "Schaubühne" genannt. Eine für Horn interessante Landkarte
erschien, die sämtliche Gebäude auswies, allerdings ohne Hausnummern.
1895 ist
unstrittig als das Geburtsjahr der Kinematographie anzusehen. Gleich mehrere
Erfinder und Verfahren traten teilweise fast gleichzeitig (und wahrscheinlich
auch voneinander beeinflusst) an verschiedenen Orten auf. Nach den Brüdern
Lumière in Paris präsentierten kurze Zeit später Filoteo Alberini in Italien,
Ottmar Anschütz und die Brüder Skladanowsky in Berlin sowie der Amerikaner
Thomas A. Edison in New York jeweils verschiedene Verfahren zur Vorführung
"lebender Bilder." Am 16. Mai erschienen
auch in verschiedenen Hamburger Zeitungen Werbeanzeigen für die ersten
Vorführungen von "Edison’s Kinetoskop." Hinter diesem Verfahren
verbarg sich allerdings noch keine Großprojektion, sondern das Publikum konnte
die "lebenden Bilder" nur durch Hineinschauen in einen der fünf
Apparate sehen, die in den elegant ausgestatteten Parterreräumen des Hauses
Gänsemarkt 2 aufgestellt worden waren.
1896
13.
April: Die erste elektrische Straßenbahn
fuhr vom Letzten Heller über Berliner Tor bis Dornbusch (St. Petri-Kirche). Zum
Einsatz kamen zweiachsige zunächst einmotorige Triebwagen der Waggonfabrik
Falkenried, die bald darauf auch mit ehemaligen Pferdebahnwagen behängt wurden.
Die "Strassen-Eisenbahn-Gesellschaft" hatte dafür ein neues Depot mit
dreigleisiger, fünfzig Meter langer Wagenhalle errichten lassen, das die alten
Stallgebäude an der Horner Landstraße 283/285 ersetzte. Den elektrischen
Strom lieferte zuerst das 1893 erbaute Kraftwerk "An der
Stadtwassermühle." Hamburgs
elektrifizierte Straßenbahnen besaßen in der Regel ein linientypisches
Dachzeichen und das noch bis in die 1930er Jahre, obwohl es bereits seit 1900
Liniennummern gab. Nachts waren die Wagen ab 1897 durch zwei je nach Linie
verschiedenfarbigen sechseckigen Laternen erkennbar. Die Fahrten von der
Station "Letzter Heller" in Horn begannen morgens um 6:56 Uhr und
endeten um 23:16 Uhr. Die Straßenbahn fuhr alle zehn Minuten! Auf dem Weg zur
Endstation Dornbuch gab es vier Teilstrecken: Von Horn bis zum Borstelmannsweg
und weiter bis zum Ausschlägerweg kostete die Fahrt 10 Pfennige. Bis zum
Berliner Bahnhof waren 15 Pfennige zu entrichten und für die gesamte Strecke
bis zur Endstation Dornbusch 20 Pfennige. Am selben Tag war auch die Strecke
vom Neuen Pferdemarkt in St. Pauli bis zur Hammerbrookstraße in Betrieb
genommen worden.
Im Juli wurde der Verein
"Militärische Kameradschaft von Horn und Umgebung" gegründet.
14.
Oktober: Einweihung
der neuen Horner Warteschule am Bauerberg 38. Die Festreden hielten Pastor Carl
Schetelig und Schulvorsteher Carl Gottschalck. Architekt war Julius Faulwasser
(1855–1944), seinerzeit bekannt auch
als Autor des Buches "Der große Brand und der Wiederaufbau von
Hamburg."
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/warteschule.htm
1897
Ende Februar wurde der Holzschauer am
Schulhaus von 1780 abgebrochen. Er diente bis Mitte Oktober 1896 als
Warteschule. Die drei Wohnungen in der alten Schule hatte man zu zwei Wohnungen
umgebaut.
Die Bauerbergschule erhielt im südlichen Teil zwei neue
Stockwerke, konnte jetzt auf 18 Klassen erweitert werden.
Pflasterung der Pagenfelderstraße zwischen heutigem
Pagenfelderplatz und dem Bauerberg.
1898
Horn hatte 4.728
Einwohner.
Ab Jahresbeginn erhielten die Horner Landstraße und der Bauerberg
neue Abwasserkanäle (Siele).
1899
Vom
Hermannsthal (Höhe Haus Nr. 61) wurde ein Fußweg zur Horner Landstraße
angelegt, der dort westlich von Haus Nr. 329 einmündete.
Der Sommer
war so heiß und trocken, dass sogar das Vieh leiden musste.
Am 30. September eröffnete Kaiser Wilhelm II. die erste für Kutschen und
Fußgänger gebaute Elbbrücke. Diese Stahlbogenbrücke war 474 Meter lang und
sorgte auch dafür, dass der "Fernverkehr" auf der Horner Landstraße
zurückging. Bis dato war diese Straße nämlich die einzige Verbindung für
Pferdefuhrwerke zwischen Hamburg und dem Deutschen Reich südlich der Elbe, die
jahrhundertelang erst bei Artlenburg (nahe Lauenburg) überquert werden konnte.
Am 1. Oktober wurde der seit alten Zeiten vom westlichen Dorfrand den
Geesthang schräg hinaufführende Hohlerweg in "Rudolphstraße"
umbenannt. Zuvor war der ehemals schmale Weg von drei auf sieben Metern
verbreitert und gepflastert sowie das Gefälle von 1:18 auf 1:22 verflacht
worden. Die Namensänderung war notwendig, weil es auch in der Hamburger
Neustadt einen Hohlerweg gab. Um doppelte Straßennamen zu vermeiden hatte
Hamburg zuvor ein diesbezügliches Gesetz erlassen. Oben auf dem Geesthang
verlief die dort unbebaute Rudolphstraße noch bis zur ehemaligen Fischerstraße,
die gleichzeitig auch umbenannt worden war und jetzt Morahtstraße hieß. Höhe
Bullenkoppel führt der im Zuge seinerzeitiger Baumaßnahmen
ebenfalls gepflasterte "Weg 230" (ab 14.5.1914 "Rhiemsweg")
zum Horner Weg.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rudolph.htm
1900
In Hamburg lebten über 700.000 Menschen.
Das Hamburger Adressbuch vermerkt die Straße "Am
Bauerberg" nur noch als "Bauerberg".
Juni: Die Straßenbahnen erhielten Liniennummern. Zwischen Horn und
Groß-Borstel fuhr jetzt alle zehn Minuten die "24." Sie war mit einem
gelben "H" gekennzeichnet, besaß grüne Schilder mit gelber Schrift
und ebenfalls grüne Signallaternen.
Südliche
Verbreiterung der Horner Landstraße von neun auf elf Meter, bei gleichzeitiger
Verlegung eines zweiten Straßenbahngleises bis zum "Blohm’s Park." Im
Rahmen dieser Maßnahmen wurden auch die alten Straßenlaternen von 1864 durch
leuchtstärkere ersetzt, den sogenannten "Hamburger Pfosten." Laut Bürgerschaftsbeschluss
sollten sie einen Abstand von 90 Hamburger Fuß (entspricht 25,74 m) voneinander
haben und die Helligkeit von zwölf Wachskerzen bester Qualität besitzen.
Oktober: Beim
Brücken- und Dammbau für die zukünftige Güterumgehungsbahn entlang der
Horn-Hammer Grenze fand man im mächtige Eichenstämme. Einer lag fünf Meter
unter der Erdoberfläche und hatte den stattlichen Durchmesser von 1,2 Metern.
Die durch den Bahndamm abgeschnittene Ausmündung des Rückerswegs in die Horner
Landstraße musste seinerzeit um rund zwanzig Meter nach Westen verlegt werden.
Gleiches geschah mit dem "Weg Nr. 282", der "Hohlen Rönne",
die man um etwa zwanzig Meter nach Osten verschob. Im Rahmen dieser
Baumaßnahmen musste nördlich der Landstraße auch eine Eiche von 4,5 Metern
Umfang gefällt werden, doch stellte sich später heraus, dass der etwa 250 Jahre
alte Baum schon hohl war und nur noch wenige Wurzeln besaß.
Bobergerstraße und Steinfurtherstraße wurden in
17 Metern Breite privatseitig angelegt (siehe auch 1904).
1901
Auf
seiner Sitzung am 3. Mai beschloss der Horner Bürgerverein, die "Deputation
für das Beleuchtungswesen" zu ersuchen, eine Gaslaterne zwischen dem Kirchenweg
und der Volksschule aufzustellen. Noch im Sommer wurde dem Gesuch entsprochen.
Auf derselben Sitzung beschloss man ferner, die zuständige Stelle zu ersuchen,
den Teich bei der alten Schule zuzuschütten. Es handelte sich hier um
"Behrmann’s Teich", der Generationen von Kindern später noch Freude
bereiten sollte. Wie gut, dass der Antrag des Bürgervereins in diesem Fall
nicht erfolgreich war!
Beginn der
öffentlichen Stromversorgung (Gleichstrom) durch die "Hamburgischen
Electricitäts-Werke."
Im Mai war am Haus an der Horner Landstraße 326 ein Feuerwehrmelder
angebracht worden.
Privatseitiger
Ausbau der Schiffbeckerstraße, die in südöstlicher Richtung vom
Pagenfelderplatz abzweigte.
Es war ein
heißer Sommer.
17. bis 19.
Juni: Auf Einladung des Staatssekretärs des Reichsamtes des Innern
fanden in Berlin "Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen
Rechtschreibung" statt, bekannt geworden als Zweite Orthographische Konferenz. Details bei
Wikepedia.
U.a. wurde die Umstellung des Thermometers von Réaumur auf Celsius
beschlossen. Um der älteren Generation aber eine Umgewöhnung zu erleichtern,
kamen in den Haushalten bald Thermometer zum Einsatz, die beides anzeigten. Bis
in die "Fünfziger" hingen diese
"Oma-Thermometer" aber oft noch in deutschen Wohnzimmern.
6. September: Auf einer Sitzung des Horner Bürgervereins regte Herr
Melzer Hausanschlüsse für elektrische Beleuchtung an. Es sollte jedoch erst
einmal festgestellt werden, ob dafür in Horn überhaupt Bedarf bestand.
25. Dezember: Die gegenüber der großen
Rennbahntribüne abzweigende Reineckestraße hieß
fortan Tribünenweg.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/tribuenenweg.htm
1902
Horn hatte
schon mehr als 5.000 Einwohner.
Der deutsche Bundesrat beschloss, dass
Konrad Dudens Regeln von 1901 für die
deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis für das gesamte
Kaiserreich verbindlich sind. Österreich-Ungarn und die Schweiz schlossen sich
dann an.
