­­­­­­­Hamburg­­­­­-Horn, Textchronik

Im Herbst 1998 erstellt und ständig ergänzt, letztmalig am 1. Februar 2024.

 

 

Unsere heutige nordelbische Landschaft wurde gestaltet, als die Gletscher der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) auf der Linie Rahlstedt–Stemwarde–Grande zum Stehen kamen und ihre mitgeführten Gesteins- und Sandmassen in Form bewegter Höhenzüge ablagerten. Beim Abschmelzen vor 11.500 Jahren entstanden dann riesige Sandflächen, die uns heute als Geest bekannt sind. Auch in Horn braucht man nur einen Meter tief zu graben, um auf feinsten weißen Sand zu stoßen, wie er an den Stränden der Ostsee zu finden ist. Beim Abwasserkanalbau im Jahre 2008 fand man in 18 Metern Tiefe unter dem Sandkamp sogar Bernsteine, die aber wohl aus der Saale-Eiszeit stammten, 300.000 bis 130.000 Jahre vor unserer Zeit.

 

Beerensammler und Jäger könnten bereits zur mittleren Steinzeit unsere Landschaft durchstreift haben, doch in Horn fand man bislang nicht einmal irgendetwas aus der frühen nachchristlichen Zeit. Auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens und im südlichen Schleswig-Holstein lebten jahrhundertelang Sachsen, ein westgermanischer Volksstamm. Die Menschen im Raum um Alster und Bille wurden Stormare genannt.

 

Nachdem dieses Gebiet anno 810 ins Fränkische Reich Karls des Großen (747-0402814-0128) eingegliedert worden war, entstand zur Sicherung des eroberten Territoriums die Hammaburg. Mit der Errichtung einer kleinen Holzkirche, im Jahre 831 zum Bischofsitz unter Ansgar (801-0908865-0203) erhoben, begann die Christianisierung der noch dünn besiedelten heidnischen Gebiete nördlich der Elbe. Hamburg sollte jedoch noch lange ein unbedeutender Siedlungsort bleiben. Noch um 1100 lebten hier höchstens eintausend Menschen, um 1300 auch nur etwa fünftausend.

 

Erst im Jahre 1111, als Graf Adolph I. von Schauenburg (*vor 1280, †13.11.1130) Holstein und Stormarn vom Sachsenherzog Lothar III. von Supplinburg (10751137) als Lehen erhalten hatte, wurde eine wirtschaftliche Entwicklung spürbar, denn die Schauenburger (ab etwa 1480 "Schaumburger" geschrieben) statteten ihr Territorium bald systematisch mit Städten aus. Es waren schwere Zeiten, denn nach außen mussten Dänen und Slawen abgewehrt, nach innen aber sollte eine echte Landesherrschaft aufgebaut werden. Schon Graf Adolf II. (11286.7.1164) konnte die Schauenburger Herrschaft* in Holstein und Wagrien sicherstellen, gründete im Jahre 1143 Lübeck, Nachfolger Adolf III. (11603.1.1225) anno 1188 die Hamburger Neustadt.

 

*In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts spalteten sich die Schauenburger in verschiedene Linien auf, genannt nach den neugegründeten Städten. Es gab nun die "Kieler", die "Itzehoer", die "Plöner", die "Rendsburger" und die "Pinneberger" Linie. Begründer der Kieler Linie war Johann I. (122920.4.1263), dessen Söhne Adolf V. (1252–1308) und Johann II. (1253–1321) wurden seine Nachfolger. Anfangs besaßen diese beiden Grafen-Brüder gemeinsam ein zusammenhängendes Gebiet, das von der Elbe in der Kremper Marsch bis an die Ostsee bei Lübeck und Kiel reichte und zahlreiche holsteinische, stormarnische und wagrische Kirchspiele umfasste. Später kam noch der südöstliche Teil Stormarns an der Bille hinzu. Nach einigen Jahren gemeinsamer Herrschaft teilten sie anno 1273 jedoch das Gebiet. Hamm und Horn gehörten nun zum Herrschaftsbereich Adolf V.

1247

In Zusammenhang mit Hamburg wurde erstmalig der Begriff "Hospital zum Heiligen Geist" urkundlich erwähnt. Hierbei kümmerten sich Klosterfrauen um Arme und Kranke. Das Gebäude befand sich vor der ältesten westlichen Stadtmauer am Ende des Großen Burstah. Das Hospital sollte in den folgenden Jahrhunderten auch in Horn von Bedeutung sein, allerdings nur im Rahmen von Grundeigentum und Verpachtung.

1248

Seit diesem Jahr weist ein "Stadterbebuch" Hamburger Grundbesitzer aus. Erster namentlich bekannter Stadtnotar in der Zeit von 12361269 war Jordan von Boizenburg. Die Örtlichkeit Horn betreffend wurde aber bis 1527 nichts vermerkt.

1255

Am 18. März vereinbarten Hamburg und Lübeck die Herausgabe einer gemeinsamen Währung und regelten deren Silbergehalt. Die aufgrund dieser Münzkonvention entstandene lübisch-hamburgische Mark wurde in kurzer Zeit zur gebräuchlichsten Währung im Einflussbereich der Hanse. Jede Mark gemünzten Silbers war 192 Pfennige wert. Der Begriff "Mark" kennzeichnete übrigens eine Gewichtseinheit für Edelmetalle.

Erstmalige Erwähnung der heutigen Hamburger Hauptkirche St. Jacobi, anfangs nur eine kleine Kapelle, Anlaufstelle für Pilger auf ihrem Weg zum Grab des Heiligen Jacobus im spanischen Santiago de Compostela. Erst mit der Erweiterung der Stadtmauer 1260 wurde sie zu einer Hamburger Kirche, bis zum Jahre 1629 zuständig auch für Hamm und Horn.

1258

Vom Deichtor bis Billwärder wurde der gesamte Hammerbrook eingedeicht, um das Gebiet vor dem Hochwasser von Elbe und Bille zu schützen und somit auch nutzbar zu machen. Dem horn-artigen Ausläufer des einstigen Hammer Waldes könnte der heutige Stadtteil Horn seinen Namen verdanken, anfänglich zum Dorfe Hamm gehörend.

 

Schon im 13. Jahrhundert begann die Geschichte Horns mit einem Haus am Weg zwischen Hamburg und Bergedorf,

das Höhe der heutigen Straße "Bauerberg", vermutlich am oberen Rande des Geesthangs stand.

 

 

Erster bekannter Grundeigentümer dieses Areals (auch "curia" genannt) war der Hamburger Domherr Siegfried von Herslo (†7.10.1303), bereits in den Jahren 1287 und 1289 als "canonicus" (Chorherr/Stiftsherr) erschienen. Nach ihm wurde Ritter Heinrich von Wedel (der Ältere) neuer Eigentümer. Das Rittergeschlecht des altsächsischen Bauernadels "von Wedel" hatte in Lehnsabhängigkeit von den Schaumburger Grafen großen Grundbesitz in Stormarn erworben. Heinrich starb am 23. Mai 1346.

 

1270

Im Necrologium Hamburgense (Kirchenbuch mit Totenverzeichnis) ist unter dem 21. Mai folgende Eintragung zu finden: Anno Domini obiit Bruno prepositus Lubicensis et scolasticus Hammenburgensis, qui dedit ecclesie duo frusta in palude circa Horne, de quibus dabitur sua memoria. Frei übersetzt: Im Jahre des Herrn starb Bruno, Lübecker Probst und Hamburger Schulmeister. Seiner gedenk vermachte er der Kirche zwei Landstücke im Marschland bei Horn.

Anmerkung: Probst Bruno von Tralow aus Lübeck war bereits 1239 in Zusammenhang mit der Steinbeker Kirche erwähnt worden. 1242 wurde er Hamburger Domherr und seit dem 16. August 1265 Hamburger Schulmeister.

1306

In Hamburg lebten etwa 5.000 Einwohner.

Erstmalige urkundliche Erwähnung Horns, als Graf Adolf V. der Pommerer (12521308) dem Hamburger "Hospital zum Heiligen Geist" das Eigentum an einer "curia in Horne" und die Gerichtsbarkeit darüber bestätigte (Curia = Hof) Dieser Adolf war bereits von 12631273 Graf von Holstein und Kiel.

1319

Graf Adolf VI. (125613.5.1315) von Holstein und Schauenburg verkaufte das hohe und niedere Gericht über Horn für 200 Mark an den Rathsherren Heinrich Blomenberch und dessen Schwiegersohn Heinrich von Nesse. Später wurden beide Dörfer jedoch wieder eingelöst.

1340

Nachdem die St. Jacobikirche an der Steinstraße eingeweiht worden war, wurden hier auch die Bewohner von Hamm und Horn eingepfarrt. Die seinerzeit noch wenigen Menschen in Horn sollen vorher nach St. Petri oder auch Rahlstedt gegangen sein, doch dokumentier ist das nicht. Im "Register zum Erbebuch von St. Jacobi" wurde Horn bis 1454 nicht erwähnt, wohl aber die Orte Hamme, Hammerbroke, Osterbroke und Steenbeke. Dabei war unser Heimatgebiet seinerzeit noch so dünn besiedelt, dass schon drei Katen für eine Erwähnung als Ort ausgereicht hätten.

1346

In Urkunden vom 24. Juni und 29. August bestätigte Graf Johannes III. von Holstein und Stormarn (*um 129727.9.1359) dem Hamburger Bürger Hellingbern von Hetfelt seine Besitzung in Horn: Prout siti sunt in Horne in loco dicto to dem Echolte inter Scipbeke et Hammerbroke a tellure usque ad Billam.    

1347 

29. Juni: Graf Johann III. bestätigte dem Hamburger Bürger Daniel vom Berge u.a. den Zehnten zweier Hufen (Höfe) in Horn und die Gerichtsbarkeit darüber.

Anfang Dezember löschten zwölf genuesische Handelsschiffe, von der Schwarzmeerküste kommend, ihre Ladung im Hafen von Messina (Sizilien), Wenig später grassierte in ganz Unteritalien eine furchtbare Krankheit. Die Menschen bekamen Beulen in der Leistengegend und unter den Achseln, Unter extremen Schmerzen begannen sie Blut zu spucken, und ihre Haut bedeckte sich als Folge innerer Blutungen mit dunklen Flecken. Wenige Tage später starben sie am "Schwarzen Tod", wie man die Beulenpest und ihre besonders tückische Variante (Lungenpest) seinerzeit nannte. Im Jahre 1349 erreichte die Seuche Hamburg. Von 21 Rathsherren starben 16, doch Bürgermeister Nicolaus Fransoyser blieb verschont. Die bis ins Jahr 1352 anhaltende Krankheit forderte in Europa etwa 25 Millionen Tote, ein Drittel der Gesamtbevölkerung! Anschließend dauerte es ca. 200 Jahre, bis diese Bevölkerungsverluste wieder ausgeglichen waren.

1350

Auch bei vielen einfachen Leuten wurden jetzt Familiennamen üblich, anfänglich meist als Anhängsel zum ausgeübten Beruf.

1362 

16. Januar: Die Sturmflut "Grote Mandrenke" soll im Elbbereich einhunderttausend Tote gefordert haben, doch das gefährdete Hammerbrook zwischen Hamburg und Schiffbeck war seinerzeit noch nicht besiedelt.

1383 

18. Oktober: Erstmalige Erwähnung Horns als Dorf. In einer Urkunde hatte der holsteinische Graf Adolf VII. (*um 132726.1.1390) unter anderem geschrieben, dass er dem Rath der Stadt Hamburg und ihren Nachkommen "den ganzen Hammerbrok mit dem dorpe, dat geheten is Horne" für 650 Mark Pfennige verkauft, sich aber das Wiederkaufsrecht vorbehält.

1387

Der Sommer dieses Jahres wurde auch "der heiße Sommer" genannt.

1407/140811. November

11. November: "Der große Winter" begann, endete am 27. Januar. Alle Flüsse waren stark vereist und vielfach sogar zugefroren. Anschließendes Tauwetter verursachte starke Überschwemmungen.

1410

Der Rath der Stadt Hamburg fasste seine Erwerbungen in Hamm und Horn sowie die Deichgenossenschaft des Hammerbrooks unter einheitlicher Verwaltung zusammen, der Landherrenschaft von Hamm und Horn. Sie betraf ein weit größeres Gebiet als die beiden heutigen Stadtteile. Zu ihr gehörten der Borgesch und das Neue Werk (heute St. Georg), das Borgfeld, der Hammerbrook vom Deichtor bis zum Ausschläger Weg, die Kuhmühle, Papenwerder (heute Uhlenhorst) sowie Fuhlsbüttel, umgeben von klösterlichem Gebiet.

Die Bürgerschaft beklagte sich im März 1595, dass alle Bürgermeister die Ämter jährlich nicht nach Alter und Wahlzeit an die Rathsherren verteilten, sondern nach Gunst und Freundschaft. Wenn Rathsherren den Bürgermeistern widersprächen gab man ihnen die geringsten und schlechtesten Ämter; die aber mit ihnen hielten, die besten und bequemsten. Darum sollten die Ämter nach Wahlzeit und Dienstalter der Rathsherren auf Lebenszeit vergeben werden. Verstürbe einer im Amte, sollte der nächste im Amte folgen. Nun fand sich, dass das Dienstalter der Landherren von Hamm und Horn und der Mühlenherren in Fuhlsbüttel das gleiche war.

 

Anmerkung: Der Jurist Kurt Koepke (†25.12.2008) meinte einst dazu, dass die Bezeichnung "Landherrenschaft von Hamm und Horn" eigentlich eine Anmaßung war, denn die sieben Höfe des Domkapitels unterstanden den Landherren in keiner Weise. Aus dem Nebeneinander zweier Grundherren in einem Dorfe ergaben sich aber immer wieder Probleme. Deshalb verkaufte das Domkapitel seinen Besitz im Jahre 1566 an den Hamburger Rath, ...weil die zertheilte Jurisdiction auf Dauer nitt hat können exercireth werden.

1412

21./22. November: Große Sturmflut am Cäcilientag mit geschätzten 36.000 Toten im Unterelbegebiet. Der noch unbesiedelte Hammerbrook war jedoch nicht betroffen.

1459

4. Dezember: Im Alter von 58 Jahren starb in Kiel der letzte Schaumburger Graf holsteinisch-rendsburgischer Linie, der kinderlos gebliebene Adolf VIII. Um Schleswig und Holstein zusammenzuhalten, wählten die Stände beider Länder (Adel, Städte und einige kirchliche Einrichtungen) am 5. März 1460 seinen Neffen, König Christian I. von Dänemark, zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein. Die Ansprüche des eigentlich erbberechtigten Schaumburgers Otto II. der Linie Holstein-Pinneberg wurden übergangen. Die Grafschaft Holstein blieb Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und wurde am 14. Februar 1474 vom habsburgischen Kaiser Friedrich III. in Rothenburg ob der Tauber als reichsunmittelbares Lehen zum Herzogtum Holstein erhoben. Der dänische König Christian I. wurde dadurch als Herzog von Holstein zum Lehnsmann des Kaisers, nachdem er in Ripen die Rechte des Adels in den Herzogtümern Holstein und Schleswig bestätigt hatte. Seit dem 5. März 1460 begann bei den heutigen Straßen Horner Brückenweg und Legienstraße also das dänische Herzogtums Holstein, über 400 Jahre lang eine für Hamburg nicht gerade konfliktfreie Zeit.

1464

Das "Hospital zum Heiligen Geist" verkaufte seinen Hof in Horn an die Familie Soltow (Soltau), Vermutlich lag der schon seinerzeit rechts des späteren Bauerbergs am oberen Rande des Geesthangs.

Hamburg wurde wieder einmal von der Pest heimgesucht. Von den etwa 10.000 Einwohnern starb rund ein Zehntel.

1465

Der mecklenburgische Adlige Albert Brämbse soll acht Häuser und vier Scheunen Horns niedergebrannt und sich damit am Leiter des Hamburger Domkapitels Dekan Hinrich Pommert gerächt haben, der über ihn den Kirchenbann ausgesprochen hatte.

1529

Hamburg und damit auch die Landherrenschaft von Hamm und Horn schlossen sich der Reformation Martin Luthers an. Horns zuständiges Kirchspiel St. Jacobi wurde evangelisch und selbstständig (siehe auch 1255).

1534

Seit diesem Jahr gab es ein "Landbuch", in dem fortan alle Eigentumswechsel vermerkt wurden. Der erste Protokollant (Actuar) trug alles seit 1527 nach. Dieses Landbuch wurde auch "Verlassungsbuch" oder "Landerbebuch" genannt und war ein Vorläufer unseres heutigen Grundbuchs.

1540

Hamm und Horns "Landbuch" enthielt erstmals einen die Hohle Rönne betreffenden Eintrag: „Veer morgen landes so da belegen sin bi der holen Rönne twischen Herrn Peter van Spreckelsen und des rades lande von dem Heerwege beth an den Bilstrom.”

Anmerkung: Peter van Spreckelsen war Hamburger Bürgermeister in den Jahren 1538–1553, lebte von 1494 bis zum 17.6.1553.

1557 

10. Februar: Die Frau des Horner Hufners Arends wurde bei der Hohlen Rönne von einem Wolf zerfleischt, der urplötzlich aus dem dortigen Gehölz sprang. Sie starb drei Tage später an ihren schweren Verletzungen. Auf Anordnung des Landherrn jagte man den Wolf, spürte ihn auf dem Gehöft von Jasper Buchwald in Horn auf, tötete das Tier und hängte es an eine Eiche am Heerweg (Horner Landstraße).

Anmerkung: Hamburger Landherren nahmen die Rechte der Stadt wahr und wurden hierbei von Land- und Bauernvögten unterstützt, die wiederum mit hoheitlichen Befugnissen ausgestattet waren. Die Landherren waren Mitglieder des Hamburger Raths, also Rathsherren, seit 1861 als Senatoren bezeichnet.

6. April: Jürgen Plate, Rathsherr seit 1518 und Hamburger Bürgermeister seit 1546 starb. In seinem Testament vermachte er auch einen Hof in Horn, doch leider ist nicht dokumentiert, wo der sich befand.

1567

Die ersten protestantischen Flüchtlinge aus den Niederlanden kamen nach Norddeutschland, gründeten 1581 in Altona die "Niederländische Armen-Casse" als Hilfseinrichtung für arme oder kranke Landsleute, die sich auf der Durchreise befanden. 1585 kam eine gleichnamige Einrichtung in Hamburg hinzu. Da ihnen die ortsansässigen kirchlichen Organisationen keine Hilfe gewährten, bauten sie eine eigene Hilfsorganisation auf, die die finanzielle Situation der unterstützten Personen streng kontrollierte. Eine derartige Prüfung war in anderen Einrichtungen der Hamburger Armenpflege erst deutlich später zu finden.

1568

Nach dem Hofbesitzer Hermann Soltow verstorben war, wurden mehrere Morgen Landes an die Erben verteilt (weiter unter 1615).

1582

Nach dem bisher geltenden Julianischen Kalender folgte der bis heute geltende Gregorianische, eingeführt von Papst Gregor XIII. Auf Donnerstag, den 4. Oktober folgte Freitag, der 15. Oktober. Hamburg und die protestantischen Gebiete des heutigen Deutschlands übernahmen diesen Kalender allerdings erst 1700. Der letzte Tag dieses Jahres wurde vom 24. auf den 31. Dezember verschoben, benannt nach dem Todestag von Silvester I. im Jahre 335 (geboren 285, Papst seit 314).

1599

Das Weihnachtslied "Es ist ein Ros’ entsprungen" erschien erstmals im Speyerer Gesangbuch und verbreitete sich später auch im gesamten deutschen Sprachraum.

1600

Hamburg hatte etwa 40.000 Einwohner. Eine Landkarte, die auch umliegende Dörfer zeigt, weist in Horn fünfzehn Gebäude aus. Südlich des Heerwegs, zwischen heutiger Hertogestraße und Nedderndorfer Weg, erkennt man sechs Objekte, gegenüber an der Ecke Bauerberg noch einmal vier. Die restlichen Häuser stehen am Bauerberg, der seinerzeit jedoch nur bis Höhe heutiger O’Swaldstraße bebaut war. Rechnet man für jedes Haus fünf bis acht Bewohner, lebten damals wohl etwa einhundert Menschen im Dorf. Eine 1588 entstandene Ansicht des Hamburger Umlands im Altonaer Museum lässt allerdings Zweifel aufkommen, ob die schlichte Karte von 1600 überhaupt zeitnah entstanden und damit aussagekräftig ist.

Anfang des 17. Jahrhunderts verlor Horn mehr und mehr seinen rein dörflichen Charakter. Aus dem engbebauten Hamburg mit seinen schmalen, verschmutzten Straßen und dem ständigen Gestank der Abwässer und Fäkalien, die noch ungeklärt in Gossen und Fleete entsorgt wurden, zog es wohlhabende Bürger immer mehr ins Grüne. Sie ließen sich Gartenhäuser, ja sogar richtige kleine Paläste errichten. Hier genoss der unruhige Kaufmann mit seiner Familie die Früchte des Reichtums im Schoße einer von ihm selbst erschaffenen, geerbten oder erkauften Natur. Im Frühling und Sommer waren diese Gärten bewohnt, doch nicht alle die ganze Woche durch.

1611

Brinksitzer durften nur eine Kuh besitzen, diese jedoch nicht auf die Gemeindeweide treiben, die allgemein ohnehin auch für Pferde, Schafe und Ziegen ausgeschlossen war.

Anmerkung: "Brink" war ein dörflicher Außenbereich. Brinksitzer, oft die zweiten und dritten Söhne von Hufnern, besaßen meist nur ein Haus auf kleinem Grundstück. Die Schicht der Brinksitzer oder auch Brinkbesitzer entstand im frühen 16. Jahrhundert. Ihre Rechte im Dorf waren gering. Immer wieder gab es Streitigkeiten mit den mächtigeren Hofbesitzern, wenn sie ihre Kuh auf die Gemeinweide trieben. Eintragungen im Landbuch dokumentieren diese Vorfälle noch in den Jahren 1661, 1689, 1703 und 1711.

1614 

10. Mai: Albert van Eitzen (Hamburger Bürgermeister von 1623–1653) erwarb den östlichen Teil des heutigen Blohm’s Park von seinem Vater Dirick (seinerzeitiger Name für Dietrich). Auch er war Hamburger Bürgermeister in den Jahren 1589–1598. Dieses Areal wird erstmals im Grundbuch wie folgt erwähnt: 4 Morgen Marschlandes bei Hinrich Schröder mit 1 Kate, den Geestkamp, 2 Blöcke, dem Gehege und allerlei pertin (Zubehör).

1615 

Hieronymus Vogeler (Hamburger Bürgermeister von 1609–1642) erwarb im Namen der Stadt das gesamte Horner Grundeigentum der Witwe Marie Soltow (geborene von Hulda), die mit Johann Soltow verheiRathet war. Es bestand aus zwei Höfen, die beide "Hufnergerechtsame" besaßen, nebst zugehörigem Marschland (weiter unter 1622).

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/pachthof.htm

1617 

Für 4.600 Mark erwarb der Hamburger Kaufmann Jacob Steffens vier Morgen Marschland mit Haus, Hof und Teich.

Das alljährliche Rothlandgericht fand in diesem Jahr in Horn statt und zwar im Hause des Bauernvogts Diedrich Kröger.

31. Oktober: 100-jähriges Reformationsjubiläum.

1618 

23. Mai: Mit dem Prager Fenstersturz begann der Dreißigjährige Krieg.

1619

2. März: Der Rath der Stadt gründete die "Hamburger Bank." Sie bestand bis zum 31. Dezember 1875.

Am 13. April erwarb der Landmann Behn ein großes Grundstück auf der Westseite des Bauerbergs, nördlich der heutigen Straße "Beim Rauhen Hause."

1622

Mit dem Vertrag vom 30. August zwischen den Oberalten des Heilig-Geist-Hospitals und den Verordneten der Kämmerei, kam der Austausch des Heiligen-Geist-Feldes gegen Landbesitz in Horn zustande, da die Stadt das Gelände vor dem Millertor für Befestigungszwecke benötigte. Dafür erhielt das Hospital die beiden ehemaligen Horner Höfe der Familie Soltau, für die es eine jährliche Rente von 1.500 Mark Courant zahlen musste. Zudem forderte die Stadt jährlich 24 Wispel Roggen. Weil zu einem Hof jedoch mehr Land gehörte, wurden sie fortan als "Großer- bzw. Kleiner Pachthof" bezeichnet. Den Begriff "Pachthof" gibt es für Horn also erst seit dieser Zeit!

1625 

26. Februar: "Fastelabend-Flut", auch Eisflut genannt. Am Ostrand des Dorfes war eine Holzbrücke über die Bille entstanden, sodass man jetzt zu Fuß nach Billwärder gelangen konnte. Die Bevölkerung sprach folglich auch vom "Weg nach Billwärder". Er verlief vom Heerweg (Horner Landstraße) am Ostrand des Hammerbrooks bis zur Brücke. Nachdem diese im letzten Quartal des 18. Jahrhunderts einen blauen Farbanstrich erhalten hatte, entstand im Volksmund auch die Bezeichnung "Weg nach der blauen Brücke", 1889 erstmals auch vom Hamburger Adressbuch übernommen. Das galt auch für die "Grüne Brücke" und "Rote Brücke", beide auch von 1625.

1629

Die Bewohner Horns, bisher an der Hamburger Hauptkirche Sankt Jacobi eingepfarrt, gehörten nun zur Siechenkirche der Vorstadt Sankt Jürgen (Namensvariante von Georg). Weil aber viele Horner an ihrer alten Kirche hingen und die wohlhabenden Kaufleute dort auch wertvolles Gestühl besaßen, wurde der weitere Gottesdienstbesuch noch lange Zeit stillschweigend geduldet. Als die GeneRathion der "Jacobianer" fast ausgestorben war, sprach der Landherr ein Machtwort (siehe 1654).

1630

Am 14. Januar erwarb Hans de Hertoghe ein bis dato Albert van Eitzen (Hamburger Bürgermeister von 1623–1653) gehörendes Areal, vom Grundbuch wie folgt beschrieben: 4 Morgen Marschlandes bei Hinrich Schröder mit 1 Kate, den Geestkamp, 2 Blöcke, dem Gehege und allerlei pertin (Zubehör).

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

1633

24. Januar: Von diesem Tag berichtet eine Sage, dass ein Horner Bauer mit einem kranken Finger täglich nach Hamburg gehen musste. Wegen starker Schmerzen ruhte er sich am Borgfelder Geesthang aus. Plötzlich sah er neben sich Wasser aus der Wiese hervorsprudeln. Er tauchte den Finger ein, und gleich darauf ließen die Schmerzen nach. Die Quelle wurde als "Gesundbrunnen" bekannt.

1634

Durch eine große Sturmflut verloren die reichen niederländischen Kaufleute Rudolf und Arnold Amsinck ein Vermögen von 700.000 Mark, ohne allerdings bankrottzugehen. Die drei reichsten Kaufleute waren seinerzeit Hans de Hertoghe, Jan de Greve und Jürgen Schröttering, der bei seinem Tod angeblich eine Millionen Mark hinterließ.

Die Steinbecker Kirchenchronik vermerkte die Einwohnerzahlen der östlichen drei Nachbardörfer: Steinbeck 175, Schiffbeck 96 und Öjendorf 88. Da es in Horn und Hamm noch keine Kirchen gab, wurde vermutlich auch nie gezählt. Ausgehend von 631 Einwohnern im Jahre 1810, dürften in Horn seinerzeit etwa 150 Menschen gelebt haben, ausschließlich entlang des Heerwegs und am südlichen Bauerberg.

1641

In Hamburg wurden die ersten hölzernen Postbriefkästen nach Bestimmungsort aufgestellt. Damit gab es die ersten Briefkästen, wo nach Richtung sortiert wurde.

1645

Einem strengen Winter folgte ein schöner warmer Sommer (gemäß Helgoländer Chronik).

1648

In der Dorfschaft Horn gab es sechs Höfe, zehn im westlichen Nachbardorf Ham (seinerzeit noch mit einem "m" geschrieben).

24. Oktober: Mit dem Westfälischen Frieden endet der Dreißigjährige Krieg. Dank seiner Befestigungsanlagen blieb Hamburg von den Grausamkeiten dieser Epoche verschont und war aus ihr als die wohlhabendste und bevölkerungsreichste Stadt des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" hervorgegangen.

1654

Der Landherr befahl, dass die Horner und Hammer Bevölkerung sich zu keiner anderen als der Kirche St. Jürgen begeben, noch anderswo als dort begraben werden darf.” Da "Jürgen" aber eine deutsche Sprachvariante des Namens Georg ist, setzte sich später diese Bezeichnung und auch die Benennung des Stadtteils durch, St. Georg also.

1656

Auf westlicher Seite des Bauerbergs (Höhe heutiger O’Swaldstraße) ließ Jacob Behn ein Hofgebäude im niedersächsischen Landhausstil errichten, das erstmals auf der Flurkarte von 1751 zu sehen ist. Jacob war Sohn des Grunderwerbers (siehe 1619). Die Behns besaßen das Hofareal bis zum 8. Mai 1754.

1659

Horn erhielt sein erstes Schulhaus. Das Bauholz kam aus der Horner Waldung, heute Galopp-Rennbahn. Auf der obersten Haustürschwelle stand: "Anfangs scheint es bunt und kraus, Kommt doch endlich schön heraus, Fällt der Segen in das Haus." Auf einer Tafel in der Schulstube soll 1659 J.A. (Jacob Ahlers, dritter Schulhalter) gestanden haben. Vorher hatten zwei sogenannte Hausinformatoren in einer Schulstube des neuen Hofes von Jacob Behn Unterricht erteilt. Alexander Plinck, seit dem 15. Mai 1767 Hammer Landvogt (†8.6.1804), berichtete später: Die Horner Schule aber existiere auf eine besondere Art. Sie ist 34 Jahre eher als die Hammer Kirche erbauet. Damalige Gartenbesitzer und vorzüglich die Oberalten haben ein freywilliges Geschenk hergegeben, ...und ist Mark Courant 384 und 8 Schillinge collectieret worden.”

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm

1663

Am Heerweg, später Horner Landstraße 110, ließ Hinrich Schröder ein Hofgebäude im niedersächsischen Landhausstil errichten, was die Balkeninschrift bewies. Es brannte am 25. August 1909 ab (siehe auch 1909). Möglicher Hofgründer könnte Jacob Schröder gewesen sein, Eigentümer seit dem 30.11.1598. Sein Sohn Hinrich übernahm den Hof dann am 20.4.1631, dessen Sohn Jacob am 14.5.1667, dessen Sohn Clas wiederum am 14.5.1709 und schließlich Hans Jacob Schröder (ab 16.5.1738), letztere auch zu Bauernvögten vom Landherrn Conrad Widow ernannt.

1665

In diesem Jahr könnten der Hirtenkaten am nördlichen Bauerberg und auch der Strohdachkaten am Bauerberg (heute gegenüber vom Altersheim) errichtet worden sein. Beide wurden im März 1929 abgebrochen.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/katen.htm

1669

Erstmalige Erwähnung einer Mühle. Im Kirchenbuch des Kirchspiels Steinbeck findet man unter dem 25.10.1669 folgenden Eintrag: "Michael Jerren aus Herzhorn, wohnhaft in Horn vor Hamburg, Arbeiter an der Schnürmacher Mühle, heiRathet Anna Magen, Tochter des Schnürmachers Clauß Magen aus Herzhorn." Weil der Besitzer aber ursprünglich kein Müller war, sprach man im Dorf seinerzeit leicht spöttisch von der "Schnürmacher Mühle." Clauß Magen war wohl um 1645 nach Horn gezogen und hatte auf dem Geesthang entweder eine bereits bestehende Bockwindmühle übernommen oder eine neue errichten lassen. Sie lag auf dem Geestrücken, 230 Meter östlich des Wegs nach Billwärder. Weiter unter 1770.

1673

Hamburg erhielt erstmals eine öffentliche Straßenbeleuchtung, bestehend aus 400 Tranlampen.

1674

Vom 17. Januar bis zum 14. März herrschte eisige Kälte, wie schon seit Menschengedenken nicht mehr (gemäß Helgoländer Chronik).

1685

19. März: Vor dem Hause seines Schwiegervaters Asmus Wetken, in der Nähe des Bauerbergs, sollte der bekannte Hamburger Kaufmann Hieronymus Snitger (*11.9.1648, enthauptet am 4.10.1686) vom kaiserliche Residenten entführt werden, was aber misslang. Seit 1929 erinnern in Horn die kleinen Straßen "Snitgerreihe" und seit 1931 auch der "Snitgerstieg" an ihn.

1686

Der dänische König Christian V. erschien vor Hamburg. Vom 21. bis 26. Juni griff er die Stadt an. Am 22. Oktober kam es aber zu einem Vergleich, der die Belagerung beendete. Um vor zukünftigen Gefahren dieser Art besser gewappnet zu sein, ließ Hamburg im Jahr darauf an seinen Grenzen Wachthäuschen errichten. Ein solches entstand auch an der Grenze zu Schiffbeck, wo Holstein begann, seit 1474 ein dänisches Herzogtum. Zur Finanzierung der dort stationierten Soldaten wurde Wegegeld erhoben, weshalb man den Ort später wohl als Letzter Heller bezeichnete. Eine Karte vom 17. März 1745 weist diese Wache erstmals aus.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/heller.htm

1689

Brinksitzer erhielten das Recht, ihre Kuh fortan auf die Gemeindeweide treiben zu dürfen, allerdings nur so lange es die Hufner gestatten.

1692

Am 7. und 8. Juli fand im Garten des Hamburger Bürgermeisters Ludwig Becceler (12.11.1644–30.6.1722) ein gesellschaftliches Fest statt, auf dem auch viele Gartenlieder gesungen wurden.

1693

29. August: Einweihung der Ham und Hörner Kirche zur heiligen Dreyfaltigkeit (Grundsteinlegung durch den Landherrn und Senator Matthias Bartels am 28. Juli 1692), die etwa 100 Fuß hoch war und zwei Glocken sowie eine Turmuhr besaß. Auch ein "Gottesacker" für die Toten der Dörfer Hamm und Horn war angelegt worden. Vorher bestattete man auf dem Friedhof in St. Georg (siehe 1654). Die Gesamtbaukosten von 30.145 Mark hatten Rathsherren, Oberalte und Gartenbesitzer aufgebracht. Zum ersten Pastor hatte der Landherr am 13. Juni Franz Hartkopf (22.12.1659–22.12.1707) berufen. In einem Verzeichnis Hamburger Persönlichkeiten von 1719 findet man den Eintrag: "Andreas Elers, Hamburger Pastor in Hamm und Horn/Voc: 1698, den 3. Mai."

1700

Hamburg hatte etwa 70.000 Einwohner und übernahm den Gregorianischen Kalender. Auf den 18. Februar (Donnerstag) folgte der 1. März (Montag). Das galt auch für die Landherrenschaften.

Der letzte Tag dieses Jahres wurde folglich vom 24. auf den 31. Dezember verschoben. Dieser letzte Tag des Jahres wurde nach dem Todestag von Silvester I. (Papst von 314 bis 335).

1701 

14. April: Ein "Reglement zum Waldwesen" wird erforderlich, weil die Rodung von Bäumen solchen Umfang angenommen hat, dass man kaum noch von einem Holzbestand reden kann.

1707

22. Dezember: Magister Franz Hartkopf, erster Prediger der Kirche zu Hamm und Horn stirbt im Alter von 47 Jahren.

1709

14. Mai: In einem Horner Grundbuchauszug wird die Lage eines Flurstücks wie folgt beschrieben: Mit draufstehendem Hause bei der holen Rönne, am Felde beim Schlagbaum belegen. Ein Landbucheintrag vom selben Tag dokumentiert erstmalig die Bezeichnung "Heerstraße", vermutlich aufgrund einer kürzlich abgeschlossenen Verbreiterung und Befestigung zwischen Steintor und dem Letzten Heller.

Anmerkung: Da der Wasserlauf der "Hohlen Rönne" seinerzeit nahe der Grenze zu Wandsbeck begann, wird der erwähnte Schlagbaum wohl am heute nicht mehr vorhandenen Weg dorthin gestanden haben (Wandsbeck gehörte seinerzeit zum dänischen Herzogtum Holstein).

1712

Dänische Truppen besetzten Horn, Hamm, Billwärder und Barmbek. Mit dieser Aktion versuchte der dänische König Friedrich IV die Hansestadt Hamburg zu erpressen. Sie sollte ihm den Feldzug gegen den schwedischen König finanzieren. Es war die Zeit des Großen Nordischen Krieges (1700–1721).

Am 30. September brach in Hamburg die Beulenpest aus. Bis zu ihrem Erlöschen im März 1714 waren zehntausend Menschen gestorben. Horn und östliche Gebiete blieben aber verschont.

1717 

31. Oktober: 200-jähriges Reformationsjubiläum.

1721

Am 29. April erschien in Hamburg erstmals eine Tageszeitung. Anfänglich hieß sie noch "Holsteinischer Correspondent", doch schon drei Jahre später "Hamburgischer Correspondent." Verleger war Hermann Heinrich Holle aus Schiffbeck (siehe 1712).

1722

Aus diesem Jahr ist der "Eid der Bauernvögte in Ham und Horn" dokumentiert: „Ich lobe und schwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich Einem Hochedlen und Hochweisen Rath der Stadt Hamburg, nebst dem auf Zeit verordneten Landherrn, treu, hold und gehorsam seyn, ihr Bestes suchen und Schaden abwenden, auch auf deren Hölzungen, Grenzen, Scheidungen, Wegen und Stegen fleißig Acht haben und alles ferner thun will, was einem getreuen und rechtschaffenen Bauernvogt zukommt und gebühret. So wahr mir Gott helfe und sein heilig Wort.”

1729

Matthias Mutzenbecher (1653–1735) wurde bis 1735 erster Landherr zu Hamm und Horn.

1731

Seit diesem Jahr gab es u.a. für Hamm und Horn eine "Feuercasse, genannt die Verbesserte." Hauseigentümer sollten zwei lederne Eimer, einen Feuerstülper und eine Handspritze besitzen. Im Brandfall wurden die Sprühen im Landgebiet selbst und die nächstgelegenen Stadtspritzen herbeigeholt.

1738

4. Juni: Auf Befehl Eines Hochedlen Raths wurde die Wache beym letzten Heller informiert, "keine Fracht- noch Last-Wagen durch den Billwerder zu lassen, sondern dieselbe angewiesen, daß sie den sonst gewohnten Weg über Schiffbeck nehmen."

Anmerkung: Dieser Befehl dokumentiert erstmals, dass nicht die Wache "Letzter Heller" genannt wurde, sondern sie "beym letzten Heller" lag, einem Lokal auf der anderen Straßenseite mit dem Namen "Letzter Heller", das vermutlich schon seit Ende des 17. Jahrhunderts so genannt wurde.

1740

Am 9. Januar setzte eisige Kälte ein, die mit geringen Unterbrechungen bis zum 23. April andauerte. Bei Wittenberge war die Eisschicht der Elbe 1,30 Meter dick. Am 3. Mai kehrten Frost und Schnee sogar noch einmal zurück.

1741

Der bisherige Bauernvogt Claus Schröder überließ das Amt seinem Sohn Hans Jacob (bis 1753). Über die Aufgaben des Vogts gab ein Schriftstück (Pro Memoria genannt) Auskunft:  "Es ist in Horn immer üblich gewesen, daß die Landleute alle Vierteljahr auf einem Sonntag zusammenkommen, der Kuhhirte bläst mit seinem Horn und alsdann versammeln sich Hufner und Käthner - aber keine Brinksitzer - bei einem Tisch und Bank unter freiem Himmel, welche Gegend der Bauerberg genannt wird. Der Bauernvogt hält seine Anrede und stellt ihnen die Angelegenheiten des Dorfes vor, und alsdann wird beratschlaget."

1742

Neuer Landherr für Hamm und Horn wurde Barthold Heinrich Brockes (22.9.1680–16.1.1747).

Gründung der Horner Brüderschaft "Die getreue Freundschaft in Not und Tod." Sie existierte bis 1860.

1745

Am 21. März entstand eine Karte, die Horn erstmals genauer zeigte. Zwar waren sämtliche Baulichkeiten nur als kleine Rechtecke und Quadrate eingezeichnet, doch ihre Lage stimmte mit späteren Karten in etwa überein. Im Gegensatz zur späteren Flurkarte von 1751 war auf dem "Kleinen Pachthof" noch kein Bauernhaus zu sehen, nicht einmal eine Arealgrenze. Auch die von Fotos bekannten Strohdachkaten im niedersächsischen Landhausstil auf dem "Großen Pachthof" fehlten, nur die Häuser Nr. 12 und 42 am Bauerberg sowie das Hirtenhaus (Hirtenkaten) sind dokumentiert. Ein Rätsel hierbei bleibt die alte Scheune mit Wohnteil am Bauerberg 18. Sollte sie wirklich erst zwischen 1745 und 1751 errichtet worden sein?

Im Sommer beschrieb ein Zeitzeuge das Hertoghische Anwesen (heute das östliche Drittel des Blohm’s Parks): Die Pracht der Anlage übertrifft alle Gärten Hamburgs. Die Zugbrücke zum Palais führt über einen Karpfenteich. Im von sechs Öfen beheizten Orangeriehaus werden Südfrüchte gezüchtet, und in einem anderen Teil des Parks gibt es Hirsche, Rehe und Hasen sowie ein Vogelhaus mit exotischen Tieren.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

1748

Neuer Horner Schulhalter wurde Thomas Boehler (29). Bis zum 6. Juni 1790 hatte er den Kindern Unterricht erteilt.

1751

Erste Flurkarte von Horn, im Auftrag des "Hospitals zum Heiligen Geist", angefertigt von Johann Jacob Ramborger im Maßstab von ca. 1:7000. Er bezeichnete sie als "Apris von der Dorfschaft Horn und die daran grentzenden Gegenden. Diese Feld-Gemarckte bestehet eigentlich in 6 Hoff- und 16 Kath-Städen." 

Sämtliche Baulichkeiten hatte er recht detailliert gezeichnet, Straßen- und Wegenamen gab es noch nicht. Ramborger (1715‒1789) war nicht nur Kartograph und Zimmermeister, sondern von 1752–1771 vom Oberaltenkollegium für ein Jahresgehalt von 600 Mark bei freier Wohnung, als Baumeister und Aufseher über alle Gebäude des Hospitals zum Heiligen Geist angestellt worden. Am 14. Mai 1750 hatte er in seinem Haus am Neuer Weg in der Hamburger Altstadt Maria Margaretha Wacker geheiratet, die im Mai 1780 im Alter von 53 Jahren verstarb. Aus der Ehe waren acht Söhne und zwei Töchter hervorgegangen.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/1751.htm

1752

Die erste Flurkarte von Horn wurde von einem unbekannten Künstler farbig abgemalt. Sie entsprach weitgehend dem Original von Johan Jacob Ramborger. Wie stets zu jener Zeit ließ man wichtige Dokumente zumindest einmal kopieren, um sie vor Brand und Diebstahl abseits des Originals aufzubewahren.

1753

Der Horner Bauernvogt Hans Jacob Schröder wurde vom Landvogt wegen seines unordentlichen Lebenswandels abgesetzt. Sein Nachfolger war bis 1776 Jacob Bostelmann.

1754

8. Mai: Der Landmann Richters erwarb das Hofareal am westlichen Bauerberg gegenüber dem Pachthofgelände.

1758

In diesem Jahr versuchte man der Bettlerplage zu begegnen, indem man zwei Aufseher anstellte, sogenannte "Wegeschauer." Sie hatten die tägliche Aufgabe, zu stets wechselnder Zeit, auf dem Wege zwischen Tor Nr. 1 (heute "Berliner Tor") und dem Letzten Heller auf die Bettler zu achten. Während der eine stadtwärts ging, machte der andere den Weg nach Horn hinaus. Jeder erhielt dafür wöchentlich fünf Mark Courant. Das Geld brachten die Einwohner in einer freiwilligen Sammlung auf.

1760

29. Mai: Erstmalige Erwähnung der Vogelstange, im norddeutschen Raum oft Papagoyenboom genannt, als sich Bauernvogt Jacob Bostelmann und Konsorten zum Landherren begaben, um die Erlaubnis zum Vogelschießen einzuholen. Wegen Schadhaftigkeit der Stange war seit 1751 nicht mehr geschossen worden. Auf einer Karte von 1700 ist die Vogelstange bereits eingezeichnet. Einen örtlichen Schützenverein gab es aber nie. Die "Wandsbecker Schützengilde" beispielsweise wurde 1637 gegründet (seinerzeit aber zu Dänemark gehörend) und die Harburger Schützen blicken sogar auf das Jahr 1528 zurück, als sie zum Herzogtum Braunschweig gehörten. Mit dem Schießen durfte erst am Sonntag nach Trinitatis und nach Beendigung des nachmittäglichen Gottesdienstes begonnen werden, anno 1760 also am 8. Juni. Vogel und Schilde verwahrte die Witwe de Hertoghe in ihrem Haus bis sie 1763 verstarb. Über das Vogelschießen heißt es in einem Bericht: Man errichtete eine hohe Stange, an der Tritte angebracht waren, um hinaufsteigen zu können. An einem mächtigen Haken war oben ein großer hölzerner Papagei befestigt, über dem sich ein viereckiger leinener Schirm befand, um die Geschosse aufzufangen. Mit einer großen Armbrust, die an einem Gerüst vor der Stange befestigt und höher oder niedriger zu schrauben war, schoss man nach dem Ziel. Die Spannung geschah mit einem klauenartigen Haken, der durch eine am Gerüst befindliche Winde angezogen wurde. Die Geschosse bestanden aus Bolzen von Holz und Blei und flogen mit großer Kraft gegen den Vogel. Die heutigen Straßennamen Am Gojenboom, Bei den Zelten und Sebastiangasse (Patron der Schützen) erinnern an dieses einst so beliebte Volksvergnügen. Wann es zuletzt stattfand konnte nicht festgestellt werden.

1763

Der Hertoghische Besitz am Geesthang wechselte nach 133 Jahren den Eigentümer. Das große Landhaus bezog nun die Familie des "Etatraths" (Staatsraths) Carl Friedrich Richardi.

1765

An der Horner Landstraße entstand ein einstöckiges Fachwerkhaus, in dem das erste Lokal "Schinkenkrug" eröffnete, nachdem der Landherr dem Wirt Neumann die Schenkfreiheit bewilligt hatte (siehe auch 1769). Als das Haus im November 1929 einer Straßenverbreiterung im Wege stand und deshalb abgebrochen werden musste, besaß es die Hausnummer 98.

1769

Unter 19. August ließ der Landherr folgendes protokollieren: Ist der Wirt Neumann in Horn, weil er an einem Sonntagabend in seinem Hause Komödie hat wollen spielen lassen, welches ich ihm aber noch vorher verbieten lassen, von mir in 5 Reichstaler Strafe genommen und ihm bei 50 Reichstaler Strafe untersagt worden, in Zukunft kein liederliches Gesindel bei sich zu beherbergen. Den Komödianten aber habe ich bei Strafe der Arretierung anbefohlen, sich sofort aus meiner Jurisdiktion wegzubegeben, welches auch von ihnen ungesäumt geschehen. (Siehe auch 1765).

1770

Eine Landkarte von Schiffbeck zeigt auch den östlichen Teil des Heerwegs (Horner Landstraße) zwischen Letzter Heller und Schiffbeck, auf deren nördlicher Seite vor kurzem eine neue Windmühle errichtet worden war. Ob es sich bei der zuvor abgebrochenen um die "Schnürmacher Mühle" von etwa 1645 gehandelt hatte, ist nicht bekannt.

1771

Durch ein feuchtes Vorjahr, einen sehr nassen Winter und ein regenreiches Frühjahr war die Elbe stark angeschwollen. Trotz umfangreicher Vorkehrungen brachen seit dem 8. Juli viele Deiche, und am 13. Juli wurden schließlich auch die Horner Marsch sowie der gesamte Hammerbrook überflutet. Auf dem Heerweg (Horner Landstraße) konnte man jetzt mit Ewern und Kähnen fahren! Ihren Höhepunkt erreichte die Flut am 21. Juli mit 7,21 Metern über Null. Nachdem alles Wasser abgeflossen war, glich das Gebiet einer einzigen Sumpffläche. Ein Denkmal in Hamm erinnerte später an dieses Ereignis mit der Inschrift: Die Elbe, von den Regengüssen eines trüben Sommers angeschwollen, drang über unsere Fluren ein und stieg bis an die unten bezeichnete Linie. Den 21. Juli 1771.ˮ

1773

In diesem Jahr konnten die langjährigen Grenzstreitigkeiten zwischen Horn und der zu Dänemark gehörenden Dorfschaft Schiffbeck durch einen Grenzvergleich beseitigt werden.

1775

Landwirt Peter Behrmann ließ am nördlichen Bauerberg 14 (ab 1891 Hausnummer 53) ein großes Hofgebäude mit Wohnteil und Scheune errichten, das auf zahlreichen Fotos dokumentiert ist. Wegen Baufälligkeit musste es im Juni 1939 abgebrochen werden.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/behrmann.htm

1776

Peter Bostelmann löste seinen Vater Jacob als Horner Bauernvogt ab.

1779

Im Protokoll der Landherrenschaft von Hamm und Horn ist zu lesen: ulich hatten nehmen wollen. ...Am 11. März wurden zwei Horner Einwohner, Bäcker Heide und Gärtner Johann Oft bestraft, weil sie sich eigenmächtig auf dem von ihnen bewohnten Gemeindegrund 3 bis 4 Scheffel Einsaat hatten umpflügen lassen und ohne Zustimmung der übrigen Eigner und ohne gehörige Besichtigung in Besitz bringen wollten. Beide zeigten an, dass sie bei ihren Gehöften gar kein Land besäßen, ungeachtet sie auch ein Recht auf Gemeindegrund hätten. Ihre Nachbarn aber, die ohnedem reichlich mit Ländereien versehen, hätten sich seit ein paar Jahren in eigenmächtiger Weise zehnmal soviel Land ausgepflügt als sie neulich hatten nehmen wollen. Dieses wurde bei der Besichtigung bestätigt und Capitain Nicolaus Hinrich Olbers (27.11.1708‒21.11.1794) beauftragt, eine richtige und spezifische Ausmessung dieser eigenmächtig aufgenommenen Ländereien vorzunehmen.

Das erste Schulhaus musste wegen Baufälligkeit abgebrochen werden, weil die Dorfschaft immer nur widerwillig für das Allernotwendigste gesorgt hatte. Der Landherr stand soviel Gleichgültigkeit ratlos gegenüber, denn wer baute nun das neue Schulhaus? Die Dorfschaft lehnte ab. Die Hammer Kirche bedauerte ebenfalls, kein Geld dafür zu haben. Da wandte man sich in einer Bittschrift an die Freigebigkeit der geliebten Mitbürger und vorzüglich derjenigen, welche ihre Gärten in Hamm und Horn haben. In kurzer Zeit war die nötige Summe beisammen. Der Ertrag wurde der Hammer Kirche zum Neubau zur Verfügung gestellt. Für 2.589 Mark entstand genau auf dem Platz des abgebrochenen alten Schulhauses das neue. Leider gibt es von Horns erstem Schulhaus keine Zeichnung.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm

1780

Eine Flurkarte Horns wies erstmalig einen Straßennamen aus, den schon im Grundbuch von 1540 erwähnten Heerweg, heute die Horner Landstraße.

23. März: Verlosung von dorfeigenen Flurstücken im St. Marien-Magdalenen-Kloster. Auf Antrag der Hufner hatte der Landherr am 2. Oktober 1779 diese Auslosung unter allen Berechtigten genehmigt, zu denen auch Kätner gehörten, die allerdings mit geringerem Losanteil. Während das heute aus der Galopp-Rennbahn bestehende Areal weiterhin dorfeigene Gemeindeweide bleiben sollte, war das westlich angrenzende in 12 Koppeln und das östliche in 17 Koppeln aufgeteilt worden. Fortan sprach man von den "Hammer Koppeln" bzw. "Jüthorner Koppeln."

21. September: Einweihung des zweiten Horner Schulhauses, 12 Meter breit, 7 Meter hoch. Beide Landherren, der Hammer Pastor, die beiden Kirchendeputierten und drei Kirchenjuathen wurden von zahlreichen Horner Einwohnern, allen Schulkindern und von Schulhalter Thomas Boehler (61) empfangen, der das Amt seit 1748 ausübte. Im Giebel über dem Eingang stand auf einer Sandsteinplatte: "Ao 1780 ist dieses Schulhaus durch milde Gaben erbauet." Neben der Schulstube gab es im Haus auch eine Lehrerwohnung und auf dem Grundstück selbstverständlich den "Kohlhof", wie man die kleinen Gemüsegärten seinerzeit nannte.

1781

Franz Nikolaus Rolffsen senior (17191802) schuf in diesem Jahr Kupferstiche von vier Denkmälern, die im Park des EtatRaths Carl Friedrich Richardi standen, den bis 1763 die Familie de Hertoghe besessen hatte. Dazu gehörte ein monumentales Grabdenkmal im altrömischen Stil für den Komponisten Georg Philipp Telemann (16811767), eins für den Dichter Friedrich von Hagedorn (17081754) und ein weiteres für den berühmten Portraitmaler Balthasar Denner (16851749). Das vierte Monument für Ernst Georg Sonnin (17131794) muss allerdings von anderer Bedeutung gewesen sein, denn der Erbauer der Hamburger Michaeliskirche lebte derzeit ja noch.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

1783

In einer unterhaltsamen Schrift "Hamburgs Annehmlichkeiten, von einem Ausländer beschrieben"  berichtete der Jurist und Historiker Johann Peter Willebrand (1719–1786): Über den Schiffbecker Berg nach Hamburg wandernd, erreicht man beim Schlagbaum am Letzten Heller eine schöne gepflasterte Landstraße, die man auch als ’Via consularis’ bezeichnen könnte.

1783/84

Im Dezember begann einer der kältesten und schneereichsten Winter seit Menschengedenken. Im Januar betrug die Durchschnittstemperatur 8,9° minus. Erst im letzten Februardrittel setzte eine plötzliche Eisschmelze ein.

1787

Hamburg hatte 100.000 Einwohner.

In diesem Jahr wurde einem Italiener erlaubt seine bei sich habenden Affen und Hunde im Neuen Werke, Hamm und Horn auf acht Tage sehen zu lassen, an Feiertagen allerdings erst nach beendetem Nachmittags-Gottesdienst.

Im Oktober erhielt Hans Joachim Kiesewetter die landherrliche Genehmigung, im Haus von Peter Bostelmanns in Horn sein Marionettentheater von Montag bis Freitag zeigen zu dürfen, jedoch, dass alles friedsam und ordentlich zugehe. Wer ohne Erlaubnis des Landherrn nur den Versuch wagte, etwas zu veranstalten, wurde in Strafe genommen (siehe auch 1769).

1788

18. Februar: Auf Beschluss des Hamburger Raths sollen alle Straßen und Häuser der Stadt nummeriert werden.

Am 11. Juni erließ der Hamburger Rath ein "Mandat wider das Bestehlen der Blitzableiter und sonstigen Bleyes und Kupfers auf den Dächern und Rinnen der Gebäude." Harte Strafen erwarteten "bösartig und diebisch gesinnte Gemüter", während Zeugen dieser frevelhaften Taten großzügig belohnt wurden.

1790

6. Juni: Schulhalter Thomas Boehler (71) ging in den verdienten Ruhestand. Bereits seit 1748 hatte er die Dorfkinder unterrichtet, war zuletzt aber schon leicht verwirrt und es bedurfte angemessener Worte, um diesen stets geschätzten Pädagogen den freiwilligen Schritt zu erleichtern.

An der Heerstraße ließ sich der reiche Kaufmann und Reeder Friedrich Duncker ein stattliches Landhaus errichten. Bis zur Zerstörung im Krieg besaß es später die Hausnummer 246.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/park.htm

1791

Die "Hohle Rönne" wurde entwässert.