Vom 15. bis 23. Juni feierte
der Hamburger Renn-Club sein 50-jähriges Bestehen mit einem
"Jubiläums-Meeting." Derbysieger am 22. Juni wurde
"MacDonald", geritten von Jockey Fred Taral.
Der Pagenfelderplatz mit
siebzig Metern Durchmesser konnte fertiggestellt werden.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/pagenfelderplatz.htm
17. Juli: Dem us-amerikanischen Maschinenbauer
Willis Haviland Carrier gelang mit der Erfindung einer Klimaanlage, die
Raumtemperartur in heißen Ländern zukünftig angenehm zu kühlen. Einzelheiten in
Wikepedia.
Auf
Antrag des Horner Bürgervereins hatte die Polizeibehörde bespannten Fuhrwerken
ab September verboten, die Brauertwiete
zu benutzen. Grund dafür war die Gefahr für Fußgänger, auf diesem schmalen,
abschüssigen Weg durch außer Kontrolle
geratene Fuhrwerke oder Pferde verletzt zu werden.
Auf
einer Sitzung des Horner Bürgervereins am 12. Dezember, führte die wachsende
Bevölkerung zu Überlegungen, Nachmittagsklassen einzurichten. Da man aber auch
befürchtete, hierdurch könnte es zu Störungen des Familienlebens kommen,
beschloss man, die Oberschulbehörde zum
Bau einer zweiten Schule zu ersuchen. Auf derselben Sitzung wurde bekannt
gegeben, dass die Straßenbahn-Direktion ein Gesuch des Bürgervereins zur Einführung des 5-Minuten-Betriebs abschlägig
beschieden hatte. Grund dafür seien die noch bestehenden Weichen. Auch die
Bitte um Errichtung von Bedürfnisanstalten für Frauen wurde von der
Baudeputation abgelehnt.
1903
1. Januar:
Per Erlass führte das Deutsche Reich in den Behörden die neue Rechtschreibung
nach Duden ein, seit dem 1. April auch für alle Schulen gültig.
30.
Mai: Die Straßenbahnlinie 24 fuhr jetzt
über Eppendorf nach Groß Borstel.
7. Juni: In Anwesenheit von Kaiser Wilhelm
II. wurde der zweite, noch heute existierende Dammtor-Bahnhof
eingeweiht, was zum Beinamen "Kaiserbahnhof" führte.
Juni: Am 14., 19, 21. und 22. fanden auf der Horner Rennbahn
insgesamt 21 Rennen statt. Erstmals kam auch Kaiser Wilhelm II. zusammen
mit Ehefrau Kaiserin Auguste Victoria. Ob der Kaiser aber allein aus Liebe zum Pferdesport nach Hamburg
kam, darf gern bezweifelt werden, denn Kaiser war er ja schon seit fünfzehn Jahren.
Warum sah man ihn nicht im Jahr zuvor beim "Jubiläums-Meeting", als
der Hamburger Renn-Club (HRC) sein 50-jähriges Bestehen feierte? Wilhelm II.
war eben nicht so sehr dem Pferdesport, sondern vielmehr der Marine zugeneigt.
Er verband den Derby-Besuch auch nur mit der Einweihung des Denkmals für seinen
Großvater Wilhelm I. auf dem Hamburger Rathhausmarkt, tags zuvor. Die
Atmosphäre auf der Horner Rennbahn hatte ihn aber wohl derart beeindruckt, dass
er und die Kaiserin bis 1914 alljährlich kamen, allerdings nicht mehr zum
Derbysonntag, sondern zur Eröffnung der Rennwoche, wenn der Große Hansa-Preis
ausgetragen wurde. Grund dafür war die "Kieler Woche", zu der Wilhelm
II. gleich im Anschluss reiste.
11. August: An der Horner Landstraße 176 eröffnete August Bejöhr den ersten Blumenladen Horns.
Bis 1914 wurde das Kopfsteinpflaster der Horner Landstraße nach und nach durch ein ebeneres Reihenstein-Vergusspflaster ersetzt.
1904
Im April wurde an der
Ecke Pagenfelderstraße/Hornerlandstraße ein weiterer Briefkasten aufgestellt.
19.
Juni: Das Kaiserpaar besuchte den Großen Hansa-Preis, ein für Hamburg
fast ebenso bedeutendes Pferdesportereignis wie das Derby selbst. Der
Terminplan des Kaiserpaares für diesen Sonntag ist dokumentiert: Um 8 Uhr Ankunft am Dammtor-Bahnhof und
gleich mit der Kutsche zur Kaiseryacht "Hohenzollern". Um 12 Uhr beim
preussischen Gesandten an der Alten Rabenstraße und um 15 Uhr zur Horner
Rennbahn. Um 17:15 Uhr wieder zum Dammtor-Bahnhof, von wo aus die Kaiserin nach
Plön reiste, während sich Wilhelm II. auf die "Hohenzollern" begibt,
die um 19 Uhr elbabwärts zur "Kieler Woche" fährt. Bis 1914 kam
das Kaiserpaar alljährlich nach Horn.
Am 26. Juni erhielt die Steinfurtherstraße (heute "Nedderndorfer
Weg") offiziell ihren Namen.
1905
Auf
der Sitzung des Horner Bürgervereins am 13. Januar wurde bekannt gegeben, dass die Straßenbahn ab Pfingsten
im 5-Minuten-Betrieb nach Schiffbek fahren soll. Bis 1914 war es aber nur ein
kleiner Wagen, gezogen von zwei Pferden.
8.
Februar: Im "Gasthof zur
Rennbahn" von William Hoops gründeten zehn Männer den Hamburg-Horner Turnverein.
Sie auch https://hornertv.tripod.com/vereinsgeschichte.htm
8.
März: Der Gesangverein "Felsenburg" veranstaltete im
Festsaal von Hoops' Gasthof ein Konzert. Der instrumentale Teil wurde durch die
Kapelle des Husarenregiments Nr. 15 unter vorzüglicher Leitung des
Stabstrompeters Paul Sippel ausgeführt. Der Sängerchor unter Leitung seines
Dirigenten Herrn Köhler begeisterte die Gäste. Als Solistin erntete Fräulein E.
Japsen stürmischen Beifall. Ein flotter Ball beendete den genussreichen Abend.
Verlängerung
des zweiten Straßenbahngleises von der Brauertwiete bis zur Höhe späterer
Hertogestraße. Ab dieser, fortan "Horner Weiche" genannten Stelle,
fuhr die Straßenbahn noch bis 1933 eingleisig.
3.
Juni: Zum
"Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" kam auch das Kaiserpaar nach
Horn. Das Rennen war mit 30.000 Mark und zahlreichen Ehrenpreisen ausgestattet.
Gleich anschließend fuhr Wilhelm II. mit seiner Yacht "Hohenzollern"
nach Helgoland.
Etwas nordwestlich des Hofgebäudes der
Bauernfamilie Saalfeld am Bauerberg 25 entstand eine große Kellerei.
8. September: Auf seiner Sitzung beschloss der Horner Bürgerverein, die
Baudeputation zu ersuchen, den Bullenteich entweder wieder mit Wasser zu füllen
oder ihn zuschütten und begrünen zu lassen.
10. Dezember: Robert Koch erhielt den
Medizin-Nobelpreis. Er entdeckte Milzbrandsporen (1876), Tuberkelbazillus
(1882) und den Cholera-Erreger (1883).
1906
600 Jahre Horn, doch
gefeiert wurde seinerzeit nicht. Vermutlich war es niemandem bewusst, weder
Lehrerschaft noch Bürgerverein.
Mit dem neuen Anbau sah die gleichzeitig auch umgebaute
Bauerbergschule jetzt wie eine Lokomotive aus. In dreißig Klassen konnten 800
Kinder unterrichtet werden.
Der Staat übernahm die bislang private Pagenfelderstraße und setzte sie instand.
Das Grundstück des Straßenbahn-Depots an der Horner Landstraße 283/285 wurde nördlich um 7.800 Quadratmeter vergrößert, um im Jahr darauf eine 42 Meter lange und 28 Meter breite achtgleisige Halle für vierzig Triebwagen sowie eine Werkstatt nebst Lager errichten zu können (siehe auch 1907).
Im April ließ die Familie Hellmers den Scheunenbereich des ehemaligen
Hofgebäudes der Bauernfamilie Saalfeld abbrechen. Der südliche Wohnbereich
wurde äußerlich leicht verändert und mit einem gleichgroßen Anbau versehen. In
Horn sprach man fortan von der Villa
Hellmers.
2. Juni: Einweihung des Bismarckdenkmals in Hafennähe. Bei regnerischem
Wetter hielt auch die Kaiserin eine Rede.
18.
Juni: Die Hamburger Nachrichten schrieben: Seit langem ist es
Tradition, dass Kaiser Wilhelm II. auf dem Wege zur Kieler Woche in der
festlich geschmückten Hansestadt weilt, um teilzunehmen am großen Pferdesportereignis,
dem "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" in Horn. Wie an allen
Kaisertagen der letzten Jahre, zogen am Sonntag Tausende und Abertausende zu
der klassischen Rennbahn am Horner Moor. Mit Mann und Ross und Wagen marschierte halb Hamburg die
Wandsbeker Chaussee entlang und fauchende Automoppels, klapprige Taxameter,
elegante Equipagen und gelbe Käsewagen machten die bunteste Reihe. Weiß ist
große Mode bei strahlendem Hohenzollernwetter. Der Kaiser, wie immer, in der
Uniform der Königs-Ulanen.
3. Juli: Die Hamburger St. Michaeliskirche brannte ab. Um 15 Uhr und 7
Minuten stürzte der Turm auf die Dächer an der Englischen Planke. Am 19. Oktober 1912 konnte der original wiederhergestellte
"Michel" dann eingeweiht werden.
6.
Dezember:
Eröffnung des Hamburger Hauptbahnhofs.
1907
7. Mai: Carl Hagenbeck eröffnet in Hamburg-Stellingen einen großen
Tierpark, weltweit der erste ohne Gitter, auch für tropische Wildtiere. Tiefe
Gräben lagen zwischen ihnen und den Besuchern. "Geh’n wir mal zu Hagenbeck" wurde fortan zu einem
Begriff und 1912 auch als Lied aus der Operette "Puppchen" vertont.
Im Sommer war Baubeginn für die Weiße Villa
am Bauerberg 57, in der Doktor med. Paul Robert Schwarze im Frühjahr 1923 eine
Praxis eröffnete.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/villa.htm
8. Juni: Nachdem dem "Hamburg-Horner Turnverein" das
Ballspielen auf der sogenannten Schweineweide am nördlichen Bauerberg
polizeilich verboten worden war, meinte ein Horner Bürger in einem kleinen
Zeitungsartikel: Eine Gefahr für Menschen liegt bei diesem Sport junger
Leute um so weniger vor, als die Wiese
ringsum von Gräben umzogen ist und abseits der Straße Bauerberg liegt. Ebenso
wenig können Fensterscheiben gefährdet sein, da die meist kleine Katen weit
abstehen. Dieses Terrain, ein Teil der früheren Gemeindeweide, hat einen Fläche
von 7.143 qm, also bestens geeignet als Tummelplatz für die jungen Leute nach
Feierabend. Vielleicht bedarf es nur einer Eingabe des Vorstandes an die Finanzdeputation,
um die Erlaubnis für fernere Benutzung dieser Wiese zu erhalten.