1792

22. Oktober: Der Lehrer Westphalen, vorher in Eppendorf tätig, wurde neuer Schulhalter. Er blieb Horn viele Jahre treu und konnte am 18. Juni 1826 sogar sein 50-jähriges Schulamtsjubiläum feiern.

1794

11. Oktober: Jacques de Chapeaurouge erwarb für 6.000 Mark Courant das Areal des heutigen Rauhen Hauses. Der westliche Teil gehörte vorher dem Landmann Jacob Schröder, den östlichen besaß seit 1780 Bauernvogt Bostelmann. Für die bereits am Südostrand existierende Kate, seit Menschengedenken von der Bevölkerung "Rauhes Haus" genannt, bezahlte Chapeaurouge noch einmal 9.600 Mark Courant. Der jetzt wohlhabende Kaufmann war im September 1764 von Genf nach Hamburg gezogen und wie er gern erzählte, nur mit einem Louisdor in der Tasche. Im Jahre 1773 hatte er den "Hammer Hof" gegründet.

1796

Hamburg hat 130.000 Einwohner.

28. April: Die Oberalten verkauften im Marien-Magdalenen-Kloster 80 Stück Eichbäume an den Meistbietenden. Die Bäume sollten aber noch bis Ende Juli auf  ihrem in Horn gelegenen Großen Pachthof stehen bleiben. Der derzeitige Pächter hieß Barckhan.

1799

20. August: Am Jungfernstieg wurde der erste Alsterpavillon eröffnet, den der Franzose Augustin Lancelot de Quatre Barbes errichten ließ. Er war 100 groß, doch nur Gutbetuchte konnten sich einen Besuch in diesem Kaffeehaus und ersten Eiscafé Deutschlands leisten. Am 10. April 1799 hatte der Franzose die Bauerlaubnis erhalten, allerdings unter der Bedingung, dass Karten- und Würfelspiel sowie Tabakrauch nicht erlaubt sind. Außerdem hatte er sich verpflichtet, den staubigen Jungfernstieg täglich zu bewässern.

1800

Am "Hohlerweg", der heutigen Schule des Rauhen Hauses gegenüber, ließ die Kaufmannsfamilie de Chapeaurouge ein großes Landhaus errichten, das später die Hausnummer 42 erhielt.

1804

Einrichtung einer Sonntagsschule für alle Kinder, die wochentags in Fabriken oder sonstwie arbeiten müssen.

1805

6. Januar: Waldvogt Brinckmann zählte und taxierte die auf dem Heiligen-Geist-Hof in Horn stehenden Bäume. Acht im Garten (205 Mark) sowie fünf Buchen und 96 Eichen auf der Koppel (zusammen 561 Mark).

1806

500 Jahre Horn, doch gefeiert wurde seinerzeit nicht. Vermutlich war es den Dörflern auch gar nicht bewusst.

9. Juni: Die Oberalten verkauften auf ihrem in Horn gelegenen Heiligen-Geist-Hof 55 Stück Eichbäume an den Meistbietenden. Dabei wurden 357 Mark und 8 Schillinge erzielt.

19. November: Aus Bergedorf kommend, marschierten 2.600 Soldaten Napoleons die heutige Horner Landstraße entlang, um noch am selben Tag Hamburg zu besetzen. Sie standen unter Befehl des französischen Marschalls Edouard Mortier. An den Hamburger Rath (heute Senat) schrieb er: „Meine Herren, ich nehme Ihre Stadt im Namen seiner Majestät des Kaisers, meines Herren, in Besitz. Teilen Sie Ihren Mitbürgern mit, sie mögen sich nicht beunruhigen. Die Truppen, die ich befehlige, werden äußerste Disziplin bewahren.” ‒ Die seinerzeit sechsjährige Jette Duncker, auf der Fensterbank ihres Elternhauses sitzend, erinnerte sich später an den Vorbeizug der Soldaten mit Musik und fliegende Fahnen. Mehr als sieben schwere Jahre brachen nun auch für Horn an, denn die Soldaten quartierten sich in den Häusern und Scheunen ein.

 https://hornertv.tripod.com/franzosenzeit.htm

1808

21. April: Johann Hinrich Wichern in Hamburg geboren. Seine Eltern waren Caroline Marie Elisabeth Wittstock (23) und Johann Hinrich Wichern (32). Weiter unter 1833.

5. September: Veröffentlichung einer Karte von 1806 mit Nachtragungen der Eigentumsverhältnisse südlich der Heerstraße (Horner Landstraße).

1810

In der Dorfschaft Horn lebten 631 Menschen, in der Hansestadt Hamburg etwa 130.000.

1811

Hamburg wird der französischen Republik einverleibt.

In seinem Haus beim Schulteich (später als "Behrmann’s Teich" bekannt) gründete Hans Barthold Hellmers eine Stellmacherei, mit der er später an die Horner Landstraße 178/180 zog. 1882 entwickelte sie sich zur Wagen-, Pferdegeschirr- und Sattelfabrik. Kurz vor der Jahrhundertwende spezialisierte sich Hermann Adolph Hellmers auf Kommunalfahrzeuge wie Schneepflüge, Sprengwagen und Kehrmaschinen. "Wagenbau-Anstalt und Maschinen-Fabrik Hermann Hellmers" nannte sich das Unternehmen im 20. Jahrhundert. Nach der Zerstörung im Krieg zog es 1953 an den Billbrookdeich 60, wo es heute noch existiert.

1813

20. Mai, ein Donnerstag: Von der Veddel schießen Napoleons Soldaten mit ihren Kanonen, wollen die Stadt zurückerobern. Kurz darauf kapituliert Hamburg.

Heinrich Johann Rosenau (erstmals 1843 im AB vermerkt) übernahm den Großen Pachthof. Landwirt H.F. Behn bewirtschaftet fortan den Kleinen Pachthof.

Ab dem 7. Dezember brannten die napoleonischen Besatzer die Dorfschaft Hamm nieder. Die dicken Mauern der Kirche hatten sie für Schießlöcher durchschlagen.

1814

15. Januar: In Kirchsteinbeck tauchten die ersten Kosaken der mit Österreich und Preußen gegen Napoleon verbündeten russischen Armee auf. Tags darauf wird Horn besetzt, am 26. Hamm. Die "Hamburgischen Addreß-Comptoir-Nachrichten" berichteten am 13. März 1815, warum Horn als einzige Dorfschaft in Hamburgs östlicher Umgebung von Verwüstungen verschont blieb: Für freies Schussfeld hatten die Franzosen Hamm mittlerweile fast vollständig niedergebrannt. Da wurde der dort mehrfach vertriebene Maler Andreas Schröder in seinem Versteck ganz zufällig Zeuge eines Gesprächs zweier französischer Offiziere, wonach auch Horn zerstört und abgebrannt werden sollte. Unter Lebensgefahr begab er sich am Abend des 25. Januars nach Schiffbeck zum russischen General Gogel und zeichnete vor den Stabsoffizieren die Wege nach Hamm mit Kreide auf einen Tisch. Damit rettete Schröder die Dorfschaft Horn, denn bevor Soldaten des Marschalls Louis-Nicolas d’Avoût es niederbrennen konnten, wurden sie tags darauf von 4.000 Russen angegriffen. Diese überwanden schnell das Verhau zwischen Horn und Hamm und befreiten bis Ende Januar auch ganz Hamburg.

Die "Hamburgische Patriotische Gesellschaft" ehrte Andreas Schröder später mit der großen Goldenen Medaille!

25. April: Unter dem Pseudonym "Eduard Kruse" schloss sich die in Bremen geborene Anna Lühring (3.8.179625.8.1866) dem Lützowschen Freikorps an, um weiter gegen die Franzosen kämpfen zu können. Als Schneiderin in einem Hamburger Konfektionshaus verdiente sich Anna Lühring später ihren Lebensunterhalt und heiratete 1821 den Kellner und Lohndiener Wilhelm Lucks aus Altona. Ihr einziges Kind starb früh, und auch ihr Ehemann verstarb bereits 1832. Zuletzt wohnte Anna Lucks an der Horner Landstraße 176. Ihr zu Ehren gibt es in Horn den "Anna-Lühring-Weg" sowie seit 1910 einen Gedenkstein neben der Hammer Kirche, den der "Hamburger Krieger-Verband" setzen ließ. Im Jahre 1934 erschien der Roman "Schwarzer Jäger Johanna" von Georg von der Vring, in Anlehnung an das Leben von Anna Lühring geschrieben, im selben Jahr sogar verfilmt. Die Darsteller waren Marianne Hoppe, Paul Hartmann, Gustav Gründgens und Fita Benkhoff.

29. April: Hamburg verkündete die Absetzung Napoleons und schon mittags wehte vom Michaelisturm die weiße Fahne.

1815

10. Juni: Auf dem Wiener Kongress gründeten 39 Staaten Europas den Deutschen Bund. Geeinigt hatten sich hierauf die souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands mit Einschluss des Kaisers von Österreich und der Könige von Preußen, von Dänemark (hinsichtlich Holsteins) und der Niederlande (hinsichtlich Luxemburgs).

Ausbesserung des noch unbenannten Feldwegs von Horn nach Wandsbeck, heute die Rennbahnstraße.

1816

Das Jahr ohne Sommer. Nachdem am 11. April 1815 der Vulkan Tambora östlich von Java explodiert war, hatte sich eine Aschewolke über den gesamten Erdball verbreitet und das Klima verändert. Für die Menschheit waren die Folgen katastrophal.

Johannes Daniel Falk (1768–1826) veröffentlichte in Weimar erstmals "Oh du fröhliche", später auch im gesamten deutschsprachigen Raum eines der beliebtesten Weihnachtslieder.

1817 

Der spätere Hamburger Senator Heinrich Johann Merck (27.2.177023.10.1853) erwarb das mittlere Drittel des heute als "Blohm’s Park" bekannten Geländes mit altem Landhaus. Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

31. Oktober: 300-jähriges Reformationsjubiläum.

1824

In Deutschland wurden öffentliche Postkästen/Briefkästen eingeführt. Zu Weihnachten erklang erstmals das Lied "O Tannenbaum", kurz zuvor veröffentlicht im "Musikalischen Schulgesangbuch" von Ernst Anschütz.

1825

3./4. Februar: Die bis dato höchste Sturmflut an der deutschen Nordseeküste und im Elbegebiet, deren Welle einen Scheitelwasserstand von 5,24 Metern über Normalnull am Pegel von St. Pauli erreichte. Nach zahlreichen Deichbrüchen u.a. auch im Bereich des Hammerbrooks kam es zu teils großen Schäden. Die Höhe der Hochwasserschutzanlagen wurde danach auf 5,70 Meter über Normalnull festgelegt.

1826

Auf dem Geesthang am Hohlerweg legte Gärtner Johann Friedrich Jannack (1760–1827) einen "Wintergarten" an, der sich in einem nördlichen Anbau seiner strohgedeckten Bauernkate befand, die man in Horn seit Menschengendenken als "Rauhes Haus" bezeichnete. Vermutlich lebte er hier schon seit 1795 als Gärtner des Grundeigentümers Jacob de Chapeaurouge, zusammen mit Frau und drei Töchtern. Das Hamburger Adressbuch vermerkte ihn erstmals 1805 mit der Berufsbezeichnung "Handelsgärtner und Wild", im Jahr darauf zusätzlich auch noch als "Wirth." Seit 1810 wurde Jannack jedoch nicht mehr in den Adressbüchern erwähnt. Der Grund ist nicht bekannt. Erst 1825 ist unter "Jannack" wieder zu lesen: "Bäume-, Pflanzen- und Blumenhandlung in Horn, auch eine Niederlage an der Paulsstraße, vom Speersort links im zweyten Hause." Seit 1827 vermerken die Sonderseiten: Jannack’s Wintergarten besteht aus einem auf einer Anhöhe geschmackvoll angelegten schönen Garten, sowie einem 60 Fuß* (17,19 m) langen Salon, der auf jeder Seite ein Gewächshaus von 50 Fuß (14,32 m) Länge hat. Hier findet man einen beachtlichen Vorrat schöner seltener Stauden und Blumen. Im Salon selbst sind Orange- und Citronen-Bäume von nicht gewöhnlicher Größe aufgestellt. Der Eindruck, den diese reiche, üppig prangende Vegetation in den Wintermonaten gewährt, ist überraschend, und verschafft dem freundlichen Locale, in welchem man sich überdies einer guten Bewirthung erfreuet, viele Besuche seitens der besseren Gesellschaft Hamburgs.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rauheshaus.htm

Im September und Oktober entstand unter der Leitung des Stadt-Ingenieurs Paridom Gottlob Heinrich eine farbige "Charte des Dorfes Horn mit den dazugehörigen Geest-Ländereyen". Aus demselben Jahr existiert auch noch eine maßstabsgetreuere Grundrisskarte, allerdings nicht farbig. Am westlichen Dorfrand sieht man erstmals den Gasthof Neuer Schinkenkrug, der zwischen 1830 und 1850 für seine sogenannten Blutegel-Börsen weithin bekannt wurde. Die von der Medizin seinerzeit sehr geschätzten Tierchen wurden von "Ihlenfängern" erst aus dem Osten Deutschlands, später sogar aus Russland geholt.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/krug.htm

1828

Die "Landherrenschaft von Hamm und Horn" war derzeit 1.036,164 Quadratruten groß und umfasste einen Teil der Vorstadt St. Georg, den Stadtdeich, Grüner Deich, Hammerdeich, Hammerbrook, Hammer Baum und Schlachterhof sowie das Burgfeld, die Lohmühle, Kuhmühle, Mundsburg, Schürbeck und Uhlenhorst (auf dem Papenwärder). Hinzu kamen die Dorfschaften von Hamm und Horn. Getrennt von allem lag das älteste, schon 1283 an Hamburg verkaufte Dorf Fuhlsbüttel. Landherren waren der zweite und dritte Senator, doch in der Regel verwaltet der ältere alles allein. Beiden untergeben waren ein vor Hamm wohnender Landvogt und ein Sandvogt.

In Horn gab es zu jener Zeit eine durch Dampf betriebene Baumwollspinnerei.

1829

Dem Hamburger Adressbuch dieses Jahres konnte man im Personenverzeichnis eine erste Horner Hausnummer entnehmen. Es war die "36" für die Farbenfabrik von Friedrich Eduard Behrens an der Heerstraße, heutiger Horner Landstraße.

Mit seinem neu komponierten Lied "Ihr Kinderlein kommet" überraschte Friedrich Heinrich Eickhoff am Weihnachtsmorgen Kinder und Erwachsene in der Apostelkirche von Gütersloh. Es verbreitete sich bald auch im ganzen deutschen Sprachraum. Noch nie war in Deutschland ein kälterer Dezember mit einem Thermometer festgestellt worden.

1830

Die seit Dezember des Vorjahres außergewöhnlich strenge Kälte dauerte noch bis zum 20. Februar. Die Alster war zugefroren und schon damals ein beliebter Ort, Freizeit zu verbringen.

Horn und Hamm gehören fortan zur "Landherrenschaft der Geestlande". Jetzt ging man verstärkt gegen eine Bettlerplage vor, die auch für viele andere Gebiete in und um Hamburg zum Problem geworden war. Die Horner Bettlerherberge im "Hirtenkaten" wurde fortan streng beaufsichtigt.

Bereits seit dem letzten Jahr regulierte und pflasterte man die Heerstraße (Horner Landstraße). Davon soll eine Akte Nr. 1255 über die Arbeiten vor Gottfried Schrader’s Garten existieren.

27. September: Hermann Mumssen (18.9.1804–25.4.1859) wurde Pastor für Hamm und Horn. Er war sehr beliebt, predigte volkstümlich und humorvoll.

1831

Nachdem die Heerstraße durch Hamm und Horn umfangreich renoviert worden war, standen am Hammer Baum und Letzten Heller sogenannte "Weggeldhäuser", in denen seit dem 1. Januar 1831 für Pferdefuhrwerke "Chausseegeld" erhoben wurde. Gleichzeitig hatte man die Heerstraße ab Letztem Heller bis nach Schiffbeck als "Pflasterbahn" fortgeführt und im Rahmen dieser Baumaßnahmen bedeutend abgeflacht.

1832

Das Schulhaus erhielt im Juni einen zusätzlichen Klassenraum in Form eines in Fachwerk erstellten rechten Anbaus von 667 Fuß.

8. Dezember: Hochzeit von Hans-Ernst Saalfeld und Catharina Richters.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blutbuche.htm

1833

In diesem Jahr kritisierten die Privilegierten wöchentlichen Gemeinnützigen Nachrichten von und für Hamburg: Die bisherige Art der Nummerierung der Häuser bietet ein Chaos, aus welchem man sich selbst mit Hilfe des Adressbuches kaum herauszufinden vermag.

Im selben und darauffolgenden Jahr wurden Hamburgs Gebäude nach den Straßen nummeriert, in denen sie sich befanden und zwar fortlaufend auf der linken, stadtzentrumnäheren Seite und auf der anderen wieder zurück. Die Nummerierung nach geraden und ungeraden Zahlen erfolgte erst viel später, in Horn 1881. Mit der rasanten Vergrößerung der Stadt durch die Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts und den damit verbundenen Eingemeindungen von früheren Dörfern nach Hamburg, trat zunehmend das Problem von doppelten Straßennamen auf. Nachdem 1894 eine ganze Reihe von Vororten Hamburger Stadtteile geworden waren, tauchten manche Straßennamen nun sogar drei- und viermal auf. 1899 wurden daher 130 Straßen umbenannt und zum Teil zusammengezogen. Altona erlebte 1928 eine ähnlich große Umbenennungsaktion, als eine Reihe von Landgemeinden, darunter die meisten Elbvororte, mit der Stadt vereinigt wurden. Auch in Harburg und Wandsbeck wechselten aus diesem Grund einige Namen. In der "Weimarer Republik" ersetzte man viele Straßenschilder aus dem Bereich der Hohenzollern-Monarchie durch Namen verdienter Demokraten, die 1933 wiederum NS-Größen Platz machen mussten. 1938 wurden auch alle verdienten Juden von Hamburgs Straßenschildern verbannt. In den Jahren 19471952 erfolgte dann die größte Umbenennungsaktion, die Hamburg bis dato gesehen hatte. 1.613 Straßen bekamen neue Namen.

27. April: Syndikus Dr. Karl Sieveking bot Johann Hinrich Wichern das alte "Rauhe Haus" an. Weiter unter 12. September.

18. Juni: Der Landherr Christian Daniel Benecke (7.5.17685.3.1851) gab zur Löschung der Feuersbrünste in Hamm und Horn genaue Anweisungen bekannt. Feueraufseher für Horn waren derzeit Jacob Krogmann und Hinrich Stelter. Ihr Amt endete erst mit dem Tode.

12. September: Gründung der Stiftung Das Rauhe Haus von Johann Hinrich Wichern (21.4.18087.4.1881). Auf dem Grundbesitz der Familie Sieveking, die dem jungen Theologen ein sechs Morgen großes Areal mit alter Wohnkate überlassen hatte, sollte diese "Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder" in den folgenden Jahren weit über Hamburgs Grenzen hinaus Bedeutung erlangen. In seinem ersten Jahresbericht, erstattet in einer öffentlichen Versammlung im April 1835, schilderte Wichern: Nachdem ich am 31. Oktober 1833 das von Alters her sogenannte "Rauhe Haus" mit meiner Mutter und Schwester bezogen hatte, betraten am 8. November die ersten drei Knaben ins Rettungshaus. Ganz allmählich sammelten sich bis zum 31. December zwölf Knaben im Alter von 5 bis 18 Jahren, zu denen später noch zwei hinzukamen. Bis auf Einen waren sie sämtlich in gänzlicher Verwahrlosung und Verwilderung aufgewachsen. Acht von diesen vierzehn waren außer der Ehe geboren, die ehelichen aber, bis auf zwei, unter dem Einfluss verbrecherischer oder frevelhafter und trunkfälliger Eltern oder sonst in einem unehrbaren Hauswesen groß geworden. Durch Bettelei und andere Anleitung hatten mehrere es bis zur Gewohnheit des hartnäckigsten Lügens und im Stehlen bis zu dem Grade gebracht, dass einer derselben sich in seinem 12ten Jahre schon zu 92 Diebstählen vor der Polizei bekannte. Mit sieben von diesen Knaben hatten Eltern, Armenpfleger und Schullehrer oder selbst die Obrigkeit vergebens versucht, sie zu bändigen und zum Gehorsam zu bringen. Die roheste, übermüthigste Kraft, gepaart mit dem entschiedensten Willen, frei zu sein, und geübt in den kühnsten Versuchen, sich diese Freiheit zu verschaffen, kamen dadurch in unmittelbare Berührung mit von allem Bösen völlig abhängigen Naturen. Einer dieser Burschen hatte bereits in einer Kette gelegen und sich von ihr zu befreien gewusst, während ein anderer, der mit sieben anderen zusammen gestohlen hatte, durch stumme Sünden bereits halb blödsinnig geworden, hier ankam.

Anmerkung: Dies ist nur der erste Abschnitt des Berichts.

1834

Neunummerierung aller Hamburger Straßen. Auch Horner Bewohner findet man erstmalig im Adressbuch, allerdings nur ein paar bekannte Personen ohne Hausnummernangabe, wie beispielsweise "Jahns jun. Joh. Aug. in Horn" (Wirt des Gasthofs "Schinkenkrug"). Doch immer noch steht seit 1829 die Farbenfabrik von Friedrich Eduard Behrens mit der Hausnummer 36 im Personenverzeichnis, auch derzeit ohne Straßennennung.

12. April: Eröffnung der Hammer und Horner Sparcasse, eingerichtet unter dem Schutze und der so gütigen als thätigen Fürsorge des Herrn Bürgermeisters Benecke, gleichzeitig Landherr. Die Hamburger Nachrichten schrieben dazu: „Zweck dieser Sparcasse ist, Ersparnisse zum Besten der Einleger unentgeltlich zu verwalten. In jeder Sitzung nimmt die Sparcasse Einlagen von 4 bis zu 50 Schillingen in jeder in Hamburg geltenden Münzsorte an und zwar an jedem Sonnabend. Ausbezahlt wird am ersten Sonnabend eines jeden Monats und zwar eine Stunde vor der Annahme, doch muß derselben eine Aufkündigung von wenigstens 14 Tagen vorhergehen. Jeder Einleger, welcher ein Guthaben von 5 Schillingen und darüber hat, erhält Zinsen davon. Die jährlichen Zinsen betragen einen Schilling von einem Thaler. Die Sparcasse ist ganz nach dem Muster der hamburgischen eingerichtet, wird von 2 Directoren, 12 Verwaltern und 2 Revisoren administrirt, hat es sich aber zum Gesetze gemacht, bis zu 4 Schillinge herunter anzunehmen. Das Annahme-Bureau ist in Hamm beim Vogt, Herrn Burmester.

Im Dorf gab es etwa 140 schulpflichtige Knaben und Mädchen. Lehrplan und Einteilung der Unterrichtsstunden blieben dem Lehrer überlassen, doch musste er den Lehrplan vom Prediger in der Nachbardorfschaft Hamm genehmigen lassen. Der Unterricht umfasste Religionslehre, Bibelerklärung, Lesen, Schreiben, Rechnen, deutsche Sprache, Verstands- und Gedächtnisübungen sowie Singen der Kirchenmelodien. Erlaubte es die Zeit, durfte der Lehrer den Kindern auch Naturlehre, Weltgeschichte und allgemeine Geographie vermitteln. Sein jährliches Gehalt betrug 800 Schillinge. Schulpflichtig waren alle Kinder von 6 bis 14 Jahren. Eltern, die ihre Kinder vom Schulbesuch abhielten, wurden mit Geld oder Gefängnisstrafe belegt. Unterrichtet war täglich von 8 bis 11 Uhr und von 13 bis 16 Uhr. Als Schulsteuer bezahlten die Vollhufner per Hufe 12 Schillinge jährlich, die übrigen Eigentümer 6 ß, Mietsleute und sonstige Einwohner 4 ß. Über den Schulbesuch und das sittliche Verhalten der Kinder führte der Lehrer ein Protokoll, das dem Landherrn vierteljährig vorgelegt werden musste. Die Schulbehörde bestand aus dem ältesten Landherrn der Geestlande, dem Prediger und zwei Schulvorstehern.

Weil die Schülerzahl ständig stieg, musste 1855 ein zweiter Lehrer für nunmehr 180 Kinder eingestellt werden.

20. Juli: Das "Schweizerhaus" wurde eingeweiht (Grundsteinlegung am 11. März). Es war das erste neue Gebäude auf dem Areal "Rauhes Haus".

Der Sommer dieses Jahres war der wärmste des bisherigen 19. Jahrhunderts.

1835

18. und 20. Juli: Auf den Feldern östlich des Wandsbecker Gehölzes, wo heute die Douaumont-Kaserne liegt, fanden die ersten Pferderennen im nordelbischen Raum statt. Die Bahn war vier Kilometer lang. Diese bis zum Revolutionsjahr 1848 jährlich ausgetragenen Veranstaltungen mit Volksfestcharakter dürfen als Vorläufer des Derbys auf der Horner Rennbahn bezeichnet werden (siehe 1855).

27. Juli: Erste öffentliche Personenbeförderung zwischen Horn und der Stadt. Für vier Schillinge fuhr man mit der "Journalière von Hamm und Horn", einem bequemen bedeckten Wagen, gezogen von vier Pferden, der zweimal täglich verkehrte. Die erste Fahrt begann um 8 Uhr beim Schinkenkrug, dessen Eigentümer Gastwirt Johann August Jahns jun. (41) war. Das beliebte Ausflugslokal, bekannt auch durch seine alljährlichen "Blutegelbörsen", war nun noch attraktiver geworden, denn selbstverständlich besaß es jetzt auch eine eigene Haltestelle. Die Journalière besorgte auch pünktlich jede Art von Aufträgen und Bestellungen. Mittags fuhr sie wieder von der St. Petri Kirche zurück nach Horn. Seit dem 20. Oktober 1840 konnte man auch zweimal ab Schiffbeck und sonntags sogar vom Letzten Heller weiter bis Billwärderhude und St. Annenhof (Billwärder) fahren. Die Linie betrieb Jahns bis zum 31. Juli 1844, verkaufte sie dann an die Firma "Basson & Co." und beschränkte sich nur noch auf Fracht- und Postbeförderung zwischen Hamburg und Horn, sowie auf seine jetzt täglich verkehrende Anschluss-Omnibus-Linie vom Letzten Heller nach Billwärder. Johann August Jahns starb am 18. Januar 1849.

Parallel zur Journalière betrieb die Firma "Basson & Co." seit dem 28. Juni 1840 eine Pferde-Omnibuslinie nach Horn, die von der Straße "Ness" über die Große Reichenstraße bis zum Steintor und dann weiter über die Hammer Landstraße bis zum Letzten Heller führte. Jeweils zwölf Personen konnten transportiert werden, und für Raucher waren vier Sitze auf dem Dach gleich hinterm Kutscher vorgesehen. Erst ab 1851 gab es ein spezielles Raucherabteil. Vier Schillinge kostete die Fahrt vom Altonaer Schauspielhaus über St. Petri bis nach Horn zum "Letzter Heller", dem beliebten Ausflugslokal an der Ostgrenze des Dorfes. Von hier bis nach Hamburg fuhren die Wagen im Sommer von morgens um 7 ½ Uhr bis abends 8 ½ Uhr alle ½ Stunde, im Winter von morgens 8 Uhr bis abends 8 Uhr alle Stunde. Wer nach Altona weiterfahren wollte, konnte das ganzjährig alle Viertelstunde bis abends um 9 ½ Uhr. Abonnements-Karten nach Hamm und Horn kosteten pro Dutzend 2 Mark und 10 Schillinge. Mit den Pferde-Omnibussen konnten nun auch die einfachen Bürger dem penetranten Gestank des engbebauten Hamburgs kurzzeitig entfliehen.

29. Oktober: Auf dem Areal des Rauhen Hauses wird das "Mutterhaus" eingeweiht. Architekt war der bekannte Alexis de Chateauneuf (17991853). Nachdem Wichern zwei Jahre in der uralten Kate "Rauhes Haus" gewohnt hatte, zieht er nun hier ein. Das ab 1852 nur noch "Grüne Tanne" genannte Mutterhaus brannte zwar am 24. März 1936 aus, doch weil das Fachwerk erhalten geblieben war, konnte es anschließend wiederhergestellt werden.