16. Juni (Sonntag):
Zum "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" kam auch zum dritten Mal
das Kaiserpaar. Danach ging es wieder in der Kutsche über Wandsbek zurück zum
Dammtorbahnhof, wo die Kaiserin den Zug nach Berlin bestieg, der Kaiser aber
zum Hafen fuhr, wo seine Yacht "Hohenzollern" lag, um ihn via
Kaiser-Wilhelm-Kanal zur "Kieler Woche" zu bringen.
24. Juni: An diesem Tag sollte im "Horner Park" ein Ballon
aufsteigen, was eine Windböe jedoch verhinderte. Der Ballon blieb in den Bäumen
hängen, Verletzte gab es nicht.
27. September: Antrag zur Einrichtung einer Badegelegenheit im Horner Moor, den
die alljährlichen "Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft"
protokollierten.
1908
Am Westende des Horner Wegs wurde ein 1.250 m² großer Kinderspielplatz eingerichtet.
1. April: Von diesem Tag an bis zum 13. Dezember 1910 fuhr in Horn die
Straßenbahnlinie 22.
21. April: Die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstags von Johann Hinrich
Wichern begannen schon tags zuvor (Ostermontag) auf dem Gelände des Rauhen
Hauses, lediglich aber für Anstaltsinsassen und Zöglinge bestimmt. Nach einem
musikalisch begleiteten Fackel- und Laternenumzug durch das weiträumige
Gelände, versammelten sich alle in der großen Turnhalle des Gebäudes
"Adler", wo Büsten der drei deutschen Kaiser sowie der von Bismarck
und Moltke als Wandschmuck aufgestellt wurden.
Hermannstal und auch der "Weg 41" erhielten
Abwasserkanäle (Siele).
Im Sommer wurde das Horner Moor zur öffentlichen Badeanstalt, mit
offener Aus- und Ankleidehalle. Im Eröffnungsjahr zählte der offiziell
"Badeplatz Horner Moor" genannte große Teich 91.000 Besucher. Leider
durfte im Winter nicht Schlittschuh gelaufen werden, weil der See verpachtet war
und von Brauereien etc. abgeeist wurde. Diese billige Eisgewinnung war noch bis
in die 1930er Jahre üblich.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/moor.htm
21. Juni: Das "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen"
gewann Leutnant von Baumbach von den 3. Husaren.
12.
September: Feierlichkeiten zur Gründung
der Stiftung Das Rauhe Haus vor 75 Jahren.
1909
12. Februar: Von der Oberpostdirektion erhielt der "Horner
Bürgerverein" einen ablehnenden Bescheid, bezüglich des beantragten
Postamts. Auch eine Eingabe wegen eines "Bezirksbureaus" war
abschlägig beschieden worden.
Hamburg übernahm den "Kaemmerer’schen Park", zuletzt im
Besitz von Wilhelm Alexander Rohwer.
22. Juni: Die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen Auguste Victoria
sowie ihrer Schwester Caroline Mathilde, Herzogin von Glücksburg, besuchten das
"Rauhe Haus". Ihr Besuch galt aber eher der Derby-Woche, die bis zum
27. Juni dauerte.
In der Nacht vom 24. auf den 25. August brannte an der Horner
Landstraße 108/110 ein großes Hofgebäude ab. Man vermutete Brandstiftung, doch
ein Täter konnte nie ermittelt werden. Ausgebrochen war das Feuer im großen
Stallbereich, der auch vollständig niederbrannte. Der westlich anschließende
Wohnbereich wurde vom lodernden Strohdach ebenfalls erreicht und vernichtet.
Lediglich die Fassaden blieben erhalten. Erst im Frühjahr 1910 wurden alle
Brandreste beseitigt. Das im niedersächsischen Landhausstil anno 1663 von
Hinrich Schröder errichtete Bauernhaus galt seinerzeit als ältestes noch
erhaltenes in Horn. Es zeugte von gediegenem Wohlstand inmitten einer zum Teil
mit hohen Häusern bebauten Gegend und war in seiner Art eine Sehenswürdigkeit,
die den ursprünglich ländlichen Charakter jener Gegend aufrechterhielt. Seit
dem 22. April 1760 war Hinrich Rücker Grundeigentümer, seit dem 8. September
1789 die Familie Krogmann. Am 6. Juni 1809 hatte Jacob Krogmann den Hof seines
Vaters übernommen. Dessen Sohn, ebenfalls ein Jacob, besaß den Hof seit dem
15.3.1828. Vom 13.6.1857 bis zu seinem Tod im Jahre 1889 hieß der Landwirt
Peter Wilhelm Krogmann. Letzter Bewirtschafter des Hofes war schließlich sein
Sohn Jacob Wilhelm.
Verbreiterung
des acht bis zehn Meter breiten Hornerwegs auf zwanzig Meter. Gleichzeitig
wurden neue Abwasserkanäle verlegt. Auch die Rennbahnstraße war ab September
bis zur Wandsbeker Grenze kanalisiert worden.
26. Oktober: Die neuangelegte 29 Meter breite
Mönckebergstraße wurde dem Verkehr übergeben. Sie führte vom Rathhaus zum
Hauptbahnhof und war nach dem am 23. März 1908 verstorbenen Bürgermeister
Johann Georg Mönckeberg (*22.8.1839 benannt worden.
12. November: Zusammen mit dem Hammer Bürgerverein wollte der Horner
Bürgerverein die nötigen Schritte unternehmen, damit das elektrische Kabel nach
Horn und weiter bis zur Landesgrenze verlegt werden konnte. Ferner wollte man
die Verbreiterung der Horner Landstraße zwischen Horner Weiche (Höhe
Hertogestraße) und dem Bauerberg energisch anstreben. Besonders die hier im
Bogen verlaufende schmale Stelle wurde als sehr gefährlich beschrieben.
1910
Horn hatte 7.785
Einwohner.
Der wöchentliche Durchschnittslohn eines Arbeiters betrug 27
Mark.
Das östlich der Güterbahnbrücke gelegene, etwa 120 Meter lange
Teilstück der Hammer Landstraße mit dem Haus Nr. 250, wurde zur Horner Landstraße
hinzugezogen.
Auf seiner Nordseite erhielt der Horner Weg einen 4,5 Meter breiten Fußweg nebst Radweg.
Der bereits 1897 gepflasterte "Weg Nr. 102", Verbindung zwischen Rennbahnstraße und Pagenfelderplatz, wurde zur Rennbahnstraße hinzugezogen.
Nachdem Senat und Bürgerschaft am 4. April den Bau einer
dreißigklassigen Volksschule für Horn beschlossen hatten, begann man auf dem
nördlichen Teil der ehemaligen Bullenkoppel mit den Erdarbeiten. Für die
Baukosten waren 479.000 Mark genehmigt worden.
Anmerkung: Das
Schulgelände wurde umrandet vom Horner Weg, der Morahtstraße, einem
Kleingartengelände und dem "Weg Nr. 230" (siehe auch 1912).
8.
September: Der Sandkamp, eine privatseitig
angelegte siebzig Meter lange und 17 Meter breite Straße, führte jetzt vom
Pagenfelderplatz in nördliche Richtung bis zum heutigen Posteltsweg. Auf
westlicher Seite waren viergeschossige Wohnhäuser entstanden, u.a. das von
Fotos bekannte Eckhaus am Pagenfelderplatz.
10. November:
Die Rennbahnstraße wurde bis zum Pagenfelderplatz verlängert, der Sandkamp bis
zum Weg Nr. 41.
14.
Dezember: Neuordnung der
Straßenbahnlinien: Die "24" fuhr jetzt von Horn zum Eppendorfer
Markt, die "11" über Rathhausmarkt nach Langenfelde.
1911
22.
Februar: Die privatseitig angelegte Hertogestraße war nun
fertiggestellt. Auf östlicher Seite entstanden Großwohnhäuser. Für diese
siebzig Meter lange und siebzehn Meter breite Straße musste ein großer alter
Teich zugeschüttet werden, vorher die Zierde des schönen Gartens der Familie
Wiede.
26. Juni: Das Deutsche Galopp-Derby gewann der österreichische
Fuchshengst "Chilperic" unter Jockey Bernard Carslake. Am 27. Juni berichtete die "Neue Hamburger
Zeitung": „Mit dem gestrigen
Tage schloss auf der Horner Rennbahn das Derby-Meeting auf der jetzigen Bahn.
Es wird sofort mit dem Abbruch der Tribünen und Erdbewegungen für die neue
Rennbahn begonnen. Zum Abschluss spielte die Husarenkapelle So leb' denn wohl, du altes Haus.“ ‒ Noch im Juli wurde die alte
Holztribüne von 1873 demontiert und etwa siebzig Meter weiter südlich wieder
aufgebaut, allerdings ohne Dachaufsatz.
Der Sommer
war sehr warm, so wie schon 1905.
Kopfsteinpflasterung der kleinen Zufahrtstraße zum Horner Moor
und Aufhebung des an der Westseite liegenden "Weg Nr. 75."
Gleichzeitiger Ausbau des Badeplatzes mit Betriebsräumen, einer Futtermauer,
überdachter Planke und Laufsteg mit kleinem Aussichtsturm.
Nach Übernahme in staatsseitige Unterhaltung erhielt die Morahtstraße
erstmalig Kleinpflaster.
29. September: Feierliche
Einweihung des Siechenhauses SALEM der Diakonissen- und Heilanstalt
Bethesda. Für etwa siebzig alte Frauen war es auf einem bis dato unbebauten
4.000 qm großen Areal auf der Westseite der Pagenfelderstraße vom Architekten
Max Gerhardt errichtet worden. Am 29. September 1911 wurde es feierlich
eingeweiht. Nach einer von Herrn Helmcke trefflich geleiteten Motette des
Horner Kirchenchores und einigen einleitenden Worten des Vorsitzenden,
Oberlandesgerichtsrat Blumenbach, hielt Pastor Redlich die Weihrede. Am Ende
besichtigten alle das Haus, dessen praktisch und behaglich eingerichtete Räume
allgemein sehr befriedigten. Das einst am Holsteinischen Kamp in Barmbek
gelegene Siechenhaus war 1868 von Elise Averdieck gegründet worden.
1912
Horn hatte 8.000
Einwohner, Hamburg eine Millionen.