1836

Auf dem im Oktober eingeweihten "Mutterhaus" auf dem Areal des Rauhen Hauses brütete ein Storchenpaar. Jahrzehnte noch sollten Storchengenerationen diesen bevorzugten Ort aufsuchen.

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1. Juli: Johann Theobald Riefesell wurde geboren. Dem späteren Bleistiftmaler verdankt auch Horn Zeichnungen vom Schinkenkrug 1881 und von der alten Schmiede an der Ecke Horner Landstraße/Bauerberg aus dem Jahre 1888. Riefesell starb am 19. Januar 1895.

1837

Im Personenverzeichnis des Hamburger Adressbuchs tauchten für Horn fortan zahlreiche Hausnummern auf, so beispielsweise: "Krogmann, Jacob, Horn no. 84" oder "Behrens, Friedrich Eduard, C.G. Hertel Nachfolger, Farbenfabrikant und Materialist, Horn no. 59". Gemeint war immer die Landstraße, denn alle anderen Wege waren noch unbedeutend. Auch die meisten Häuser an der Landstraße schienen noch keine Nummer zu besitzen, denn hinter den Bewohnern stand lediglich "Marschseite" oder "Geestseite."

1838

Im neuen Bauernhaus des Landwirts Jacob Martin Decke, oben am Bauerberg, stand eine Handdruckspritze der Gemeinde zur Brandbekämpfung. Decke stellte dafür 56 Jahre lang seine Pferde.

1839

9. April: Gründung des Vereins für Hamburgische Geschichte.

7. Oktober: Einweihung des Betsaals im Rauhen Hause. Kurze Zeit später erlebte hier der Adventskranz seine "Geburtsstunde". Es war ein an der Decke hängendes Wagenrad mit vielen roten und vier weißen Kerzen, jedoch noch ohne Tannengrün.

1840

Zu dieser Zeit bestand Horn aus einem Areal von 1.021 (Scheffeln (1 Scheffel = 4.204,7 qm) und 171 Quadratruten (1 QR = 21,846 qm). Es gab 160 Häuser, in denen insgesamt 950 Menschen lebten, darunter je ein Maurer, Müller, Weber, Schlosser, Glaser, Krüger, Riemer, Hutmacher, Nagelschmied, Uhrmacher, Zimmermann, Färber und Brauer. Ferner je zwei Bäcker, Brenner, Schmiede, Rademacher, Maler, Klempner und Seiler sowie je vier Schneider, Schlachter und Schuster nebst fünf Krämern und Tischlern. Auch gab es mehrere Fuhrleute, viele Tagelöhner sowie als Beamte ein Vogt mit zwei Assistenten und einem Polizei-Officianten. Mit lediglich fünf Landstellen war Ackerbau und Viehzucht recht unbedeutend. Im Dorf lebten viele vom Milchhandel, Gemüseanbau und von der Gärtnerei. Es gab aber auch eine Nagelfabrik und eine Tabakfabrik. Handwerker und Gewerbetreibende waren: Jeweils ein Manufacturhändler, Bierbrauer, Schlosser, Uhrmacher, Weber, Glaser, Küper, Riemer, Maurer und Hutmacher. Ferner jeweils zwei Bäcker, Schmiede, Stellmacher, Maler und Klempner, drei Krämer und Branntweinbrenner sowie vier Schlachter, Schneider und Schuster. Horns erste Schule von 1659 existierte immer noch am selben Ort, allerdings in einem 1780 errichteten Neubau. 1840 wurden 140 Knaben von zwei Lehrern unterrichtet, und eine Lehrerin war für Mädchen und kleine Knaben zuständig. Ferner existierte an der Landstraße, schräg östlich gegenüber dem Bauerberg, ein Privatinstitut für Geisteskranke.

1841

Horn hatte 950 Einwohner.

30. Mai: Bei schönsten Wetter und 20 Grad Réaumur (25° Celsius) wurde an diesem Pfingstsonntag in der Dorfschaft Horn ein "Zoologischer oder Thiergarten" eröffnet.

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1842

11. Februar: Gründung der Druckerei und Buchbinderei im Rauhen Hause.

Im Frühjahr entstand beim heutigen Klostertor ein Bahnhof für die erste Eisenbahn. Nach dem Zielort wurde er "Bergedorfer Bahnhof" genannt und sollte eigentlich am 17. Mai eingeweiht werden. Nachdem aber am 5. Mai um 1 Uhr morgens (Donnerstag) ein Feuer in der Altstadt ausgebrochenen war (Großer Hamburger Brand), mussten die obdachlos gewordenen Menschen ja eine Bleibe finden. So brachte man sie u.a. mit der schon fertiggestellten Eisenbahnlinie nach Bergedorf und in benachbarte Stadtteile. Auch das Rauhe Haus stellte Räumlichkeiten zur Verfügung, beherbergte und verköstigte mehrere Wochen lang etwa dreißig Personen. Nach der Brandkatastrophe, die am 8. Mai endete, entstand das erste Foto von Hamburg. Vom Dach der Börse machte Carl Ferdinand Stelzer eine sogenannte Daguerreotypie, die Binnenalster und zerstörte Gebäude dokumentierte. Seit dem 8. Mai verkehrte der Pferde-Omnibus von "Basson & Co." stündlich zwischen Hamburg und Horn (Letzter Heller). Die Kosten betrugen für eine Fahrt 4, nach der Torsperre 6 Schillinge. 

1843

Hamburgs Straßen waren bis zum Großen Hamburger Brand nur mit Öllampen beleuchtet worden, betrieben mit Waltran, Rüböl, Leinöl und im Winter mit Hanföl.  Auch damals mussten die Bürger für die Kosten der Beleuchtung aufkommen. Abhängig vom Vermögen der Hausbewohner zwischen 4 Schillinge und 3 Mark.

20. Februar: Senat und Bürgerschaft legten vertraglich fest, dass die neuen Gaslaternen einen Abstand von 90 Hamburger Fuß (entspricht 25,74 m) voneinander haben sollen und der Helligkeit von zwölf Wachskerzen bester Qualität entsprechen müssen.

1844

Am bis dato noch unbebauten Weg nach Hamm (heute Horner Weg) war erstmals ein Bauernhaus errichtet werden. Es sollte einmal als Horner Meierei bekannt werden.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/meierei.htm

1845 

8. Oktober: An der Johannisstraße wurde Hamburgs erste Gaslaterne aufgestellt. Das aus Steinkohle hergestellte Gas kam vom Werk auf der Elbinsel "Großer Grasbrook", im selben Jahr errichtet vom britischen Ingenieur William Lindley. Erst 1864 sollte es auch Straßenbeleuchtung in der Dorfschaft Horn geben.

1846

27. September: Der Anfang des Jahres entstandene Verein für innere Mission trug nun den Namen Christlicher Verein von Ham und Horn. In ihm waren jetzt sowohl der "Verein gegen das Branntweintrinken" (auch "Mäßigkeitsverein von Ham, Horn und Umgebung" genannt, der bis 1847 existierte), als auch alle anderen Vereine zusammengeschlossen. Präses war Pastor Hermann Mumssen (1804–1859).

15. Dezember: Jungfernfahrt der ersten Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Hamburg. Bereits am 8. November 1841 war dieses Projekt zwischen beiden Städten per Staatsvertrag beschlossen worden. Am 6. Mai 1844 begann die am 27. Juli 1843 in Ludwigslust gegründete "Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft" mit dem Bau der Strecke von dort nach Berlin. Am 15. Oktober 1846 konnte die vorerst 222 km lange Strecke von Berlin bis Boizenburg in Betrieb genommen werden. Mit Fertigstellung des Restabschnitts von 45 Kilometern bis Bergedorf am 15. Dezember 1846 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Zusammen mit der bereits am 16. Mai 1842 eröffneten Strecke der "Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn" war die Gesamtstrecke Berlin–Hamburg nun vollendet. Die ersten Züge nach Hamburg fuhren noch aus einem Schuppen heraus, doch schon 1847 konnte der in spätklassizistischem Stil errichtete "Hamburger Bahnhof" an der Berliner Invalidenstraße feierlich eröffnet werden. Entsprechend nannte man die Endstation in Hamburg fortan "Berliner Bahnhof", der zuvor (seit Mai 1842) noch "Bergedorfer Bahnhof" hieß. Die Schienen für den Bahnbau und auch zwölf Lokomotiven waren aus England bezogen worden. Weitere 24 Loks fertigte dann die Firma Borsig in Berlin. Auch Personen- sowie Güterwagen waren in Deutschland hergestellt worden. Die Fahrtzeit auf der 286 km langen Strecke betrug anfangs 9 Stunden und 15 Minuten, was sich für heutige Verhältnisse viel anhören mag, damals aber einen Riesenfortschritt gegenüber der Postkutsche bedeutete, die zwei Tage benötigte. Zunächst verkehrte in jeder Richtung ein Personenzug pro Tag, doch schon der Fahrplan vom Mai 1847 sah zwei Personenzüge und einen Güterzug pro Richtung vor. Dabei muss man bedenken, dass zwischen den durchquerten Ländern Grenzen existierten, an denen Zölle erhoben wurden. Erst der Anschluss Mecklenburgs und Schleswig-Holsteins an den Zollverein im Jahr 1868 sollte der Bahn einen ungestörten Betrieb bis an die Hamburger Stadtgrenze erlauben.

1848

9. März: In Frankfurt erklärte der Bundestag Schwarz-Rot-Gold mit anteilig gleichhohen Querstreifen zur Nationalfahne.

Heinrich Johann Rosenau starb, die Witwe zog an die Hammerlandstraße 31. Rosenau hatte den Großen Pachthof seit 1813 bewirtschaftet, drei Jahre vor seinem Tod aber schon sein Sohn C.H.J. Nachfolgepächter wurde Heinrich Christopher Boje.

https://hornertv.tripod.com/pachthof.htm

1849

18. September: In einer Verordnung ist zu lesen, dass die Jagd in der Dorfschaft Horn vom Landherrn H. Schmidt an die Eingesessenen Jacob Hinsch, Martin Langhein und Friedrich Lübbers verpachtet worden war, und sich alle anderen Dorfbewohner des eigenmächtigen Jagens und Schießens auf den Feldmarken bei gesetzlicher Strafe zu enthalten hätten.

1851

Auf dem Gelände des Rauhen Hauses bezog die Familie Wichern mit ihren acht eigenen Kindern eine neuerrichtete Villa, später "Weiße Haus" genannt.

1852

In Hamburg lebten 160.000 Menschen.

23. Februar: Der Hamburg-Lokstedter Renn-Club wurde gegründet. Er hatte sich bereits am 29. November 1851 konstituiert. Bis 1854 gestalteten sich die Pferderennen noch recht dürftig, zumal auch die Rennbahn zu klein war. Deshalb entschloss man sich, nach Horn umzuziehen (siehe 1855).

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rennclub.htm

1853

14. Oktober: Nach dem Tod seines Vaters war Carl Hermann Merck Eigentümer eines Teils des heute als "Blohm’s Park" bekannten Geländes. Im Jahr darauf verkaufte er die Immobilie mit dem erst 18 Jahre alten Landhaus, von dem eine schöne Lithografie aus dem Sommer 1854 der Nachwelt erhalten blieb. Angefertigt hatte sie Christian Ludwig Wilhelm Heuer (6.11.181315.4.1890), dem seinerzeit angesehensten Maler und Zeichner Norddeutschlands. Leider beschrieb er die Lithografie als "Landhaus Graf Solm", was Heimatforschende später verwirrte. Erst im Dezember 2022 klärte sich, dass er "zu Solms" hieß. "Graf Solms Landhaus in Horn im Jahre 1854" hieß diese kolorierte Lithografie mit ornamentaler Bordüre. Es war also Karl Graf zu Solms-Wildenfels.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

1855

Horn hatte 1.024 Einwohner.

Am Bauerberg standen 34 Häuser, an der Heerstraße (Horner Landstraße) 123, Oben im Ort 13, am Oberen Weg (Horner Weg) 17, am Mühlenberg 5 (heute "Horner Mühlenberg"), an der Hohlen Rönne 2, beim Letzten Heller 34 und am Bullerdeich 2 Häuser. Im Vergleich dazu die Einwohnerzahl der östlichen Nachbardörfer: Schiffbeck 594, Kirchsteinbeck 562, Öjendorf 333.

Nachdem die nicht mehr genutzte Horner Gemeindeweide am 25. April vom "Hamburg-Lokstedter Renn-Club" erworben worden war, ließ man sie noch im Frühling zu einer Galopp-Rennbahn ausbauen. Diese besaß einen Umfang von dreitausend Ellen (1 Elle = 62,6 cm) und erhielt eine 150 Fuß (49,97 m) breite Bahn.

25. April: In den Hippologischen Blättern steht: „Es gereicht dem unterzeichneten Comité zur besonderen Befriedigung, den Herren Sportsmen die Anzeige machen zu können, dass eine neue Bahn bei dem hamburgischen Dorfe Horn gewonnen worden ist, wie sie nicht besser gewünscht werden kann.“

27. Juli: Eigentlich sollte an diesem Freitag die Horner Renncoppel eingeweiht werden, doch wegen eines Unwetters fiel alles Geplante buchstäblich ins Wasser, sodass der Renntag erst am Sonnabend ab 16 Uhr stattfinden konnte. Die Zeit seit dem Areal-Erwerb war aber einfach zu kurz, um noch rechtzeitig eine repräsentative Tribüne errichten zu können. Erfolgreichster Hengst der Rennen war "Koh-i-noor" (Berg des Lichts) aus dem Stall des Barons Biel. Er erhielt einen Preis von 100 Louisdor, ausgesetzt vom Herzog von Schleswig-Holstein-Augustenburg.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rennbahn.htm

"Bei der Renncoppel" nannte man nun den "Weg Nr. 52" zwischen Horn und Wandsbeck. Später wurde er zur Rennbahnstraße. Der "Weg Nr. 111" hieß in den Adressbüchern jetzt zwar "Hinter der Renncoppel", doch in Horn sprach man seit langem nur vom "Hermannsthal". Dieser Straßenname setzte sich durch, wurde ab 7.10.1892 sogar offiziell.

Der Hirtenkaten am Bauerberg war zu jener Zeit auch eine polizeilich beaufsichtigte Bettlerherberge: Angelockt durch die zahlreichen wohlhabenden Gartenbesitzer, trieb sich in der Gegend nämlich viel unsauberes Gelichter herum, gegen das bereits mehrere Verordnungen erlassen worden sind. Manche Bewohner machtem sogar regelrecht Jagd auf das herrenlose Gesindel (Bericht eines Zeitzeugen).

1856

Beim kleinen Rinnsal "Hohle Rönne" wurde ein Weg selben Namens angelegt. Er verband den Horner Weg mit der "Heerstraße nach dem Letztenheller" (Horner Landstraße). Der gesamte Weg lag allerdings schon auf Hammer Gebiet.

Auf der Horner Rennbahn entstand eine Tribüne, die 1.200 Zuschauern Platz bot. Der Pferdesportclub nahm "Lokstedt" aus seinem Namen, hieß fortan "Hamburger Renn-Club."

1858

8. Oktober: Grundstück und Haus der Familie Merck (heute der mittlere Teil von "Blohm’s Park") gehörten fortan dem Kaufmann Friedrich Julius Leser (30.10.18156.8.1874).

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

1859

27. Januar: In Berlin wurde Kaiser Wilhelm II. geboren, der am 4. Juni 1941 sterben sollte.

11. Mai: Nach Umbau des ehemaligen Gasthofs "Letzter Heller" eröffnete Johann Heinrich Kleindieks (36) ein "auf's eleganteste eingerichtete Etablissement", das er "Conversations-Haus" nannte, zu dem aber auch ein "Hôtel Garni" gehörte. Inserate in den "Hamburger Nachrichten" warben nicht nur für ein allsonntägliches "Thable d'hôte" (Mittagsmenü) um 17 Uhr, sondern auch für "Déjeuners, Diners und Soupers" zu jeder Tageszeit. Außerdem sollten zukünftig mittwochs und sonntags Konzerte renommierter Kapellen unter den Musikdirektoren Sachse und Neumann stattfinden. Für sein Hotel bot Kleindieks die Vermietung mehrerer möblierter Zimmer an. Im Jahre 1861 gab er jedoch Etablissement und Hotel auf und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahre 1869 nur noch als Haus- und Versicherungsmakler..

Nach dem Tode von Hermann Mumssen wurde Ernst Adolph Moraht (27.10.1833–26.10.1879) Pastor für Hamm und Horn. Seine volkstümlichen Predigten machten ihn in ganz Hamburg bekannt.

1860

Im Bet-Saal des Rauhen Hauses wurde der Adventskranz erstmals mit grünen Zweigen umwunden. Die Zahl der Kerzen richtete sich nach der Anzahl der Wochentage, die zwischen dem 1. Advent und Heiligabend lagen.

1861

Erstmalig erwähnte das Hamburger Adressbuch auch die Straßen in der Dorfschaft Horn. Am 1. Januar wurde die Hamburger Torsperre aufgehoben. Seit Jahren schon war die mittelalterliche Schließung der Stadttore während der Dunkelheit von der Bevölkerung als reine Willkür empfunden worden. Gegen Gebühr waren die Tore allerdings seit dem 10. Juni 1836 auch noch bis Mitternacht passierbar. Hier wurde auf alles was ein Bürger und Untertan der Stadt "um und in den Leib gebrauchet" Akzise (Steuer) erhoben. Ab 1861 wurde die Akzisegrenze an die Landesgrenze verlegt, wo man Steuerposten errichtete. Mit dem Anschluss Hamburgs an das deutsche Zollgebiet im Jahre 1888 wurde die Akzise aufgehoben.

Das alte Schulhaus erhielt rechts einen letzten Anbau mit einem weiteren Klassenzimmer. Die Straße "Am Bauerberg" wurde erstmalig gepflastert.

 

 

Einzelheiten zu Straßen sind hier zu finden!

1862

Kältester Winter seit langem. Die Temperatur fiel teilweise auf 28 Grad unter Null.

29. Juni: Einweihung des neuen Hammer Friedhofs in Eilbek, auf dem auch die Toten Horns beerdigt werden. Die letzte Beisetzung fand 1928 statt und 1954 wurde der Friedhof entwidmet.

1863

17. Mai:  Eröffnung des Zoologischen Gartens Hamburg. Direktor war Alfred Brehm. 1930 wurde der Zoo geschlossen und in einen Volks-, Vogel- und Vergnügungspark umgestaltet. Seit der Niederdeutschen Gartenschau 1935 nannten die Hamburger das Gelände "Planten un Blomen."

1864

16. Januar: Beginn des deutsch-dänischen Krieges um den Besitz der Herzogtümer Holstein, Lauenburg und Schleswig, die dem dänischen König unterstanden. Österreich hatte sich durch eine geschickte Taktik des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarcks zu einer gemeinsamen Sonderaktion gegen Dänemark verleiten lassen, das vergeblich auf englische Hilfe gehofft hatte. Schon bald erlag es der großen Übermacht. Im Wiener Friedensvertrag vom 30. Oktober musste Dänemark seine drei Herzogtümer abtreten. Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und Verwaltung gemeinsam, doch im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 erhielt Preußen die Herzogtümer Lauenburg und Schleswig, Österreich das dazwischen liegende Holstein.

In der Dorfschaft Horn wurden erstmals Straßenlaternen aufgestellt. Anfangs standen sie jedoch nur an der Landstraße und dem Bauerberg. Alle anderen heutigen Straßen gab es ja noch nicht, und der Horner Weg war seinerzeit fast unbebaut. Zu jener Zeit gab es im Dorf schon zwei Briefkästen. Einer war am Gasthof von Hoops (Ostecke Horner Landstraße/Bauerberg) angebracht, der andere am Gasthof "Letzter Heller".

24. September: Erstmals erschien das "Hamburger Fremdenblatt", eine bis ins 20. Jahrhundert hinein beliebte Tageszeitung.

1865

Die volksmundliche Bezeichnung "Am Bauerberg" wurde amtlicher Straßenname für einen jahrhundertealten Weg, um den sich das Dorf Horn entwickelte.

Der an der Hammer Kirche beginnende "Hornerweg" hieß jetzt auch in Horn offiziell so. Die Einwohner sprachen früher vom Oberen Weg oder Weg nach Hamm.

Die Landstraße wurde umfangreich reguliert, auf sieben Meter verbreitert und neu gepflastert. In den Hamburger Adressbüchern bis 1879 stand aber immer noch "an der Landstraße."

1866

Im April wurde die Firma "Basson & Co." in "Basson’sche Omnibus Actien-Gesellschaft" (B.O.A.G.) umgewandelt.

Nach gegenseitigen Vertragsbruchvorwürfen brach der preußisch-österreichische Krieg aus. Am 9. Juni marschierten preußische Truppen in Holstein ein. Nach seiner Niederlage bei Königgrätz am 3. Juli musste Österreich der Annexion von Schleswig und Holstein durch Preußen zustimmen. Zwischen dem 14. August 1865 und dem 3. Juli 1866 war Holstein (und damit auch Schiffbek) also österreichisch. Wer hätte das gewusst?

16. Juli: Eröffnung des ersten Hamburger Dammtor-Bahnhofs (sie auch 1903).

1867

Horn hatte 1.658 Einwohner.

Der historische Gasthof "Letzter Heller" soll in diesem Jahr abgebrannt sein. Vermutlich geschah das im Sommer, denn auf einem Grundrissplan vom 21. März ist er noch eingezeichnet.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/heller.htm

1868

Die neue Dorfkarte wies erstmals zahlreiche Hausnummern aus (siehe auch anno 1837). Straßenanfang war immer das stadtnächste linke Gebäude mit der Hausnummer 1. Fortlaufend endeten die Nummern beim Letzten Heller, um dort auf der anderen Straßenseite wieder zurück zum Straßenanfang zu führen.

Jetzt konnten sich die Horner Hauseigentümer endlich gegen Feuerschäden versichern. Die seit 1676 existierende "Hamburger Feuerkasse" übernahm fortan auch alle Schäden außerhalb der Stadt.

Der Kaufmann Georg Heinrich Kaemmerer erwarb von Daniel Gottfried Oehrens südlich der Horner Landstraße ein Gelände mit großem Landhaus und altem Baumbestand, das er zu einem Park mit Teich und Insel ausbauen ließ. Das Grundstück lag auf dem westlichen Teil des heutigen "Horner Park."

Siehe auch 1909 und 1915 sowie https://hornertv.tripod.com/park.htm

Im Sommer entstand am Ostrand des Kleinen Pachthofs das erste Spritzenhaus. Bei Brandeinsätzen wurde die Feuerspritze von zwei Pferden des Landwirts Decke gezogen.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/spritze.htm

17. August: Der Norddeutsche Bund setzte "Maß und Gewichtsordnung" in Zoll und Fuß fest.

1869

Horn hatte 1.800 Einwohner.

18. Januar: Oben am Bauerberg 71 war gegen 8:30 Uhr ein Feuer ausgebrochen, das Wohnhaus, Scheune und Stall sowie zwei von vier Familien bewohnte Nachbarhäuser vernichtete. Bei starkem Wind griff das Feuer mit einer solchen Geschwindigkeit um sich, dass vier Kühe und vier Schweine umkamen, und auch vom gesamten Mobiliar fast nichst gerettet werden konnte. Die genaue Brandursache war nicht zu ermitteln, doch war der Blitz wahrscheinlich in den Schornstein eingeschlagen. Zwar wurde alles wieder aufgebaut, doch am 17. August 1893 um 15 Uhr schlug ins neue Strohdachhaus wieder ein Blitz ein und zerstörte es. An gleicher Stelle ließ Grundeigentümer H.H.F. Langhein dann schließlich ein einstöckiges großes Haus ohne Strohdach errichten, das zusätzlich zwei Wohnungen im Dachbereich besaß.

Grundeigentümer C.A.H. Fischer ließ am Ostrand der Bullenkoppel seine private Fischerstraße anlegen. Am 1. Oktober 1899 wurde sie in "Morahtstraße" umbenannt.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/moraht.htm

Bei strahlend blauem Himmel fand am 11. Juli das 1. Norddeutsche Derby statt. Mit schönen Karossen, in Kremsern und eleganten Equipagen fuhr die gutbetuchte Gesellschaft nach Horn. Sieger des Rennens über 1.875Meter wurde Investment, geritten vom englischen Jockey W. Little. Im kleinen Feld von fünf Pferden belegte Rabulist den zweiten und Hamlet den dritten Platz.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/derby.htm

1870

In Horn gab es acht Straßen: Am Bauerberg, Bei der Rennkoppel, Beim letzten Heller, Hornerweg, Großer Kamp, Mühlenberg, Horner Landstraße und deren Verlängerung Schiffbeckerberg.

Für die Galopprennen im Sommer ließ Eduard Moll, Gründungsmitglied des Hamburger Renn-Clubs, eine Bretterbude aufstellen, die eher wie ein stilles Örtchen aussah. In ihr war jedoch eine Maschine zur mathematischen Errechnung der Chancen eines Rennens untergebracht: Deutschlands erster Totalisator! Allerdings gab’s den schon erstmals 1865 in Paris und hatte sich dort schnell bei all denen durchgesetzt, die nicht nur Pferde, sondern auch erhoffte Gewinne bei Wetten liebten.

19. Juli: Frankreichs König Napoleon III. erklärte Preußen den Krieg, doch schon am 10. Mai 1971 wurde im Frankfurter Gasthof "Zum Schwan" ein Friedensprotokoll unterzeichnet, nachdem das besiegte Frankreich einen Großteil vom Elsass und einen Teil Lothringens abtreten musste.

1. Oktober: Hamburg übernahm die Kirchenschule am nördlichen Bauerberg als öffentliche Volksschule. Erster Lehrer im Alten Schulhaus von 1780 war Johannes Gustav Beyle.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm

1871 

Horn hatte 1.902 Einwohner, gehörte nun nicht mehr zur Landherrenschaft der Geestlande. Es gab 114 Grundstücke, davon 106 bewohnt, 297 Wohnhäuser und 407 Wohnungen.

1872

1. Januar: Meter und Zentimeter ersetzen fortan Fuß und Zoll. Somit übernahm das Deutsche Kaiserreich die "Maß und Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund" vom 17. August 1868.

1873

Die Tribüne auf der Horner Rennkoppel erhielt rechts und links je einen baugleichen Flügel. Zudem entfernte man das alte Gebäude auf dem Sattelplatz, ersetzte es durch ein neues aus Holz. Das 5. Norddeutsche Derby fand am 28. Mai statt.

Vom 10. bis 17. Dezember wurden Wählerlisten für die Reichstagswahl beim Vogt Krogmann an der Horner Landstraße ausgelegt. Horn war der Wahlbezirk 97.

1874

Die Dorfschaften Hamm und Horn wurden zu Vororten Hamburgs. In Horn gab es 148 Grundstücke und 446 Wohnungen. Bauernvogt Jacob Martin Decke bekleidete nun folglich das Amt eines Ortsvorstehers. Die hamburgisch-preußische Grenze verlief jetzt bei Schiffbeck, am Ende der Horner Landstraße. Hier wurde am 18. Juli ein Zollhaus fertiggestellt, wo fortan "Accise" (Warensteuer) zu entrichten war. Ein baugleiches Gebäude entstand auch an der Straße "Bei der Rennkoppel" (heute Rennbahnstraße), wo das preußische Wandsbeck begann.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/akzise.htm

Auf einem erstmals farbigen Stadtplan war Horner Landstraße zu lesen. Man plante eine Neunummerierung aller Straßen, denn Stadtannäherung bedeutete Bevölkerungszuwachs und folglich auch viele neue Großwohnhäuser. Die Nummern sollten zukünftig nicht mehr hintereinander verlaufen, sondern links mit ungeraden und rechts mit geraden Zahlen stadtnah beginnen, wie schon seit 1869 an der Hammerlandstraße. Seinerzeit wurde auch eine spätere Bebauung des Hanggeländes um den heutigen "Blohm’s Park" mit eingeplant, denn an Grünanlagen für die Öffentlichkeit dachte in den unsozialen Zeiten des 19. Jahrhunderts noch niemand. Am 1. Januar 1881 galten dann vorerst nur für die Hornerlandstraße neue Hausnummern, der Bauerberg folgte erst 1891, der Hornerweg 1892.

Der kleine Teich zwischen Bauerberg und Pagenfelderstraße wurde zugeschüttet, nachdem die städtische Wasserleitung bis zum Haus 193/195 verlegt worden war.

8. April: Das Reichsimpfgesetz trat in Kraft.

Für das sechste Derby am 28. Juni errichtete man auf der Horner Rennkoppel einen hölzernen Pavillon, in dem eine Damen-Garderobe, ein "Bufet" sowie ein "Closet" untergebracht waren. Auch am 20. und 21. September fanden Pferderennen statt.

Mit dem Paulinum gründete Johann Hinrich Wichern die erste Schule im Rauhen Haus, heute eine der ältesten Hamburgs. Die Einweihung fand am 1. Oktober statt. Die neuerrichtete St. Nikolaikirche war nun mit 147,3 Metern das höchste Gebäude der Welt, allerdings nur drei Jahre lang.

1875

Der Kaufmann Ludwig Friedrich Blohm erwarb einen großen Teil des später nach ihm benannten Parks. Im Hamburger Adressbuch von 1876 steht unter Horner Landstraße 10: "Sommerwohnung des Kaufmanns Ludwig Friedrich Blohm." Die von Fotos bekannte Villa ließ er allerdings nicht errichten. Sie ist bereits auf der Dorfkarte von 1868 dokumentiert. Seit dem 8. Oktober 1855 hatte die Immobilie Friedrich Julius Leser (30.10.18156.8.1874) gehört.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blohm.htm

Nahe Ostecke heutiger Manshardtstraße wurde im April das erste Haus an der Straße "Hermannsthal" bezogen.

An der Rennbahnstraße 101 ließ der "Hamburger Renn-Club" eine Trainier-Anstalt erbauen. Das aus Erd- und Dachgeschoss bestehende Stallgebäude war 31,43 x 10,25 Meter groß und sieben Meter hoch. Im Erdgeschoss gab es 16 Pferdeboxen, im Dachgeschoss deponierte man Hafer und Stroh. Gleichzeitig entstand ein 10,43 x 8,43 Meter großes und 10,50 Meter hohes Wohnhaus, in dem anfangs Carl Graehn lebte. 

27. Juni: An diesem Derby-Sonntag begann im neuen Hammer-Palais der Familie Ohlendorff die Tradition des sogenannten "Rennfrühstück", zu dem ausgewählte Gäste eingeladen wurden. Der durch Guano-Handel reich gewordene Kaufmann war dem Derby sehr verbunden, zwischen 1878 und 1919 sogar Vorstands- und Ehrenmitglied im "Hamburger Renn‑Club."

1876

24. und 25. September: Herbst-Renntage in Horn.

16. Oktober:  An der Fischerstraße wurde ein Gebäude mit sogenannten "Gotteswohnungen" eingeweiht, ein Begriff, den es in Hamburg bereits seit 1582 gab. Das Hamm-Horner Armenkollegium hatte diese Wohnungen auf Initiative des Horner Pastors Ernst Adolf Moraht errichten lassen. Ein Jahr nach dem Tod des Pastors erhielt das Gebäude 1880 den Namen Morahtstift.

1877

21. März: Engagierte Männer gründeten den Horner Bürger-Verein.

Grundbesitzer J.H.B. Reinecke ließ gegenüber der Rennbahntribüne eine Straße anlegen, die zu seinem 170 Meter entfernten Landhaus führte. Mit 44 neu angepflanzten Bäumen sah sie wie eine kleine Allee aus, und hieß im Volksmund fortan Reineckestraße. Auf Karten ist aber auch "Weg 376" zu lesen, weil der Straßenbereich aus dem Flurstück 376 bestand. Nachdem sein Sohn G.E.L. Reinecke den Grundbesitz an die "Neue Baugenossenschaft von 1900" verkauft hatte, wurde auch die Straße umbenannt, hieß seit dem 25. Dezember 1901 "Tribünenweg."

Im September wurde Horns erste Turnhalle fertiggestellt. Sie befand sich auf dem Gelände des "Rauhen Hauses" direkt am Hornerweg. Baumeister war J. Carl Pingel.

1878

2. bis 6. Juli: Ulysses Simpson Grant, von 18691877 der 18. Präsident der USA, besuchte auf seiner zweieinhalb Jahre dauernden Weltreise auch Hamburg, nachdem er in Berlin mit Reichskanzler Bismarck und dem Kronprinzen Gespräche geführt hatte. Am 5. Juli waren er und seine Ehefrau Julia Gäste beim reichen Kaufmann Heinrich Jacob Bernhard von Ohlendorff, in dessem Palais im Vorort Hamm. Nach einer Rede Grants genossen Konsul John Moulder Wilson sowie weitere in der Hansestadt lebende Amerikaner und Ehrengäste das "Rennfrühstück" bei Ohlendorffs. Am Nachmittag besuchten alle die Horner Galopprennbahn, doch wegen starken Regens ließen sich die Grants bereits nach dem ersten Rennen zurück in ihr Hamburger Hotel fahren. Bis zum Derbysonntag am 7. Juli konnten sie eh nicht bleiben, da sie schon tags zuvor in Kopenhagen erwartet wurden. Leider hat Grants Ehefrau Julia das "Rennfrühstück" und auch Ohlendorff in ihrer Reisechronologie gar nicht erwähnt und Ohlendorffs Ehefrau Elisabeth begann erst 1890 Tagebuch zu führen...

12. November: Der Hülfsverein für Borgfelde, Hamm und Horn wurde gegründet. Sein Anliegen war die Armenpflege. Der Verein bestand bis 1929.

1879

26. März: Der Halbhufer Peter Friedrich Conrad Behrmann bietet sein Grundstück beim Niedergericht zum Verkauf an.

12. September: Auf ausdrückliche Weisung des Stormarnschen Landraths akzeptierte die Stadt Wandsbeck den Verlust des c im Namen, musste nun offiziell immer Wandsbek geschrieben werden. Im privaten Bereich setzte sich diese Schreibweise aber noch viele Jahre nicht durch.

26. Oktober: Pastor Ernst Adolph Moraht starb an einer Infektion, die er sich am Krankenbett einer seiner Konfirmandinnen geholt hatte.

1880

Horn hatte 2.664 Einwohner und war 611,62 Hektar groß. Davon gehörten 117,3 Hektar dem "Hospital zum Heiligen Geist."

Vom 14. bis 18. April gab es auf der Moorweide eine internationale Gartenbauausstellung, komplett mit elektrischem Licht ausgestattet.

Der ehemalige "Weg Nr. 52" nach Wandsbek hieß fortan Rennbahnstraße. Sie wurde im Sommer erstmalig mit sechs einstöckigen Wohnhäusern bebaut. Die Häuser des Eigentümers Anton Heinrich Stege konnten am 12. November bezogen werden und erhielten die Nummern 73, 75, 77, 79, 81 und 83. Jedes Grundstück besaß einen 5,63 x 4,38 Meter großen Stall und für alle Bewohner waren außerdem zwei Waschhäuser (je 8,76 x 4,38 Meter groß) entstanden.

Für dreihunderttausend Mark verkaufte das "Hospital zum Heiligen Geist" den Kleinen und den Großen Pachthof an Hamburg.

8. Juni:  Der Gemeindevorstand der Dreifaltigkeitskirche wählte Otto Palmer (16.7.1840–28.2.1905) zum neuen Pastor für Hamm und Horn.

2. November:  Nachdem erstmals Schienen verlegt worden waren, wurde der einstige Pferde-Omnibus zur "Pferdebahn." Die Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) eröffnete ihre neue Linie vom Letzten Heller über die Horner- und Hammer Landstraße, Anckelmannstraße, Spaldingstraße, Meßberg bis zur Endstation Dornbusch bei der St. Petri Kirche.

1881

Die Horner Landstraße besaß seit dem 1. Januar neue Hausnummern, die von 9–485 (um 1900 sogar bis 491) reichten. Nördlich verliefen alle ungeraden, südlich die geraden Nummern. Als man Ende der 1820er Jahre erstmals einigen Häusern Nummern erteilt hatte, begannen sie nordwestlich der Straße und verliefen ab Letzter Heller südlich weiter zurück gen Westen. Somit lagen sich die erste und letzte Hausnummer seinerzeit gegenüber.          

Im Frühjahr begannen in der Horner Landstraße die Bauarbeiten für einen ersten öffentlichen Abwasserkanal, der vorerst bis zum Letzten Heller reichen sollte. Zwischen 1890 und 1900 verlängerte man dieses Siel nach und nach bis zum Ende der Straße.

Am 16. April ging die Hamburger Fernsprechanstalt in Betrieb, zwei Monate nach Berlin. Anfangs gab es 206 Teilnehmer.

Auf dem Gelände des 1867 abgebrannten historischen Gasthofs "Zum Letzten Heller" eröffneten die geschäftstüchtigen Brüder E. & L. Stockmeyer zur Sommersaison den Horner Park, das größte Vergnügungs-Etablissement Hamburgs. Hier gab es Volks-, Tanz- und Kinderfeste sowie sonntags und mittwochs Vorstellungen im Theatersaal. Im parkähnlichen Außenbereich fand sonntags, mittwochs und freitags ein Konzert statt und allsonntäglich ein "Großer Ball" in der Festhalle. Stockmeyer warben mit 26 Fremden- und mehreren Clubzimmern, zwei guten Kegelbahnen, Stallungen für dreißig Pferde und zwölf Boxen für Rennpferde. Warum schon im Jahr darauf Wilhelm Sträter neuer Betreiber wurde ist nicht überliefert. Möglicherweise war es doch recht schwierig, einen solch großen Betrieb rentabel zu führen, zumal alle Veranstaltungen im Außenbereich wetterabhängig waren. Diese Vermutung wird verstärkt, wenn man sieht, wie schnell die Gastwirte wechselten. Schon 1884 gab Wilhelm Sträter auf und betrieb fortan eine Gastwirtschaft am Valentinskamp 31. Ihm folgte Bernhard Wahlen, doch schon im Jahr darauf gab es mit H.H.F. Singelmann wieder einen neuen Betreiber. Mitte der 1890er Jahre bis 1902 war dann Albert Krohn Gastwirt, anschließend Georg Schaardt und seit 1909 Carl Alex.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/heller.htm

1882

Ende Februar erhielt das Alte Schulhaus einen neuen Klassenraum.

Am 14. und 16. Juli trat der Schnell- und Dauerläufer Adolf Dibbels im Horner Park auf. In den "Hamburger Nachrichten" erschien am 17. Juli (Montag) ein Artikel über seinen Auftritt: Der Horner Park, welcher bekanntlich vor einiger Zeit in den Besitz des Herrn Wilhelm Sträter übergegangen ist, übt jetzt noch in erhöhtem Maße seine Anziehungskraft auf das vergnügungslustige Publikum aus. In dem prächtigen Saal des Etablissements wurde trotz 26 Grad Réaumur fleißig das Tanzbein geschwungen. Im Garten concertirte eine vortreffliche Militair-Capelle. Die Restauration des Herrn Sträter wurde stark in Anspruch genommen; dieselbe darf als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden.

Anmerkung: 26 Grad Réaumur entsprach 32,5 Grad Celsius.

1883

Am 1. Oktober wurde Carl Johannes Christian Hermann Schetelig (27.11.1849–20.3.1920) zuständiger Pastor für Horn. Seit 1876 war er bereits Pastor in Haselau bei Uetersen.

Am 22. April gab es Frühjahrs-Rennen auf der Rennkoppel. Am 27. Juli begannen die Sommer-Rennen.

12. September: Feierlichkeiten zur Gründung der Stiftung Das Rauhe Haus vor 50 Jahren.

1885

Horn hatte 3.363 Einwohner.

Auf der staatseigenen Pachthofweide wurde im März der Grundstein für eine zwölfklassige Schule nebst freistehender Turnhalle gelegt, die am 1. Oktober 1887 (Sonnabend) festlich eingeweiht werden konnte. Hamburg hatte einen Betrag von 149.000 Mark bewilligt. Unterricht erteilten jetzt zwei Lehrerinnen und sechs Lehrer. Die Bevölkerung sprach bald nur noch von der Bauerbergschule. Im Juli 1943 wurde sie bei einem Fliegerangriff zerstört.

Nach Gebäudereparaturen fanden am 26. Mai die Frühjahrs-Rennen und dann am 24., 26. und 27. Juni die Sommer-Rennen statt. "Horner Rennbahn" hatte sich zwar langsam als Begriff durchgesetzt, doch einige sprachen auch immer noch von der "Renncoppel."

Der von der Horner Landstraße am Letzten Heller den Geesthang hinauf zur Windmühle führende Fußsteig, im Volksmund Mühlenberg genannt, wurde für 3.181 Mark reguliert, teilweise gestuft und mit Mosaiksteinen gepflastert. Eigentlich war er nur ein kurzer Abschnitt des Wegs  153 (im Volksmund "Mühlenweg" genannt), der oben auf dem Geestrücken 12 Fuß (3,44 m) breit bis nach Schiffbek führte und dort 1897 zusätzlich einen ein Meter breiten Gehweg erhielt.

Nach Abriss zweier ebenerdiger Wohnhäuser auf der Ostseite des Bauerbergs (eines war abgebrannt, das andere uralt und baufällig) und gleichzeitigem Abbruch des Hauses Nr. 1/2 gegenüber, bekam der südliche Bauerberg schon bald ein völlig neues Gesicht. Das einst steile Straßengefälle verringerte man von 1:13 auf 1:21, verbreiterte alles von 10 auf 14,3 Meter und stützte vorspringendes Gartenterrain auf westlicher Seite durch eine Felsmauer.

1. November: "Erster Spatenstich" für die Martinskapelle. Anhaltender starker Frost verhinderte vorläufig jedoch weitere Bautätigkeiten.

1886

Horn hatte 3.600 Einwohner.

Am 25. und 26. April (Ostern) fanden die Frühjahrsrennen statt.

10. März: Gründung der ersten "Horner Warteschule" durch einen eigens dafür eingerichteten Verein.

11. April: Grundsteinlegung für die Martinskapelle, Horns erstes Gotteshaus. Den Grundstein legte der Landmann Jacob Hermann Decke.

4. Mai: Eröffnung der Horner Warteschule, eingerichtet in einem 6,70 x 2,80 Meter großen Holzschauer an der Nordseite des Schulhauses.

Weiteres unter https://hornertv.tripod.com/warteschule.htm

13. Juli:  Nach knapp einem Monat Bauzeit war auf der Horner Rennbahn für 3.000 Mark eine unbedachte Tribüne aus "Holz- und Bretterwerk" entstanden. Sie stand auf massiven Unterpfeilern, 8,30 Meter südlich der alten Tribüne, war 32,50 Meter lang und besaß 554 Sitz- sowie 56 Stehplätze. Später nannten die Besucher sie auch "Fußgänger-Tribüne", doch sie sollte nur wenige Jahre existieren.

11. November: Einweihung der Martinskapelle. Das nach einem Entwurf des bekannten Kirchenarchitekten Johannes Vollmer (1845–1920) vom Zimmermeister Ernst Möller in Backstein ausgeführte Gebäude wurde nach den herrschenden städtebaulichen Vorstellungen als freistehender Bau konzipiert. Die für 35.000 Mark errichtete Martinskapelle gehörte somit zu den frühen Beispielen des Kirchenbaus, die im Zuge der rasanten Stadtentwicklung Hamburgs in den neuen Siedlungsgebieten entstanden. Im Baustil stand sie in der Tradition der neugotischen "Hannoverschen Schule", die den Backsteinbau Norddeutschlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beeinflusst hatte Die Kapelle besaß 400 Sitzplätze, doch anfangs gab es weder Orgel noch Glockenturm.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/kirche.htm

1887

Nach Beschluss, die Horner Landstraße auf zwanzig Meter zu verbreitern, erwarb der Staat jetzt vor allem südliches Terrain.

Da die Unterstellmöglichkeiten im Betriebshof Horn nicht ausreichten, hatte man an der Straßenbahn-Endstation einen provisorischen Wagenschuppen einfacher Bauweise aufgestellt. Auf seinen beiden Gleisen fanden zehn Wagen Platz. Anlässlich der Erweiterung des Betriebshofes wurde der Schuppen 1890 abgebrochen.

Die diesjährigen Galopprennen fanden am 25./26. April und am 24., 26./27. Juni statt.

21. Juni: An der Ritterstraße 31, Haus 12 in Eilbeck wurde der spätere Heimatforscher Johannes Wilhelm Adolf Diersen geboren.  Er starb am 21.10.1966.

6. Juli: Um 16:30 Uhr war Grundsteinlegung für die Predigerschule der Baptisten an der Rennbahnstraße (siehe auch 6. September 1888).

19. August: Totale Sonnenfinsternis über Hamburg.

1. Oktober: Einweihung der zwölfklassigen Bauerbergschule mit Turnhalle und Lehrerwohnung. Sie besaß eine Feuerluftheizung der Gebrüder Körting aus Hannover, die im Jahre 1902 für 17.500 Mark in eine Niederdruck-Dampfheizung umgewandelt wurde. An der neuen Schule unterrichteten nun zwei Lehrerinnen und sechs Lehrer. Im alten Schulhaus von 1780 war es zuletzt so eng geworden, dass für acht Klassen nur vier Räume zur Verfügung standen. Als die Oberschulbehörde dieses fortan nicht mehr genutzte Gebäude im Oktober an die Kirche zurückgab, konnte die "Horner Warteschule" hier einziehen. Weitere Räume wurden bis zum 5. November zu drei Wohnungen umgebaut, für die jeweils 300 Mark Jahresmiete zu zahlen waren. Das ehemalige Schulhaus hatte nun eine Zeitlang die Adresse "Alte Schulstraße 1–4."

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm

1888

Am 9. März verstarb Kaiser Wilhelm I.

Die diesjährigen Galopprennen fanden am 22. und 23. April sowie am 29. Juni und 1./2. Juli statt.

Der Tierhändler Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck (10.6.1844–14.4.1913) erwarb an der Horner Landstraße 170/172 ein 142.000 Quadratfuß (13.192 qm) großes Grundstück mit altem Landhaus. Er wollte hier später einmal einen Wildpark mit großen Gehegen und schönen Tierhäusern an1egen lassen. Sein Geschäft am Neuen Pferdemarkt, wo er mit Wildtieren handelte, war für weitere Expansionen einfach zu klein geworden. Leider wollte Hamburg Teile seines in Horn ans Grundstück von Hagenbeck angrenzenden Staatsterrains nicht veräußern. So nutzte dieser sein Areal bis 1910 lediglich als Tierdepot. Nachdem er im preußischen Stellingen ein großes Grundstück erworben hatte, konnte er am 7. Mai 1907 endlich seinen Traum erfüllen, fortan allen als "Hagenbeck's Tierpark" bekannt.

15. Juni: Wilhelm II. wurde Deutscher Kaiser und König von Preußen.

6. September: An der Horn-Hammer-Grenze (dort, wo heute die Autobahn verläuft) weihten die Baptisten ihr erstes eigenes Seminargebäude ein, anfangs noch Missions- und Predigerschule genannt. Die Baukosten betrugen 108.565 Mark und wurden halb durch die Bundes-Gemeinden, halb durch Beihilfen aus Amerika gedeckt. Dank einer Schenkung des us-amerikanischen Unternehmers John Rockefeller hatten die Baptisten das Grundstück im Jahr zuvor erwerben können. Auch er war ja Baptist und galt seinerzeit als der reichste Mensch der Welt. Den Namen "Prediger-Seminar" erhielt das Gebäude in Horn übrigens erst im Jahre 1898. Bis 1888 fand der Unterricht übrigens in der Hamburger Baptistenkirche an der Böhmkenstraße in Wandsbek statt.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/seminar.htm

15. Oktober: Hamburg wurde zum Zollinland. Die zwei Akzisen an der Horner Landstraße 485 und der Rennbahnstraße 120 dienten fortan nur noch zu Wohnzwecken.

1889

10. Januar: Der Grundeigentümerverein für Horn und Umgebung wurde gegründet.

An der Ecke Horner Landstraße/Hohlerweg entstand das von alten Postkarten bekannte Haus mit Gastwirtschaft von Carl Wilhelm August Amelung.

Die Sommer-Rennen in Horn wurden am 21., 23. und 24. Juni durchgeführt. Am 23. Juni fand auf der Rennkoppel zum 21. Mal ein Derby statt, das fortan nur noch "Deutsches Derby" hieß. Nach knapp vier Monaten Bauzeit war für 42.000 Mark rechtzeitig ein neues "Directions-Gebäude" mit Aussichtsplattform und Musik-Pavillon entstanden. Neben dem Directions-Raum gab es noch jeweils einen für Jockeys, Trainer, Gentlemen, Waage, Casse, Presse, Post- und Telegraphen sowie das Schiedsgericht. Für 20.000 Mark hatte man zudem ein neues Totalisator-Gebäude sowie ein Sattel- und Stallgebäude errichten lassen. Letztlich war auch noch ein provisorisches hölzernes Restaurationsgebäude fertiggestellt worden. Ein als Totalisator benutzter Bretterbau wurde im Spätsommer abgebrochen.

Nach dem Tod von Peter Wilhelm Krogmann wurde Jacob Martin Decke letzter Horner Bauernvogt.

1890

Horn hatte 4.201 Einwohner.

Im Gasthof "Zur Felsenburg" an der Horner Landstraße 164 gründeten 88 Männer den Gesangverein Felsenburg. Auf der Vereinsfahne stand: Rein und klar, Treu und wahr, Dem Herzen entsprungen, Zum Herzen gesungen, Sei unser Lied. Zum Präses wählte man Theodor Glabbatz und zum 1. Vorsitzenden Wilhelm Hille. Gesanglehrer war Heinrich Köhler. Montags von 21 bis 23 Uhr traf man sich.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/felsenburg.htm

Jacob Emil Hinsch verkaufte seine Holländerwindmühle, ließ sie in Einzelteile zerlegen und ins niedersächsische Sandbostel bringen, wo sie wieder aufgebaut und noch bis 1964 genutzt wurde, zuletzt als Sägemühle. Noch heute steht sie dort als "Windmühle Sabine", wird aber nur noch bewohnt.

27. April: Auf der Horner Galopprennbahn fanden wieder die traditionellen Frühjahrs-Rennen statt, am 20., 22. und 23. Juni dann die Sommer-Rennen und am 12. Oktober schließlich die Herbst-Rennen.

Im November erreichte die Russische Grippe auch Deutschland.

2. Dezember: Eine Bleistiftzeichnung beweist, dass Horn an diesem Tag mit Schnee bedeckt war.

1891

1. Januar: Hamburg begann mit regelmäßigen Wetteraufzeichnungen. Die tiefste Temperatur an diesem Tag betrug minus 13,2° minus, die höchste minus 7°. Ein strenger Frost, der den ganzen Monat lang anhielt, ließ sogar Alster, Rhein und Weser zufrieren.

Änderung der Hausnummern am Bauerberg. Die bislang fortlaufende, links beginnende Nummerierung, wurde der seit 1881 an der Horner Landstraße üblichen angepasst. Im nördlichen Teil verbreiterte man das Straßenpflaster.

26. April: "Frühjahrs-Rennen" auf der Horner Rennbahn.

Im Mai musste der historische Gasthof "Schinkenkrug" dem Bau eines Großwohnhauses weichen.

4. Mai: Nach drei Monaten Bauzeit war das provisorische hölzerne Restaurationsgebäude auf der Horner Rennbahn durch ein neues aus Eisenteilen ersetzt und mit 55.200 Mark von der Feuercasse taxirt worden.

19. Juni: "Sommer-Rennen" auf der Horner Rennbahn.

1892

Am 22. Januar registrierte man mit 15,1° minus die tiefste Temperatur des Winters. Die Alster war mittlerweile zugefroren.

In diesem Jahr und auch in den Jahren 1894/95 wurde das Pflaster des Horner Wegs bis zum Bauerberg verbreitert. Außerdem erhielt die Straße Fußwege mit Kantsteinen.

Johann Heinrich Diedrich von Drateln (18621915) übernahm den "Großen Pachthof" am Bauerberg.

24. April: "Frühjahrs-Rennen" auf der Horner Rennbahn.

Nachdem das Wettverbot in Deutschland aufgehoben worden war (Wetten galten lange Zeit als unmoralisch), entstand im Frühjahr für 25.840 Mark ein neues Totalisator-Gebäude aus Eisenteilen. Es wurde direkt neben dem alten erbaut und am 10. Juni fertig. Außerdem errichtete man für 9.000 Mark "Auszahlungscassen" aus Eisenfachwerk. Am 24. Juni begannen die Sommer-Rennen. Erstmalig wurde der "Große Hansa-Preis" ausgetragen. Es siegte das Pferd Nickel unter Jockey H. Barker.

27. August bis 29. Oktober: Wegen der Cholera-Seuche in Hamburg blieben die Schulen geschlossen. Insgesamt starben 8.605 Menschen. Obwohl diese Krankheit den Stadtteil Horn im Verhältnis zu anderen weitgehend verschonte, erkrankten doch etwa 60 Menschen, 30 sollen gestorben sein.

7. Oktober: Der Senat beschloss, den südöstlich der Rennbahn verlaufenden "Weg Nr. 111" in Hermannsthal umzubenennen. In den Hamburger Adressbüchern stand vorher stets "Hinter der Rennkoppel", doch die Bevölkerung hatte diesen Feldweg schon lange als Hermannsthal bezeichnet, nachdem Jacob Hermann Decke (30.3.1817–20.8.1894) dort Grundbesitzer geworden war.

30. Dezember: Für Horn und andere Vororte auf dem rechten Elbufer gab es einen Bebauungsplan, den die zuständige Senats- und Bürgerschaftskommission in den folgenden Jahren weiter ausarbeitete, so auch einen vom 12. Juli 1895.

1893

Horn hatte 4.235 Einwohner.

Rechts vom Bauerberg abzweigend, am Südrand des großen Pachthofgebäudes verlaufend, legte man den "Kirchenstieg" an (aber später nur im Volksmund so bezeichnet). Der kopfsteingepflasterte ehemalige Hofweg führte nun nicht mehr allein zur Scheune, den Fischteichen und auf die Weide, sondern auch weiter zur Martinskapelle, die im Jahr darauf zur Martinskirche wurde.

Nachdem das zum Landhaus am Hohlerweg 42 gehörende Gärtnerhaus nebst Stallgebäude im September abgebrochen worden war, konnte die Horner Baufirma Konrad Claus Feck bis April 1894 für 24.000 Mark ein Wohngebäude errichten, das die Hausnummern 46, 48, 50 und 52 erhielt.

Johann William Hoops vom Gasthof "Zur Rennbahn" ließ sich einen der ersten Telefonanschlüsse in Horn legen. Noch sprach man seinerzeit nicht vom Telefon, sondern vom Fernsprecher.

1894

Im erstmals für Hamburg erschienen Telefonbuch (Verzeichnis der Teilnehmer an der Stadtfernsprecheinrichtung), sind auch Anschlüsse für Horn enthalten.

28. Februar: Nach Ausbau und Pflasterung hieß der "Weg Nr. 134" jetzt Pagenfelderstraße. Gleichzeitig wurde der vom späteren Pagenfelderplatz zur Rennbahnstraße verlaufende "Weg Nr. 102" zur Pagenfelderstraße hinzugezogen. Den Namen erhielt die Straße nach einer ehemalig "Pagenfeld" genannten Koppel, denn "Pagen" war das niederdeutsche Wort für Pferde.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/pagenfeld.htm

29. März: Erstmals wurden auf einer Strecke von 35 Kilometern elektrisch betriebene Straßenbahnen in Betrieb genommen, für die 42 Motorwagen zur Verfügung standen. Seit dem 13. April 1896 fuhr auch eine Straßenbahn zum Letzten Heller nach Horn.

16. Mai: Zimmermeister Konrad Claus Feck & Söhne begannen mit dem Bau des Kirchturms. Er sollte 125 Fuß hoch werden und 9.000 Mark kosten, die Turmuhr 1.600 Mark.