Vom 3.
bis 11. Februar herrschte eine Kälte wie seit 50 Jahren nicht
mehr. In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar fiel das Thermometer sogar auf
minus 28 Grad. Erstmals seit zwanzig Jahren war die Hamburger Binnenalster
wieder zugefroren.
24. April:
Im Gasthof zur
Rennbahn an der Horner Landstraße 171 wurde der Tennis-Verein von Horn und Hamm gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wählte
man Heinrich J.E. Hahn und erklärte wenig später Blau-Gelb-Blau zu den
Vereinsfarben. Die Mehrzahl der bis zum Jahresende über 100 Mitglieder waren
Hammer Anwohner, die den Tennissport bislang auf ihren zahlreich vorhandenen
Privatplätzen ausgeübt hatten. In Horn wurde allerdings erst ab Pfingsten 1929
Tennis gespielt. Die Plätze des Vereins nebst Clubhaus mit Platzwartwohnung
lagen bis 1928 am Elisabeth-Gehölz in Hamm.
Siehe auch http://www.thc-hornhamm.de
28.
April: Mit den Frühjahrsrennen wurden die
Neuanlagen auf der Horner Rennbahn eingeweiht. Dazu gehörten neben der Bahn
auch zwei Tribünen aus Eisenbeton sowie ein Tunnel unter dem Geläuf, der zum
Sattelplatz und weiteren Baulichkeiten führte. Die noch heute stehende
Haupttribüne war 83 Meter breit, 17 Meter tief und besaß 3.526 Plätze, davon
2.482 Sitzplätze.
17.
Juni: In
Anwesenheit des Kaisers sowie seiner Tochter und des Kronprinzen begann bei
nasskaltem Wetter die Derbywoche. Aus gesundheitlichen Gründen war die Kaiserin
verhindert. Erstmals konnte Wilhelm II. die festeingebaute
"Kaiserloge" auf der Haupttribüne beziehen. In diesem Jahr wurde der
Mittwoch zu einem zusätzlichen Renntag, weil der HRC an diesem Tag sein
60-jähriges Bestehen feiern wollte, das eigentlich aber auf den 23. Februar
1852 zurückging.
Gründung
des Vereins Schützenbund Horn von 1912 e.V.
10. September: Beerdigung des Hamburger Bürgermeisters Dr. Burchard. Der
Schulunterricht fiel aus.
Beginnend an der Wandsbeker
Grenze wurde ab Herbst die Rennbahnstraße ausgebaut.
6. Oktober: Am Erntedanktag hielt Pastor Carl Schetelig seine
Abschiedspredigt. Zunehmende Gedächtnisschwäche und ein Augenleiden, das später
zur Erblindung führte, zwangen ihn schon im Jahr zuvor in den Ruhestand.
14.
Oktober: Unterrichtsbeginn an der Volksschule Morahtstraße mit
freistehender Turnhalle (siehe auch 1910). Das dreistöckige Gebäude bestand aus
zwei eigenständigen Schulen. Die Knabenschule an der Morahtstraße 4 leitete
Friedrich Fischer (41), die Mädchenschule am "Weg Nr. 230" Rudolph
Barmm. Schon in den ersten Monaten stieg die Zahl der Kinder auf über
eintausend! Nachdem der "Weg Nr. 230" am 14. Mai 1914 in Rhiemsweg
umbenannt worden war, erhielt die Mädchenschule mit der Nr. 1 erstmals auch
eine Hausnummer.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm
19. Oktober: An diesem Mittwoch wurde die wiederhergestellte St.
Michaeliskirche eingeweiht. Alle Kinder bekamen schulfrei. Der
"Michel" war am 3. Juli 1906 niedergebrannt.
10.
November: Amtseinführung von Pastor
Gustav Krome. Er blieb bis September 1934 in Horn.
1913
14. April: Carl Hagenbeck, Gründer des berühmten Hamburger Tierparks
verstarb im Alter von 68 Jahren.
Ein Bebauungsvorschlag für den ehemals Kaemmerer’schen Park wurde
verworfen, stattdessen beschlossen, den Park sogar noch zu vergrößern.
21. Mai: Eine
Feuersbrunst auf Krogmann’s Hof an der Horner Landstraße 110 hatte nun auch die
beiden großen Nebengebäude des Gutshofs hinweggerafft, dessen aus dem Jahre
1663 stammendes strohgedecktes Hauptgebäude vor vier Jahren abbrannte. Unweit
davon stand nun eine prächtige Villa, die man gleich auf die künftige Höhe der
Horner Landstraße von 9,2 Metern gesetzt hatte, sodass das neue Haus nun quasi
wie auf einem Hügel stand. Dahinter erstreckten sich die zum Gutshof gehörenden
weiten Ländereien mit ihren Scheunen und Stallungen. Das Vieh hatte man bei dem
diesmaligen Brande in Sicherheit gebracht, doch waren große Erntevorräte und
mehrere Fuhrwerke eingeäschert worden. Die eine der beiden Scheunen bildete
bald einen flammenden Trümmerhaufen aus glühenden Holzresten und Heubündeln.
Der gegenüberstehende massive Schuppen konnte äußerlich gehalten werden, doch
der gesamte Inhalt und das Dach verbrannten. Von den Löschzügen unter Kommando
des Branddirektors Westphalen und des Brandinspektors Krüger sowie einiger
Brandmeister, konnten einige bald nach 13 Uhr wieder abrücken, während die Züge
5 und 6 noch bis nach 17 Uhr beschäftigt blieben. Neun Rohre waren zur
Anwendung gekommen. Anscheinend lag wieder Brandstiftung vor. Zwei verdächtige
Leute wurden gleich nach Ausbruch des Brandes verhaftet. Es sind der 22-jährige
Maler Wolter und der 23-jährige Arbeiter Pacholl, beide obdachlos. Sie haben
nach Ausbruch des Feuers den Hof in größter Eile verlassen, wurden bald darauf
aber gefasst, bestritten aber die Täterschaft.
15.
Juni: Die Militärvereine feierten im "Horner Park" das
25-jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II.
18.
Oktober: Fackelzug durch Horn
anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig. An
den Schulen fiel deshalb der Unterricht aus.
1914
Die Kinder
haben fortan 80 Tage Schulferien im Jahr. Deshalb wurden die Osterferien auf 14
Tage ausgedehnt.
29.
Mai: Seit
diesem Tag konnte die Straßenbahn bis nach
Schiffbek fahren. Endhaltestelle war der "Gasthof zum alten
Chausseehause" an der Gabelung Hamburgerstraße/Möllnerlandstraße, den die
Bahn dort in einer Schleife umrundete. Entsprechende Gleisbauarbeiten hatten
Mitte Februar begonnen. Seitdem die Linie 24 nun alle 10 bzw. 20 Minuten
verkehrte, war der kleine Pferde-Omnibus der Firma Koops überflüssig geworden.
Von der bisherigen Straßenbahn-Endstation Letzter Heller war dieser von zwei
Pferden gezogene Wagen bis dato nach Schiffbek und Kirchsteinbek gefahren.
14.
Mai: Der "Weg Nr. 230" wurde
in Rhiemsweg umbenannt. Theodor Rhiem
(1823–1889) war von 1850–1872 Inspektor des Rauhen Hauses.
21. Juni: Kaiser Wilhelm II. besuchte wieder den Großen
Hansa-Preis, das bedeutende Pferderennen zum Auftakt der Derby-Woche. Tags zuvor
war er zum Stapellauf des Passagier-Dampfers "Bismarck" gekommen.
28. Juni: Endlose Wagenschlangen waren am Sonntag zum Deutschen
Galopp-Derby nach Horn gefahren. Die Rennbahn bot wie immer ein glanzvolles
Bild. Doch plötzlich war die freudige Stimmung wie weggeblasen. Voller
Entsetzen erfuhr man von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz
Ferdinand und seiner Ehefrau Sophie in Sarajewo um 11 Uhr desselben Tages durch
einen serbischen Nationalisten. Eine unheilvolle Vorahnung machte sich breit.
Die Kapelle verstummte, eben noch flotte Marschmusik intonierend. Selbst der
Derbysieger Ariel unter Jockey George Archibald ging ohne Tusch durchs Ziel.
Alle verließen schnell danach die Rennbahn. Nur wenige Wochen später begann der
Krieg.
1. August: Eintritt Deutschlands in den Krieg, der bereits am 28. Juli mit der Kriegserklärung
Österreich-Ungarns an Serbien begonnen hatte.
September: Nach Saisonschluss hatten 168.600 Badegäste das Horner Moor
besucht.
1915
Im zweiten Kriegsjahr lebten
in Horn nur noch 7.578 Menschen. Viele
Männer waren ja als Soldaten in der Fremde. In Preußen wurde
die "Sütterlinschrift" als Schreibschrift in den Schulen eingeführt.
Der Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (1865‒1917) hatte sie seit 1911 im Auftrag des
preußischen Kultusministeriums entwickelt. Von 1924 bis 1941 wurde sie dann
auch an allen anderen Schulen in Deutschland gelehrt.
5. Januar: Johann Heinrich Diedrich von Drateln, Bewirtschafter des Großen
Pachthofs, starb im Alter von 53 Jahren (genau an seinem Geburtstag, morgens um
8 Uhr).
27. Januar: Am Geburtstag des Kaisers fiel die Schule aus.
Vom 18. bis zum 20. März hatten die Kinder unterrichtsfrei, denn an den Schulen wurden
Brotkarten ausgegeben. Langsam machten sich die Folgen des Krieges bemerkbar.
Die bereits seit sechs Jahren staatseigene ehemalige Villa der
Familie Kaemmerer an der Horner Landstraße 246 wurde zum Bezirksbüro nebst
Polizeiwache, der Garten zur öffentlichen Anlage umgestaltet. Auf dem Teich
durfte jetzt Schlittschuh gelaufen werden.
An der westlichen Rennbahnstraße wurde das neue "Prediger-Seminar der Deutschen
Baptisten" eingeweiht, gleich links des alten Gebäudes von 1888.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/seminar.htm
1916
Seit diesem Jahr benutzten die Hamburger
Adressbücher nicht mehr den Begriff "Parterre", sondern
"Erdgeschoss", bzw. "OE" für "Obererdgeschoss".
25.
Juni: Der 20-jährige deutsche
Jockeylehrling Otto Schmidt gewann mit "Amorino" des Gestüts Weinberg
das Deutsche Derby. Bis 1951 sollte Schmidt das Derby noch sechsmal gewinnen.
Die für Berlin geplanten Olympischen Sommerspiele konnten
kriegsbedingt nicht stattfinden.
1. August: Straßenbahnlinie 11 wurde durch die
"13" ersetzt. Sie fuhr jetzt nach Groß Borstel.
25. Dezember: Heftige Weststürme mit erst milder
dann nasskalter Luft fegten auch über Hamburg und richteten schwere Schäden an.
1917
"Steckrübenwinter". Die Bevölkerung hungerte, weil der
Krieg große Opfer forderte, der Winter sehr kalt war.
Der Sommer war dann sehr warm, wie zuletzt 1911.
31. Oktober: 400-jähriges Reformationsjubiläum.
1918
Anfang März
hatten Militärärzte, in einem Vorbereitungslager der US-Armee in Kansas, erste
ungewöhnlich schwere Krankheitsfälle registriert. Ihre Warnungen kamen jedoch
zu spät. Drei Wochen darauf waren die Viren mit amerikanischen Kriegsschiffen
in der Bretagne eingetroffen und hatten sich von hier aus schnell in alle
Himmelsrichtungen verbreitet, bis nach Spanien, wo auch König Alfons XIII.
erkrankte. Weil die Zeitungen des im Weltkrieg neutralen Landes darüber
berichteten, wurde die bis dato noch rätselhafte Krankheit als Spanische Grippe bezeichnet. Im Juli 1918 erreichte sie in Deutschland
ihren vorläufigen Höhepunkt. In drei Wellen wütete diese Pandemie noch weltweit
bis ins Jahr 1920, forderte 20 bis 50 Millionen Tote, im Deutschen Reich etwa
426.000 (bei einer Weltbevölkerung von 1,8 Milliarden).
9. November: Gründung der Weimarer Republik.
11. November: Ende des Kriegs, seinerzeit noch als "Großer Krieg"
bezeichnet. Bilanz: 17 Millionen Tote, davon fast zwei Millionen deutsche
Soldaten, mehr als vier Millionen verletzt oder verstümmelt. Die von den Siegermächten erklärte Alleinschuld
Deutschlands und die Bedingungen von Versailles sollten sich aber als
Grundstein für die Entwicklung Adolf Hitlers zum Diktator und den nächsten
Krieg erweisen.
1919
Der Durchschnittsstundenlohn im Deutschland der Weimarer Republik betrug 1,91 Mark. Ein Kilo Brot kostete 0,50 Pfennige, 250 Gramm Butter 1,58 Mark und ein Liter Bier 1,01 Mark.
Im Mai war beim Horner Moor für 1.400 Mark eine Trinkhalle mit
Verkaufspavillon errichtet worden. Das 5 x 3,50 Meter große Häuschen
hatte ein rotes Ziegeldach, braune Verschalung, grüne Ständer und weiße
Fenster. Bauherr auf dem Grundbesitz von Jacob Wilhelm Krogmann war Heinrich
Friedrich Wilhelm Beyerbach (27.10.1887–7.1.1972) aus dem
Hermannstal 67. Im Sommer 1922 ließ er zwei weitere Räume anbauen und das
gesamte Objekt von der Baupolizeibehörde als provisorisches Wohnhaus
genehmigen. Im März 1926 wurde dann noch für 1.500 Mark eine kleine Gaststube
von 4 x 4 Metern angebaut.
Man plante eine U-Bahn von Berliner Tor nach Billstedt, die
südlich der Horner Landstraße verlaufen sollte, doch daraus wurde nichts.
1. September: Die Straßenbahnen zwischen Schiffbek und der Stadt erhielten am hinteren Waggon einen 40 x 30 x 12 cm großen gelben Briefkasten, allerdings nur für Telegramme und Eilbriefe. Erst ab Oktober 1925 durften auch normale Briefe eingesteckt werden. Wegen des erhöhten Platzbedarfs waren dafür größere, jetzt blaue Kästen angebracht worden.
1920
Am 10. Januar trat der Friedensvertrag von Versaille in Kraft,
von den meisten Deutschen aber als "Versailler Diktat" bezeichnet und
so bis heute auch empfunden.
13. März: Nach dem "Kapp-Putsch" in Berlin riefen
der Beamtenbund und die Gewerkschaften zum Generalstreik auf. Für mehrere Tage
fiel dann der Schulunterricht aus. Der Winter 1920/21 war in Hamburg schneefrei.
20.
März: Horns erster
Pastor Carl Johannes Christian Hermann Schetelig starb. Er wurde auf dem alten Hammer Friedhof begraben.
In der Badesaison zählte man im Freibad "Horner Moor" 193.000 männliche und 28.000 weibliche Besucher.
1921
11. April: Kaiserin
Auguste Victoria starb ein Jahr nach ihrem zweiten Schlaganfall. Sie wurde
danach von den Niederlanden nach Potsdam überführt. - Der
Sommer war sehr warm, wie zuletzt 1917.
19221
Horn hatte 9.000
Einwohner.
Walther Blohm (1877–1963), Sohn des einstigen
Areal-Eigentümers Ludwig Friedrich Blohm, verkaufte seinen Grundbesitz an Claus
Hinrichsen.
Am 13. Mai brannte an der Nordwestecke Horner Weg/Rhiemsweg die anno 1844
errichtete sogenannte "Horner Meierei"" ab.
Im Sommer
entstanden die ersten beiden Luftaufnahmen
von Horn. Es waren noch Schrägbilder aus
südlicher Richtung.
1923
Der landwirtschaftliche Betrieb des einst 88 Hektar großen
Pachthofs wurde aufgegeben. Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage nach
dem Ersten Weltkrieg parzellierte man die Nutzflächen zu Kleingärten.
Gleich neben der Badeanstalt Horner Moor wurde das Lokal
"Zum kleinen Kurhaus" eröffnet. In jenem Sommer gab es eine
Hitzewelle und folglich auch viele Besucher.
Weil die Deutsche Turnerschaft nicht wünschte, dass in ihren
Vereinen Fußball gespielt wird, sahen sich die fußballbegeisterten Mitglieder
des Hamburg-Horner Turnvereins und andere Nichtorganisierte gezwungen, einen
eigenen Verein zu gründen, den Hamburg-Horner
Sportverein. Seine Vereinsfarben waren
blau-weiß. Auf der Gründungsversammlung im Gasthof "Zur Rennbahn"
wählte man den Kaufmann Hans Schwartz aus der Hertogestraße 4 zum 1.
Vorsitzenden. Später bildeten sich auch Faust- und Schlagballmannschaften.
Im März 1926 gab es schon 250 Vereinsmitglieder. In der hellen Jahreszeit
trainierte man jeden Mittwoch von 18–21 Uhr auf der sogenannten Schweineweide
am nördlichen Bauerberg.
Am 29. Oktober um 20 Uhr begann der Rundfunk in
Deutschland mit einem einstündigen Konzertprogramm aus dem Haus der Berliner
Schallplattenfirma "Vox" an der Potsdamer Straße.
1924
Der Januar
war sehr kalt, bis zu minus 18 Grad.
Am 2. Mai ging in
Hamburg die "Norag" auf Sendung, der Rundfunk in Norddeutschland.
Gründung
des Frauenchors "Concento", der noch nach der Jahrtausendwende
existierte.
Der
bekannte Heimatmaler Hermann Haase erhielt vom Museum für Hamburgische Geschichte den Auftrag, alte
Baulichkeiten aus der Horner Dorfzeit zu aquarellieren. Maßstabsgenauigkeit und
Liebe zum Detail machten seine Bilder zu kostbaren Dokumenten einer Zeit, in
der allgemein noch keine Farbfotos möglich waren. Haase, Angestellter des
Museums für Kunst und Gewerbe, wohnte an der Straße Wolfshagen 18 in
Hamburg-Hamm. Im Jahre 1924 malte er übrigens nur ein Bild. Es war die alte
Kate "Rauhes Haus." Bis 1928 entstanden 14 weitere Aquarelle.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/haase.htm
1925
4. März: Beisetzung des Reichspräsidenten
Friedrich Ebert. Der Unterricht an den Schulen fiel aus.
12.
Mai: Reichspräsident
Hindenburg wurde in sein Amt eingeführt. Der Unterricht an den Schulen fiel
aus.
26. Mai:
Die Straßenbahnlinie 13 fuhr nun nicht mehr
nach Groß Borstel sondern nach Bahrenfeld.
Große Dürre
im Juli. Bei Temperaturen von 32 Grad fiel das Obst unreif von den Bäumen.
Schon Anfang Dezember jedoch lag Schnee.
14. November: Seit 8:30 Uhr leuchtete an der
Kreuzung Mönckebergstraße/Glockengießerwall die erste elektrische Verkehrsampel
Hamburgs. Anwesend waren Polizeipräsident Hugo Campe und Vertreter der Presse.
1926
Januar: In Deutschland gab es 539.830 PKW und Motorräder.
Der
"Kaemmerer’sche Park" wurde wieder für die Öffentlichkeit
freigegeben.
Noch war
die weite grüne Fläche des Brooks südlich der Landstraße bis zur Bille ein
Erholungsplatz für hunderte Horner Bürger. Auf dem fruchtbaren Ackerboden
ernteten sie Obst und Gemüse, und im Winter konnten ihre Sprösslinge auf der
"Mitwender" und anderen Gräben Schlittschuh laufen.
15. Oktober: An diesem Sonntag präsentierte der "Tennis-Verein von Horn
und Hamm" auf dem Sportplatz an der Rennbahnstraße erstmals
seine neugegründete Hockey-Abteilung.
Im
Deutschen Reich zählte man in jenem Jahr 206.000 Personen- und 90.000
Lastkraftwagen.
1927
7. März: Mit einem Festessen und späteren Festball im
"Gasthof zur Rennbahn" feierte der Horner Bürgerverein sein 50-jähriges Jubiläum. Als letzten noch lebenden
Mitbegründer ernannte man den Bäcker Carl Julius Bösenberg zum
Ehrenmitglied.
Als Bebauungsvoraussetzung begannen
im selben Monat die Aufhöhungsarbeiten
auf dem Gebiet der Horner Marsch. Sie waren zwar schon vor 1914 geplant, blieben jedoch
wegen des Kriegsausbruchs und seiner wirtschaftlichen Folgen unberücksichtig.
Bis Juli 1927 hatte man schon etwa achthunderttausend Kubikmeter Boden bewegt.
Ununterbrochen brachten die Feldbahnzüge der Firma "Polensky &
Zöllner" mit den seinerzeit modernen Krupp’schen Kippwagen die Erdmassen
von der Öjendorfer Feldmark nach Horn. Gleich östlich des Straßenbahndepots war
extra eine Eisenbahnbrücke über die Horner Landstraße errichtet worden. Der
ganze Stadtteil schien im Umbruch, denn auch nördlich der Landstraße wurde
überall Erdreich bewegt, entstanden neue Straßen und Wohnblöcke. Nach
Beendigung der Aufhöhungsarbeiten beseitigte man die Brücke Mitte Juli 1932.
Das Ende der "Polensky-Bahn".
8. Juli: Preußen fasste seine Gemeinden im Umland von Hamburg zu größeren
und damit gegenüber der Hansestadt konkurrenzfähigeren Einheiten zusammen.