Wie sich Martha Decke zu erinnern meinte, stand vor dem Hof ihres Vaters, dem letzten Bauernvogt, bis Ende Juni ein Kasten mit Bekanntmachungen. Der Hof lag am Bauerberg 75.

30. September: Horn wurde ein Stadtteil Hamburgs, hatte mittlerweile 4.235 Einwohner. Turmweihe der Martins-Kirche.

16. Oktober: Das für 28.000 Mark errichtete Pastorats konnte bezogen werden. Sein Bau war bereits am 5. Juni 1893 vom Hamm-Horner Kirchenvorstand beschlossen und nach einem Entwurf des Architekten Groothof von der Firma Konrad Claus Feck & Söhnen  ausgeführt worden.

In diesem Jahr fuhr das erste Auto auf Hamburgs Straßen. Es war ein Patent-Motorwagen der Firma Benz, Typ "Vis-a-Vis", der dem Gründer des Panoptikums Friedrich Hermann Faerber gehörte.

1895

Der "Hamburger Renn-Club" ließ die Tribüne umbauen. Sie wurde auch "Schaubühne" genannt. Eine für Horn interessante Landkarte erschien, die sämtliche Gebäude auswies, allerdings ohne Hausnummern.

1895 ist unstrittig als das Geburtsjahr der Kinematographie anzusehen. Gleich mehrere Erfinder und Verfahren traten teilweise fast gleichzeitig (und wahrscheinlich auch voneinander beeinflusst) an verschiedenen Orten auf. Nach den Brüdern Lumière in Paris präsentierten kurze Zeit später Filoteo Alberini in Italien, Ottmar Anschütz und die Brüder Skladanowsky in Berlin sowie der Amerikaner Thomas A. Edison in New York jeweils verschiedene Verfahren zur Vorführung "lebender Bilder." Am 16. Mai erschienen auch in verschiedenen Hamburger Zeitungen Werbeanzeigen für die ersten Vorführungen von "Edison’s Kinetoskop." Hinter diesem Verfahren verbarg sich allerdings noch keine Großprojektion, sondern das Publikum konnte die "lebenden Bilder" nur durch Hineinschauen in einen der fünf Apparate sehen, die in den elegant ausgestatteten Parterreräumen des Hauses Gänsemarkt  2 aufgestellt worden waren.

1896

13. April: Die erste elektrische Straßenbahn fuhr vom Letzten Heller über Berliner Tor bis Dornbusch (St. Petri-Kirche). Zum Einsatz kamen zweiachsige zunächst einmotorige Triebwagen der Waggonfabrik Falkenried, die bald darauf auch mit ehemaligen Pferdebahnwagen behängt wurden. Die "Strassen-Eisenbahn-Gesellschaft" hatte dafür ein neues Depot mit dreigleisiger, fünfzig Meter langer Wagenhalle errichten lassen, das die alten Stallgebäude an der Horner Landstraße 283/285 ersetzte. Den elektrischen Strom lieferte zuerst das 1893 erbaute Kraftwerk "An der Stadtwassermühle." Hamburgs elektrifizierte Straßenbahnen besaßen in der Regel ein linientypisches Dachzeichen und das noch bis in die 1930er Jahre, obwohl es bereits seit 1900 Liniennummern gab. Nachts waren die Wagen ab 1897 durch zwei je nach Linie verschiedenfarbigen sechseckigen Laternen erkennbar. Die Fahrten von der Station "Letzter Heller" in Horn begannen morgens um 6:56 Uhr und endeten um 23:16 Uhr. Die Straßenbahn fuhr alle zehn Minuten! Auf dem Weg zur Endstation Dornbuch gab es vier Teilstrecken: Von Horn bis zum Borstelmannsweg und weiter bis zum Ausschlägerweg kostete die Fahrt 10 Pfennige. Bis zum Berliner Bahnhof waren 15 Pfennige zu entrichten und für die gesamte Strecke bis zur Endstation Dornbusch 20 Pfennige. Am selben Tag war auch die Strecke vom Neuen Pferdemarkt in St. Pauli bis zur Hammerbrookstraße in Betrieb genommen worden.

Im Juli wurde der Verein "Militärische Kameradschaft von Horn und Umgebung" gegründet­.

14. Oktober: Einweihung der neuen Horner Warteschule am Bauerberg 38. Die Festreden hielten Pastor Carl Schetelig und Schulvorsteher Carl Gottschalck. Architekt war Julius Faulwasser (18551944), seinerzeit bekannt auch als Autor des Buches "Der große Brand und der Wiederaufbau von Hamburg."

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/warteschule.htm

1897

Ende Februar wurde der Holzschauer am Schulhaus von 1780 abgebrochen. Er diente bis Mitte Oktober 1896 als Warteschule. Die drei Wohnungen in der alten Schule hatte man zu zwei Wohnungen umgebaut.

Die Bauerbergschule erhielt im südlichen Teil zwei neue Stockwerke, konnte jetzt auf 18 Klassen erweitert werden.

Pflasterung der Pagenfelderstraße zwischen heutigem Pagenfelderplatz und dem Bauerberg.

1898

Horn hatte 4.728 Einwohner.

Ab Jahresbeginn erhielten die Horner Landstraße und der Bauerberg neue Abwasserkanäle (Siele).

1899

Vom Hermannsthal (Höhe Haus Nr. 61) wurde ein Fußweg zur Horner Landstraße angelegt, der dort westlich von Haus Nr. 329 einmündete.

Der Sommer war so heiß und trocken, dass sogar das Vieh leiden musste.

Am 30. September eröffnete Kaiser Wilhelm II. die erste für Kutschen und Fußgänger gebaute Elbbrücke. Diese Stahlbogenbrücke war 474 Meter lang und sorgte auch dafür, dass der "Fernverkehr" auf der Horner Landstraße zurückging. Bis dato war diese Straße nämlich die einzige Verbindung für Pferdefuhrwerke zwischen Hamburg und dem Deutschen Reich südlich der Elbe, die jahrhundertelang erst bei Artlenburg (nahe Lauenburg) überquert werden konnte.

Am 1. Oktober wurde der seit alten Zeiten vom westlichen Dorfrand den Geesthang schräg hinaufführende Hohlerweg in "Rudolphstraße" umbenannt. Zuvor war der ehemals schmale Weg von drei auf sieben Metern verbreitert und gepflastert sowie das Gefälle von 1:18 auf 1:22 verflacht worden. Die Namensänderung war notwendig, weil es auch in der Hamburger Neustadt einen Hohlerweg gab. Um doppelte Straßennamen zu vermeiden hatte Hamburg zuvor ein diesbezügliches Gesetz erlassen. Oben auf dem Geesthang verlief die dort unbebaute Rudolphstraße noch bis zur ehemaligen Fischerstraße, die gleichzeitig auch umbenannt worden war und jetzt Morahtstraße hieß. Höhe Bullenkoppel führt der im Zuge seinerzeitiger Baumaßnahmen ebenfalls gepflasterte "Weg 230" (ab 14.5.1914 "Rhiemsweg") zum Horner Weg.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/rudolph.htm

1900

In Hamburg lebten über 700.000 Menschen.

Das Hamburger Adressbuch vermerkt die Straße "Am Bauerberg" nur noch als "Bauerberg".

Juni: Die Straßenbahnen erhielten Liniennummern. Zwischen Horn und Groß-Borstel fuhr jetzt alle zehn Minuten die "24." Sie war mit einem gelben "H" gekennzeichnet, besaß grüne Schilder mit gelber Schrift und ebenfalls grüne Signallaternen.

Südliche Verbreiterung der Horner Landstraße von neun auf elf Meter, bei gleichzeitiger Verlegung eines zweiten Straßenbahngleises bis zum "Blohm’s Park." Im Rahmen dieser Maßnahmen wurden auch die alten Straßenlaternen von 1864 durch leuchtstärkere ersetzt, den sogenannten "Hamburger Pfosten." Laut Bürgerschaftsbeschluss sollten sie einen Abstand von 90 Hamburger Fuß (entspricht 25,74 m) voneinander haben und die Helligkeit von zwölf Wachskerzen bester Qualität besitzen.

Oktober: Beim Brücken- und Dammbau für die zukünftige Güterumgehungsbahn entlang der Horn-Hammer Grenze fand man im mächtige Eichenstämme. Einer lag fünf Meter unter der Erdoberfläche und hatte den stattlichen Durchmesser von 1,2 Metern. Die durch den Bahndamm abgeschnittene Ausmündung des Rückerswegs in die Horner Landstraße musste seinerzeit um rund zwanzig Meter nach Westen verlegt werden. Gleiches geschah mit dem "Weg Nr. 282", der "Hohlen Rönne", die man um etwa zwanzig Meter nach Osten verschob. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen musste nördlich der Landstraße auch eine Eiche von 4,5 Metern Umfang gefällt werden, doch stellte sich später heraus, dass der etwa 250 Jahre alte Baum schon hohl war und nur noch wenige Wurzeln besaß.

Bobergerstraße und Steinfurtherstraße wurden in 17 Metern Breite privatseitig angelegt (siehe auch 1904).

1901

Auf seiner Sitzung am 3. Mai beschloss der Horner Bürgerverein, die "Deputation für das Beleuchtungswesen" zu ersuchen, eine Gaslaterne zwischen dem Kirchenweg und der Volksschule aufzustellen. Noch im Sommer wurde dem Gesuch entsprochen. Auf derselben Sitzung beschloss man ferner, die zuständige Stelle zu ersuchen, den Teich bei der alten Schule zuzuschütten. Es handelte sich hier um "Behrmann’s Teich", der Generationen von Kindern später noch Freude bereiten sollte. Wie gut, dass der Antrag des Bürgervereins in diesem Fall nicht erfolgreich war!

Beginn der öffentlichen Stromversorgung (Gleichstrom) durch die "Hamburgischen Electricitäts-Werke."

Im Mai war am Haus an der Horner Landstraße 326 ein Feuerwehrmelder angebracht worden.

Privatseitiger Ausbau der Schiffbeckerstraße, die in südöstlicher Richtung vom Pagenfelderplatz abzweigte.

Es war ein heißer Sommer.

17. bis 19. Juni: Auf Einladung des Staatssekretärs des Reichsamtes des Innern fanden in Berlin "Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung" statt, bekannt geworden als Zweite Orthographische Konferenz. Details bei Wikepedia.

U.a. wurde die Umstellung des Thermometers von Réaumur auf Celsius beschlossen. Um der älteren Generation aber eine Umgewöhnung zu erleichtern, kamen in den Haushalten bald Thermometer zum Einsatz, die beides anzeigten. Bis in die "Fünfziger"  hingen diese "Oma-Thermometer" aber oft noch in deutschen Wohnzimmern.

6. September: Auf einer Sitzung des Horner Bürgervereins regte Herr Melzer Hausanschlüsse für elektrische Beleuchtung an. Es sollte jedoch erst einmal festgestellt werden, ob dafür in Horn überhaupt Bedarf bestand.

25. Dezember: Die gegenüber der großen Rennbahntribüne abzweigende Reineckestraße hieß fortan Tribünenweg.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/tribuenenweg.htm

1902

Horn hatte schon mehr als 5.000 Einwohner.

Der deutsche Bundesrat beschloss, dass Konrad Dudens Regeln von 1901 für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis für das gesamte Kaiserreich verbindlich sind. Österreich-Ungarn und die Schweiz schlossen sich dann an.

Vom 15. bis 23. Juni feierte der Hamburger Renn-Club sein 50-jähriges Bestehen mit einem "Jubiläums-Meeting." Derbysieger am 22. Juni wurde "MacDonald", geritten von Jockey Fred Taral.

Der Pagenfelderplatz mit siebzig Metern Durchmesser konnte fertiggestellt werden.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/pagenfelderplatz.htm

17. Juli: Dem us-amerikanischen Maschinenbauer Willis Haviland Carrier gelang mit der Erfindung einer Klimaanlage, die Raumtemperartur in heißen Ländern zukünftig angenehm zu kühlen. Einzelheiten in Wikepedia.

Auf Antrag des Horner Bürgervereins hatte die Polizeibehörde bespannten Fuhrwerken ab September verboten, die Brauertwiete zu benutzen. Grund dafür war die Gefahr für Fußgänger, auf diesem schmalen, abschüssigen Weg durch außer Kontrolle geratene Fuhrwerke oder Pferde verletzt zu werden.

Auf einer Sitzung des Horner Bürgervereins am 12. Dezember, führte die wachsende Bevölkerung zu Überlegungen, Nachmittagsklassen einzurichten. Da man aber auch befürchtete, hierdurch könnte es zu Störungen des Familienlebens kommen, beschloss man, die Oberschulbehörde zum Bau einer zweiten Schule zu ersuchen. Auf derselben Sitzung wurde bekannt gegeben, dass die Straßenbahn-Direktion ein Gesuch des Bürgervereins zur Einführung des 5-Minuten-Betriebs abschlägig beschieden hatte. Grund dafür seien die noch bestehenden Weichen. Auch die Bitte um Errichtung von Bedürfnisanstalten für Frauen wurde von der Baudeputation abgelehnt.

1903

1. Januar: Per Erlass führte das Deutsche Reich in den Behörden die neue Rechtschreibung nach Duden ein, seit dem 1. April auch für alle Schulen gültig.

30. Mai: Die Straßenbahnlinie 24 fuhr jetzt über Eppendorf nach Groß Borstel.

7. Juni: In Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. wurde der zweite, noch heute existierende Dammtor-Bahnhof eingeweiht, was zum Beinamen "Kaiserbahnhof" führte.

Juni: Am 14., 19, 21. und 22. fanden auf der Horner Rennbahn insgesamt 21 Rennen statt. Erstmals kam auch Kaiser Wilhelm II. zusammen mit Ehefrau Kaiserin Auguste Victoria. Ob der Kaiser aber allein aus Liebe zum Pferdesport nach Hamburg kam, darf gern bezweifelt werden, denn Kaiser war er ja schon seit fünfzehn Jahren. Warum sah man ihn nicht im Jahr zuvor beim "Jubiläums-Meeting", als der Hamburger Renn-Club (HRC) sein 50-jähriges Bestehen feierte? Wilhelm II. war eben nicht so sehr dem Pferdesport, sondern vielmehr der Marine zugeneigt. Er verband den Derby-Besuch auch nur mit der Einweihung des Denkmals für seinen Großvater Wilhelm I. auf dem Hamburger Rathhausmarkt, tags zuvor. Die Atmosphäre auf der Horner Rennbahn hatte ihn aber wohl derart beeindruckt, dass er und die Kaiserin bis 1914 alljährlich kamen, allerdings nicht mehr zum Derbysonntag, sondern zur Eröffnung der Rennwoche, wenn der Große Hansa-Preis ausgetragen wurde. Grund dafür war die "Kieler Woche", zu der Wilhelm II. gleich im Anschluss reiste.

11. August: An der Horner Landstraße 176 eröffnete August Bejöhr den ersten Blumenladen Horns.

Bis 1914 wurde das Kopfsteinpflaster der Horner Landstraße nach und nach durch ein ebeneres Reihenstein-Vergusspflaster ersetzt.

1904

Im April wurde an der Ecke Pagenfelderstraße/Hornerlandstraße ein weiterer Briefkasten aufgestellt.

19. Juni: Das Kaiserpaar besuchte den Großen Hansa-Preis, ein für Hamburg fast ebenso bedeutendes Pferdesportereignis wie das Derby selbst. Der Terminplan des Kaiserpaares für diesen Sonntag ist dokumentiert: Um 8 Uhr Ankunft am Dammtor-Bahnhof und gleich mit der Kutsche zur Kaiseryacht "Hohenzollern". Um 12 Uhr beim preussischen Gesandten an der Alten Rabenstraße und um 15 Uhr zur Horner Rennbahn. Um 17:15 Uhr wieder zum Dammtor-Bahnhof, von wo aus die Kaiserin nach Plön reiste, während sich Wilhelm II. auf die "Hohenzollern" begibt, die um 19 Uhr elbabwärts zur "Kieler Woche" fährt. Bis 1914 kam das Kaiserpaar alljährlich nach Horn.

Am 26. Juni erhielt die Steinfurtherstraße (heute "Nedderndorfer Weg") offiziell ihren Namen.

1905

Auf der Sitzung des Horner Bürgervereins am 13. Januar wurde bekannt gegeben, dass die Straßenbahn ab Pfingsten im 5-Minuten-Betrieb nach Schiffbek fahren soll. Bis 1914 war es aber nur ein kleiner Wagen, gezogen von zwei Pferden.

8. Februar: Im "Gasthof zur Rennbahn" von William Hoops gründeten zehn Männer den Hamburg-Horner Turnverein.

Sie auch https://hornertv.tripod.com/vereinsgeschichte.htm

8. März: Der Gesangverein "Felsenburg" veranstaltete im Festsaal von Hoops' Gasthof ein Konzert. Der instrumentale Teil wurde durch die Kapelle des Husarenregiments Nr. 15 unter vorzüglicher Leitung des Stabstrompeters Paul Sippel ausgeführt. Der Sängerchor unter Leitung seines Dirigenten Herrn Köhler begeisterte die Gäste. Als Solistin erntete Fräulein E. Japsen stürmischen Beifall. Ein flotter Ball beendete den genussreichen Abend.

Verlängerung des zweiten Straßenbahngleises von der Brauertwiete bis zur Höhe späterer Hertogestraße. Ab dieser, fortan "Horner Weiche" genannten Stelle, fuhr die Straßenbahn noch bis 1933 eingleisig.

3. Juni: Zum "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" kam auch das Kaiserpaar nach Horn. Das Rennen war mit 30.000 Mark und zahlreichen Ehrenpreisen ausgestattet. Gleich anschließend fuhr Wilhelm II. mit seiner Yacht "Hohenzollern" nach Helgoland.

Etwas nordwestlich des Hofgebäudes der Bauernfamilie Saalfeld am Bauerberg 25 entstand eine große Kellerei.

8. September: Auf seiner Sitzung beschloss der Horner Bürgerverein, die Baudeputation zu ersuchen, den Bullenteich entweder wieder mit Wasser zu füllen oder ihn zuschütten und begrünen zu lassen.

10. Dezember: Robert Koch erhielt den Medizin-Nobelpreis. Er entdeckte Milzbrandsporen (1876), Tuberkelbazillus (1882) und den Cholera-Erreger (1883).

1906

600 Jahre Horn, doch gefeiert wurde seinerzeit nicht. Vermutlich war es niemandem bewusst, weder Lehrerschaft noch Bürgerverein.

Mit dem neuen Anbau sah die gleichzeitig auch umgebaute Bauerbergschule jetzt wie eine Lokomotive aus. In dreißig Klassen konnten 800 Kinder unterrichtet werden.

Der Staat übernahm die bislang private Pagenfelderstraße und setzte sie instand.

Das Grundstück des Straßenbahn-Depots an der Horner Landstraße 283/285 wurde nördlich um 7.800 Quadratmeter vergrößert, um im Jahr darauf eine 42 Meter lange und 28 Meter breite achtgleisige Halle für vierzig Triebwagen sowie eine Werkstatt nebst Lager errichten zu können (siehe auch 1907).

Im April ließ die Familie Hellmers den Scheunenbereich des ehemaligen Hofgebäudes der Bauernfamilie Saalfeld abbrechen. Der südliche Wohnbereich wurde äußerlich leicht verändert und mit einem gleichgroßen Anbau versehen. In Horn sprach man fortan von der Villa Hellmers.

2. Juni: Einweihung des Bismarckdenkmals in Hafennähe. Bei regnerischem Wetter hielt auch die Kaiserin eine Rede.

18. Juni: Die Hamburger Nachrichten schrieben: Seit langem ist es Tradition, dass Kaiser Wilhelm II. auf dem Wege zur Kieler Woche in der festlich geschmückten Hansestadt weilt, um teilzunehmen am großen Pferdesportereignis, dem "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" in Horn. Wie an allen Kaisertagen der letzten Jahre, zogen am Sonntag Tausende und Abertausende zu der klassischen Rennbahn am Horner Moor. Mit Mann und  Ross und Wagen marschierte halb Hamburg die Wandsbeker Chaussee entlang und fauchende Automoppels, klapprige Taxameter, elegante Equipagen und gelbe Käsewagen machten die bunteste Reihe. Weiß ist große Mode bei strahlendem Hohenzollernwetter. Der Kaiser, wie immer, in der Uniform der Königs-Ulanen.

3. Juli: Die Hamburger St. Michaeliskirche brannte ab. Um 15 Uhr und 7 Minuten stürzte der Turm auf die Dächer an der Englischen Planke. Am 19. Oktober 1912 konnte der original wiederhergestellte "Michel" dann eingeweiht werden.

6. Dezember: Eröffnung des Hamburger Hauptbahnhofs.

1907

7. Mai: Carl Hagenbeck eröffnet in Hamburg-Stellingen einen großen Tierpark, weltweit der erste ohne Gitter, auch für tropische Wildtiere. Tiefe Gräben lagen zwischen ihnen und den Besuchern. "Geh’n wir mal zu Hagenbeck" wurde fortan zu einem Begriff und 1912 auch als Lied aus der Operette "Puppchen" vertont.

Im Sommer war Baubeginn für die Weiße Villa am Bauerberg 57, in der Doktor med. Paul Robert Schwarze im Frühjahr 1923 eine Praxis eröffnete.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/villa.htm

8. Juni: Nachdem dem "Hamburg-Horner Turnverein" das Ballspielen auf der sogenannten Schweineweide am nördlichen Bauerberg polizeilich verboten worden war, meinte ein Horner Bürger in einem kleinen Zeitungsartikel: Eine Gefahr für Menschen liegt bei diesem Sport junger Leute  um so weniger vor, als die Wiese ringsum von Gräben umzogen ist und abseits der Straße Bauerberg liegt. Ebenso wenig können Fensterscheiben gefährdet sein, da die meist kleine Katen weit abstehen. Dieses Terrain, ein Teil der früheren Gemeindeweide, hat einen Fläche von 7.143 qm, also bestens geeignet als Tummelplatz für die jungen Leute nach Feierabend. Vielleicht bedarf es nur einer Eingabe des Vorstandes an die Finanzdeputation, um die Erlaubnis für fernere Benutzung dieser Wiese zu erhalten.

16. Juni (Sonntag): Zum "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" kam auch zum dritten Mal das Kaiserpaar. Danach ging es wieder in der Kutsche über Wandsbek zurück zum Dammtorbahnhof, wo die Kaiserin den Zug nach Berlin bestieg, der Kaiser aber zum Hafen fuhr, wo seine Yacht "Hohenzollern" lag, um ihn via Kaiser-Wilhelm-Kanal zur "Kieler Woche" zu bringen.

24. Juni: An diesem Tag sollte im "Horner Park" ein Ballon aufsteigen, was eine Windböe jedoch verhinderte. Der Ballon blieb in den Bäumen hängen, Verletzte gab es nicht.

27. September: Antrag zur Einrichtung einer Badegelegenheit im Horner Moor, den die alljährlichen "Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft" protokollierten.

1908

Am Westende des Horner Wegs wurde ein 1.250 großer Kinderspielplatz eingerichtet.

1. April: Von diesem Tag an bis zum 13. Dezember 1910 fuhr in Horn die Straßenbahnlinie 22.

21. April: Die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstags von Johann Hinrich Wichern begannen schon tags zuvor (Ostermontag) auf dem Gelände des Rauhen Hauses, lediglich aber für Anstaltsinsassen und Zöglinge bestimmt. Nach einem musikalisch begleiteten Fackel- und Laternenumzug durch das weiträumige Gelände, versammelten sich alle in der großen Turnhalle des Gebäudes "Adler", wo Büsten der drei deutschen Kaiser sowie der von Bismarck und Moltke als Wandschmuck aufgestellt wurden.

Hermannstal und auch der "Weg 41" erhielten Abwasserkanäle (Siele).

Im Sommer wurde das Horner Moor zur öffentlichen Badeanstalt, mit offener Aus- und Ankleidehalle. Im Eröffnungsjahr zählte der offiziell "Badeplatz Horner Moor" genannte große Teich 91.000 Besucher. Leider durfte im Winter nicht Schlittschuh gelaufen werden, weil der See verpachtet war und von Brauereien etc. abgeeist wurde. Diese billige Eisgewinnung war noch bis in die 1930er Jahre üblich.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/moor.htm

21. Juni: Das "Kaiserin-Auguste-Victoria-Jagdrennen" gewann Leutnant von Baumbach von den 3. Husaren.

12. September: Feierlichkeiten zur Gründung der Stiftung Das Rauhe Haus vor 75 Jahren.

1909

12. Februar: Von der Oberpostdirektion erhielt der "Horner Bürgerverein" einen ablehnenden Bescheid, bezüglich des beantragten Postamts. Auch eine Eingabe wegen eines "Bezirksbureaus" war abschlägig beschieden worden.

Hamburg übernahm den "Kaemmerer’schen Park", zuletzt im Besitz von Wilhelm Alexander Rohwer.

22. Juni: Die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen Auguste Victoria sowie ihrer Schwester Caroline Mathilde, Herzogin von Glücksburg, besuchten das "Rauhe Haus". Ihr Besuch galt aber eher der Derby-Woche, die bis zum 27. Juni dauerte.

In der Nacht vom 24. auf den 25. August brannte an der Horner Landstraße 108/110 ein großes Hofgebäude ab. Man vermutete Brandstiftung, doch ein Täter konnte nie ermittelt werden. Ausgebrochen war das Feuer im großen Stallbereich, der auch vollständig niederbrannte. Der westlich anschließende Wohnbereich wurde vom lodernden Strohdach ebenfalls erreicht und vernichtet. Lediglich die Fassaden blieben erhalten. Erst im Frühjahr 1910 wurden alle Brandreste beseitigt. Das im niedersächsischen Landhausstil anno 1663 von Hinrich Schröder errichtete Bauernhaus galt seinerzeit als ältestes noch erhaltenes in Horn. Es zeugte von gediegenem Wohlstand inmitten einer zum Teil mit hohen Häusern bebauten Gegend und war in seiner Art eine Sehenswürdigkeit, die den ursprünglich ländlichen Charakter jener Gegend aufrechterhielt. Seit dem 22. April 1760 war Hinrich Rücker Grundeigentümer, seit dem 8. September 1789 die Familie Krogmann. Am 6. Juni 1809 hatte Jacob Krogmann den Hof seines Vaters übernommen. Dessen Sohn, ebenfalls ein Jacob, besaß den Hof seit dem 15.3.1828. Vom 13.6.1857 bis zu seinem Tod im Jahre 1889 hieß der Landwirt Peter Wilhelm Krogmann. Letzter Bewirtschafter des Hofes war schließlich sein Sohn Jacob Wilhelm.

Verbreiterung des acht bis zehn Meter breiten Hornerwegs auf zwanzig Meter. Gleichzeitig wurden neue Abwasserkanäle verlegt. Auch die Rennbahnstraße war ab September bis zur Wandsbeker Grenze kanalisiert worden.

26. Oktober: Die neuangelegte 29 Meter breite Mönckebergstraße wurde dem Verkehr übergeben. Sie führte vom Rathhaus zum Hauptbahnhof und war nach dem am 23. März 1908 verstorbenen Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg (*22.8.1839 benannt worden.

12. November: Zusammen mit dem Hammer Bürgerverein wollte der Horner Bürgerverein die nötigen Schritte unternehmen, damit das elektrische Kabel nach Horn und weiter bis zur Landesgrenze verlegt werden konnte. Ferner wollte man die Verbreiterung der Horner Landstraße zwischen Horner Weiche (Höhe Hertogestraße) und dem Bauerberg energisch anstreben. Besonders die hier im Bogen verlaufende schmale Stelle wurde als sehr gefährlich beschrieben.

1910

Horn hatte 7.785 Einwohner.

Der wöchentliche Durchschnittslohn eines Arbeiters betrug 27 Mark.

Das östlich der Güterbahnbrücke gelegene, etwa 120 Meter lange Teilstück der Hammer Landstraße mit dem Haus Nr. 250, wurde zur Horner Landstraße hinzugezogen.

Auf seiner Nordseite erhielt der Horner Weg einen 4,5 Meter breiten Fußweg nebst Radweg.