5. August: Einweihung der umgebauten Schule des Rauhen Hauses, fortan
"Wichernschule" genannt, ab 8. April 1931 sogar staatlich anerkannt.
11. August: Eröffnung der ersten Großtankstelle in Hamburg an der
Hudtwalckerstraße. Betrieben wurde sie von der "DAPOLIN."
15. September: Von Schiffbek kommend, fuhr die Straßenbahnlinie 31 jetzt über
Horn und die Innenstadt bis nach Bahrenfeld.
16. September: Die
Gemeinderäte von Schiffbek, Öjendorf und Kirchsteinbek beschlossen, sich als
"Billstedt" zu vereinigen, weil sich Schulwesen, Bebauungspläne und
öffentliche Versorgung so besser bewältigen ließen. Die drei Dörfer mit
seinerzeit 11.617 Einwohnern bestanden aus einer Fläche von 1.617 Hektar.
1928
Horn hatte 9.676
Einwohner.
Im Frühjahr beauftragte Professor Stettiner vom Denkmalschutzamt
den Fotografen Hugo Lindenhoven, das alte Horn mit seinen Strohdachkaten und
ehemaligen Patrizierhäusern zu fotografieren. Stettiner hatte bereits Jahre
zuvor dem bekannten Vierlanden- und Kunstmaler Hermann Haase einen ähnlichen
Auftrag erteilt.
Die im Dezember 1832 als "Hochzeitsbaum" gepflanzte Blutbuche am Bauerberg 25 wurde unter Naturschutz gestellt. Nach dem
Denkmal- und Naturschutzgesetz von 1920 galt sie fortan als ein besonders
charakteristisches Gebilde der heimatlichen Natur.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blutbuche.htm
Am Pagenfelder Platz (Ecke Sandkamp) errichtete die "Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft" eine Tankstelle des Typs "Dapolin-Pumpanlage B10."
26. April: Auf der 12. Veranstaltung der Landesgruppe Hamburg des Verbandes deutscher Schulgeographen referierte Adolf Diersen zum Thema "Die Heimatkunde in der Grundschule". Diersen war derzeit Lehrer an der Bauerbergschule.
21.
August: Claus Hinrichsen verkaufte
das als "Blohm’s Park" bekannte Gelände an Hamburg.
Im Spätsommer hatte man beschlossen, eine neue Straße Horns nach
der Freiheitskämpferin Anna Lühring zu benennen.
Im
Straßenbaubereich Horner Landstraße, Höhe Hertogestraße, wurde am 27. September die Straßenbahn bei Anfahrt
an einen Erdhügel aus den Schienen gehoben. Dadurch stauten sich etliche Züge
auf der Horner Landstraße.
1.
November: Die Straßenbahnlinie 13 fuhr
fortan nach Hochrad (Othmarschen). Außerdem verkehrten auf der Horner
Landstraße noch die Linien 24 und 31.
1929
Über 11.000
Menschen lebten in Horn.
Der Winter in Deutschland war sehr kalt. Sogar der Rhein fror zu.
Am 11.
Februar fiel das Thermometer in Hamburg
auf 21,1 Grad unter Null. Wenige Tage später konnte die gefrorene Alster zum Begehen
freigegeben werden.
Die beiden ältesten noch erhaltenen Bauernhäuser, vermutlich aus
dem Jahre 1665, wurden Ende März abgebrochen. Der Strohdachkaten am Bauerberg
15 musste der neuen Straße "Beim Rauhen Hause" weichen, die jetzt von
der Horner Landstraße den Geesthang schräg hinauf (bis dato Rudolphstraße) bis zur
Hertogestraße und weiter bis zum Bauerberg führte. Der historische Hirtenkaten
am Bauerberg 46 dagegen war lediglich unbewohnbar geworden. Zwei der ehemaligen
Hirten sind übrigens noch bekannt und zwar Jürgen Jacob Wöhlke (1762) und Hartwig
Böting (1769).
19. Mai: An diesem Pfingstsonntag weihte der Tennis-Verein von Horn und Hamm seine sechs neuen Plätze und einen Hockeyplatz ein. Die von der Stadt Hamburg gepachteten 16.000 m² großen Areale lagen am "Weg Nr. 41" (heute Stoltenstraße).
Am 19. Juni stimmte die Hamburger
Bürgerschaft dem Antrag des Senats zu, an der neuen Straße "Beim
Pachthof" eine dreißigklassige Volksschule errichten zu wollen. Mit dem
Abbruch der alten Turnhalle, die dem geplanten Nordflügel der Schule im Wege
stand, begannen im Herbst die ersten Baumaßnahmen. Da die Schüler nun für viele
Monate keine eigene Turnhalle mehr besaßen, erhielten sie vom Staat für tausend
Mark vier Faltboote, die am Billbrookdeich in einem Bootshaus untergebracht und
von dortiger Schule mitbenutzt wurden. Auch der Hamburg-Horner Turnverein besaß
seitdem eine "Faltbootgruppe."
Im Juli erhielten viele projektierte aber auch schon neuangelegte Straßen ihre Namen: Sievekingsallee, Washingtonallee, Grosseweg, Am Gojenboom, Bei den Zelten, Beim Hirtenkaten, Beim Pachthof, Bei der Martinskirche, Scheteligsweg, O’Swaldstraße, Dunckersweg, Stengelestraße, Weddestraße, Von-Elm-Weg, Posteltsweg, Helma-Steinbach-Weg, Vierbergen, Legienstraße, Snitgerreihe, Beim Rauhen Hause, Kernbek, Hennigsweg, Bömelburgweg und Anna-Lührings-Weg (seit 1951 ohne "s" geschrieben). Noch im selben Jahr kamen der Blosweg, die Sebastiangasse, Hasencleverstraße und Kroogblöcke hinzu. Die meisten dieser neuen Straßen blieben jedoch bis zum Ende der Weimarer Republik wegen Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit unbebaut. Erst Mitte 1933 entstanden wieder zahlreiche neue Wohnblöcke.
1930
Ab Januar wurde der Sandkamp bis zum Hermannstal erweitert.
Die dreistöckigen Wohnhäuser des Blocks Beim
Pachthof/Rennbahnstraße/Beim Hirtenkaten konnten bezogen werden.
Am 1. Juli erhielt Horn seine kirchliche Selbstständigkeit. Bisher war es
die "Kirchengemeinde Hamm und Horn."
"25 Jahre Hamburg-Horner Turnverein". Angeführt
vom Trommler- und Pfeiferkorps unter der Leitung des Büroangestellten Paul
Grasmeyer zogen alle Abteilungen auf regennassen Straßen durch Horn. Die neue
Faltbootgruppe trug ein über den Toppen geflaggtes Boot mit sich. Vom
Vereinslokal am Bauerberg ging es über den Horner Weg, die Morahtstraße und den
Geesthang hinunter zur Hammer Grenze. Die Horner Landstraße entlang bewegte
sich der Festzug dann bis zur Pagenfelderstraße und schließlich hinauf zur
Rennbahnstraße. Ziel war das große Sportgelände gegenüber der alten
Holztribüne. Hier zeigten am Nachmittag alle Abteilungen einen Querschnitt
ihrer Arbeit.
1931
Im Frühjahr wurden vor dem neuen Postamt und am Pagenfelderplatz
Horns erste öffentliche Telefonzellen errichtet.
2. März: Heimatforscher
und Lehrer Johannes Wilhelm Adolf
Diersen hielt einen Vortrag und zeigte "Bilder aus dem
verschwindenden alten Horn." Diersen wurde am 21. Juni 1887 zuhause an der
Ritterstraße 31 in Hamburg-Eilbeck geboren. 1908 begann er als Lehrer an der
Bauerbergschule. Von 1933–1948 war er Lehrer an der Mädchenschule Rhiemsweg
(mit Schwerpunkt Geographie) und wurde dann zum Rektor an die Volksschule
"Beim Pachthof 17" berufen. Seine Jahre als Pensionär verbrachte er
seit 1952 im ersten Stock eines Sechsfamilienhauses am Waldreiterring 35. Dort
verfasste er 1958 Aus
der Horner Schulgeschichte (1659−1958) und 1961 Aus der alten
Landherrenschaft Hamm und Horn sowie 75
Jahre Horner Martinskirche. Diersen verstarb am 21. Oktober 1966. Sein
Schüler Arno Schmidt (18.1.1914–3.6.1979)
erinnerte sich an ihn, als einen außerordentlich tüchtigen, offenen und
toleranten Lehrer, der seine Klasse souverän führte.
30.
April: Die Endstation der Linie 13
von Horn an die Schurzallee wurde nach Hamm verlegt.
Mitte Mai konnte die Schiffbekerstraße, im Juni die
Sievekingsallee fertiggestellt werden. Seit Sommer wurde der nördliche Teil des
Bauerbergs als Alter Bauerberg bezeichnet.
Im Zuge südlicher Straßenverbreiterung musste an der Horner
Landstraße 164 eine "tausendjährige" Eibe gefällt werden, die sich
danach aber als mindestens 300 Jahre jünger herausstellte. Zumindest war sie
der älteste Baum der Umgebung, zierte den Gartenbereich hinter dem
"Gesellschaftshaus Felsenburg."
21. bis 30. August: "8. Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau Berlin". Manfred von Ardenne, genialer Chefingenieur der Firma "Loewe" präsentierte die erste elektronische Filmübertragung der Welt. Seither stand Loewe für Fernsehen "Made in Germany".
Die Schule an der Straße "Beim Pachthof" war nun äußerlich fertiggestellt.
Ab 16. Dezember fuhr die Straßenbahnlinie 16 jetzt von Billstedt über
Mönckebergstraße nach Stellingen.
1932
Nach den Osterferien zogen die ersten vier Klassen in die
neuerrichtete Schule an der Straße "Beim Pachthof."
9. Juni: Gründung des Kleingartenvereins 142 "Horner Marsch", mit
bald über eintausend Parzellen der größte Europas.
Die neuangelegte Sievekingsallee erhielt als erste Horner Straße
elektrische Beleuchtung. Hier fuhr ab dem 18.
Juni die Straßenbahnlinie 17 von der
Endhaltestelle Horner Rennbahn über Bürgerweide und Mönckebergstraße bis nach
Langenfelde.
2. Dezember: Mit dem deutsch-österreichischen Spielfilm "Sehnsucht
202" eröffneten an der Horner Landstraße 171 die Derby-Lichtspiele, Horns
erstes Kino.
Der Kinosaal gehörte zum Grundstück des Gasthofs zur Rennbahn und
bot 420 Besuchern Platz. Die Bühne war mit ihren acht Quadratmetern jedoch zu
klein für einige der seinerzeit beliebten artistischen Darbietungen im
Vorprogramm. Besitzer war Fritz Rose. Der Krieg hinterließ nur eine Ruine.
Siehe auch https://hornertv.tripod.com/deli.htm
1933
17.628
Menschen lebten in Horn. Am 24. März entstanden drei Luftbilder vom Stadtteil.
Nach den Osterferien zogen alle Klassen in den Schulneubau
"Beim Pachthof." In Nr. 15 wurden Knaben, in Nr. 17 die Mädchen
unterrichtet.
Unter
Vorsitz von Johann Adolph Behnke hielt der Grundeigentümerverein für Horn und
Umgegend seine Mai-Versammlung in der Horner Meierei ab. Wie schlecht die
Wegeverhältnisse in Horn sind, bewies die sehr lebhafte Aussprache hierüber. Es
gab Beschwerden wegen der schlechten Beschaffenheit der Plätze an der
Hornerlandstraße gegenüber dem Bauerberg und des großen Platzes Bei der
Martinskirche/Scheteligsweg. Beide Areale müssten eingefriedigt und besamt
werden, da die Kinder hier schon große Gruben gegraben hatten, und der
aufgewühlte Sand bei jedem Windstoß über die Straße fegte. Sowohl Anwohner als
auch Passanten fühlten sich dadurch arg belästigt. Ferner wurde beschlossen,
dem Sielwesen zu melden, dass die Siele Ecke Pagenfelderstraße/Bobergerstraße
bei starken Regenfällen nicht in der Lage sind, das Wasser zu schlucken.
18. bis 27. August: "10. Funk-Ausstellung Berlin." Der sogenannte "Volksempfänger" (Typ VE 301) kam auf
den Markt. Er wurde zum Einheitspreis von 75 Reichsmark angeboten.
Nach den Plänen des Architekten Carl Wienand wurden bis 1939 im
Karree Hermannstal-Legienstraße-Helma-Steinbach-Weg und Vierbergen
zweigeschossige Häuser mit insgesamt 538 Wohnungen errichtet, die im Volksmund
als "Riedsiedlung" in die lokale Geschichte eingingen. Mit der 8,13
Hektar großen Siedlung verschwanden die erst 1929 angelegten, bis zu ihrem
Verschwinden in den AB aber nie ausgebauten Straßen Audorfseck, Flasrepel und
Röötkamp. Letztere waren alte Flurnamen für den Flachsanbau, doch Audorfseck
sollte an Jacob Audorf (1.8.1835–20.6.1898) erinnern, Redakteur und Verfasser
der sogenannten Arbeiter-Marseillaise. Die Wege der Riedsiedlung blieben jahrelang
unbenannt. Erst seit dem 11. Mai 1938 hießen sie Riedgrund und Im Ried, seit
dem 25. Oktober 1945 dann auch Riedweg, Riedstieg und Riedeck.
12.
September: Feierlichkeiten zur Gründung
der Stiftung Das Rauhe Haus vor 100 Jahren.
10. November: Beginn der Arbeiten an der "Reichsautobahn" nach
Lübeck. Neben dem "Horner Kreisel" entstanden später (gleich hinter
der Autobahnauffahrt und gegenüber) Tankstellen mit Raststätten der im Juli
1936 gegründeten Reichsautobahn-Kraftstoff-Gesellschaft. Erst 1970 und 1973 wurden sie beseitigt.
1934
Am 4. Januar frühmorgens zerstörte ein Orkan die
hölzerne Dachkonstruktion der zweiten Rennbahn-Tribüne auf einer Länge von 150
Metern. Der starke Winddruck beförderte Dach und Trümmer auf die
gegenüberliegende Straßenseite, wo erhebliche Schäden an Häusern und Schuppen
entstanden. Menschen blieben unverletzt.
1. Juli: Erstes
"Horner Volksfest" auf dem Gelände des Horn-Hammer
Gesellschaftshauses beim Letzten Heller, veranstaltet vom Kreis Horn-Billbrook
der N.S.D.A.P.
Im Sommer wurde der "Blohm’s Park" für die
Öffentlichkeit freigegeben.
28.
August:
Offizielle Einweihung in der Aula der neuen Schule an der Straße "Beim
Pachthof". Sie erhielt den Namen Ostlandschule.
1.
Oktober: Der aus Thüringen stammende Kurt
Schöppe übernahm die Horner Pfarrstelle.
Ab 16. Oktober fuhr die Linie 24 nicht mehr von der Station
"Letzter Heller", sondern von der Endhaltestelle "Horner
Rennbahn" nach Eppendorf.
1935
22. März: In
Berlin startete das erste öffentliche, regelmäßige Fernsehprogramm der Welt.
Gesehen werden konnte es in 15 von der Reichspost eingerichteten
"öffentlichen Fernsehstellen", die jeweils Platz für 70 Personen
boten. Das dreimal wöchentlich für zwei Stunden ausgestrahlte Programm bestand
aus Kurz- und Spielfilmen sowie Wochenschauen. Bald darauf konnten
Fernsehgeräte auch privat für etwa 250 DM erworben werden, was einem seinerzeit
durchschnittlichen Monatsgehalt entsprach.
6. Juni: Mit Eröffnung
der "Niederdeutschen Gartenschau" erhält das Gelände beim
Dammtor-Bahnhof den Namen "Planten un
Blomen".
Mit einem
Festumzug durch den Stadtteil feierte der Hamburg-Horner
Turnverein im September sein 30-jähriges Bestehen.
Die schon Jahre
dauernden Arbeiten an der südlichen Verbreiterung der Horner Landstraße fanden
im November ihren
vorläufigen Abschluss, nachdem als letztes Haus das des Bäckers Carl Julius
Bösenberg abgebrochen worden war.
1936
Im Frühjahr musste das Prediger-Seminar von 1887 dem Bau der
Autobahn nach Lübeck weichen. Die Abbrucharbeiten dauerten bis zum 5. März. Raumersatz
boten bald drei große neue Gebäude, die am 3. September 1936 ihrer Bestimmung
übergeben werden konnten.
Am 24.
März um
19:30 Uhr brannte auf dem Gelände des Rauhen Hauses das 1835 errichtete
"Haus Tanne." Im Hornerweg hatten sich viele hundert Zuschauer
eingefunden, die den Verlauf des Brandes und die eineinhalb Stunden dauernden
Löscharbeiten der Feuerwehr interessiert verfolgten. Polizeibeamte sorgten in
Zusammenarbeit mit schnell alarmierten SA-Männern vom Sturm 4/15 für die nötige
Absperrung und die Umleitung des Autoverkehrs. Das alte Strohdachhauses brannte
bis zum Erdgeschoss aus, doch zahlreiches Inventar konnte gerettet werden.
Der Horner Park erhielt im Frühjahr an der Horner Landstraße ein
Toilettenhäuschen, das noch heute steht, jedoch schon Jahrzehnte nicht mehr als
solches genutzt wird.
Auf einem
117.996 qm großen Areal am Nordrand heutiger Stoltenstraße (direkt am Ostrand
der noch im Bau befindlichen Autobahn), begannen die Bauarbeiten für die
Litzmann Kaserne. Bis zum Herbst 1939 war hier die "Nachrichtenabteilung
50" untergebracht, zuvor in beengten Verhältnissen auf der Veddel.
20.
Oktober: Die Straßenbahnlinie 2 fuhr
zukünftig von der Horner Rennbahn nach Lokstedt.
11.
November: Das 50-jährige Jubiläum der
Martinskirche fand im Hamm-Horner Gesellschaftshauses beim Letzten Heller
statt.
1937
Am 1. April trat das Groß-Hamburg-Gesetz vom 26. Januar in Kraft. Das Hamburger Staatsgebiet verdoppelte
sich fast von 41.500 auf 74.700 Hektar, die Bevölkerungszahl stieg um 41
Prozent von 1.192862 auf 1.681187 Millionen.
Am 13. Mai gegen 17 Uhr näherte sich Lübeck eine aus
Hamburg kommende Wagenkolonne mit örtlicher und überregionaler NS-Prominenz.
Neben dem Lübecker Oberbürgermeister Drechsler und Reichsstatthalter Karl
Kaufmann aus Hamburg war auch der Generalinspektor des deutschen Straßenwesens
Fritz Todt dabei. Es folgen etliche Reisebusse mit Arbeitern, die an den
Bauarbeiten mitgewirkt hatten. Sie wurden entlang der neuen Autobahn und den
Zufahrtsstraßen von einer großen Menschenmenge bejubelt. Im März 1934 hatte man
mit dem Bau der 58 km langen Strecke Hamburg-Lübeck begonnen. Jede
Zementfahrbahn war 7,50 Meter breit, die gesamte Trasse 24 Meter. Der Begriff
Autobahn entstand 1927 und geht auf den Bauingenieur Robert Otze zurück
1938
Der seit
1928 an der Horner Landstraße 201 praktizierende jüdische Arzt Dr. med. Albert
Zloczower (22.2.1901‒28.5.1964) zog mit Ehefrau Malca nach England, wo er
in London NW4, Holders Hill Crescent 9 wohnte und sich fortan Dr. Albert Owers
nannte. Grund für seine Auswanderung war ein zunehmender politischer Druck und die ab 30. September geltende
Verordnung der Nationalsozialisten, allen jüdischen Ärzten ihre Approbation zu
entziehen. Nach Aussagen seiner ehemaligen Patientinnen Maria Schwick,
geborene Ertel und Marion Langhein, hatten seinerzeit viele Patienten den Verlust ihres beliebten und tüchtigen
Arztes beklagt.
5. Oktober: Juden mussten die Zwangsnamen Sara, bzw. Israel als zweiten
Vornamen führen und ihre Reisepässe wurden mit einem drei Zentimeter hohen "J"
gestempelt.
1939
1. Januar: Straßennamen wurden fortan nicht mehr in einem Wort, sondern
getrennt geschrieben, Hornerlandstraße also "Horner Landstraße." Gleiches
galt für den Hornerweg, die Pagenfelderstraße und einige weitere. Mit
Personennamen verbundene Straßen und Wege jedoch behielten ihre ursprüngliche
Schreibweise: Sievekingsallee, Washingtonallee, Hertogestraße, Legienstraße,
Dunckersweg, Rhiemsweg oder auch Hermannstal.
22. Januar: Mit einem Festgottesdienst wurde das Gemeindehaus der
Martinskirche eingeweiht (Grundsteinlegung war am 8. Mai 1938). Die Festpredigt
hielt Pastor Schopp, die Weiherede Oberkirchenrat Drechsler.
23. April: Mit den Frühjahrsrennen begann die Saison für alle
Pferdesportfreunde.
Im Mai wurden in Horn 23.370 Einwohner gezählt, in Hamburg 1,712 Millionen.