Der bereits 1897 gepflasterte "Weg Nr. 102", Verbindung zwischen Rennbahnstraße und Pagenfelderplatz, wurde zur Rennbahnstraße hinzugezogen.

Nachdem Senat und Bürgerschaft am 4. April den Bau einer dreißigklassigen Volksschule für Horn beschlossen hatten, begann man auf dem nördlichen Teil der ehemaligen Bullenkoppel mit den Erdarbeiten. Für die Baukosten waren 479.000 Mark genehmigt worden.

Anmerkung: Das Schulgelände wurde umrandet vom Horner Weg, der Morahtstraße, einem Kleingartengelände und dem "Weg Nr. 230" (siehe auch 1912).

19. Juni: Zum Auftakt der Derby-Woche besuchte Kaiserin Auguste Victoria das nach ihr benannte Jagdrennen in Horn, zusammen mit ihren Sohn, dem Kronprinzen. Wegen eines Furunkels im Knie konnte Kaiser Wilhelm II. nicht mit nach Hamburg kommen. Erst am Mittwoch reiste er nach, weil er privat bei Albert Ballin eingeladen war, was erstmalig monarchischer Tradition widersprach. Schon seit 1899 wurde Ballin deshalb von manchen despektierlich als "Kaiserjude" bezeichnet, weil man ihn oft in dessen Nähe sah, obwohl Wilhelm II. eher als antisemitisch eingestellt galt.

8. September: Der Sandkamp, eine privatseitig angelegte siebzig Meter lange und 17 Meter breite Straße, führte jetzt vom Pagenfelderplatz in nördliche Richtung bis zum heutigen Posteltsweg. Auf westlicher Seite waren viergeschossige Wohnhäuser entstanden, u.a. das von Fotos bekannte Eckhaus am Pagenfelderplatz.

10. November: Die Rennbahnstraße wurde bis zum Pagenfelderplatz verlängert, der Sandkamp bis zum Weg Nr. 41.

14. Dezember: Neuordnung der Straßenbahnlinien: Die "24" fuhr jetzt von Horn zum Eppendorfer Markt, die "11" über Rathhausmarkt nach Langenfelde.

1911

22. Februar: Die privatseitig angelegte Hertogestraße war nun fertiggestellt. Auf östlicher Seite entstanden Großwohnhäuser. Für diese siebzig Meter lange und siebzehn Meter breite Straße musste ein großer alter Teich zugeschüttet werden, vorher die Zierde des schönen Gartens der Familie Wiede.

26. Juni: Das Deutsche Galopp-Derby gewann der österreichische Fuchshengst "Chilperic" unter Jockey Bernard Carslake. Am 27. Juni berichtete die "Neue Hamburger Zeitung": Mit dem gestrigen Tage schloss auf der Horner Rennbahn das Derby-Meeting auf der jetzigen Bahn. Es wird sofort mit dem Abbruch der Tribünen und Erdbewegungen für die neue Rennbahn begonnen. Zum Abschluss spielte die Husarenkapelle So leb' denn wohl, du altes Haus.“ ‒ Noch im Juli wurde die alte Holztribüne von 1873 demontiert und etwa siebzig Meter weiter südlich wieder aufgebaut, allerdings ohne Dachaufsatz.

Der Sommer war sehr warm, so wie schon 1905.

Kopfsteinpflasterung der kleinen Zufahrtstraße zum Horner Moor und Aufhebung des an der Westseite liegenden "Weg Nr. 75." Gleichzeitiger Ausbau des Badeplatzes mit Betriebsräumen, einer Futtermauer, überdachter Planke und Laufsteg mit kleinem Aussichtsturm.

Nach Übernahme in staatsseitige Unterhaltung erhielt die Morahtstraße erstmalig Kleinpflaster.

29. September: Feierliche Einweihung des Siechenhauses SALEM der Diakonissen- und Heilanstalt Bethesda. Für etwa siebzig alte Frauen war es auf einem bis dato unbebauten 4.000 qm großen Areal auf der Westseite der Pagenfelderstraße vom Architekten Max Gerhardt errichtet worden. Am 29. September 1911 wurde es feierlich eingeweiht. Nach einer von Herrn Helmcke trefflich geleiteten Motette des Horner Kirchenchores und einigen einleitenden Worten des Vorsitzenden, Oberlandesgerichtsrat Blumenbach, hielt Pastor Redlich die Weihrede. Am Ende besichtigten alle das Haus, dessen praktisch und behaglich eingerichtete Räume allgemein sehr befriedigten. Das einst am Holsteinischen Kamp in Barmbek gelegene Siechenhaus war 1868 von Elise Averdieck gegründet worden.

1912

Horn hatte 8.000 Einwohner, Hamburg eine Millionen.

Vom 3. bis 11. Februar herrschte eine Kälte wie seit 50 Jahren nicht mehr. In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar fiel das Thermometer sogar auf minus 28 Grad. Erstmals seit zwanzig Jahren war die Hamburger Binnenalster wieder zugefroren.

24. April: Im Gasthof zur Rennbahn an der Horner Landstraße 171 wurde der Tennis-Verein von Horn und Hamm gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wählte man Heinrich J.E. Hahn und erklärte wenig später Blau-Gelb-Blau zu den Vereinsfarben. Die Mehrzahl der bis zum Jahresende über 100 Mitglieder waren Hammer Anwohner, die den Tennissport bislang auf ihren zahlreich vorhandenen Privatplätzen ausgeübt hatten. In Horn wurde allerdings erst ab Pfingsten 1929 Tennis gespielt. Die Plätze des Vereins nebst Clubhaus mit Platzwartwohnung lagen bis 1928 am Elisabeth-Gehölz in Hamm.

Siehe auch http://www.thc-hornhamm.de

28. April: Mit den Frühjahrsrennen wurden die Neuanlagen auf der Horner Rennbahn eingeweiht. Dazu gehörten neben der Bahn auch zwei Tribünen aus Eisenbeton sowie ein Tunnel unter dem Geläuf, der zum Sattelplatz und weiteren Baulichkeiten führte. Die noch heute stehende Haupttribüne war 83 Meter breit, 17 Meter tief und besaß 3.526 Plätze, davon 2.482 Sitzplätze.

17. Juni: In Anwesenheit des Kaisers sowie seiner Tochter und des Kronprinzen begann bei nasskaltem Wetter die Derbywoche. Aus gesundheitlichen Gründen war die Kaiserin verhindert. Erstmals konnte Wilhelm II. die festeingebaute "Kaiserloge" auf der Haupttribüne beziehen. In diesem Jahr wurde der Mittwoch zu einem zusätzlichen Renntag, weil der HRC an diesem Tag sein 60-jähriges Bestehen feiern wollte, das eigentlich aber auf den 23. Februar 1852 zurückging.

Gründung des Vereins Schützenbund Horn von 1912 e.V.

10. September: Beerdigung des Hamburger Bürgermeisters Dr. Burchard. Der Schulunterricht fiel aus.

Beginnend an der Wandsbeker Grenze wurde ab Herbst die Rennbahnstraße ausgebaut.

6. Oktober: Am Erntedanktag hielt Pastor Carl Schetelig seine Abschiedspredigt. Zunehmende Gedächtnisschwäche und ein Augenleiden, das später zur Erblindung führte, zwangen ihn schon im Jahr zuvor in den Ruhestand.

14. Oktober: Unterrichtsbeginn an der Volksschule Morahtstraße mit freistehender Turnhalle (siehe auch 1910). Das dreistöckige Gebäude bestand aus zwei eigenständigen Schulen. Die Knabenschule an der Morahtstraße 4 leitete Friedrich Fischer (41), die Mädchenschule am "Weg Nr. 230" Rudolph Barmm. Schon in den ersten Monaten stieg die Zahl der Kinder auf über eintausend! Nachdem der "Weg Nr. 230" am 14. Mai 1914 in Rhiemsweg umbenannt worden war, erhielt die Mädchenschule mit der Nr. 1 erstmals auch eine Hausnummer.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/schulen.htm

19. Oktober: An diesem Mittwoch wurde die wiederhergestellte St. Michaeliskirche eingeweiht. Alle Kinder bekamen schulfrei. Der "Michel" war am 3. Juli 1906 niedergebrannt.

10. November: Amtseinführung von Pastor Gustav Krome. Er blieb bis September 1934 in Horn.

1913

14. April: Carl Hagenbeck, Gründer des berühmten Hamburger Tierparks verstarb im Alter von 68 Jahren.

Ein Bebauungsvorschlag für den ehemals Kaemmerer’schen Park wurde verworfen, stattdessen beschlossen, den Park sogar noch zu vergrößern.

21. Mai: Eine Feuersbrunst auf Krogmann’s Hof an der Horner Landstraße 110 hatte nun auch die beiden großen Nebengebäude des Gutshofs hinweggerafft, dessen aus dem Jahre 1663 stammendes strohgedecktes Hauptgebäude vor vier Jahren abbrannte. Unweit davon stand nun eine prächtige Villa, die man gleich auf die künftige Höhe der Horner Landstraße von 9,2 Metern gesetzt hatte, sodass das neue Haus nun quasi wie auf einem Hügel stand. Dahinter erstreckten sich die zum Gutshof gehörenden weiten Ländereien mit ihren Scheunen und Stallungen. Das Vieh hatte man bei dem diesmaligen Brande in Sicherheit gebracht, doch waren große Erntevorräte und mehrere Fuhrwerke eingeäschert worden. Die eine der beiden Scheunen bildete bald einen flammenden Trümmerhaufen aus glühenden Holzresten und Heubündeln. Der gegenüberstehende massive Schuppen konnte äußerlich gehalten werden, doch der gesamte Inhalt und das Dach verbrannten. Von den Löschzügen unter Kommando des Branddirektors Westphalen und des Brandinspektors Krüger sowie einiger Brandmeister, konnten einige bald nach 13 Uhr wieder abrücken, während die Züge 5 und 6 noch bis nach 17 Uhr beschäftigt blieben. Neun Rohre waren zur Anwendung gekommen. Anscheinend lag wieder Brandstiftung vor. Zwei verdächtige Leute wurden gleich nach Ausbruch des Brandes verhaftet. Es sind der 22-jährige Maler Wolter und der 23-jährige Arbeiter Pacholl, beide obdachlos. Sie haben nach Ausbruch des Feuers den Hof in größter Eile verlassen, wurden bald darauf aber gefasst, bestritten aber die Täterschaft.

15. Juni: Die Militärvereine feierten im "Horner Park" das 25-jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II.

18. Oktober: Fackelzug durch Horn anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig. An den Schulen fiel deshalb der Unterricht aus.

1914 

Die Kinder haben fortan 80 Tage Schulferien im Jahr. Deshalb wurden die Osterferien auf 14 Tage ausgedehnt.

29. Mai: Seit diesem Tag konnte die Straßenbahn bis nach Schiffbek fahren. Endhaltestelle war der "Gasthof zum alten Chausseehause" an der Gabelung Hamburgerstraße/Möllnerlandstraße, den die Bahn dort in einer Schleife umrundete. Entsprechende Gleisbauarbeiten hatten Mitte Februar begonnen. Seitdem die Linie 24 nun alle 10 bzw. 20 Minuten verkehrte, war der kleine Pferde-Omnibus der Firma Koops überflüssig geworden. Von der bisherigen Straßenbahn-Endstation Letzter Heller war dieser von zwei Pferden gezogene Wagen bis dato nach Schiffbek und Kirchsteinbek gefahren.

14. Mai: Der "Weg Nr. 230" wurde in Rhiemsweg umbenannt. Theodor Rhiem (1823–1889) war von 1850–1872 Inspektor des Rauhen Hauses.

21. Juni: Kaiser Wilhelm II. besuchte wieder den Großen Hansa-Preis, das bedeutende Pferderennen zum Auftakt der Derby-Woche. Tags zuvor war er zum Stapellauf des Passagier-Dampfers "Bismarck" gekommen.

28. Juni: Endlose Wagenschlangen waren am Sonntag zum Deutschen Galopp-Derby nach Horn gefahren. Die Rennbahn bot wie immer ein glanzvolles Bild. Doch plötzlich war die freudige Stimmung wie weggeblasen. Voller Entsetzen erfuhr man von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Ehefrau Sophie in Sarajewo um 11 Uhr desselben Tages. Eine unheilvolle Vorahnung machte sich breit. Die Kapelle verstummte, eben noch flotte Marschmusik intonierend. Selbst der Derbysieger Ariel unter Jockey George Archibald ging ohne Tusch durchs Ziel. Alle verließen schnell danach die Rennbahn. Nur wenige Wochen später begann der Krieg.

1. August: Eintritt Deutschlands in den Krieg, der bereits am 28. Juli mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien begonnen hatte.

September: Nach Saisonschluss hatten 168.600 Badegäste das Horner Moor besucht.

1915

Im zweiten Kriegsjahr lebten in Horn nur noch 7.578 Menschen. Viele Männer waren ja als Soldaten in der Fremde. In Preußen wurde die "Sütterlinschrift" als Schreibschrift in den Schulen eingeführt. Der Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (18651917) hatte sie seit 1911 im Auftrag des preußischen Kultusministeriums entwickelt. Von 1924 bis 1941 wurde sie dann auch an allen anderen Schulen in Deutschland gelehrt.

5. Januar: Johann Heinrich Diedrich von Drateln, Bewirtschafter des Großen Pachthofs, starb im Alter von 53 Jahren (genau an seinem Geburtstag, morgens um 8 Uhr).

27. Januar: Am Geburtstag des Kaisers fiel die Schule aus.

Vom 18. bis zum 20. März hatten die Kinder unterrichtsfrei, denn an den Schulen wurden Brotkarten ausgegeben. Langsam machten sich die Folgen des Krieges bemerkbar.

Die bereits seit sechs Jahren staatseigene ehemalige Villa der Familie Kaemmerer an der Horner Landstraße 246 wurde zum Bezirksbüro nebst Polizeiwache, der Garten zur öffentlichen Anlage umgestaltet. Auf dem Teich durfte jetzt Schlittschuh gelaufen werden.

An der westlichen Rennbahnstraße wurde das neue "Prediger-Seminar der Deutschen Baptisten" eingeweiht, gleich links des alten Gebäudes von 1888.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/seminar.htm

1916

Seit diesem Jahr benutzten die Hamburger Adressbücher nicht mehr den Begriff "Parterre", sondern "Erdgeschoss", bzw. "OE" für "Obererdgeschoss".

25. Juni: Der 20-jährige deutsche Jockeylehrling Otto Schmidt gewann mit "Amorino" des Gestüts Weinberg das Deutsche Derby. Bis 1951 sollte Schmidt das Derby noch sechsmal gewinnen.

Die für Berlin geplanten Olympischen Sommerspiele konnten kriegsbedingt nicht stattfinden.

1. August: Straßenbahnlinie 11 wurde durch die "13" ersetzt. Sie fuhr jetzt nach Groß Borstel.

25. Dezember: Heftige Weststürme mit erst milder dann nasskalter Luft fegten auch über Hamburg und richteten schwere Schäden an.

1917

"Steckrübenwinter". Die Bevölkerung hungerte, weil der Krieg große Opfer forderte und der Winter sehr kalt war. Der Sommer war dann sehr warm, wie zuletzt 1911.

31. Oktober: 400-jähriges Reformationsjubiläum.

1918

Anfang März hatten Militärärzte, in einem Vorbereitungslager der US-Armee in Kansas, erste ungewöhnlich schwere Krankheitsfälle registriert. Ihre Warnungen kamen jedoch zu spät. Drei Wochen darauf waren die Viren mit amerikanischen Kriegsschiffen in der Bretagne eingetroffen und hatten sich von hier aus schnell in alle Himmelsrichtungen verbreitet, bis nach Spanien, wo auch König Alfons XIII. erkrankte. Weil die Zeitungen des im Weltkrieg neutralen Landes darüber berichteten, wurde die bis dato noch rätselhafte Krankheit als Spanische Grippe bezeichnet. Im Juli 1918 erreichte sie in Deutschland ihren vorläufigen Höhepunkt. In drei Wellen wütete diese Pandemie noch weltweit bis ins Jahr 1920, forderte 20 bis 50 Millionen Tote, im Deutschen Reich etwa 426.000 (bei einer Weltbevölkerung von 1,8 Milliarden).

9. November: Gründung der Weimarer Republik.

11. November: Ende des Kriegs, seinerzeit noch als "Großer Krieg" bezeichnet. Bilanz: 17 Millionen Tote, davon fast zwei Millionen deutsche Soldaten, mehr als vier Millionen verletzt oder verstümmelt. Die von den Siegermächten erklärte Alleinschuld Deutschlands und die Bedingungen von Versailles sollten sich aber als Grundstein für die Entwicklung Adolf Hitlers zum Diktator und den nächsten Krieg erweisen.

1919

Der Durchschnittsstundenlohn im Deutschland der Weimarer Republik betrug 1,91 Mark. Ein Kilo Brot kostete 0,50 Pfennige, 250 Gramm Butter 1,58 Mark und ein Liter Bier 1,01 Mark.

Im Mai war beim Horner Moor für 1.400 Mark eine Trinkhalle mit Verkaufspavillon errichtet worden. Das 5 x 3,50 Meter große Häuschen hatte ein rotes Ziegeldach, braune Verschalung, grüne Ständer und weiße Fenster. Bauherr auf dem Grundbesitz von Jacob Wilhelm Krogmann war Heinrich Friedrich Wilhelm Beyerbach (27.10.18877.1.1972) aus dem Hermannstal 67. Im Sommer 1922 ließ er zwei weitere Räume anbauen und das gesamte Objekt von der Baupolizeibehörde als provisorisches Wohnhaus genehmigen. Im März 1926 wurde dann noch für 1.500 Mark eine kleine Gaststube von 4 x 4 Metern angebaut.

Man plante eine U-Bahn von Berliner Tor nach Billstedt, die südlich der Horner Landstraße verlaufen sollte, doch daraus wurde nichts.

1. September: Die Straßenbahnen zwischen Schiffbek und der Stadt erhielten am hinteren Waggon einen 40 x 30 x 12 cm großen gelben Briefkasten, allerdings nur für Telegramme und Eilbriefe. Erst ab Oktober 1925 durften auch normale Briefe eingesteckt werden. Wegen des erhöhten Platzbedarfs waren dafür größere, jetzt blaue Kästen angebracht worden.

1920

Am 10. Januar trat der Friedensvertrag von Versaille in Kraft, von den meisten Deutschen aber als "Versailler Diktat" bezeichnet und so bis heute auch empfunden.

13. März: Nach dem "Kapp-Putsch" in Berlin riefen der Beamtenbund und die Gewerkschaften zum Generalstreik auf. Für mehrere Tage fiel dann der Schulunterricht aus.

20. März: Horns erster Pastor Carl Johannes Christian Hermann Schetelig starb. Er wurde auf dem alten Hammer Friedhof begraben.

In der Badesaison zählte man im Freibad "Horner Moor" 193.000 männliche und 28.000 weibliche Besucher.

1921

11. April: Kaiserin Auguste Victoria starb ein Jahr nach ihrem zweiten Schlaganfall. Sie wurde danach von den Niederlanden nach Potsdam überführt. - Der Sommer war sehr warm, wie zuletzt 1917.

19221

Horn hatte 9.000 Einwohner.

Walther Blohm (1877–1963), Sohn des einstigen Areal-Eigentümers Ludwig Friedrich Blohm, verkaufte seinen Grundbesitz an Claus Hinrichsen.

Am 13. Mai brannte an der Nordwestecke Horner Weg/Rhiemsweg die anno 1844 erbaute sogenannte "Horner Meierei"" ab.

Im Sommer entstanden die ersten beiden Luftaufnahmen von Horn. Es waren noch Schrägbilder aus südlicher Richtung.

1923

Der landwirtschaftliche Betrieb des einst 88 Hektar großen Pachthofs wurde aufgegeben. Wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage nach dem Ersten Weltkrieg parzellierte man die Nutzflächen zu Kleingärten.

Gleich neben der Badeanstalt Horner Moor wurde das Lokal "Zum kleinen Kurhaus" eröffnet. In jenem Sommer gab es eine Hitzewelle und folglich auch viele Besucher.

Weil die Deutsche Turnerschaft nicht wünschte, dass in ihren Vereinen Fußball gespielt wird, sahen sich die fußballbegeisterten Mitglieder des Hamburg-Horner Turnvereins und andere Nichtorganisierte gezwungen, einen eigenen Verein zu gründen, den Hamburg-Horner Sportverein. Seine Vereinsfarben waren blau-weiß. Auf der Gründungsversammlung im Gasthof "Zur Rennbahn" wählte man den Kaufmann Hans Schwartz aus der Hertogestraße 4 zum 1. Vorsitzenden. Später bildeten sich auch Faust- und Schlagballmannschaften. Im März 1926 gab es schon 250 Vereinsmitglieder. In der hellen Jahreszeit trainierte man jeden Mittwoch von 18–21 Uhr auf der sogenannten Schweineweide am nördlichen Bauerberg.

Am 29. Oktober um 20 Uhr begann der Rundfunk in Deutschland mit einem einstündigen Konzertprogramm aus dem Haus der Berliner Schallplattenfirma "Vox" an der Potsdamer Straße.

1924

Der Januar war sehr kalt, bis zu minus 18 Grad.

Am 2. Mai ging in Hamburg die "Norag" auf Sendung, der Rundfunk in Norddeutschland.

Gründung des Frauenchors "Concento", der noch nach der Jahrtausendwende existierte.

Der bekannte Heimatmaler Hermann Haase erhielt vom Museum für Hamburgische Geschichte den Auftrag, alte Baulichkeiten aus der Horner Dorfzeit zu aquarellieren. Maßstabsgenauigkeit und Liebe zum Detail machten seine Bilder zu kostbaren Dokumenten einer Zeit, in der allgemein noch keine Farbfotos möglich waren. Haase, Angestellter des Museums für Kunst und Gewerbe, wohnte an der Straße Wolfshagen 18 in Hamburg-Hamm. Im Jahre 1924 malte er übrigens nur ein Bild. Es war die alte Kate "Rauhes Haus." Bis 1928 entstanden 14 weitere Aquarelle.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/haase.htm

1925

4. März: Beisetzung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Der Unterricht an den Schulen fiel aus.

12. Mai: Reichspräsident Hindenburg wurde in sein Amt eingeführt. Der Unterricht an den Schulen fiel aus.

26. Mai: Die Straßenbahnlinie 13 fuhr nun nicht mehr nach Groß Borstel sondern nach Bahrenfeld.

Große Dürre im Juli. Bei Temperaturen von 32 Grad fiel das Obst unreif von den Bäumen. Schon Anfang Dezember jedoch lag Schnee.

14. November: Seit 8:30 Uhr leuchtete an der Kreuzung Mönckebergstraße/Glockengießerwall die erste elektrische Verkehrsampel Hamburgs. Anwesend waren Polizeipräsident Hugo Campe und Vertreter der Presse.

1926

Januar: In Deutschland gab es 539.830 PKW und Motorräder.

Der "Kaemmerer’sche Park" wurde wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Noch war die weite grüne Fläche des Brooks südlich der Landstraße bis zur Bille ein Erholungsplatz für hunderte Horner Bürger. Auf dem fruchtbaren Ackerboden ernteten sie Obst und Gemüse, und im Winter konnten ihre Sprösslinge auf der "Mitwender" und anderen Gräben Schlittschuh laufen.

15. Oktober: An diesem Sonntag präsentierte der "Tennis-Verein von Horn und Hamm" auf dem Sportplatz an der Rennbahnstraße erstmals seine neugegründete Hockey-Abteilung.

Im Deutschen Reich zählte man in jenem Jahr 206.000 Personen- und 90.000 Lastkraftwagen.

1927

7. März: Mit einem Festessen und späteren Festball im "Gasthof zur Rennbahn" feierte der Horner Bürgerverein sein 50-jähriges Jubiläum. Als letzten noch lebenden Mitbegründer ernannte man den Bäcker Carl Julius Bösenberg zum Ehrenmitglied.

Als Bebauungsvoraussetzung begannen im selben Monat die Aufhöhungsarbeiten auf dem Gebiet der Horner Marsch. Sie waren zwar schon vor 1914 geplant, blieben jedoch wegen des Kriegsausbruchs und seiner wirtschaftlichen Folgen unberücksichtig. Bis Juli 1927 hatte man schon etwa achthunderttausend Kubikmeter Boden bewegt. Ununterbrochen brachten die Feldbahnzüge der Firma "Polensky & Zöllner" mit den seinerzeit modernen Krupp’schen Kippwagen die Erdmassen von der Öjendorfer Feldmark nach Horn. Gleich östlich des Straßenbahndepots war extra eine Eisenbahnbrücke über die Horner Landstraße errichtet worden. Der ganze Stadtteil schien im Umbruch, denn auch nördlich der Landstraße wurde überall Erdreich bewegt, entstanden neue Straßen und Wohnblöcke. Nach Beendigung der Aufhöhungsarbeiten beseitigte man die Brücke Mitte Juli 1932. Das Ende der "Polensky-Bahn".

8. Juli: Preußen fasste seine Gemeinden im Umland von Hamburg zu größeren und damit gegenüber der Hansestadt konkurrenzfähigeren Einheiten zusammen.

5. August: Einweihung der umgebauten Schule des Rauhen Hauses, fortan "Wichernschule" genannt, ab 8. April 1931 sogar staatlich anerkannt.

11. August: Eröffnung der ersten Großtankstelle in Hamburg an der Hudtwalckerstraße. Betrieben wurde sie von der "DAPOLIN."

15. September: Von Schiffbek kommend, fuhr die Straßenbahnlinie 31 jetzt über Horn und die Innenstadt bis nach Bahrenfeld.

16. September: Die Gemeinderäte von Schiffbek, Öjendorf und Kirchsteinbek beschlossen, sich als "Billstedt" zu vereinigen, weil sich Schulwesen, Bebauungspläne und öffentliche Versorgung so besser bewältigen ließen. Die drei Dörfer mit seinerzeit 11.617 Einwohnern bestanden aus einer Fläche von 1.617 Hektar.

1928

Horn hatte 9.676 Einwohner.

Im Frühjahr beauftragte Professor Stettiner vom Denkmalschutzamt den Fotografen Hugo Lindenhoven, das alte Horn mit seinen Strohdachkaten und ehemaligen Patrizierhäusern zu fotografieren. Stettiner hatte bereits Jahre zuvor dem bekannten Vierlanden- und Kunstmaler Hermann Haase einen ähnlichen Auftrag erteilt.

Die im Dezember 1832 als "Hochzeitsbaum" gepflanzte Blutbuche am Bauerberg 25 wurde unter Naturschutz gestellt. Nach dem Denkmal- und Naturschutzgesetz von 1920 galt sie fortan als ein besonders charakteristisches Gebilde der heimatlichen Natur.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/blutbuche.htm

Am Pagenfelder Platz (Ecke Sandkamp) errichtete die "Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft" eine Tankstelle des Typs "Dapolin-Pumpanlage B10."

26. April: Auf der 12. Veranstaltung der Landesgruppe Hamburg des Verbandes deutscher Schulgeographen referierte Adolf Diersen zum Thema "Die Heimatkunde in der Grundschule". Diersen war derzeit Lehrer an der Bauerbergschule.

21. August: Claus Hinrichsen verkaufte das als "Blohm’s Park" bekannte Gelände an Hamburg.

Im Spätsommer hatte man beschlossen, eine neue Straße Horns nach der Freiheitskämpferin Anna Lühring zu benennen.

Im Straßenbaubereich Horner Landstraße, Höhe Hertogestraße, wurde am 27. September die Straßenbahn bei Anfahrt an einen Erdhügel aus den Schienen gehoben. Dadurch stauten sich etliche Züge auf der Horner Landstraße.

1. November: Die Straßenbahnlinie 13 fuhr fortan nach Hochrad (Othmarschen). Außerdem verkehrten auf der Horner Landstraße noch die Linien 24 und 31.

1929

Über 11.000 Menschen lebten in Horn.

Der Winter in Deutschland war sehr kalt. Sogar der Rhein fror zu. Am 11. Februar fiel das Thermometer in Hamburg auf 21,1 Grad unter Null. Wenige Tage später konnte die gefrorene Alster zum Begehen freigegeben werden.

Die beiden ältesten noch erhaltenen Bauernhäuser, vermutlich aus dem Jahre 1665, wurden Ende März abgebrochen. Der Strohdachkaten am Bauerberg 15 musste der neuen Straße "Beim Rauhen Hause" weichen, die jetzt von der Horner Landstraße den Geesthang schräg hinauf (bis dato Rudolphstraße) bis zur Hertogestraße und weiter bis zum Bauerberg führte. Der historische Hirtenkaten am Bauerberg 46 dagegen war lediglich unbewohnbar geworden. Zwei der ehemaligen Hirten sind übrigens noch bekannt und zwar Jürgen Jacob Wöhlke (1762) und Hartwig Böting (1769).

19. Mai: An diesem Pfingstsonntag weihte der Tennis-Verein von Horn und Hamm seine sechs neuen Plätze und einen Hockeyplatz ein. Die von der Stadt Hamburg gepachteten 16.000 m² großen Areale lagen am "Weg Nr. 41" (heute Stoltenstraße).

Am 19. Juni stimmte die Hamburger Bürgerschaft dem Antrag des Senats zu, an der neuen Straße "Beim Pachthof" eine dreißigklassige Volksschule errichten zu wollen. Mit dem Abbruch der alten Turnhalle, die dem geplanten Nordflügel der Schule im Wege stand, begannen im Herbst die ersten Baumaßnahmen. Da die Schüler nun für viele Monate keine eigene Turnhalle mehr besaßen, erhielten sie vom Staat für tausend Mark vier Faltboote, die am Billbrookdeich in einem Bootshaus untergebracht und von dortiger Schule mitbenutzt wurden. Auch der Hamburg-Horner Turnverein besaß seitdem eine "Faltbootgruppe."

30. Juni: Auf der Galopprennbahn fand das 61. Deutsche Derby statt. Aus einem Zeppelin entstanden mehrere Luftaufnahmen.

Im Juli erhielten viele projektierte aber auch schon neuangelegte Straßen ihre Namen: Sievekingsallee, Washingtonallee, Grosseweg, Am Gojenboom, Bei den Zelten, Beim Hirtenkaten, Beim Pachthof, Bei der Martinskirche, Scheteligsweg, O’Swaldstraße, Dunckersweg, Stengelestraße, Weddestraße, Von-Elm-Weg, Posteltsweg, Helma-Steinbach-Weg, Vierbergen, Legienstraße, Snitgerreihe, Beim Rauhen Hause, Kernbek, Hennigsweg, Bömelburgweg und Anna-Lührings-Weg (seit 1951 ohne "s" geschrieben). Noch im selben Jahr kamen der Blosweg, die Sebastiangasse, Hasencleverstraße und Kroogblöcke hinzu. Die meisten dieser neuen Straßen blieben jedoch bis zum Ende der Weimarer Republik wegen Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit unbebaut. Erst Mitte 1933 entstanden wieder zahlreiche neue Wohnblöcke.

1930

Ab Januar wurde der Sandkamp bis zum Hermannstal erweitert.

Die dreistöckigen Wohnhäuser des Blocks Beim Pachthof/Rennbahnstraße/Beim Hirtenkaten konnten bezogen werden.

Am 1. Juli erhielt Horn seine kirchliche Selbstständigkeit. Bisher war es die "Kirchengemeinde Hamm und Horn."

"25 Jahre Hamburg-Horner Turnverein". Angeführt vom Trommler- und Pfeiferkorps unter der Leitung des Büroangestellten Paul Grasmeyer zogen alle Abteilungen auf regennassen Straßen durch Horn. Die neue Faltbootgruppe trug ein über den Toppen geflaggtes Boot mit sich. Vom Vereinslokal am Bauerberg ging es über den Horner Weg, die Morahtstraße und den Geesthang hinunter zur Hammer Grenze. Die Horner Landstraße entlang bewegte sich der Festzug dann bis zur Pagenfelderstraße und schließlich hinauf zur Rennbahnstraße. Ziel war das große Sportgelände gegenüber der alten Holztribüne. Hier zeigten am Nachmittag alle Abteilungen einen Querschnitt ihrer Arbeit.

1931

Im Frühjahr wurden vor dem neuen Postamt und am Pagenfelderplatz Horns erste öffentliche Telefonzellen errichtet.

2. März:: Heimatforscher und Lehrer Johannes Wilhelm Adolf Diersen hielt einen Vortrag und zeigte "Bilder aus dem verschwindenden alten Horn." Diersen wurde am 21. Juni 1887 zuhause an der Ritterstraße 31 in Hamburg-Eilbeck geboren. 1908 begann er als Lehrer an der Bauerbergschule. Von 1933–1948 war er Lehrer an der Mädchenschule Rhiemsweg (mit Schwerpunkt Geographie) und wurde dann zum Rektor an die Volksschule "Beim Pachthof 17" berufen. Seine Jahre als Pensionär verbrachte er seit 1952 im ersten Stock eines Sechsfamilienhauses am Waldreiterring 35. Dort verfasste er 1958 Aus der Horner Schulgeschichte (16591958) und 1961 Aus der alten Landherrenschaft Hamm und Horn sowie 75 Jahre Horner Martinskirche. Diersen verstarb am 21. Oktober 1966. Sein Schüler Arno Schmidt (18.1.19143.6.1979) erinnerte sich an ihn, als einen außerordentlich tüchtigen, offenen und toleranten Lehrer, der seine Klasse souverän führte.

30. April: Die Endstation der Linie 13 von Horn an die Schurzallee wurde nach Hamm verlegt.

Mitte Mai konnte die Schiffbekerstraße, im Juni die Sievekingsallee fertiggestellt werden. Seit Sommer wurde der nördliche Teil des Bauerbergs als Alter Bauerberg bezeichnet.

Im Zuge südlicher Straßenverbreiterung musste an der Horner Landstraße 164 eine "tausendjährige" Eibe gefällt werden, die sich danach aber als mindestens 300 Jahre jünger herausstellte. Zumindest war sie der älteste Baum der Umgebung, zierte den Gartenbereich hinter dem "Gesellschaftshaus Felsenburg."

21. bis 30. August: "8. Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau Berlin". Manfred von Ardenne, genialer Chefingenieur der Firma "Loewe" präsentierte die erste elektronische Filmübertragung der Welt. Seither stand Loewe für Fernsehen "Made in Germany".

Die Schule an der Straße "Beim Pachthof" war nun äußerlich fertiggestellt.

Ab 16. Dezember fuhr die Straßenbahnlinie 16 jetzt von Billstedt über Mönckebergstraße nach Stellingen.

1932

Nach den Osterferien zogen die ersten vier Klassen in die neuerrichtete Schule an der Straße "Beim Pachthof."

9. Juni: Gründung des Kleingartenvereins 142 "Horner Marsch", mit bald über eintausend Parzellen der größte Europas.

Die neuangelegte Sievekingsallee erhielt als erste Horner Straße elektrische Beleuchtung. Hier fuhr ab dem 18. Juni die Straßenbahnlinie 17 von der Endhaltestelle Horner Rennbahn über Bürgerweide und Mönckebergstraße bis nach Langenfelde.

2. Dezember: Mit dem deutsch-österreichischen Spielfilm "Sehnsucht 202" eröffneten an der Horner Landstraße 171 die Derby-Lichtspiele, Horns erstes Kino.

Der Kinosaal gehörte zum Grundstück des Gasthofs zur Rennbahn und bot 420 Besuchern Platz. Die Bühne war mit ihren acht Quadratmetern jedoch zu klein für einige der seinerzeit beliebten artistischen Darbietungen im Vorprogramm. Besitzer war Fritz Rose. Der Krieg hinterließ nur eine Ruine.

Siehe auch https://hornertv.tripod.com/deli.htm

1933

17.628 Menschen lebten in Horn. Am 24. März entstanden drei Luftbilder vom Stadtteil.

Nach den Osterferien zogen alle Klassen in den Schulneubau "Beim Pachthof." In Nr. 15 wurden Knaben, in Nr. 17 die Mädchen unterrichtet.

Unter Vorsitz von Johann Adolph Behnke hielt der Grundeigentümerverein für Horn und Umgegend seine Mai-Versammlung in der Horner Meierei ab. Wie schlecht die Wegeverhältnisse in Horn sind, bewies die sehr lebhafte Aussprache hierüber. Es gab Beschwerden wegen der schlechten Beschaffenheit der Plätze an der Hornerlandstraße gegenüber dem Bauerberg und des großen Platzes Bei der Martinskirche/Scheteligsweg. Beide Areale müssten eingefriedigt und besamt werden, da die Kinder hier schon große Gruben gegraben hatten, und der aufgewühlte Sand bei jedem Windstoß über die Straße fegte. Sowohl Anwohner als auch Passanten fühlten sich dadurch arg belästigt. Ferner wurde beschlossen, dem Sielwesen zu melden, dass die Siele Ecke Pagenfelderstraße/Bobergerstraße bei starken Regenfällen nicht in der Lage sind, das Wasser zu schlucken.

18. bis 27. August: "10. Funk-Ausstellung Berlin." Der sogenannte "Volksempfänger" (Typ VE 301) kam auf den Markt. Er wurde zum Einheitspreis von 75 Reichsmark angeboten.

Nach den Plänen des Architekten Carl Wienand wurden bis 1939 im Karree Hermannstal-Legienstraße-Helma-Steinbach-Weg und Vierbergen zweigeschossige Häuser mit insgesamt 538 Wohnungen errichtet, die im Volksmund als "Riedsiedlung" in die lokale Geschichte eingingen. Mit der 8,13 Hektar großen Siedlung verschwanden die erst 1929 angelegten, bis zu ihrem Verschwinden in den AB aber nie ausgebauten Straßen Audorfseck, Flasrepel und Röötkamp. Letztere waren alte Flurnamen für den Flachsanbau, doch Audorfseck sollte an Jacob Audorf (1.8.1835–20.6.1898) erinnern, Redakteur und Verfasser der sogenannten Arbeiter-Marseillaise. Die Wege der Riedsiedlung blieben jahrelang unbenannt. Erst seit dem 11. Mai 1938 hießen sie Riedgrund und Im Ried, seit dem 25. Oktober 1945 dann auch Riedweg, Riedstieg und Riedeck.

12. September: Feierlichkeiten zur Gründung der Stiftung Das Rauhe Haus vor 100 Jahren.

10. November: Beginn der Arbeiten an der "Reichsautobahn" nach Lübeck. Neben dem "Horner Kreisel" entstanden später (gleich hinter der Autobahnauffahrt und gegenüber) Tankstellen mit Raststätten der im Juli 1936 gegründeten Reichsautobahn-Kraftstoff-Gesellschaft. Erst 1970 und 1973 wurden sie beseitigt.

1934

Am 4. Januar frühmorgens zerstörte ein Orkan die hölzerne Dachkonstruktion der zweiten Rennbahn-Tribüne auf einer Länge von 150 Metern. Der starke Winddruck beförderte Dach und Trümmer auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo erhebliche Schäden an Häusern und Schuppen entstanden. Menschen blieben unverletzt.

1. Juli: Erstes "Horner Volksfest" auf dem Gelände des Horn-Hammer Gesellschaftshauses beim Letzten Heller, veranstaltet vom Kreis Horn-Billbrook der N.S.D.A.P.

Im Sommer wurde der "Blohm’s Park" für die Öffentlichkeit freigegeben.

28. August: Offizielle Einweihung in der Aula der neuen Schule an der Straße "Beim Pachthof". Sie erhielt den Namen Ostlandschule.

1. Oktober: Der aus Thüringen stammende Kurt Schöppe übernahm die Horner Pfarrstelle.

Ab 16. Oktober fuhr die Linie 24 nicht mehr von der Station "Letzter Heller", sondern von der Endhaltestelle "Horner Rennbahn" nach Eppendorf.

1935

22. März: In Berlin startete das erste öffentliche, regelmäßige Fernsehprogramm der Welt. Gesehen werden konnte es in 15 von der Reichspost eingerichteten "öffentlichen Fernsehstellen", die jeweils Platz für 70 Personen boten. Das dreimal wöchentlich für zwei Stunden ausgestrahlte Programm bestand aus Kurz- und Spielfilmen sowie Wochenschauen. Bald darauf konnten Fernsehgeräte auch privat für etwa 250 DM erworben werden, was einem seinerzeit durchschnittlichen Monatsgehalt entsprach.

6. Juni: Mit Eröffnung der "Niederdeutschen Gartenschau" erhält das Gelände beim Dammtor-Bahnhof den Namen "Planten un Blomen".

Mit einem Festumzug durch den Stadtteil feierte der Hamburg-Horner Turnverein im September sein 30-jähriges Bestehen.

Die schon Jahre dauernden Arbeiten an der südlichen Verbreiterung der Horner Landstraße fanden im November ihren vorläufigen Abschluss, nachdem als letztes Haus das des Bäckers Carl Julius Bösenberg abgebrochen worden war.

1936

Im Frühjahr musste das Prediger-Seminar von 1887 dem Bau der Autobahn nach Lübeck weichen. Die Abbrucharbeiten dauerten bis zum 5. März. Raumersatz boten bald drei große neue Gebäude, die am 3. September 1936 ihrer Bestimmung übergeben werden konnten.

Am 24. März um 19:30 Uhr brannte auf dem Gelände des Rauhen Hauses das 1835 errichtete "Haus Tanne." Im Hornerweg hatten sich viele hundert Zuschauer eingefunden, die den Verlauf des Brandes und die eineinhalb Stunden dauernden Löscharbeiten der Feuerwehr interessiert verfolgten. Polizeibeamte sorgten in Zusammenarbeit mit schnell alarmierten SA-Männern vom Sturm 4/15 für die nötige Absperrung und die Umleitung des Autoverkehrs. Das alte Strohdachhauses brannte bis zum Erdgeschoss aus, doch zahlreiches Inventar konnte gerettet werden.

Der Horner Park erhielt im Frühjahr an der Horner Landstraße ein Toilettenhäuschen, das noch heute steht, jedoch schon Jahrzehnte nicht mehr als solches genutzt wird.

Auf einem 117.996 qm großen Areal am Nordrand heutiger Stoltenstraße (direkt am Ostrand der noch im Bau befindlichen Autobahn), begannen die Bauarbeiten für die Litzmann Kaserne. Bis zum Herbst 1939 war hier die "Nachrichtenabteilung 50" untergebracht, zuvor in beengten Verhältnissen auf der Veddel.

20. Oktober: Die Straßenbahnlinie 2 fuhr zukünftig von der Horner Rennbahn nach Lokstedt.

11. November: Das 50-jährige Jubiläum der Martinskirche fand im Hamm-Horner Gesellschaftshauses beim Letzten Heller statt.

1937

Am 1. April trat das Groß-Hamburg-Gesetz vom 26. Januar in Kraft. Das Hamburger Staatsgebiet verdoppelte sich fast von 41.500 auf 74.700 Hektar, die Bevölkerungszahl stieg um 41 Prozent von 1.192862 auf 1.681187 Millionen.

Am 13. Mai gegen 17 Uhr näherte sich Lübeck eine aus Hamburg kommende Wagenkolonne mit örtlicher und überregionaler NS-Prominenz. Neben dem Lübecker Oberbürgermeister Drechsler und Reichsstatthalter Karl Kaufmann aus Hamburg war auch der Generalinspektor des deutschen Straßenwesens Fritz Todt dabei. Es folgen etliche Reisebusse mit Arbeitern, die an den Bauarbeiten mitgewirkt hatten. Sie wurden entlang der neuen Autobahn und den Zufahrtsstraßen von einer großen Menschenmenge bejubelt. Im März 1934 hatte man mit dem Bau der 58 km langen Strecke Hamburg-Lübeck begonnen. Jede Zementfahrbahn war 7,50 Meter breit, die gesamte Trasse 24 Meter. Der Begriff Autobahn entstand 1927 und geht auf den Bauingenieur Robert Otze zurück

1938

Der seit 1928 an der Horner Landstraße 201 praktizierende jüdische Arzt Dr. med. Albert Zloczower (22.2.1901‒28.5.1964) zog mit Ehefrau Malca nach England, wo er in London NW4, Holders Hill Crescent 9 wohnte und sich fortan Dr. Albert Owers nannte. Grund für seine Auswanderung war ein zunehmender politischer Druck und die ab 30. September geltende Verordnung der Nationalsozialisten, allen jüdischen Ärzten ihre Approbation zu entziehen. Nach Aussagen seiner ehemaligen Patientinnen Maria Schwick, geborene Ertel und Marion Langhein, hatten seinerzeit viele Patienten den Verlust ihres beliebten und tüchtigen Arztes beklagt.

5. Oktober: Juden mussten die Zwangsnamen Sara, bzw. Israel als zweiten Vornamen führen und ihre Reisepässe wurden mit einem drei Zentimeter hohen "J" gestempelt.

9. November: Reichsprogromnacht, noch nach Jahrzehnten als "Reichskristallnacht" bezeichnet.

1939

1. Januar: Straßennamen wurden fortan nicht mehr in einem Wort, sondern getrennt geschrieben, Hornerlandstraße also "Horner Landstraße." Gleiches galt für den Hornerweg, die Pagenfelderstraße und einige weitere. Mit Personennamen verbundene Straßen und Wege jedoch behielten ihre ursprüngliche Schreibweise: Sievekingsallee, Washingtonallee, Hertogestraße, Legienstraße, Dunckersweg, Rhiemsweg oder auch Hermannstal.

22. Januar: Mit einem Festgottesdienst wurde das Gemeindehaus der Martinskirche eingeweiht (Grundsteinlegung war am 8. Mai 1938). Die Festpredigt hielt Pastor Schopp, die Weiherede Oberkirchenrat Drechsler.

23. April: Mit den Frühjahrsrennen begann die Saison für alle Pferdesportfreunde.

Im Mai wurden in Horn 23.370 Einwohner gezählt, in Hamburg 1,712 Millionen.

9. Juni: Um 20 Uhr wurde die Freilichtbühne im Blohm’s Park mit einem "Bunten Abend" eingeweiht. Erheblich vergrößert bot sie auf den neuen Holz-Sitzreihen Platz für bis zu 600 Zuschauer. Zusätzlich waren acht Stehplatzterrassen entstanden, mit ausgezeichneten Sichtmöglichkeiten für maximal 2.500 Zuschauer (vorher bestand das Areal für die Zuschauer lediglich aus einer grünen Wiese). In den warmen Monaten sollten freitags Theater-, Gesang-, Tanz- und Opernabende stattfinden und alle 14 Tage vor diesen Veranstaltungen Kinderfeste auf den zwei großen Wiesen. Nur für die Abendveranstaltungen erhob man 20 Pfennige.

27. August: Einführung von Lebensmittelkarten.

1. September: Der nächste Krieg begann, wurde danach als "Zweiter Weltkrieg" bezeichnet, allein von Deutschland ausgehend.

1940

13. Februar: Im bisher kältesten in Hamburg registrierten Winter fiel das Thermometer auf minus 29,1 Grad.

Ab April konnte man mit der Straßenbahnlinie 28 von Billstedt über Winterhude nach Ohlsdorf fahren.

Am 18. Mai begann auch für Hamburg der Bombenkrieg. Um 0.28 Uhr drangen 48 Kampfflugzeuge der Royal Air Force in den Luftraum der Hansestadt ein. Über Altona, St. Pauli, dem Hafen und Harburg klinkten sie 400 Brand- und 80 Sprengbomben aus. Häuser und Schuppen gingen in Flammen auf, 34 Menschen starben, 72 wurden verletzt. Weitere Angriffe erfolgten am 7. Juni (24 Bomber), am 20. und 30 Juni, am 5. und 9. August sowie am 22. Oktober (20 Bomber), am 16. November (67), am 17. November (130) und am 25. November (42). Noch aber gehörte Horn nicht zu den Zielgebieten.

30. Juni: Deutsche Derby um das Blaue Band (Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen). Zu diesem Rennen erschien eine Sonderbriefmarke im Wert von 25 Pfennigen, zusätzlich 1 Mark.

Die für Tokio geplanten Olympischen Sommerspiele vom 21. September bis zum 6. Oktober konnten kriegsbedingt nicht stattfinden. Das galt auch für 1944.

3. Oktober: Zum Schutz vor Bombenangriffen wurden die Schulkinder im Rahmen der Kinderlandverschickung fortan in andere Regionen gebracht und dort unterrichtet.

1941

Februar: Zum Schutz der örtlichen Bevölkerung entstand an der Gabelung "Bauerberg"/"Alter Bauerberg" ein Rundbunker, der als bombensicher galt und am 10. Mai fertig wurde. Erst 2021wurde er in den Monaten Januar bis März beseitigt. 

In der Nacht vom 13. auf den 14. März flog die Royal Air Force mit 139 Bombern ihren ersten Doppelangriff auf Hamburg. Von 23:12 bis 2:40 Uhr und dann nochmals ab 4:10 Uhr fielen 300 bis 400 Brand- und 20 Sprengbomben, fast allesamt auf die Werft "Blohm & Voss." Weitere größere Luftangriffe fanden statt am 27. April (50 Bomber), am 3. Mai (95), am 7. Mai (115), am 9. Mai (188), am 11. Mai (119),  am 12. Mai (92), am 30. Juni (28), am 17. Juli (107), am 3. August (80), am 9. August (44), am 16. September (169), am 30. September (93), am 1. Oktober (82), am 27. Oktober (115), am 31. Oktober (123), am 10. November (103) und am 30. November (181 Bomber). Bei mindestens einem dieser Angriffe fielen auch Bomben auf Horn, so im Sommer, als das Haus am Bauerberg 55 getroffen wurde und es unbewohnbar machte. Bei insgesamt 42 Luftangriffen auf Hamburg starben in diesem Jahr 626 Menschen, 1959 wurden verletzt.

4. Juni: Kaiser Wilhelm II. starb im niederländischen Doorn, wo er seit 1920 lebte. Von 1888 bis 1918 war er der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen.

29. Juni: Deutsche Derby um das blaue Band (Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen). Zu diesem Rennen erschien eine Sonderbriefmarke im Wert von 25 Pfennigen, zusätzlich 1 Mark.

1. September: Alle Juden in Deutschland mussten bis Kriegsende einen sogenannten Judenstern tragen. Der Schuljahresbeginn wurde im ganzen Deutschen Reich auf diesen Tag festgelegt. Zum Schutz der örtlichen Bevölkerung entstand noch in diesem Monat ein Rundbunker hinter der dem Haus an der Rennbahnstraße 79.

25. Dezember: In seiner NBC-Radioshow stellte Bing Crosby (3.5.190314.10.1977) erstmals "White Christmas" vor, das bis heute weltweit bekannteste Weihnachtslied.

1942

28. Juni: Deutsche Derby um das blaue Band (Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen). Zu diesem Rennen erschien eine Sonderbriefmarke im Wert von 25 Pfennigen, zusätzlich 1 Mark.

27. Juli: Die Royal Air Force flog ihren 122. und bis dato schwersten Luftangriff, wobei nur 304 der 403 gestarteten Maschinen Hamburg erreichten, weil das Wetter im Abfluggebiet sehr schlecht war. Von 0:43 bis 2:07 Uhr fielen dann 724 Tonnen Bomben auf die Stadt, davon 31 Minenbomben, 588 Sprengbomben, 68.000 Stabbrandbomben und 1.600 Phosphorbrandbomben. Die Schäden waren verheerend. Mehr als 800 Häuser wurden zerstört und über 5.000 beschädigt, in Horn vor allem Großwohnhäuser an der Washingtonallee und am Hermannstal. Insgesamt wurden 337 Menschen getötet, etwa 1.000 verletzt und etwa 14.000 hatten kein Dach mehr über dem Kopf. Während des Angriffs tobte am Himmel ein erbitterter Kampf der Nachtjäger und der am Boden stationierten Flak-Geschütze gegen den Bomberverband, wobei die Royal Air Force 29 Flugzeuge verlor. Weitere schwere Angriffe fanden statt am 9. April 1942 (272 Bomber), am 18. April (173), am 4. Mai (81), am 29. Juli (256) und am 10. November mit 213 Bombern. Bis Ende des Jahres waren in Hamburg 1.194 Menschen seit den ersten Luftangriffen ums Leben gekommen.

1943

Seit dem 2. Februar wurden rund um Hamburg 15 bis 17 Jahre alte Schüler als Flakhelfer eingesetzt. Schon am 4. Februar erfolgte mit 263 Bombern der erste schwere Luftangriff des Jahres, bei dem sich die Jungen "bewähren" konnten. Ein weiterer schwerer Angriff mit 417 Flugzeugen folgte am 4. März.

14. Juli bis 31. August: Sommerferien in Hamburg.

Mit dem Großangriff am 25. Juli frühmorgens, begann die angloamerikanische "Operation Gomorrha", die bis zum 4. August dauerte. Dabei kamen 791 Flugzeuge zum Einsatz, 1.500 Menschen wurden getötet. Insgesamt kam es zu fünf Nachtangriffen durch die Royal Air Force (RAF) und zwei Tagesangriffen durch die United States Army Air Forces (USAAF).

28. Juli:  Ab 1 Uhr morgens wurde u.a. Horn zum Zielgebiet von 739 Flugzeugen. Nur wenige Gebäude überstanden das Inferno. Dazu gehörten u.a. die beiden großen Schulen, die Warteschule am Bauerberg und wenige Großwohnhäuser, Auch die Martinskirche wäre wohl niedergebrannt, hätte es da nicht den 70-jährigen hörgeschwächten Kirchendiener August Antholz gegeben, der während des Angriffs die einfallenden Brandbomben löschen konnte. Dennoch waren schwere Schäden an Gestühl und Orgel entstanden. Nach notdürftiger Wiederherrichtung konnte am 7. November ein schlichter Gottesdienst stattfinden, den jedoch nur 13 Personen besuchten, deren Gesänge mit Hilfe eines zur Verfügung gestellten Klaviers begleitet werden konnten.

23. September: Gerd Rasquin wurde geboren, der sich seit 1996 zusammen mit Gerd von Borstel (*5. August 1950) intensiv mit der Geschichte des Stadtteils Hamburg-Horn beschäftigen sollte.

1944

Die schwersten Luftangriffe des Jahres gab es am 18. Juni (522 Flugzeuge), am 20. Juni (512), am 29. Juli (307), am 4. und 6. August (445), am 6. Oktober (406), am 25. Oktober (596), am 4. und 6. November (238), am 21. November (366) sowie am 31. Dezember (526 Flugzeuge).

Die für London geplanten Olympischen Sommerspiele konnten kriegsbedingt nicht stattfinden, wurden auf 1948 verschoben. Sie waren bereits im Juni 1939 einstimmig beschlossen worden.­

1945

Die schwersten Luftangriffe jenes Jahres fanden statt am 17. Januar (225 Flugzeuge), am 24. Februar (348) sowie in der Zeit vom 5. bis 11. März (vier Angriffe mit über eintausend Flugzeugen). Weitere Angriffe vor Kriegsende erfolgten noch am 20. März (282), am 31. März (469) und am 9. April. Bei diesem letzten Angriff kamen 440 Flugzeuge zum Einsatz, deren Bomben 292 Menschen das Leben kosteten.

Als Generalmajor Alwin Wolz die Stadt am 3. Mai um 18:25 Uhr an den britischen Brigadegeneral Douglas Spurling übergab, war der Krieg für Hamburg beendet.

8. Mai: Ende des Kriegs in Europa. Erst danach entstanden in den Medien und im Volk die Bezeichnungen "Erster Weltkrieg" und "Zweiter Weltkrieg".

Bilanz: Über 60 Millionen Tote, darunter etwa sechs Millionen europäische Juden.

2. September: Kapitulation des Kaiserreichs Japans im Krieg gegen die USA.


Zeugen der Horner Dorfzeit sind heute nur noch das 1834 errichtete "Haus Tanne" auf dem Gelände des Rauhen Hauses sowie einige dort und im Blohm’s Park stehende Eichen und Blutbuchen. Von den einstigen Tümpeln und Teichen existiert heute

lediglich noch das "Horner Moor" sowie der Teich auf dem Gelände des Rauhen Hauses.


Gerd Rasquin    Escheburger Weg 37   D 21039 Escheburg    Telefon:  (040) 180 98 731