9. Juni: Um 20 Uhr wurde die Freilichtbühne
im Blohm’s Park mit einem "Bunten Abend" eingeweiht. Erheblich
vergrößert bot sie auf den neuen Holz-Sitzreihen Platz für bis zu 600
Zuschauern. Zusätzlich waren acht Stehplatzterrassen entstanden, mit
ausgezeichneten Sichtmöglichkeiten für maximal 2.500 Zuschauer (vorher bestand
das Areal für die Zuschauer lediglich aus einer grünen Wiese). In den warmen
Monaten sollten freitags Theater-, Gesang-, Tanz- und Opernabende stattfinden
und alle 14 Tage vor diesen Veranstaltungen Kinderfeste auf den zwei großen
Wiesen. Nur für die Abendveranstaltungen erhob man 20 Pfennige. Ebenfalls am 9.
Juni hatte das IOC in London beschlossen, die nächsten Olympischen Spiele in
Garmisch-Partenkirchen (Winter) und London (Sommer) stattfinden zu lassen.
Wegen des Zweiten Weltkriegs konnten die Pläne jedoch nicht realisiert werden.
Erst 1948 gab es wieder Winterspiele in St. Moritz und die aufgeschobenen in
London.
27. August: Einführung von Lebensmittelkarten. Sie waren bereits im Juni 1939 einstimmig beschlossen worden.
1. September: Der nächste Krieg begann, wurde danach als "Zweiter Weltkrieg" bezeichnet,
allein von Deutschland ausgehend.
1940
13. Februar: Im bisher kältesten in Hamburg registrierten Winter fiel das
Thermometer auf minus 29,1 Grad.
Ab April konnte man mit der Straßenbahnlinie 28 von Billstedt über
Winterhude nach Ohlsdorf fahren.
Am 18. Mai begann auch für Hamburg der Bombenkrieg. Um 0.28 Uhr drangen 48
Kampfflugzeuge der Royal Air Force in den Luftraum der Hansestadt ein. Über
Altona, St. Pauli, dem Hafen und Harburg klinkten sie 400 Brand- und 80
Sprengbomben aus. Häuser und Schuppen gingen in Flammen auf, 34 Menschen
starben, 72 wurden verletzt. Weitere Angriffe erfolgten am 7. Juni (24 Bomber),
am 20. und 30 Juni, am 5. und 9. August sowie am 22. Oktober (20 Bomber), am
16. November (67), am 17. November (130) und am 25. November (42). Noch aber gehörte Horn nicht zu den
Zielgebieten.
30. Juni:
Deutsche Derby um das Blaue Band (Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen). Zu
diesem Rennen erschien eine Sonderbriefmarke im Wert von 25 Pfennigen,
zusätzlich 1 Mark.
Die für Tokio geplanten Olympischen Sommerspiele
vom 21. September bis zum 6. Oktober konnten kriegsbedingt nicht stattfinden. Das
galt auch für 1944.
3. Oktober: Zum Schutz vor
Bombenangriffen wurden die Schulkinder im Rahmen der Kinderlandverschickung
fortan in andere Regionen gebracht und dort unterrichtet.
1941
Februar: Zum Schutz der örtlichen
Bevölkerung entstand an der Gabelung Alter Bauerberg/Bauerberg ein Rundbunker, der
als bombensicher galt und ab dem 10. Mai nutzbar war. Erst 2021wurde er in den
Monaten Januar bis März beseitigt.
In der
Nacht vom 13. auf den 14. März flog die Royal Air Force mit 139 Bombern ihren
ersten Doppelangriff auf Hamburg. Von 23:12 bis 2:40 Uhr und dann nochmals ab
4:10 Uhr fielen 300 bis 400 Brand- und 20 Sprengbomben, fast allesamt auf die Werft
"Blohm & Voss." Weitere größere Luftangriffe fanden statt am 27. April (50 Bomber), am 3. Mai (95), am 7.
Mai (115), am 9. Mai (188), am 11. Mai (119),
am 12. Mai (92), am 30. Juni (28), am 17. Juli (107), am 3. August (80),
am 9. August (44), am 16. September (169), am 30. September (93), am 1. Oktober
(82), am 27. Oktober (115), am 31. Oktober (123), am 10. November (103) und am
30. November (181 Bomber). Bei mindestens einem dieser Angriffe fielen auch
Bomben auf Horn, so im Sommer, als das Haus am Bauerberg 55 getroffen wurde und
es unbewohnbar machte. Bei insgesamt 42 Luftangriffen auf Hamburg starben in
diesem Jahr 626 Menschen, 1959 wurden verletzt.
4.
Juni: Kaiser Wilhelm II.
starb im niederländischen Doorn, wo er seit 1920 lebte. Von 1888 bis 1918 war
er der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen.
29. Juni:
Deutsche Derby um das blaue Band (Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen). Zu
diesem Rennen erschien eine Sonderbriefmarke im Wert von 25 Pfennigen,
zusätzlich 1 Mark.
1.
September: Alle Juden in
Deutschland mussten bis Kriegsende einen sogenannten Judenstern tragen. Der
Schuljahresbeginn wurde im ganzen Deutschen Reich auf diesen Tag festgelegt. Zum Schutz der örtlichen Bevölkerung entstand noch in diesem Monat ein
Rundbunker hinter der dem Haus an der Rennbahnstraße 79.
25. Dezember: In seiner NBC-Radioshow stellte Bing Crosby (3.5.1903–14.10.1977) erstmals "White Christmas" vor, das bis
heute weltweit bekannteste Weihnachtslied.
1942
28. Juni: Deutsche
Derby um das blaue Band (Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen). Zu diesem
Rennen erschien eine Sonderbriefmarke im Wert von 25 Pfennigen, zusätzlich 1
Mark.
27. Juli: Die Royal Air Force flog ihren 122. und bis dato schwersten
Luftangriff, wobei nur 304 der 403 gestarteten Maschinen Hamburg erreichten,
weil das Wetter im Abfluggebiet sehr schlecht war. Von 0:43 bis 2:07 Uhr fielen
dann 724 Tonnen Bomben auf die Stadt, davon 31 Minenbomben, 588 Sprengbomben,
68.000 Stabbrandbomben und 1.600 Phosphorbrandbomben. Die Schäden waren
verheerend. Mehr als 800 Häuser wurden zerstört und über 5.000 beschädigt, in
Horn vor allem Großwohnhäuser an der Washingtonallee und am Hermannstal.
Insgesamt wurden 337 Menschen getötet, etwa 1.000 verletzt und etwa 14.000
hatten kein Dach mehr über dem Kopf. Während des Angriffs tobte am Himmel ein
erbitterter Kampf der Nachtjäger und der am Boden stationierten Flak-Geschütze
gegen den Bomberverband, wobei die Royal Air Force 29 Flugzeuge verlor. Weitere
schwere Angriffe fanden statt am 9. April 1942 (272 Bomber), am 18. April
(173), am 4. Mai (81), am 29. Juli (256) und am 10. November mit 213 Bombern.
Bis Ende des Jahres waren in Hamburg 1.194 Menschen seit den ersten Luftangriffen
ums Leben gekommen.
1943
Seit dem 2. Februar wurden rund um Hamburg 15 bis 17 Jahre alte Schüler als
Flakhelfer eingesetzt. Schon am 4. Februar erfolgte mit 263 Bombern der erste
schwere Luftangriff des Jahres, bei dem sich die Jungen "bewähren"
konnten. Ein weiterer schwerer Angriff mit 417 Flugzeugen folgte am 4. März.
14. Juli bis 31. August:
Sommerferien in Hamburg.
Mit dem
Großangriff am 25. Juli frühmorgens, begann die
angloamerikanische "Operation Gomorrha", die bis zum 4.
August dauerte. Dabei kamen 791 Flugzeuge zum Einsatz, 1.500 Menschen
wurden getötet. Insgesamt kam
es zu fünf Nachtangriffen durch die Royal Air Force (RAF) und zwei Tagesangriffen durch
die United States
Army Air Forces (USAAF).
28.
Juli:
Ab 1 Uhr morgens wurde u.a. Horn zum Zielgebiet von 739 Flugzeugen. Nur
wenige Gebäude überstanden das Inferno. Dazu gehörten u.a. die beiden großen
Schulen, die Warteschule am Bauerberg und wenige Großwohnhäuser, Auch die
Martinskirche wäre wohl niedergebrannt, hätte es
da nicht den 70-jährigen hörgeschwächten Kirchendiener August Antholz gegeben,
der während des Angriffs die einfallenden Brandbomben löschen konnte. Dennoch
waren schwere Schäden an Gestühl und Orgel entstanden. Nach notdürftiger
Wiederherrichtung konnte am 7. November ein schlichter Gottesdienst
stattfinden, den jedoch nur 13 Personen besuchten, deren Gesänge mit Hilfe
eines zur Verfügung gestellten Klaviers begleitet werden konnten.
23. September: Gerd Rasquin wurde geboren, der sich seit 1996 zusammen mit
Gerd von Borstel intensiv mit der Geschichte des Stadtteils Hamburg-Horn
beschäftigen sollte.
1944
6.
Juni: D-Day
(Decision-Day = Invasion der Alliierten in der Normandie, Beginn der Befreiung
Deutschlands vom Nazi-Regime).
Die schwersten Luftangriffe des Jahres gab es am 18. Juni (522
Flugzeuge), am 20. Juni (512), am 29. Juli (307), am 4. und 6. August (445), am
6. Oktober (406), am 25. Oktober (596), am 4. und 6. November (238), am 21.
November (366) sowie am 31. Dezember (526 Flugzeuge).
1945
Die schwersten Luftangriffe jenes Jahres fanden statt am 17.
Januar (225 Flugzeuge), am 24. Februar (348) und in der Zeit vom 5. bis 11.
März mit über eintausend Flugzeugen. Weitere Angriffe vor Kriegsende erfolgten
noch am 20. März (282), am 31. März (469) und am 9. April. Bei diesem letzten
Angriff kamen 440 Flugzeuge zum Einsatz, deren Bomben 292 Menschen das Leben
kosteten.
Als Generalmajor Alwin Wolz
die Stadt am 3. Mai um 18:25 Uhr an den britischen Brigadegeneral Douglas
Spurling übergab, war der Krieg für Hamburg bereits beendet.
8. Mai: Ende des
Kriegs in Europa. Erst danach entstanden in den
Medien und im Volk die Bezeichnungen "Erster
Weltkrieg" und "Zweiter
Weltkrieg".
Bilanz: Über 60 Millionen
Tote, darunter etwa 10% europäische Juden.
2. September: Kapitulation des Kaiserreichs Japans im Krieg gegen die
USA.
Zeugen
der Horner Dorfzeit sind heute nur noch das 1834 errichtete "Haus
Tanne" auf dem Gelände des Rauhen Hauses
sowie
einige dort und im Blohm’s Park stehende Eichen und Blutbuchen. Von den
einstigen Tümpeln und Teichen
existieren
heute lediglich noch das "Horner Moor" sowie der Teich auf dem
Gelände des Rauhen Hauses.